Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 12. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 12. Psalm.

1. Ein Psalm Davids, vorzusingen auf acht Saiten. 2. Hilf, HErr, die Heiligen haben abgenommen, und der Gläubigen ist wenig unter den Menschenkindern. 8. Einer redet mit dem andern unnütze Dinge, und heucheln, und lehren aus uneinigem Herzen. 4. Der HErr wolle ausrotten alle Heuchelei, und die Zunge, die da stolz redet, 5. Die da sagen: Unsere Zunge soll Überhand haben, uns gebührt zu reden; wer ist unser Herr? 6. Weil denn die Elenden verstöret werden, und die Armen seufzen, will ich auf, spricht der HErr; ich will eine Hilfe schaffen, dass man getrost lehren soll. 7. Die Rede des HErrn ist lauter, wie durchläutert Silber im irdenen Tiegel bewahret siebenmal. 8. Du, HErr, wollest sie bewahren, und uns behüten vor diesem Geschlecht ewig. 9. Denn es wird allenthalben voll Gottloser, wo solche lose Leute unter den Menschen herrschen.

Der 12. Psalm hat wieder eine Überschrift: Ein Psalm Davids, vorzusingen auf acht Saiten. Daraus kann man aber nichts von der Zeit und besonderer Veranlassung des Psalms vermuten. Der Inhalt selber gibt zu erkennen, dass David damals auch in einem Glaubenskampf bei überhandnehmender Gottlosigkeit gestanden sei und darüber Klage vor den HErrn gebracht habe, der ihm tröstlich zugesprochen, welchen Zuspruch David im Glauben angenommen und versiegelt hat. Hieraus ergeben sich drei Teile des Psalmen:

  1. David bringt sein Gebet und Klage vor den HErrn, dass bei Abnahme der Heiligen und Gläubigen die Gottlosigkeit im Land überhand nehmen, V. 2. 3. Der HErr tut in dieser Sache einen nachdrücklichen Rechts- und Macht-Spruch zu Davids und aller Gläubigen Trost V. 6.
  2. David nimmt diesen göttlichen Ausspruch mit Glauben an, und legt die nötige Erfüllung desselben GOtt, noch weiter ans Herz. V. 7. 8. 9.

In des seligen Dr. Speners Lebensbeschreibung liest man: dass er einmal in betrübten Gedanken, über den Zustand der Kirche, in die Betstunde zu Frankfurt gegangen sei; so haben ihm die Worte des Gesangs:

Darum spricht GOtt: Ich muss auf sein,
Die Armen sind verstöret,
Ihr Seufzen dringt zu mir herein,
Ich hab ihr Klag erhört;

welche bei seinem Eintritt gesungen worden, einen ungewöhnlichen Eindruck ins Herz gegeben, dass er weder vor noch nach eine solche Lieblichkeit auch nur des Tons, als damals gespürt; dafür er es billig als eine göttliche Antwort auf seinen damaligen Kummer, geachtet hat, und weil es sich zugetragen, dass er nach Sachsen gezogen, und in das Chur-Sächsische Territorium eingetreten, sechs Schüler nebst einem Schul-Kollegen gekommen, und an den Wagen getreten, eben den Vers and stimmend, hat der selige Mann denselben nachmals in Dresden sich von dem Schüler-Chor vor seiner Wohnung gewöhnlich singen lassen.

Wo Derjenigen, die in der Liebe wandeln, Sanftmut und Demut beweisen, oder auf die man sich als auf zuverlässige redliche Leute verlassen kann, wenig werden, oder wo sie als gering hintangesetzt werden, und V. 9. lose Leute die Schlechten mit leeren Worten erheben, und das bewährte Silber der Worte GOttes abzutreiben suchen, da ist es kläglich.

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autoren/r/rieger_k/rieger-psalmen-psalm_12.txt · Zuletzt geändert: von aj
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