Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 107. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 107. Psalm.

1. Dankt dem HErrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währt ewig. 2. Sagt, die ihr erlöst seid durch den HErrn, die er aus der Not erlöst hat; 3. Und die er aus den Ländern zusammen gebracht hat, vom Aufgang, vom Niedergang, von Mitternacht und vom Meer; 4. Die irre gingen in der Wüste, in ungebahntem Wege, und fanden keine Stadt, da sie wohnen konnten, 5. Hungrig und durstig, und ihre Seele verschmachtet; 6. Und sie zum HErrn riefen in ihrer Not; und er sie errettete aus ihren Ängsten, 7. Und führte sie einen richtigen Weg, dass sie gingen zur Stadt, da sie wohnen konnten; 8. Die sollen dem HErrn danken um seine Güte, und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, 9. Dass er sättiget die durstige Seele, und füllet die hungrige Seele mit Gutem. 10. Die da sitzen mussten in Finsternis und Dunkel, gefangen im Zwang und Eisen; 11. Darum, dass sie GOttes Geboten ungehorsam gewesen waren, und das Gesetz des Höchsten geschändet hatten; 12. Darum musste ihr Herz mit Unglück geplagt werden, dass sie da lagen, und ihnen Niemand half; 13. Und sie zum HErrn riefen in ihrer Not, und er ihnen half aus ihren Ängsten, 14. Und sie aus der Finsternis und Dunkel führte, und ihre Bande zerriss: 15. Die sollen dem HErrn danken um seine Güte, und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, 16. Dass er zerbricht eherne Türen, und zerschlägt eiserne Riegel. 17. Die Narren, so geplagt waren um ihrer Übertretung willen, und um ihrer Sünde. willen, 18. Dass ihnen ekelte vor aller Speise, und wurden todkrank; 19. Und sie zum HErrn riefen in ihrer Not, und er ihnen half aus ihren Ängsten; 20. Er sandte sein Wort, und machte sie gesund, und errettete sie, dass sie nicht starben; 21. Die sollen dem HErrn danken um seine Güte, und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, 22. Und Dank opfern, und erzählen seine Werke mit Freuden. 23. Die mit Schiffen auf dem Meer fuhren, und trieben ihren Handel in großen Wassern; 24. Die des HErrn Werke erfahren haben, und seine Wunder im Meer, 25. Wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob, 26. Und sie gen Himmel fuhren, und in den Abgrund fuhren, dass ihre Seele vor Angst verzagte, 27. Dass sie taumelten und wankten wie ein Trunkener, und wussten keinen Rat mehr; 28. Und sie zum HErrn schrien in ihrer Not, und er sie aus ihren Ängsten führte, 29. Und stillte das Ungewitter, dass die Wellen sich legten, 30. Und sie froh wurden, dass es stille geworden war, und er sie zu Lande brachte nach ihrem Wunsch: 31. Die sollen dem HErrn danken um seine Güte, und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, 32. Und ihn bei der Gemeine preisen, und bei den Alten rühmen. 33. Die, welchen ihre Bäche vertrocknet, und die Wasserquellen versiegt waren, 34. Dass ein fruchtbares Land nichts trug, um der Bosheit willen derer, die darinnen wohnten; 35. Und er das Trockene wiederum wasserreich machte, und im dürren Lande Wasserquellen; 36. Und die Hungrigen dahin gesetzt hat, dass sie eine Stadt zurichteten, da sie wohnen könnten, 37. Und Äcker besäen, und Weinberge pflanzen möchten, und die jährliche Früchte kriegten; 88. Und er sie segnete, dass sie sich sehr mehrten, und ihnen viel Vieh gab. 39. Die, welche niedergedrückt und geschwächt waren von dem Bösen, der sie gezwungen und gedrungen hatte; 40. Da Verachtung auf die Fürsten geschüttet war, dass alles irrig und wüste stand; 41. Und er den Armen schützte vor Elend, und sein Geschlecht wie eine Herde mehrte. 42. Solches werden die Frommen sehen, und sich freuen; und aller Bosheit wird das Maul gestopft werden. 43. Wer ist weise und behält dies? So werden sie merken, wie viele Wohltat der HErr erzeigt.

Der 107. Psalm ist eine Ermunterung zum Lob GOttes über so mancherlei Gutes, das der HErr an den Menschenkindern tut. Da führt uns der Mann GOttes durch die Welt, als durch einen Schauplatz des menschlichen Elends, und der Wunderwerke und Gutherzigkeiten GOttes. Er geht mancherlei Gattungen von Bedrängten und in Not Geratene durch, und zeigt bei jeder Gattung, wie sie in Not gesteckt, darinnen zu GOtt geschrien, daraus Seine Hilfe erfahren haben, und welchen Dank sie Ihm also schuldig seien. Zuletzt nimmt er noch manche andere denkwürdige Schickungen GOttes zusammen und erweckt ein dankbares Andenken darüber. 1) Er sagt seine Hauptabsicht, nämlich zum Lob GOttes aufzufordern, aus Betrachtung, wie auch bei ernstlichen Heimsuchungen GOttes, und darunter hervorblickender Zorn-Gerichte, es doch wieder auf die Erfahrung der ewigen Güte GOttes hinauslaufe. 2) Wendet er sich an die verschiedenen Gattungen von Menschen, die auf Reisen, in Fremdlingschaft, in Gefängnissen, in Krankheiten und besonders auf dem Meer in große Not geraten, aber auch die mächtige Hilfe GOttes erfahren haben, V. 2-32. Zuletzt werden mancherlei im menschlichen Leben und bürgerlichen Regiment vorkommende Schickungen GOttes zusammen genommen, und der Menschen Nachdenken darüber mit einem eindringlichen Schluss erweckt. Undankbare und Boshaftige seht der liebe Heiland Luk. 6. zusammen, denn wer GOttes Güte nicht mit Dank erkennt, und darin nicht seine Weide sucht und findet, der geht unfehlbar dem Eitlen nach, und gerät darüber in Bosheit, gleichwie im Gegenteil an der Bosheit das Giftigste ist, dass es so aus Undank gegen dem guten GOtt geht, und dass man dabei sein Maul oft so weit auftut, und sich in seinem Hochmut so viel rühmt; darum man sagen sollte: So der HErr will, und wir leben, wollen wir dies oder das tun, Jak. 4,15.16. Wohl dem, dem der Mund zu allem frühzeitigen Rühmen und unzeitigen Klagen gestopft, und hingegen zum Beten und Loben desto mehr eröffnet ist.

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autoren/r/rieger_k/rieger-psalmen-psalm_107.txt · Zuletzt geändert: von aj
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