Quandt, Emil - Die Ruhestätten des Menschensohnes - Vorwort.

Quandt, Emil - Die Ruhestätten des Menschensohnes - Vorwort.

Des Menschen Sohn ist uns in allen Stücken, außer in der Sünde, gleich gewesen in den Tagen seines Fleisches, auch darin, dass er ein Gast und Fremdling gewesen ist auf Erden. Auch sein Leben war ein Pilgersstand und was für einer! Auch er hat hier keine bleibende Stadt gehabt, sondern die zukünftige gesucht; auch er ist ein Wanderer gewesen im Tal dieser Tränen; auch auf ihn passt das Verslein: Ich bin ein Gast auf Erden und hab' hier keinen Stand. O ihr Wanderer der Erde, wird euch die Pilgrimschaft hin und wieder schwer, so seht auf Jesum Christ, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens, der, ob er wohl Gottes Sohn war, es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an und ward ein Mensch und ein Pilger auf Erden, gleich wie wir, und zog uns siegreich voran durch Wüstensand auf rauer Bahn nach Kanaan! Denn Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Er wurde geboren von einem Weib, aber er fand keinen Raum in der Herberge, sondern musste mit der Krippe eines Stalles vorlieb nehmen. Er ging zu sterben für die Erlösung der Welt, aber er fand kein Sterbekissen für sein Haupt voll Blut und Wunden, sondern angenagelt an ein Holz hat er sein Haupt geneigt und ist verschieden. Und auch zwischen Krippe und Kreuz ist er heimatlos auf dieser armen Erde umhergewandelt und hat klagen müssen: Die Füchse haben ihre Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben ihre Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege. Er ist umher gegangen von Dan bis Bersaba, alles Verlorene zu suchen und selig zu machen; er hat selbst Samaria und die Grenzen von Tyrus und Sidon nicht ausgeschlossen von seiner Segen spendenden Gegenwart: er hat bei alle dem für sich selbst keine Heimat gehabt auf Erden, er ist ein Pilgrim gewesen hienieden, ein Wanderer nach der Stadt mit den goldenen Gassen. „Meines Jesu Pilgerbahn durch das dunkle Tal der Tränen schau ich mit Verwundern an und mit großem Herzenssehnen. Selig, wer zum Himmel an wandeln geht auf Jesu Bahn.“

Dennoch gleichwie gewöhnliche Menschenkinder während ihres Pilgerlaufes auf Erden hie und da einige Rast- und Bleib-Stätten finden, wo sie für kürzere oder längere Zeit ihr Haupt hinlegen können, so hat es auch für den großen himmlischen Wanderer auf Erden zwischen Krippe und Kreuz, zwischen Bethlehem und Golgatha hin und her einige Häuser gegeben, in denen seines Bleibens länger war, als anderswo, Stätten der Ruhe und Rast, Reifestationen des Menschensohnes, die auf ewig geweiht sind durch seinen Aufenthalt. In diesen seinen Ruhestätten, wenigstens in den vorzüglichsten, den Heiland aufzusuchen, an denselben Ihm nahe zu treten, Ihn anzubeten, von Ihm zu lernen, ist die Aufgabe der folgenden Betrachtungen. Wir wollen sein Vaterhaus in Nazareth und dann sein Vaterhaus in Jerusalem besuchen; wir wollen darauf das Hochzeitshaus in Kana, das Fischerhaus in Kapernaum, das Pharisäerhaus in Nain, das Zöllnerhaus in Jericho und zuletzt das Freundeshaus in Bethanien mit einander betreten, in allen diesen sieben Häusern uns sonnend in dem Lichte der Herrlichkeit unsers Mittlers.

Der Herr, unser Gott, wolle zu diesen Betrachtungen uns in Gnaden seinen Segen verleihen, dass von den Ruhestätten des Menschensohnes auf Erden Weihe ausströme für die Herbergen, die uns selber der himmlische Vater für unser Wanderleben hienieden geschenkt hat.

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