Photius - Brief an Machael, Fürst von Bulgarien

Photius - Brief an Machael, Fürst von Bulgarien

Die erste und allgemeine Kirchenversammlung wurde zu Nicäa in Bithynien von 318 Bischöfen gehalten. Die vornehmsten waren Alexander von Konstantinopel, ein so wohl wegen seines Alters als wegen seiner Einsicht und Heiligkeit verehrungswürdiger Mann; Silvester und Julius, Bischöfe zu Rom. Von diesen war zwar keiner selbst gegenwärtig; sie schickten aber jeder zu der Zeit, da er Bischof war, den Vitus und Vincentius an ihrer Statt. Mit ihnen vereinigte sich Hosius, der Bischof von Korduba. - Ferner war selbst gegenwärtig Alexander von Alexandrien, und hatte den Athanasius bey sich, der damals der erste unter den Diakonen war. Ferner Eustathius von Antiochien, Makarius von Jerusalem, Paphnutius, Spiridon, Jacobus, Maximus, und viele andere, die sich durch apostolische Gaben und Märtyrerleiden berühmt gemacht hatten - rechtschaffene und würdige Vorsteher der grossen Versammlung. Vor allen leuchtete der große Konstantin, der Kaiser des römischen Reichs, hervor, welcher die Synode berufen hatte, und durch seine Gegenwart glänzend machte.

Man verurtheilte den Arius und behauptete gegen ihn die apostolische Lehre. Dieser Unglückliche war aus Alexandrien gebürtig, wurde ein Geistlicher und endlich Presbyter. Mit Uebermuth erhub er sich zuerst wider seinen Bischof, und dann auch wider den allgemeinen Bischof und Herrn. Den Sohn, das Wort Gottes, erniedrigte er zu einem geschaffenen und gemachten Wesen. Er wollte nicht begreifen, was jeder von selbst einsiehet, daß jeder Sohn einerley Wesen und Natur mit dem Vater hat. Wer den Sohn unter die Geschöpfe rechnet, rechnet auch den Vater dahin. Und wer dem Vater ein schöpferisches Wesen und eine ewige Natur zuschreibt, schreibt sie auch dem Sohn zu. Wie könnte er ein eigentlicher Sohn seyn, wenn er ein anderes Wesen hätte, als der Vater? Und würde nicht die heidnische Vielgötterey aufkommen, wenn man die Gottheit in ein größeres und kleineres Wesen theilte, und jenes dem ersten und ältesten Gott, dem Weltschöpfer, dieses aber dem zweiten und jüngern, der jenem zum Dienst untergeordnet wäre, zueignete? Jene Väter verurtheilten also den Arius. Sie erklärten der heiligen Schrift und den frommen Lehrern zufolge, daß der Sohn, das Wort Gottes, gleiches Wesens, gleicher Natur, Ewigkeit, Macht und Herrschaft mit dem Vater sey, der ihn gezeuget habe. Sie wußten wohl, daß es jüdisch und feindselig gegen Christum wäre, die dreifaltige Monarchie auf Eine Person einzuschränken; daß es aber auch heidnisch und abgöttisch wäre, die über alles Wesen erhabene, einige Gottheit in ungleiche Naturen abzutheilen.

Quelle: Fuchs, Georg Daniel - Bibliothek der Kirchenversammlungen des vierten und fünften Jahrhunderts

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