Passavant, Theophil - Naeman, oder Altes und Neues - 16. Gott hat eine Ruthe.

Passavant, Theophil - Naeman, oder Altes und Neues - 16. Gott hat eine Ruthe.

V. 2. Die Syrer aber waren streifen gezogen, und hatten eine kleine Dirne weggeführet aus dem Lande Israel; die war im Dienste des Weibes Naeman.

Es ist doch ein köstlich Ding, an Gott glauben, dem HErrn vertrauen, ich meine, wie es ein David, und wie die heiligen Psalmen-Sänger Alle gemeint haben, - wenn man heilig und aufrichtig seines Glaubens lebt, des Glaubens, der unverrückt nach jenen Bergen siehet, ach weit über jene Berge hinaus zu Gott schauet, und findet Ihn, und horchet und gehorchet, und kindlich Ihm das ganze Herz gibt. Das gibt in aller Trübsal, bei jeder Anfechtung, jeder Noth auf dieser unruhigen Erde, ein getrostes und ruhiges Herz; es ruhet in Gott.

Ist Gott für mich, so trete
Gleich Alles wider mich;
So oft ich ruf' und bete,
Weicht Alles hinter sich;
Hab' ich das Haupt zum Freunde,
Und bin geliebt bei Gott,
Was kann mir thun der Feinde
Und Widersacher Rott'?:

Sein Geist spricht meinem Geiste
Manch' süßes Trostwort zu,
Wie Gott dem Hülfe leiste,
Der bei Ihm suchet Ruh;
Und wie Er hab' erbauet
Ein' edle neue Stadt,
Da Aug' und Herze schauet,
Was es geglaubet hat.

Ja, mein Freund, ein Wort, ein Machtwort in allen und den dunkelsten Stunden: Ist Gott für uns, Wer mag wider uns sein? Röm. 8,31. Und der Mensch, und auch ein gewaltiger, wie Naeman gewesen, der Mensch braucht so Etwas in seinem Leben, denn es gibt Stunden in diesem Erden-Leben, da zittern die Starken, da beben die Helden, es haben sie Angst und Schmerzen ergriffen, wie eine Gebährerin (Jer. 49,24.); - und da hilft kein Trotz den Trotzigen mehr, alle Kraft des Menschen verschmilzt wie Wachs; es hilft kein Zauber-Bild noch Zettel, kein Siegel noch Ring in der Tasche, auf der Herzgrube, oder dergleichen Künste Etwas, sondern nur das Geheimniß des Glaubens in einem reinen Gewissen, oder in einem zerschlagenen Herzen. 1. Tim. 3,9. Ps. 51,19.

Das Volk Gottes, klein, und auf einen kleinen Raum der Erde beschränkt, war auf allen Seiten von kleineren und größeren Völkern umgeben, Alle seine Feinde, Hasser oder Verächter. So lange es glaubte, und seines Glaubens lebte seinem Gott, blieben seine Feinde, wie vor einem Starken gefesselt, und stille; oder, wenn sie sich an das Israel Gottes wagten, wurden sie zurückgeschlagen und zerstreut wie Stoppeln vor dem Wind. Fiel aber Israel vom Glauben und vom Gehorsam, - diese beiden sind Eins - und sie verließen ihren Gott, da halfen ihnen ihre Kriegs-Schaaren, ihre Helden mit allen ihren Waffen zur Abwehr, zum Angriff, nicht mehr; auch kein Pochen darauf, kein Rühmen, daß sie Israel, das auserwählte Volk wären; sie hielten vor keinem Feinde Stand, sondern wurden mit großer Schmach ihrer Feinde Raub; denn Gott war nicht mit ihnen, nach dem Worte des HErrn: Ich will Mein Antlitz wider euch stellen, und sollt geschlagen werden von euern Feinden, und die euch hassen, sollen über euch herrschen, und sollt fliehen, da euch Niemand jagt. Denn euer Tausend werden fliehen vor eines Einigen Schelten, ja, vor dem Schelten von Fünfen werdet ihr Alle fliehen, bis daß ihr überbleibet wie ein Mastbaum, oben auf einem Berge, und wie ein Panier, oben auf einem Hügel. 3. Mos. 26,17. Es. 30,17.

So brauchte der Gott Israels die Feinde Seines Volks, sie zu warnen und zu züchtigen, und auf die Wege des Gehorsams sie zurückzuführen; und zu Naemans Zeiten waren die Syrer unter ihrem Könige Ben-Hadad, ja, vor ihm und nach ihm waren sie oft und immer wieder Israels hartnäckige, treulose Feinde; sie machten häufige Einfälle in das heilige Land, das durch seine Bewohner so unheilig geworden war; sie nahmen ihre festen Städte ein, sie plünderten ihre Heerden, sie zerstörten ihre blühenden Felder, sie tödteten, mordeten, und führten ihre Jünglinge und Jungfrauen gefangen; in Syrien, und rings nach ferneren Landen hin wurden die Unglücklichen als Sklaven verkauft; denn Gott hat Seine Ruthen:

Gott schlägt uns, daß wir's fühlen sollen,
Die Trübsal ist ein Ruf ans Herz,
Und wenn wir noch nicht kommen wollen,
So folgt ein neuer Schlag und Schmerz;
Gott schlägt so lange bis man's hört,
Bis sich Sein Volk zu Ihm bekehrt.

Die Schläge sind von guten Händen;
Es ist die Hand, die liebt und schlägt;
Wir sollen nur uns zu ihr wenden,
So hat sich bald der Zorn gelegt;
O Mensch, verlaß den Sünden-Steg,
So wirft auch Gott die Ruthe weg.

Ihr Sünder, seht die Noth im Lande,
Seht, Noth und Armuth in der Stadt;
Seht, wie in jedem Ort und Stande
Der Krieg verheert, verwüstet hat.
Seht diese Frucht der Sünden an!
Seht, wie Gott Sünder strafen kann.

Geschlagnes Land, ach, kehre wieder,
Und sprich: HErr, geh' nicht in's Gericht!
Komm, sing' mit Thränen deine Lieder,
Gott ruft dir zu: „Mein Herze bricht!
Ich geb' dir wieder Fried' und Ruh,
Die Buße nöthigt Mich dazu.“

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