Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 9. Ich habe Jakob verstanden.

Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 9. Ich habe Jakob verstanden.

Ich weiß eine Zeit, da ich mit einem Stab über den Jordan ging, über jeden Fluß, jeden Bach des Lebens, und hatte nicht Jakobs Leiter gesehen, wußte von den Engeln Gottes nicht, welche vom Himmel über die Menschenkinder herab und herauf gehen; wußte von keinem Worte des Herrn, von keinem Glauben an dieses theure lebendige Wort, von keinem kindlichen Vertrauen, keinem Aufblick zum Herrn Herrn, von keiner Nähe Gottes, keiner Gemeinschaft mit Ihm, keinem Gebet, keinem Altar, keinem Gehorsam, keiner Dankbarkeit; - aber auch von keinem Lichte, keinem Trost, keiner Erquickung aus seinem Himmel; begehrte es auch nicht, und ging dahin den irdischen Weg, und wußte nicht wohin, fragte auch nicht darnach; und war, obwohl von Freunden umgeben, auf diesem Wege sehr arm, sehr verlassen, jämmerlich und elend, und wußte es nicht; ich war ohne Grund und Boden, ohne Halt und Stärke, ohne Hoffnung, weil ohne Gott, ohne Christus in der Welt (Ephes. 2, 12.); hatte mir meine eigene Kraft zur Stütze, meinen eigenen Sinn zum Stab, und zum Stecken, meine Unwissenheit und Thorheit gemacht. - Und nun sehe ich die nämliche Erde wieder; ich erkenne das Land meiner Jugend, das Haus meiner Väter; ich setze über diesen Jordan wieder; der Herr ist mein Stecken und mein Stab (Ps. 23.); Er gehet mir zu Seiten auf allen Wegen; sein Weist spricht zu meinem Geiste, sein Herz ist meinem Herzen offen; Licht und Trost und allerlei selige Kraft, und Friede und Freude, stießen mir alle Tage und Stunden aus Seinem reichen Gottesworte zu; auch seine Himmel sind meinen Augen und meinem Verlangen offen, und dort mein unvergängliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbe (1. Petr. 1, 4.); dort die ewige Stadt, das himmlische Jerusalem, die Zehntausende der Versammlung der Engel, die Gemeine der Erstgeborenen, die in den Himmeln eingeschrieben sind (Hebr. 12.). Ich gehöre zu diesem Gottes Volk, welches ist das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthum, das heilige Volk (1. Pet. 2, 9.); und bis daß angehet jene Ruhe, die da vorhanden ist dem Volke Gottes, und dies Verwesliche das Unverwesliche anziehet, und dies Sterbliche die Unsterblichkeit (1. Cor. 15.), wohne ich mitten in der Welt als im Tempel meines und unseres Gottes, in der Wüste, in deinen Hütten, Jakob, in deinen Wohnungen, Israel (4. Mos. 24, 5.): und so arm, so betrübet, so angefochten ich oft und wieder in dem Leibe dieses Todes sein möge, wo die Welt darbet in ihrer Armuth, fühle ich mich reich; wo sie trauert, habe ich einen überschwänglichen Trost; wo sie sich heftig beweget und zürnet oder verzaget, ist mein Muth fein und stille; wo sie sich ängstet und zaget, wanket und schwanket, und ihr schönstes Leben vor dem Tode erblasset, fühle ich mich voll Lebens auf dem Fels meines Heils; Jehova ist mein Fels. Ps. 16, wie ruhet man da so sicher und stille, die Welt zu des Felses Füßen, wo sie brauset und tobet immerdar, und ihre Wellen schäumen und verschäumen! - Wer hat mich herauf gebracht, mich so hoch und so sicher gestellet? O mein Hort und mein Heil, verlasse mich nicht, bewahre mich vor Undank und Sünden, ich versinke sonst in Sand und Tod.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/p/passavant/jakobs_kampf/passavant_jakobs_kampf_9.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain