Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 31. 1. Joh. 5,20.

Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 31. 1. Joh. 5,20.

Auch ich, mein Freund, ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und mein Leben, ja, meine Seele ist gerettet.

Ich fand mich vor Ihm so schlecht und unrein, meine besten Gedanken ohne Güte, meine besten Werke ohne Ruhm, mein bester Wille, meine beste Demuth und schönste Liebe, meine schönste Tugend,- Alles so untauglich! ach, wie mußte Alles, Alles, was mein war, vor seinem Glanze erblassen! wie fuhr sein Licht durch mein altes Herz, seine Flammen, der Blitz des Herrn, durch alle meine Gedanken, durch Mark und Bein, Und Seele und Geist, und lag mein Verborgenes offen da, wie die Tiefen vor dem Wetterstrahle Licht geworden! - wie fand ich mich da vor Ihm gerichtet, vernichtet und verdammt! - und ist doch mein Leben gerettet.

Ich sah sein himmlisches Wesen, sein göttliches Leben, so rein, so wahr, so schön, und mir so sichtbar, so fühlbar, so nah; seine Wahrheit, Licht und Leben, Blüthe der Ewigkeiten, so krystallhell und schön; ihre Würde beugend, zermalmend, ihr Feuer verzehrend; seine Demuth, - Demuth eines Gottes! - seine Freundlichkeit, seine Gütigkeit, seine Sanftmuth, seine Geduld, seine Thränen, - mein Gott weinet! - wie ewige, ewig ungetrübte, unverwelkliche Perlen, so verborgen, und doch schöner und herrlicher denn alle Welten sind; meines Gottes Herz, sein Leben in ihnen durchsichtig worden; - göttliche Perlen am güldenen Diadem der ewigen Liebe, jener Liebe, an der die Gottlosen zerschellen, und welche die Unbußfertigen und Spötter zermalmet (Matth. 21, 44.); -und ist doch mein Leben gerettet.

Ich sah seine göttliche Majestät, wie sie von Anfang im Verborgenen Welten schuf, und vor der Welt Augen so kraftlos und mühsam einst ihr Kreuz trug; wie, auf ihr Wort, die Blinden sahen, die Lahmen gingen, die Aussätzigen rein wurden, die Tauben höreten, die Todten auferstanden, die Feinde zurückwichen und auf den Boden fielen, und die Legionen der unsauberen Geister wurden wieder in ihre Hölle gestürzt. Ich sah seine Wege im Wetter und Sturm, und Wolken war der Staub seiner Füße. Dampf ging aus von seiner Nase, und ein scharfes Schwert, und verzehrend Feuer ging aus seinem Munde. Er neigete die Himmel und fuhr herab; und Dunkel war unter seinen Füßen. Die Berge zitterten vor Ihm, und die Hügel zergingen; das Erdreich erhob sich vor seinem Antlitz, und der Weltkreis mit allen seinen Bewohnern. Die Flügel der Cherubim rauschten um seinen Thron und unter seinem Thron, wie ein Getön des Allmächtigen, wie die Stimme eines Getümmels, wie der Ton eines Heerlagers; sein Stuhl war eitel Feuerflammen, und des Stuhls Räder brannten mit Feuer, und Glut ging aus des Thrones Engeln, und Rädern, und Wolken; und ich sah zu Dem, der auf dem Throne saß, und sah es wie Feuer; wie der Regenbogen siehet in den Wolken am Regentage, also sah der Glanz um und um. Dies war das Ansehen der Gestalt der Herrlichkeit des Herrn. Und der Cherubim Einer rief zum anderen und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Matth. 11,8. 2. Sam. 22. Nah. 1. Hes. 1. Jes. 6. - Ich sah, und hörete Einen reden; - und ist doch mein Leben gerettet; meine Seele ist fröhlich, sie lebt.

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