Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 22. Ein Geheimniß.

Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 22. Ein Geheimniß.

Der Unbekannte war Gott, der Jehova des alten und des neuen Bundes, (2. Mos. 3,14. 6,1.f. Jes. 45,21. f. 6,1. f. Joh. 12,41. Jer. 23,5.f. 33,15.f. Offenb. 1,4.f.); der Engel Gottes und des Herrn ( 1. Mos. 16,7.f. 21,17.f. 22,11.f. 48,16. 2, Mos. 3,2. Richt. 6,11.f.); der Engel des Bundes (Mal. 3,1.); der Engel des Angesichts (Jes. 63, 8. 2. Mos. 33,14.f. 5. Mos. 4,37. Ps. 44,4.); der Sohn Gottes, der Menschen-Sohn ward, der Abglanz seiner Herrlichkeit, das Ebenbild seines Wesens (Hebr. 1,2.f. Joh. 12,45. 1,1.f. 14. 2. Cor. 4,6.3,18.); der Freund der Väter und ihres Volkes; der Hirte Israel (Ps. 23. 80. Hes. 34,11.f. 23. f. 37,24. Joh. 10. Hebr. 13,20.), Israels Heil und Macht, seine Hoffnung, sein Trost, sein Friede und sein Preis (Jes. 11,10. 49,6. 53,5. Luk. 1,69, f. 2,25.30. f. 3,6. Eph. 2,14.f. s. 1. Cor. 10,4.). Er hat, sagt der Prophet von Jakob, im Mutterleibe schon, seinen Bruder untertreten, und in seiner Kraft mit Gott gekämpfet. Er kämpfte mit dem Engel, und siegte, denn er weinete, und flehete Ihm. Zu Beth El hat er Ihn gefunden, und daselbst hat er mit uns geredet. Hos. 12.

Jede Prüfung, jede Anfechtung, jedes Leiden, ist ein Kampf, ein Ringen des Glaubens, des Gehorsams, in Geduld, in Ergebung, aber auch in der stillen Hoffnung auf einen Segen der Leiden, auf einen Sieg, der hier und dort unsere Anfechtung krönen soll. Wir haben aber nicht nur mit den äußeren Ereignissen oder Umständen dieser Welt zu kämpfen, mit den Mächten, den Gewalten, den Elementen der Erden, vor welchen wir oft so klein und so schwach sind; wir haben nicht mit den Menschen allein zu kämpfen, mit ihrer Art und Unart, mit ihrer Ungerechtigkeit, ihrer Bosheit, ihrer List, oder ihrem Unverstand; wir haben nicht allein mit den Tücken, den Eitelkeiten und Reizen dieser Welt zu kämpfen, mit ihrer Macht, ihrer Sünde und ihrer Verführung; wir haben nicht mit unseren Traurigkeiten, unseren eigenen Sorgen und Schwachheiten, mit unserer eigenen Sünde, - mit Fleisch und Blut, allein zu kämpfen, sondern auch mit den Fürsten, mit den Herrschaften, mit der Macht der Finsterniß und ihren Engeln (Eph. 6,12.); - wir haben auch mit Gott, dem Herrn, zu kämpfen, mit unserem Gott. Hier ist das Geheimniß der Leiden, ihr Siegel und ihr Sieg.

Du bist gedrückt in deinem Innersten, du leidest unter dem Druck der Armuth, schwerer Umstände, täglicher Sorgen, was du sagen darfst und was du nicht darfst bekennen; du wirst an deinem Fleische geprüfet, an deinen schönsten Kräften heimgesucht, in deinem besten Versuchen und Trachten verhindert und gelähmt, in deinen liebsten Hoffnungen schmerzhaft getäuscht; du wirst angefeindet, oder verkannt, vergessen, verlassen; es gehet dir mancher Pfeil durch's Herz, manches Schwert durch die Seele; die Wunden sind scharf und tief, und keine Seele, kein Freund, kann fühlen deinen Schmerz. Du siehest deine theuersten Häupter dahin welken um dich her, dein Haus wird verwaiset, das Feld deiner Liebe verdorret, und wird von einem Leichenstein um den anderen bedeckt; mußt vielleicht noch heißere Thränen um andere Seelen weinen, die eines schlimmeren Todes Beute geworden; du weinest über die Lebendigen mehr noch, denn über die Todten; die Vergangenheit hat ihre Schmerzen, die Gegenwart ihre Bitterkeit, und die Zukunft ihre schweren Lasten und Schrecken; es wird finster und öde um dich her; zu den Kämpfen von außen brennen innere Kämpfe noch hinzu; du staunest, und wirst an deinem armen Leben, an dir selbst, irre; du schauest um dich her, du fragest warum? woher? wohin? - Mein Freund, Gott, unser Gott, ist da; Er ist's, der an uns kommt; es ist sein Arm, der uns schläget; es ist seine Stimme, die zu uns spricht; es ist seine Macht, die uns erschrecket, und seine Majestät, die uns in den Staub niederwirft; Er ist's, mit dem wir es zu thun haben; Er hat uns was zu sagen; Er fraget uns, wir müssen Ihm antworten; Er ziehet uns aus unserm gewöhnlichen Thun und Lassen herauf; Er führet uns auf neue Wege, auf neue Steppen, in eine Wüste hinaus; Er will uns prüfen, uns auf einen anderen Boden hinstellen; - wir sollen zu Ihm emporschauen, sollen seine Hand ergreifen, uns an Ihn anklammern; wir haben den Kampf mit Ihm zu kämpfen; es ist ein Kampf auf Tod und Leben, mit Dem, der unser Leben, unseren Tod, in seinen Händen trägt; der Gutes und Böses, Wind und Stürme, Menschen und Engel, die Himmel, die Erde, die Hölle, Licht und Finsterniß, Gegenwärtiges und Zukünftiges, Alles in seiner Macht hat, und hält, und gebrauchet, wenn Er über unsere Schicksale, unser Leben, verfüget. Er ist's.

Ja, Du bist's; Du bist's allein, o mein Gott, großer Gott, und Du bist größer, denn alle meine Leiden, alle meine Angst und meine Schrecken sind; bist größer denn die Menschen und die Welt; das Leben und der Tod sind von Dir; in Dir allein ist mein Leben, von Dir kommt alle Gabe, aller Friede, alles Heil; ich weiß doch nur Dich, ich habe nur Dich, ich will nur Dich haben; mache mit mir, mache aus mir, was Du willst; schlage, züchtige, richte, vernichte, zermalme, - ich will auf Dich schauen, will mich an Dich anklammern, will Dich umfassen, will kämpfen, will ringen mit Dir, will in diesem Kampfe Dich erkennen und fühlen, mich in Dir verbergen und in Dir verlieren; will nur auf Dich schauen, nur zu Dir rufen, flehen, weinen, schreien, und in Dir stille sein; Du wirst siegen und ich siege mit Dir; in Dir wird mein Lohn, mein Trost und mein Friede sein. Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/p/passavant/jakobs_kampf/passavant_jakobs_kampf_22.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain