Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 15. Welche Krone?

Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 15. Welche Krone?

1. Mos. 32, 13-21.
V. 13. Und er blieb die Nacht da, und er nahm von dem, das er vorhanden hatte, Geschenk für seinen Bruder Esau: V. 14. Zwei hundert Ziegen, und zwanzig Böcke; zwei hundert Mutterschafe, und zwanzig Widder; V. 15. Dreißig säugende Kameele mit ihren Füllen; vierzig Kühe, und zehn Farren; zwanzig Eselinnen mit zehn Füllen. V. 16. Und that sie unter die Hand seiner Knechte, je eine Heerde sonderlich, und er sprach zu seinen Knechten: Gehet vor mir hin, und lasset Raum zwischen einer Heerde und der andern. V. 17. Und gebot dem Ersten und sprach: Wenn dir mein Bruder Esau begegnet, und dich fragt, und spricht: Wem gehörest du an? Und wo gehest du hin? Und wessen ist, das da vor dir? V. 18. So sollst du sagen: Es ist deines Bruders Jakob, und ist ein Geschenk, das er sendet seinem Herrn Esau; und siehe, er selbst kommt hinter uns. V. 19. Und also gebot er auch dem Zweiten, und dem Dritten auch, und Allen, die den Heerden nachgingen, und sprach: Wie ich euch gesagt habe, also saget zu Esau, wenn ihr ihn findet. V. 20. Und saget ja auch: Siehe, dein Knecht Jakob ist hinter uns; denn er gedachte: ich will ihn versöhnen mit dem Geschenk, das vor mir hergehet; darnach werde ich ihn sehen; vielleicht wird er mich ansehen mögen. V. 21. Also ging das Geschenk vor ihm hin; er selber blieb dieselbige Nacht beim Heer.

Jakob ist gestärket; er hat gebetet; er spüret die Nahe Gottes und ihren unaussprechlichen Trost; - ein Knecht des Allmächtigen betet nie vergebens. Er hat sich besonnen, und trifft mit Klugheit und Umsicht neue Maßregeln; er thut Alles und das Beste, den Zorn seines Bruders zu beschwören. - Diese Klugheit ist gut, und was sie thut, ist billig und weise; wir dürfen nichts vergessen, und kein Opfer scheuen, keine Mühe, keine Demuth und Sanftmuth, kein Werk der Liebe, wenn es gilt, ein vergangenes Unrecht wieder gut machen, eine alte Schuld tilgen, oder ein feindliches Gemüth versöhnen; die Liebe wieder aufwecken, einen Bruder gewinnen, und verhüten der Sünden Menge; ist's ja was Trauriges, um den Hader der Brüder, und wie Salomo sprach: Ein verletzter Bruder hält härter, denn eine feste Stadt; und Zank hält härter, denn ein Riegel am Palast (Spr. 18,19.). - Siehe, es ist ein Bann da, ein düsteres, ein unseliges Etwas, das man sich nicht gestehet, und das das innerste Leben, das schönste, mit einem Hauch des Todes anwehet; die Luft wird so schwül oder so kalt, der Himmel so grau, die süßeste Speise zu bitterer Kost; und ein edles Herz kann sich seine verstohlene Thräne nicht verbergen; - Gott ist nicht da, der Gott der Liebe (1. Joh. 4,16); und ohne Ihn haben alle seine Gaben ihr Köstliches verloren; das rohe Gemüth wird wild, das zarte wird trübe; wer den Bruder nicht liebet, der bleibet im Tode (1. Joh. 3,14. s. 10. f.). Warum rede ich immer wieder die gleichen Worte?

Ach, und um welcher Dinge willen wird die Freundschaft der Brüder so oft, so leicht, unter die Füße geworfen: Dinge, oft so klein, so gering, auch schon vor den Augen der Menschen; und auch sonst das Schönste, Köstlichste, wie klein und armselig vor Gottes Augen! ein Möbel, ein Schmuck, oder ein Ehrenkranz, oder allerdings ein Haus vielleicht, ein Amt, ein schöner Besitz; etliche Hunderte oder Zehntausende von Gulden mehr oder weniger; - in der Einen Schale, die Blume, die verwelket, und das Heu, das verdorret; in der anderen Schale, das Auge des Herrn, sein Gebot, sein Segen, das himmlische Erbe; - wahrlich, es gibt doch Nichts so eitel, so wunderlich, so unbegreiflich, wie des Menschen Herz, und oft auch das feinste, edelste, wenn es auf gewisse Blumen oder Dornen auf dem Wege stößt; vor lauter Schlangen seiner Einbildung zur Rechten, zur Linken, siehet es die Schlange nicht, die sich in seinen eigenen Busen geschlichen; kann vor lauter Rechtsgefühl, keine Ungerechtigkeit, - vor lauter Edelmuth, keine Kränkung vertragen; es wehret sich, weigert sich, murret leise, klaget laut, zürnet, drohet,..- und ist so bald aus seiner Festung herausgefallen, hat seinen Frieden und seine Krone dahin. - Welche Krone?

Mein Lieber, die Hand an dein Haupt, und wieder auf dein Herz! Fühlest du sie auf deinem Haupte nicht? - Jeder Christ kann diese Krone tragen, jeder Engel sollte sie auf dessen Haupte sehen, seitdem der, deß alle Kronen sind, mit dem sanften Glanze seines himmlischen Wesens unserer Sünder. Erde erschien. Willst du aber in deinem Kranze keine Dornen leiden, dann wird die Krone der Gerechtigkeit nimmermehr auf deinem Haupte glänzen.

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