Origenes - "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!"

Origenes - "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!"

Die Worte „Sondern erlöse uns von dem Bösen“ fehlen bei Lukas. Wenn der Heiland uns nicht vorschreibt, Unmögliches zu erbitten, dann scheint es mir doch der Untersuchung wert zu sein, wie es denn zugehen kann, daß uns ein Befehl gegeben werden mag, wir sollen beten, nicht in Versuchung zu kommen, da doch „Das ganze irdische Leben eine einzige Versuchung ist“ 1). Denn solange wir auf Erden sind, umgeben mit dem „Fleische, das wider Gott streitet“ 2) und dessen „ganzes Sinnen nur Feindschaft ist wider Gott, da es sich in keiner Weise dem Gesetze Gottes zu unterwerfen vermöchte“ 3) - solange befinden wir uns immer in Versuchung.

Wenn wir den der großen Menge verborgenen Sinn des Gebetes, daß wir nicht in Versuchung kommen möchten, richtig verstehen, dann dürfen wir vielleicht betonen, daß die Apostel nicht erhört wurden, als sie darum baten. Unzählige schwere Leiden und Prüfungen haben sie in ihrer ganzen Lebenszeit erdulden müssen „mit Beschwerden über alle Maßen, mit Schlägen über die Maßen, in Gefangenschaft, schwerer als andere, oft in Todesnöten“ 4).

Wenn aber die Apostel selbst in ihren Gebeten keinen Erfolg hatten, welche Hoffnung besteht dann für uns, die um so viel geringer sind als jene? Wie können wir erwarten, daß unser Gebet bei Gott Gehör finden werde?

Lukas scheint mir durch die Bitte „Führe uns nicht in Versuchung“ dem Sinne nach auch das „Erlöse uns von dem Bösen“ mitgelehrt zu haben.

Gott erlöst uns von dem Bösen ja nicht, wenn uns der Feind mit seinen Schlichen und mit den Helfershelfern seiner bösen Absichten überhaupt nicht zum Kampf entgegentritt, sondern nur, wenn wir den Ereignissen tapfer die Stirn bieten und den Sieg gewinnen. So verstehen wir auch das Schriftwort: „Zahlreich sind die Drangsale der Gerechten, und aus allen diesen erlöst Er sie.“ 5). Denn von den Drangsalen erlöst Gott nicht dadurch, daß keine Drangsale mehr eintreten, … sondern dadurch, daß wir zwar von allen Seiten bedrängt, aber durch Gottes Beistand niemals erdrückt werden. Da wir nun, um Gott mit Verständnis bitten zu können, daß wir nicht in Versuchung geraten und daß wir von dem Bösen erlöst werden, alle diese Worte sorgfältig geprüft und bei uns selbst erwogen haben und damit wir dadurch, daß wir auf Gott hören, auch Seiner Erhörung würdig werden: so wollen wir denn ehe noch die Versuchungen über uns kommen und auch, wenn sie über uns kommen, ihn anrufen, damit wir nicht den Tod erleiden und, getroffen von den feurigen Geschossen des Bösen, nicht von ihnen entzündet werden.

1)
Hiob 7,2
2)
Gal 5:17
3)
Röm 8,7
4)
2. Kor 11,23
5)
Psa 33,20
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