Oetinger, Friedrich Christoph von - Über die Dreieinigkeit

Oetinger, Friedrich Christoph von - Über die Dreieinigkeit

Das Wort Dreieinigkeit ist kein Schriftwort. Wenn es 1. Johannes 5, 2 heißt: »Drei sind eins«, so ist es nicht die arithmetische Eins, sondern die wahre Eins (Joh. 17), die auswendig zwar eins ist, inwendig aber eine Myrias (Vielzahl), ein Inbegriff des verborgenen Vielen, das aus dem Einen geht und in dem Einen besteht. Daher kommt der Irrtum über den Begriff der Dreiheit. Wenn man sich aber zu tief und doch nicht rief genug in die Sache einläßt, dann erblindet man an dieser Sonne. Man warte lieber, bis der Herr selbst zeigt, daß der Herr nur Einer und sein Name nur Einer sei. Man bleibe bei den Ausdrücken der Schrift, ohne die Lücken alle metaphysisch auszufüllen. Ein jeder nahe sich zu Gott und vertraue sich ihm an, so wird er ihm nach seinem Glauben sein Gott sein.

Wollen wir nicht eher fröhlich sein, als bis wir alle subtilen Fragen von der Einheit und von der Dreiheit Gottes erörtert haben, dann hindern wir uns sehr sowohl an der Einfalt als auch an der Freude. Ich meinerseits bleibe bei dem apostolischen Symbolum (Glaubensbekenntnis); aber ich lasse mich nicht in dasselbe so sehr einspannen, daß ich nicht aus dem Zeugnis Jesu und seiner Apostel allen Rat Gottes von A bis O durchsehe. Und auf diese Art kann jeder Laie, jeder Unstudierte, der mehr auf die Liebe Gottes als auf viel voreilige Wissenschaft sieht, sich bald beruhigen.

O du dreieinige Gottheit, die du in drei Gestalten dich geoffenbart, laß uns nie an dich denken ohne dies, daß du in der Höhe wohnest und zugleich in den zerbrochenen Herzen, zu erquicken den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen. Der du allen Odem gemacht, gib unserem Odem wie ein Kleid deinen Heiligen Geist, damit unsere Seele nicht leer, sondern von dir bewohnt erfunden werde. Amen.

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