Neff, Felix - Vier Anliegen
1. Durch Gottes Eingreifen wird eine lebendige Gemeinde gebaut.
O wie weise ist doch der himmlische Meister! Während wir uns über den Vorrang dieses oder jenes Bauplatzes streiten und andere sich darin verzehren, dort eine vollkommene Ordnung zu schaffen, durcheilt der göttliche Salomo schweigend das weite Baugelände, wählt, bezeichnet und entfernt und stellt schließlich seinen Bau mit schon zugerüstetem Material mitten in all die Zwistigkeiten hin, indem er jedem Stück seinen eigenen, schon vorher bestimmten Platz zuweist. O wie erscheinen uns also die stolzen Behauptungen der oder jener Kirche erbärmlich im Blick auf diese von Gott gewollte Weltweite ebenso wie die nicht endenwollenden Streitigkeiten über die Sakramente, die Hierarchie und die Kirchenzucht, die wie immer so auch heute die Gläubigen zerteilt und gestört haben. Arbeiten wir doch an dem Platz, an den wir hingestellt sind, um so viel Material als möglich zuzurüsten; vor allem aber beten wir darum zum Herrn, daß er aus uns allen lebendige Steine für seinen Bau mache.
2. Nur den Demütigen gibt Gott Gnade.
Haben wir doch die großen Wahrheiten immer in unserem Geist gegenwärtig und sinnen wir darüber nach! Dann werden wir in der Demut wandeln, die die Wurzel des Glaubens und jeder Tugend ist, weil die Demut alle Segnungen des Herrn nach sich zieht. Man kann in dieser Hinsicht sagen, daß die Gnadengaben wie die Wasser sind, die nicht auf der Hochfläche bleiben, sondern sich an den tiefer gelegenen Stellen vereinigen. Stolze Herzen haben keinen Teil an diesen Gnadengaben, während alle, die demütigen Geistes sich bücken, von den Gnadengaben geradezu überschwemmt werden. Das ist der Wille unseres Meisters.
3. Im Leiden wird der Christ vollendet
Nur in der Prüfung des Leides kann man von diesen Dingen reden; ein Christ ohne Trübsal ist nur ein Paradesoldat. Im Augenblick mache ich das durch und will davon mit lauter Stimme Zeugnis ablegen, solange mir Gott dazu noch die Kraft gibt. Es ist einfach wahr, daß man durch viel Trübsale ins Reich Gottes eingehen muß. Aber es ist nötig, daß wir das persönlich durchmachen. Ich will meinen jetzigen Zustand der Prüfung nicht gegen den vertauschen, in dem ich mich vor einigen Jahren auf dem Höhepunkt meines Wirkens für das Evangelium befand. Denn obwohl sich mein Leben im Dienst für Christus verzehrt hat und es in den Augen der Menschen vorbildlich erscheinen konnte, finde ich jetzt so viel Untreue und Sünde darin, so viel Dinge, die mein Werk in meinen und vor allem in den Augen des Herrn beflecken.
4. Unsere Zeit ist ein kostbares Gut; kaufen wir sie doch aus!
Ach, meine lieben Freunde! Wieviel Zeit verlieren wir, indem wir fern von Gott uns oberflächlichen Unterhaltungen widmen und vergängliche Dinge suchen. Jetzt merke ich es und ihr werdet es am Tag der Prüfung auch erfahren. Kauft darum jetzt die Zeit aus; ich kann es nicht genug wiederholen. Lebt in Gott durch den Glauben und im Gebet.