Murray, Andrew - Wachset in der Gnade - 15. Rechtfertigende Gnade.

Murray, Andrew - Wachset in der Gnade - 15. Rechtfertigende Gnade.

Röm. 3,23-24.
**Sie sind allzumal Sünder und werden ohne Verdienst gerecht aus Seiner Gnade, durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen.“

Hier haben wir die erste Wohltat, welche der Sünder aus dem Schatz der Gnade Gottes empfängt, die erste und wunderbarste Wohltat, welche alles andere enthält, die Rechtfertigung. Dass dieser Segen nötig war, wenn uns der Herr überhaupt retten wollte, ist klar und deutlich. Der gerechte Gott hätte uns nun und nimmermehr in Seine Gunst aufnehmen, mit Wohlgefallen betrachten, oder uns Anteil an seinem ewigen Leben geben können, wenn wir ungerechtfertigt geblieben wären. Wir mussten unbedingt zuvor gerechtfertigt werden.

Wenn nun jemand vor einem irdischen Richter angeklagt wird, kann er auf eine dreifache Weise gerechtfertigt werden. Er kann seine Unschuld beweisen: Dann rechtfertigt ihn der Richter, um seiner Unschuld, willen. Er kann seine Strafe auf sich nehmen. Wollte man ihn dann später um derselben Missetat willen noch einmal vornehmen und könnte er dann beweisen, dass er seine Strafe schon erhalten habe, so würde der Richter sagen, dass dem Gesetz bereits Genüge geschehen sei. Das Gesetz hätte dann von ihm nichts mehr zu fordern. Der Mann, welcher früher schuldig war und gestraft wurde, wird nun durch den Richter gerechtfertigt.

Er kann auch durch einen Anderen den Anforderungen des Gesetzes genügen. Das Urteil erkannte z. B. auf Gefangenschaft, oder auf Bezahlung einer bestimmten Geldsumme. Der Verurteilte geht in das Gefängnis. Ein Freund kommt und bezahlt für ihn. Wollte man ihn dann nicht sofort freilassen, so würde der Richter es befehlen. Denn der Mann ist nun nach den Bestimmungen des Gesetzes gerechtfertigt. Seine Schuld ist bezahlt.

In jedem dieser drei Fälle ist die Tätigkeit des Richters dieselbe. Er macht den Mann nicht zu einem innerlich rechtschaffenen Mann. Er gibt ihm keine Gerechtigkeit. Er gibt nur die Erklärung ab, dass derselbe nach den Bestimmungen des Gesetzes ein gerechter Mensch ist, die Eigenschaft der Rechtschaffenheit besitzt. In dem ersten Fall ist die Unschuld des Angeklagten seine Gerechtigkeit. In dem zweiten Fall ist es der Umstand, dass er seine Strafe bereits erduldet. In dem dritten ist es der Umstand, dass ein Anderer als Bürge seine Strafe auf sich genommen.

In allen diesen Fällen aber ist die Erklärung des Richters dieselbe. Der Mann, den er für gerecht erklärt hat, besitzt eine Rechtfertigung, welche vollkommen hinreichend ist.

Auf dem dritten dieser drei Wege rechtfertigt der gerechte Gott den gottlosen Sünder. Gottes Liebe wollte den Sünder retten, aber auf keinem Fall dies auf Kosten seiner Gerechtigkeit tun. Aus diesem Grunde traten Gottes Liebe und Gottes Gerechtigkeit in jene Gnadenverbindung, durch welche beide verherrlicht werden sollten, die Liebe in der Rettung der Ungerechten, die Gerechtigkeit in ihrer Rechtfertigung. Liebe und Gerechtigkeit sollten zusammenwirken, um dem Menschen an einzigen Gerechtigkeit Anteil zu verschaffen, welche vor Gottes Richterstuhl bestehen kann, nämlich an der vollkommenen Gerechtigkeit Gottes.

Wir wissen, worin der Gnadenrat zur Ausführung dieses Planes bestand. Der Herr Jesus kam auf diese Erde, um nach den alten Weissagungen Jes. 6,24-25; Jer. 23,6; 33,16 für uns zu werden: „Der Herr, der unsere Gerechtigkeit ist.“ Zu diesem Zweck opferte Er sich selbst, der Forderung der göttlichen Strafgerechtigkeit Genüge zu leisten. Zu diesem Zweck trug Er die Strafe, welche wir verdient hatten. Als Er nun somit für unsere Sünden gestorben war, wurde Er zu unserer Gerechtigkeit auferweckt. Röm. 4,25; 6,7. Seine Auferstehung war seine Rechtfertigung Röm. 6,7 und dadurch auch die unsrige: Die Erklärung Gottes, dass der Bürge alles bezahlt habe und dass alle, die an Ihn glauben, an Seiner göttlichen Gerechtigkeit Anteil haben und darum für gerecht vor Gott gelten. Nun hatte Er das Recht erworben, uns das erste und größte Geschenk der Gnade zu geben: Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Was aber Gott bei der Auferstehung Jesu Christi, als des Bürgen und Hauptes Seines Volkes, erklärt hat, tritt in demselben Augenblick in Kraft, in welchem der Sünder an den Herrn Jesus glaubt.

Der Heiland kommt und bietet Sich selbst dem Sünder an mit allen Seinen Gnadenschätzen, vor allem mit Seiner Gerechtigkeit. Sobald der Sünder glaubt, wächst er mit dem Herrn Jesus zusammen und empfängt in Ihm und mit Ihm als erste und vornehmste Gabe aus dem Gnadenschatz die Gabe der Gerechtigkeit. Besitzt er aber diese so wird er auf Grund der Gerechtigkeit, welche er in Christo hat, von Gott als seinem Richter für gerecht erklärt.

Diese Rechtfertigung ist eine göttliche Erklärung, dass der Sünder durch die Gerechtigkeit Christi, an der er Anteil hat, vor dem Richterstuhl der göttlichen Gerechtigkeit tatsächlich als ein Gerechter dasteht. Und weiterhin, dass er von Gott zu jeder Zeit und in allen Dingen als ein vollkommen Gerechter betrachtet und behandelt werden soll, mit vollem Recht auf die Gunst der göttlichen Heiligkeit und mit unbehindertem Zugang zu dem Erbe der Kinder Gottes.

Diese Rechtfertigung oder Gerechterklärung ist außerdem das göttliche Siegel auf unseren Glauben an Christus, durch welches unsere Lebensvereinigung mit dem Herrn Jesus, mächtig gestärkt und als ein Gut erwiesen wird, welches ewiglich währt. Darum redet auch die Schrift von einer Lebensgerechtigkeit. Gleichwie Sünde und Tod unzertrennlich sind, also auch Gerechtigkeit und Leben. So steht geschrieben: Der Gerechte soll seines Glaubens leben. Eine göttliche Gerechtigkeit und ein göttliches Leben sind in dem lebendigen Heiland verbunden, welcher der Herr, unsere Gerechtigkeit ist.

Liebe Christen! Aus Gnaden seid ihr gerechtfertigt. Ist das nicht eine wunderbare Gnade? Er ward für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in Ihm würden die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. O diese Worte werden so leichthin gelesen und ausgesprochen, ihre göttliche Kraft aber wird so wenig empfunden! Lasst uns darum vor den Herrn hintreten und ein jeder gläubig bekennen: Ich bin gerechtfertigt vor Gott. Lasst uns alle dieses Glaubens leben und mit Paulus alles für Schaden achten, um nur jeden Augenblick bei Christo gefunden zu werden, ohne alle eigene Gerechtigkeit, welche aus dem Gesetz stammt, aber reich an der Gerechtigkeit, welche aus dem Glauben kommt und aus Gott stammt.

Viel will ich bitten und beten, dass der Heilige Geist mir die Herrlichkeit dieser Gabe der Gerechtigkeit kund tue. Die Gnade, welche sie mir geschenkt hat, will mich auch mit ihr bekannt machen, damit durch die Erkenntnis Gottes, welche mich gerecht macht, die Gnade in mir wachse und zunehme. Dann soll ich es erfahren, dass dies die Wurzel und Kraft meiner Lebensgerechtigkeit ist, dass ich mehr und mehr darin fest werde und mich darüber freue, dass wir, die wir gesündigt haben, umsonst für gerecht erklärt werden aus Seiner Gnade: Herr mein Gott! Lass doch diese rechtfertigende Gnade in mir, so stark werden, dass ich immer tiefer in die Erkenntnis und in den Genuss der göttlichen Gerechtigkeit eindringe, welche mir beigelegt ist und in welcher ich stets vor dir lebe.

„Gott kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken.“

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/murray/murray-widg/murray-wachset_in_der_gnade_-_15.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain