Murray, Andrew - Wachset in der Gnade - 3. Die Gnade des Herrn Jesus.

Murray, Andrew - Wachset in der Gnade - 3. Die Gnade des Herrn Jesus.

2. Kor. 13,13.
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Dieser Segenswunsch enthält eine Offenbarung der verborgenen Wirksamkeit der Dreieinigkeit zu unserer Erlösung. Er zeigt uns die Stelle, welche die Gnade in dem Haushalt des dreieinigen Gottes einnimmt.

„Die Liebe Gottes“ heißt es hier. Liebe wird also dem Vater zugeschrieben, denn „Gott ist Liebe“; die Liebe ist das Wesen der Gottheit. Nun verstehen wir unter Liebe das Verlangen, sich selbst mitzuteilen und mit dem Geliebten vereinigt zu werden. Ist darum Gott Liebe, so muss er von Ewigkeit her Einen haben, den Er lieb haben kann, Seinen eingeborenen Sohn. In diesem Sohn ward der Mensch geschaffen und geliebt. In diesem Sohn hatte ihn Gott selbst nach dem Sündenfall noch lieb.

„Die Gnade unseres Herrn Jesu.“ Gnade wird also dem Sohn zugeschrieben. Unter Gnade aber verstehen wir die Tätigkeit der göttlichen Liebe, durch welche sie im Verein mit Seiner Gerechtigkeit den Menschen aus Sünde und Tod erlöst hat. Gottes Gerechtigkeit ist die Glut der göttlichen Liebe. Sie verzehrt alles, was mit der Heiligen Liebe in Streit ist. In der Glut der Liebe schmilzt sie mit dem Geliebten zusammen. Zugleich aber verzehrt sie auch alles, was dieser innigen Vereinigung hindernd im Weg steht. Die verzehrende Glut der Liebe - das ist die Gerechtigkeit. Tatsächlich sind beide ein und dasselbe; dem schwachen Auge des Geschöpfes aber scheinen sie im Streit mit einander zu sein, da ja die Liebe festhält und segnet, die Gerechtigkeit aber abstößt und verzehrt. Dieser scheinbare Streit wird für den sündigen Menschen in der Gnade aufgehoben. Denn Gnade ist die wunderbare Vereinigung von Liebe und Gerechtigkeit, durch welche die Sünde gestraft und der Sünder nicht nur gerechtfertigt, sondern auch gerettet wird. Dass Gott den Sünder seiner Gerechtigkeit nicht zur Bestrafung übergibt, sondern vielmehr einen Weg zu bahnen weiß, auf welchem der Schuldige die verlorene Gerechtigkeit wiederfinden kann, das ist Gnade. Dass Gott willig und bereit ist, Seinen Sohn für diesen Zweck zu opfern, das ist Liebe. Alles, was in Christo liegt und uns geschenkt ist zur Versöhnung, Erlösung und Sünden-Überwindung, das ist Gnade. In Seiner erbarmenden Liebe hat Gott den gefallenen Sünder lieb, allein nur in Seiner Gnade kann diese Liebe den Sünder erreichen, wie es denn auch wiederum nur die Gnade ist, durch welche der Sünder zu wirklicher Gemeinschaft mit der Liebe Gottes zu gelangen vermag.

Dies ist nun der Grund, aus dem die Gnade vor allem dem Herrn Jesus zugeschrieben wird. Die Gnade ist Gottes Gnade. Weil aber der Vater Seine Gnade in Seinen Sohn gesenkt und dieselbe in Ihm uns kund getan, darum sagen wir: „Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi.“

„Und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.“ In der Gottheit ist der Heilige Geist das Band der Gemeinschaft, das Liebesband zwischen Vater und Sohn. In dem Werk der Erlösung hat der Heilige Geist dieselbe Aufgabe: Er ist das Gemeinschaftsband zunächst zwischen dem Herrn Jesus im Himmel und seinem Volk, danach zwischen uns und dem Vater und weiterhin zwischen allen Gläubigen, um sie, die doch eine Gemeinde bilden, auch zu einem Körper zusammen zu fügen.

Nun wissen wir, warum die Gnade unseres Herrn Jesu Christi an erster Stelle steht. Sie ist für den Sünder der Grund und Anfang von allem Anderen. Ist sie doch nicht nur die Gabe, welche des Vaters Liebe reicht, sondern auch der Zugang zu dieser Liebe des Vaters, des Gottes aller Gnade. Sie ist der Brunnen, aus dem die Gemeinschaft des Heiligen Geistes quillt, wie der Heilige Geist, als Geist der Gnade, es ist, durch welchen uns alle Gnade zuströmt.

So drückt denn das eine Wort, „Gnade“ den ganzen Umfang der Tätigkeit aus, welche die göttliche Liebe in der Person Jesu zu unserer Seligkeit entfaltet: zunächst in dem Gnadenratschluss der Erlösung, den der Herr in der Ewigkeit gefasst, danach in der Gnadentat unserer Versöhnung, die er in der Fülle der Zeit vollbracht, und zuletzt in der Berufung, Rechtfertigung und Verklärung des Gläubigen, welche er tagtäglich herbeiführt. Gnade ist daher der ganze Schatz an Segen, Leben und Kraft, welcher uns in Jesus eröffnet und erreichbar ist. Was schlösse die Gnade Gottes nicht alles ein? Das ewige Erbarmen, welches das Herz des Vaters erfüllte, bis dass es endlich in der Sendung des Sohnes überströmend zum Ausdruck kam; den unermesslichen Reichtum und die unermessliche Fülle der Gnade, welche in der erlösenden Liebe des Sohnes euch geschenkt sind; alle die gesegneten Gaben und Wirkungen des Heiligen Geistes, welche ein jeder aus der unzählbaren Schar der Erlösten nicht nur bezeugt, sondern auch zur Darstellung bringt; alles, was teuerwert und selig ist in dem Glauben, der Erfahrung und der Hoffnung des Gläubigen; alles, was unaussprechlich ist in der Erwartung der ewigen Seligkeit, welche alles Denken übersteigt: Dieses alles ist Gnade.

Lieber Christ! Zum Genuss aller dieser Güter will dich der Herr Jesus führen. Er ist die Türe und der Eingang, durch welche du treten musst. Darum trachte vor allem danach, das Wort zu verstehen: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch.“ Willst du aber dieses Wort verstehen, so lebe in Ihm! „Gnade sei mit Euch“, ruft Er dir zu. Die Gnade will also dein Leben sein; zu allen Zeiten, an jedem Ort, in allen Dingen und zu allen Zwecken will sie, die Gnade Jesu, mit dir sein. nimm dieses Wort mit einem gläubigen Gemüte auf, gib dich ihm völlig hin und gib der Gnade die Gelegenheit, an dir zu tun, was sie vermag: sie wird ein herrliches Werk an dir verrichten. Zu der vollen Erkenntnis des Herrn Jesus wird sie dich führen, durch Ihn wird sie dich zum Verständnis der Liebe des Vaters bringen und so zu der völligen Gemeinschaft des Geistes leiten, welche zwischen Vater und Sohn besteht, zu jener völligen Geistesgemeinschaft, in welcher das Hohepriesterliche Gebet seine Erfüllung findet: „Dass sie alle eins seien, gleichwie Du, Vater, in mir, und ich in Dir, dass auch sie in uns eins seien.“

O lieber Christ! Nimm aus dem Wort, welches wir eben betrachtet haben, den Segen des dreieinigen Gottes: „Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch, Amen,“ mit einem fröhlichen betenden Herzen an und bewahre ihn als deinen kostbarsten Schatz.

Gott kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken.

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