Müller, Heinrich - Von der Undankbarkeit.

Müller, Heinrich - Von der Undankbarkeit.

Meide, Leide.

Was denn? Das Allergemeinste in der Welt, den Undank. Ach wie undankbar ist die Welt, bevorab ihrem Gott. Du zürnst, wenn du die Geschichte von den gereinigten Aussätzigen liest, daß aus zehn nur einer wieder kommen, der Dank gesagt. Luc. 17,15. Aber was zürnest du auf Andre? Zürne auf dich selbst. Greif in deinen Busen, ach, du wirst einen undankbaren Gast drin finden. Wie oft hast du wohl deinem Gott gedankt für deine Gesundheit, die doch güldner ist als Gold? Wie oft hast du wohl gedankt, daß dich Gott in der Taufe vom Aussatz der Sünde gereinigt? Was wolltest du danken! Du denkst nicht einmal dran. Ich denke oft, wie es komme, daß man im Jahr mehr denn hundert Bittzettel auf der Kanzel hat, und doch kaum zehn Dankzettel. Ist denn Niemandem geholfen? Nein. Undank wills nicht wissen, daß ihm geholfen sei. Jedermann fordert Dank für seine Wohlthaten; bleibt Dank aus, so brennt der Rhein. Wie behend gehst du um mit deinem Freunde, als mit einem schallosen Ei, und hast etwa ein Thälerchen des Jahrs von ihm zu genießen; aber wenn Gott zu danken, der doch Alles gibt, ist Niemand zu Hause; dann kommt aus zehn einer. Mein Christ, meide das schändliche Laster der Undankbarkeit. Wer einen Undankbaren nennt, der nennt alle Laster. Ein Undankbarer ist keiner Wohlthat werth. Einen Undankbaren hassen Gott und Menschen. Er stopft die Brünnlein der Güte zu, die sonst milde stießen. Christlich ists, der zugefügten Beleidigungen bald, der Wohlthaten aber nimmer vergessen. Widerfährt dirs aber, daß du Stank für Dank zu Lohn hast, werde nicht müd im Lieben, leide was du meidest. Wie viel Guts thut Gott der Welt! Wer dankts ihm? Wie theuer hat Jesus die Menschen erlöst! Wer denkt daran, wer dankt dafür? Willst du ein besser Glück haben, als dein Jesus gehabt? Ach nein. Wie du um Danks Willen nicht ansängst, so sollst du auch um Undanks willen nicht aufhören Gutes zu thun. Die Liebe wird nicht müde. 1. Cor. 13, 1 - 8. Sie ist wie ein guter Baum, der Frucht über Frucht gibt, auch dem, der ihn rüttelt und schüttelt. Ich will die Undankbarkeit als die schänd- und schädlichste Untugend, als den Kern und Auszug aller Laster meiden, auch gern zufrieden sein, so man meine Gutthat mit der allgemeinsten Münze, mit Undank bezahlt. Was die Erde nicht erkennt, das belohnt der Himmel.

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