Müller, Heinrich - Von der thätigen Liebe.

Müller, Heinrich - Von der thätigen Liebe.

Reich an Worten, arm an Werken.

So findet man die Welt. Viel Complimente, wenig Cordimente (Herzlichkeit); viel Worte, wenig Herzens; viel Blätter, wenig Früchte; großer Glanz, schlecht Gold. Wort und Werke zeugen beide vom Herzen; oft sind sie beide falsche Zeugen, doch belügen die Worte das Herz mehr, als die Werke. Darum ist den Augen mehr zu trauen, als den Ohren, denn die Augen ergreifen allezeit ein gewisses, die Ohren oft ein ungewisses. Ich glaube der Handsprache mehr als der Zungensprache. Viel halte ich von dem, der nichts zusagt, da er nichts zu halten gedenkt; noch mehr von dem, der redet und thut; am meisten von dem, der nicht redet und doch thut; nichts von dem, der redet und nicht thut. Denn Worte sind ein Bild des Herzens, falsche Worte, falsches Bild. Was hält man von falschen Zeugen? Meine Kindlein, laßt uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge, sondern mit der That und mit der Wahrheit. 1. Joh. 3, 18. Die reine Liebe ist thätig. Wie der Glaube über alles ein Herr ist, so ergibt sie sich allen zu Dienst. Was hältst du von einem Diener, der nur gute Worte gibt, und nicht thut, was er thun soll? Mit Worten dient man nicht, sondern mit Werken. Paulus gibt der Liebe eine schöne Farbe, wenn er spricht: Die Liebe ist freundlich. 1. Cor. 13, 4.

sie ist gutwillig, nützlich, läßt sich nicht nöthigen Gutes zu thun, sondern dringt sich allenthalben selbst zu. Rathen, helfen, wohlthun ist ihre höchste Lust. Mein Herz, das nimm in Acht, und liebe so, daß du dem Geliebten nützest. Worte nützen nicht, sondern Werke. Gott nützt dir mit seiner Liebe. Wie herzlich nimmt er sich deiner Seele an! Wie reichlich überschüttet er dich mit Wohlthaten! Die Creatur beweiset auch ihre Liebe gegen dich im Werk, und dient dir mit allem ihren Vermögen. Dir leuchtet die Sonne, dir fruchtet das Erdreich, dir gibt das Wasser Fische. Willst du recht lieben, so gehe hin, und thue desgleichen. Ich will meinem Nächsten geben das Herz, den Mund, die Hand; so lieb ich wie ich soll.

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