Müller, Heinrich - Von der Liebe Jesu.

Müller, Heinrich - Von der Liebe Jesu.

Meinen Jesum laß ich nicht.

Bittere Welt, du schreckst! Meinen Jesum laß ich nicht. Bist du bitter? Er ist süß. Süße Welt, du lockst! Meinen Jesum laß ich nicht. Bist du süß? Er noch süßer. Ich will lieber in der Gemeine fünf Worte reden mit meinem Sinn, spricht Paulus, denn sonst zehn tausend Worte mit Zungen. 1. Cor. 14,19. Fünf Wörtlein liegen mir allzeit im Sinn, kein Teufel soll sie mir vom Herzen abreißen. Weißt du, wie sie heißen? Meinen Jesum laß ich nicht. Er läßt mich nicht, ich laß ihn wieder nicht. Ich sein, er mein; meinen Jesum laß ich nicht. Jesum nicht, lauter nichts. Jesum allein und alles. Alle Seelenspeise ist mir trocken, wenn sie nicht mit dem Oele dieses Namens begossen wird; ungeschmackt, wenn sie nicht mit diesem Salz gewürzt; bitter, wo sie nicht mit diesem Zucker gesüßt wird, Lese ich etwas, höre ich etwas, rede ich etwas, es schmeckt nicht, wo ich nicht Jesum drum lese, höre, rede, schmecke. Alles andere bleibe, wo es wolle, wenn ich nur Jesum behalte. Meinen Jesum laß ich nicht. Jacob kämpfte mit ihm von allen Kräften, daß ihm auch das Gelenk seiner Hüfte über dem Ringen verrenkt ward, und sprach dennoch, ob gleich Leib und Leben zu Trümmern gehen möchte: Herr, ich laß dich nicht, du segnest mich denn. 1. B. Mos. 32, 26. Ob mich der Herr gleich tödten würde, will ich doch von ihm nicht absetzen, sondern getrost sagen: Meinen Jesum laß ich nicht, ich muß gesegnet sein. Assaph, der theure Mann, darf auftreten und sprechen: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde; wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, (wenn gleich die Kohle Leib und Seele verschwärzt, aller Lebenssaft ausgesogen wird, und ich ganz und gar vergehe), so bist du doch, Gott, allzeit meines Herzens Trost und mein Theil. Lieber Assaph, nicht so keck. Wo willst du bleiben, wenn auch der Himmel nicht dein sein soll? Was willst du sein, wenn Leib und Seele verschmachten? Ei, wo Jesus bleibt, da bleib ich auch, der ist mir mehr, denn Leib und Seel. Meinen Jesum laß ich nicht. Wenn ich nur meinen Jesum hab, so hab ich wohl, was mich erfreuen soll. Ohne Jesum ist der Himmel die Hölle, das Leben ein Tod, aber bei Jesu ist schon die Erde der Himmel, die Verachtung Ehre, die Armuth Reichthum, der Tod das Leben. Wenn ich nur Jesum habe, in ihm habe ich den Himmel und das Leben. Meinen Jesum laß ich nicht, Jesum, der meine Seele liebt. Kommt dann ein Quintinianus und dräuet mir den Tod, so antworte ich mit der Märtyrin Agatha: Ich begehre außer Christo weder Leben noch Heil, noch etwas anders. Brenne, schneide, zerreiße und peinige aufs heftigste, ja, tödte mich. Je grausamer du mit mir umgehen wirst, je größere Wohlthat wirst du mir erzeigen, je süßern Trost wird mir mein Jesus eintröpfeln. Dabei bleibts: Bei Jesu außer Furcht. Meinen Jesum laß ich nicht. Ist er denn verloren? Verbirgt-er sich zur Nachtzeit in meinem Kreuz und Elend? Ei ich weiß, er läßt mich nicht, weil ich ihn nicht lasse. Ich will ihn wieder suchen in meinem Bette, Hohel. A, 1. in meinem Herzen, da er sein Bettlein hat; mit Fleiß will ich ihn suchen, mit Seufzen und mit Thränen, er wird sich endlich finden lassen; dann will ich ihn fest halten in den Glaubensarmen und nicht lassen. Er liebt meine Seele, er ist mein Jesus. Meinen Jesum laß ich nicht. An ihn will ich mich hangen, wie eine Klette aus Kleid; er mag dann schütteln mit was Kreuz er will, er soll mich doch nicht herabschütteln. Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben mich von ihm scheiden soll. Hier ist Jesus; was willst du, Tod, Höll und Teufel? Teufel, packe dich, Jesus hat dich überwunden, und dir den Kopf zertreten. Sünde, packe dich, Jesus hat dich in die Tiefe des Meeres geworfen. Tod, beiß mich nicht, Jesus hat dich im Sieg verschlungen, und ist mein Leben. Ists dem Teufel nicht genug, daß er durch einen Judas mich verrathe, durch einen Herodes mich verjage, durch einen Pilatus mich kreuzige, durch einen Saulus wider mich schnaube mit Dräuen und Morden: ei so mag er gleich tausend Judas, Herodes, Pilatus, Saulus, ja alle Teufel aus der Hölle wider mich erwecken! Ich fürchte mich nicht, ob sich ein Heer wider mich lagert; auf Jesum trau ich, der ist mir Schutzes genug wider alle Teufel. Meinen Jesum laß ich nicht. Es muß doch endlich heißen: Jesu, du hast gewonnen. Mit Jesu gut leiden, er hilft tragen. Mit Jesu gut streiten, er hilft siegen. Mit Jesu gut sterben, er führt durch den Tod ins Leben. Drum, meinen Jesum laß ich nicht. Ach Jesu, laß mich nimmer nicht, auch nicht am letzten Ende!

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