Müller, Heinrich - Von der göttlichen Traurigkeit und weltlichen Lustigkeit.

Müller, Heinrich - Von der göttlichen Traurigkeit und weltlichen Lustigkeit.

Lust hin, Lust her.

Sagt Jener, da er ohne seinen Dank sollte lustig sein. Das hin und her liegt mir immer in den Gedanken. Die Welt mahnt mich an zur Lustigkeit. Mir schmeckt der Braten nicht. Lust hin, Lust her. Woher kommt der Welt Lustigkeit? Aus dem Fleisch. Wohin führt sie? In die Hölle. Mir grauet, Welt vor deiner Lustigkeit, als vor der Hölle. Wo sind sie, die vormals so lustig waren und sangen: Wohlher nun und lasset uns wohl leben, weils da ist, und unsers Leibes brauchen, weil er jung ist. Wir wollen uns mit dem besten Wein und Salben füllen, laßt uns die Maiblumen nicht versäumen. Lasset uns Kränze tragen von jungen Rosen, ehe sie welk werden. Unser keiner laß ihm fehlen mit Prangen, daß man allenthalben spüren möge, wo wir fröhlich gewesen sind, wir haben doch nicht mehr davon denn das. Weish. 2, 6.7. 8. 9. Ach, ich sag es mit Thränen: In der Hölle. Wie hat sich die Lustigkeit des reichen Schlemmers in höllische Pein und Qual verwandelt! Ich wähle, was vom Himmel kommt, und zum Himmel führt, die göttliche Traurigkeit, die da wirkt zur Seligkeit eine Reue, die Niemand gereuet. 2. Cor. 7, 10. Besser in Gott traurig, als in der Welt fröhlich. Lieber mit Jesu geweint, als mit der Welt gelacht. Beim Lachen wird man Jesum nicht finden. Wo liest du, daß er gelacht habe? Den Thränen aber ist er sehr nahe. Weint Maria, so weint Jesus mit. Der Welt Lachen endigt sich in Heulen. Wehe euch, die ihr hier lacht, denn ihr werdet weinen und heulen. Luc. 6, 25. Aus der Christen Thränen aber muß Freude wachsen; so manch Thränenkörnlein, so manche Freudengarbe. Die mit Thränen säen, werden mit Freuden erndten, sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen, sind gekommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Ps. 126, 6. 7. Nichts finde ich auf Erden, das mich lustig machen, viel aber, das mich betrüben kann. Seh ich über mich, erblick ich zwar mein Vaterland mit Freuden, betrübe mich aber, daß ich Armer noch nicht daheim bin, sondern allhier im Elend herum wallen muß. Sehe ich unter mich, so schreckt mich die Hölle. Seh ich zurück folgt mir auf dem Fuße nach die Menge meiner Sünden, so ich mein Lebtag begangen; so mancher Sünde ich mich erinnere, so manche Last habe ich auf meinem Herzen, so mancher Pfeil verwundet mich. Sehe ich vor mich, wer weiß, was noch für Jammer auf mich wartet? Seh ich um mich, der Gräuel sind allenthalben viel, darüber ich seufzen muß. Schau ich dann in mich selbst hinein, hilf Gott, welch ein Gräuel der Verwüstung liegt im Grunde verborgen. Ach das betrübt mich. Die Zähren fließen. Ein Tröpflein schlägt das andere. Je tiefer ich grabe, je mehr Wassers ich finde. Darum Lust hin, Lust her, wer könnte noch lustig sein; doch sollst du gleichwohl nicht meinen, daß ich nimmer lustig sei. Ich hab einen gnädigen Gott, das erfreuet mich, läßt der seine Himmelströpflein Mir ins Herz fallen, wird die Freude vermehrt. Ich hab ein gut Gewissen, das macht ein fröhlich Herz, ein fröhlich Herz macht das Leben lustig. Spr. Sal. 17, 22. Ich hab ein Erbe im Himmel, deß freu ich mich in Hoffnung. Röm. 12, 12. Der Welt Lustigkeit hat ein Ende, wenn Trübsal ihren Anfang nimmt. Meine Lustigkeit besteht auch im Kreuz. Denn nimmer schmeckt mir Gott süßer als im Kreuz, wenn Alles bitter geworden. Welt bleibe wie du bist, ich bleibe der ich bin. Meine Lust wird dir nicht, deiner Lust begehr ich nicht.

Quelle: Müller, Heinrich - Geistliche Erquickstunden

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