Müller, Heinrich - Von der göttlichen Erquickung.

Müller, Heinrich - Von der göttlichen Erquickung.

Aus Wasser Wein.

Aus Zorn Gnade, aus der Neige die Fülle, aus Schande Ehre, aus saurem Schweiß ein Stücklein Brods, aus Licht Finsterniß, aus Nichts Alles. Die Kunst kann Gott, und sonst Niemand. Erstlich Wasser, darnach Wein; erstlich Regen, darnach Sonnenschein; erstlich die häßliche Leah, darnach die schöne Rahel. Dein Vorrath ist gering; traure nur nicht, Gott kann aus dem Kleinen etwas Großes, aus Wenigem Viel machen. Hat nicht Gott aus dem einen Adam die ganze Welt voll Menschen, aus dem einen Jacob das ganze Israelitische Volk gemacht? Ließ er nicht die Welt sammt Menschen und Thieren durch die Sündfluth verderben, und machte sie wieder aus acht Menschen und wenig Thieren, welche gleichsam der Saame waren? Spricht er nicht beim Propheten, daß er ganz Israel aus einem Weinkern machen wolle? Jes. 65, 9. Aus einem Bissen kann er ein ganz Brod, aus einem Tropfen eine ganze Kanne voll machen. Dein Glaub ist auf der Neige? Verzage nicht, aus einem Fünklein kann ein Feuer, aus einem Senfkörnlein ein großer Baum werden, wenn Gott sein Trostöl zuschüttet. Dein Leid ist groß? Sei gutes Muths, aus großem Leid macht Gott große Freud. Aus der Marah wird endlich eine Naemi wieder. Die mit Thränen säen, müssen mit Freuden erndten; so manch Thränenkörnlein, so manche Freudengarbe. Wie oft kommst du zum Beichtstuhl in bittrer Herzensangst, schüttest dein Thränenwasser vor dem Herrn aus; wenns möglich wär, möchtest du in Thränen zerrinnen! Die Augen gehen mir über, wenn ichs sehe, und wünsche: Ach, möcht dir Jesus nur ein Trosttüchlein zur Hand geben, damit du diesem geängsteten Herzen die Thränen abwischen könntest! Was geschieht? Jesus tröstet dich durch mich und wandelt dein Wasser in Wein. Schwer und traurig war das Herz, da du in den Beichtstuhl tratest, leicht und fröhlich ists, wenn du hinausgehst. Ach, wenn das herzerquickende Trostwort Christi: Sei getrost, mein Kind, deine Sünden sind dir vergeben; in ein gläubiges Herz (und wär auch nur ein Fünklein Glaubens da) hineinfällt, so muß bald alle Angst verschwinden; Jesus muß ja höher erfreuen können, als die Sünde betrüben kann. Drum unverzagt, mein Herz, dein Wasser muß zu Wein, dein Kreuz in Trost verwandelt werden, daß du rühmen kannst mit Paulo: Gleich wie wir des Leidens Christi viel haben, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. 2. Cor. 1, 5. Reicht dir Christus Wasser zu trinken, weigere dich nicht, den Kelch anzunehmen; indem du ihn an den Mund setzest und trinkst, wird das Wasser zu Wein werden. Dein Freudentrünklein mußt du haben; schenkt es dir Jesus nicht eher ein, so bekommst du es gewiß im ewigen Leben. Ich will in Nöthen nicht verzagen. Der alte Wundermann lebt ja noch, sein Herz ist unverändert, seine Hand unverkürzt. Der zu Cana aus Wasser Wein gemacht, wird auch, wenns ihm gefällt, aus meiner Trübsal Labsal, aus meinem Leide Freude machen. Mein Elend kann er wenden, steht alles in seinen Händen.

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