Müller, Heinrich - Von der besten Art Kreuz zu tragen.

Müller, Heinrich - Von der besten Art Kreuz zu tragen.

Muß ist ein bitter Kraut.

Was Wunder denn, daß dir dein Kreuz noch bitter ist? Ich frag, wie gehts dir? Du antwortest: es muß sich leiden; das Muß macht dir dein Leiden bitter. Ich hab zwei Huckerbißlein, die mir all mein Leiden versüßen, sie heißen kann und will; jenes ist süß, dieses noch süßer; jenes macht mir mein Kreuz leidlich, dieses lieblich. Wie gehts? Leidlich, es läßt sich noch tragen. Wie gehts? Lieblich, mir ist allwohl dabei. Muß ich denn nicht leiden? Allerdings. Wir müssen durch viel Trübsal ins Reich Gottes gehen. Mußte nicht Jesus leiden? Gott hats von Ewigkeit beschlossen; seinen Rath werd ich nicht umstoßen. Er hats mir in seinem Wort vorher sagen lassen; sein Wort werd ich nicht zur Lüge machen. Ich bin ein Mensch; der Mensch ist ein kurzer Begriff der ganzen Welt; in ihm als in einem Mittelstiplein eines Cirkels kommt alles Leiden zusammen, so in der Welt zu finden; will ich ein Mensch sein, so muß ich leiden. Ich bin ein Christ; Christ und Kreuzträger ist ein Mann! Christum im Herzen, das Kreuz auf dem Rücken. Will ich ein Christ sein, so muß ich leiden. Aber es lautet doch besser, ich kann, denn ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus. Phil. 4, 13. Bin ich schwach? Ich kann doch tragen, was mir Gott hat aufgelegt; schwach in mir, stark in Gott; seine Kraft muß in meiner Schwachheit mächtig sein, davon hat er die größte Ehre. Ich will meinem Gott die Schande nicht anthun, daß ich sagen sollte, es ist unleidlich, es läßt sich nicht mehr tragen. Ist denn Gott so schwach worden, daß er mich und mein Kreuz nicht mehr tragen könnte, der Himmel und Erde trägt? Oder, ist er so unbarmherzig worden, daß er mir mehr auflegen sollte, als ich tragen könnte? Nein. Im Kreuz ist die höchste Kraft Gottes verborgen. Am allerbesten thue ich, wenn ich sage: Ich will. Denn damit liegt das Kreuz schon auf dem Rücken, und ist geschlagen. Geb ich ihm den Rücken und laufe voran, so verfolgts mich; lief ich zur Stadt hinaus, es ließe mich nicht; geh ich ihm aber frisch unter die Augen, und sprech: Sei mir willkommen, du bist mir ein lieber Gast, da ist mein Rücken, leg dich hinauf, arbeite, drücke, bis du müde wirst, so nimmts das Reißaus, und denkt, hier ist keine gute Herberge für dich, solch Trotzen und Kopfbieten steht dir nicht an. Du weißt, was ich oft gesagt habe, mein Christ: wenn Gott uns hat nach seinem, so haben wir ihn hinwiederum nach unserm Willen. Will ich gern tragen, so will Gott mein schonen. Er nimmt den Willen für das Werk. Je williger dran, je eher davon.

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