Müller, Heinrich - Von Betrachtung der Ewigkeit.

Müller, Heinrich - Von Betrachtung der Ewigkeit.

In der Zeit, außer der Zeit.

Wohl dem, ders übt! Ich leb in der Zeit, zähle Jahr nach Jahren, Wochen nach Wochen, Tage nach Tagen, Stunden nach Stunden: Mein Herz aber ist außer der Zeit. Weil ich auf dem Wege zur Ewigkeit bin, hab ich mir vorgenommen, an die Ewigkeit immer zu denken. Steigt eine böse Lust in mir auf, denk ich nun ists Zeit, daß du hinabsteigest in die Hölle, ob die ewigbrennende Gluth diese Lust in dir verzehren möchte. Ich frage, weß lüftet dich, mein Herz? Hast du Lust die Augen zu weiden an der Eitelkeit? Ach denke, was für Augenlust die Verdammten in der Hölle haben: In Ewigkeit sehen sie Gott nicht, in Ewigkeit sehen sie auch kein Licht, sie sitzen in der äußersten Finsterniß, und haben nichts vor Augen, als lauter schwarze Teufel und höllische Schlachtschafe, ein erschreckliches klägliches Elend. Hast du Lust, dich zu überfüllen mit Speis und Trank? Ach gedenke an den reichen Mann, der hier auch lebte in Wollust, Herrlichkeit und Freuden. Wie dürstet ihn jetzt! Wie kläglich fleht er! nicht nach Wein, sondern nach Wasser, nicht nach einer Hand voll, sondern nur nach einem Tröpflein, das ihm dargereichet werde, nicht im güldenen Becher, sondern nur am Finger Lazarus. Gelüstet dich des köstlichen Geruchs und Balsams? Ach denke, was die Hölle für Balsam gibt. Der Herr läßt Feuer und Schwefel über die Verdammten regnen. Zünde ein einziges Schwefelhölzlein an, wie übel riechts, zünde tausend an, wie häßlich ist der Stank, und das ist noch nichts gegen den höllischen Schwefelgestank. Wie häßlich wird dann erst der Teufel stinken! Gefällt dir das Sündigen so wohl, ach denke, daß du mit deinen Sünden ein Feuer göttlichen Zorns anzündest, das ewig brennen wird. Jer. 2l, 14. Wie wehe thuts, wenn man nur den kleinsten Finger eine Stunde soll ans Licht halten! Noch ein größerer Schmerz ists, die ganze Hand ins Feuer stecken und verbrennen. Wie wehe wirds thun, wenn du ewig in der Hölle brennen sollst! Empfind ich mich träg zum heiligen Wandel, oder unwillig zum Leiden, thu ich einen Blick hinauf, und schaue wie herrlich im Himmel das, was man im Herrn thut und leidet, belohnet werde. Warum sollte mich gereuen der Arbeit, die ich im Weinberg Gottes hab angetreten? Obgleich des Tages Hitz und Last dabei zu tragen, wird sie doch mit einem schönen Gnadengroschen belohnt. Nur frisch an den Kampf. Der Himmel wird die Ueberwinder krönen. Vor den Schranken, 1. Cor. 9, 25. nur nicht gescheut. Im Himmel ist ein schönes Kleinod beigelegt. Armuth, du machst mich nicht bange. Ich sehe Lazarus in Abrahams Schooß, wie reichlich wird er da getröstet! Luc. 16, 23.

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