Müller, Heinrich - Vom Trost im Leiden.

Müller, Heinrich - Vom Trost im Leiden.

Honig im Löwen.

Süßigkeit im Schrecklichen, war Simsons Räthsel. Jud. 14. Gott ist ein Löwe, wenn er zürnt, ein Schrecklicher und Grausamer. Jes. 38, 13. Jerem. 17, 17. Hiob, 30,21. Dennoch find ich Honig bei ihm, daß er mitten im Zorn an Gnade gedenkt. Sag mir: wann ist der Vater im Himmel am allerzornigsten gewesen, denn da sein Sohn im Oelgarten Blut schwitzte? Dennoch hat der Sohn Gottes mitten in solcher Angst zu seinem Vater schreien dürfen. Schrecklich ist Gottes Gerechtigkeit, süß und freundlich seine Güte; schrecklich ist er in seinem Gesetz, freundlich in seinem Evangelio; schrecklich den Feinden, holdselig den Freunden. Der Teufel ist ein Löwe und brüllt nach unfern Seelen, wie der Löwe nach dem Raube. 1. Pet. 5, 8. Ein Schrecklicher, wenn er uns mit schreckhaften Gedanken, als mit feurigen Pfeilen ängstet. Geh ich hinzu, find ich doch noch Honig bei ihm: denn was vermag Satan? Das vermag er, das er will. Er hat das Wollen, er will mir schaden. Aber das Können vermag er nicht ohne Gott. Er darf mir nicht näher treten, als Gott zuläßt und muß dazu mein Heil befördern auch wider seinen Willen. Wie sauer ließ er sichs werden, daß er Jesum zum Tod brächte! Was richtete er damit aus? Daß alle Welt in dem getödteten Jesu ihr Leben fand. Wie bemühte er sich, Petrus durch die Siebe zu werfen! Was gewann er? Daß Petrus bekehrt stärken konnte seine Brüder. Ich habe die Verheißung von Gott: Auf den Löwen und Ottern wirst du gehen und treten auf den jungen Löwen und Drachen. Ps. 91, 13. Und erfahrs täglich, daß Gott sein Wort wahr macht, wenn er einen Teufel nach dem andern zertritt unter meine Füße. Röm. 16, 20. Ich überwinde den Löwen durch des Lammes Blut. Offenb. 12, 11. Ists nicht viel? Der Löwe muß sich vorm Lamme fürchten. Ein Löwe ist der Tod, wenn er alle Gebeine zerbricht, ein König des Schreckens, doch führt er bei sich seinen Honig und was tröstlich ist. Ich darf sein spotten und sagen, Tod, wo ist dein Stachel? Kannst du auch beißen? Er mag beißen wie er will, Sturm, Hagel, Blitz, Donner, Teufel, Hölle, mir muß er eine Friedensfahrt sein, wenn ich im Herrn sterbe. Mein Feind setzt auf mich zu wie ein brüllender Löwe, wenn er erschrecklich droht und pocht. Ich finde dennoch Süßigkeit im Schrecklichen. Er muß mich erhöhen, indem er mich zu erniedrigen sucht. Er preßt mir manchen Seufzer aus. Mit einem Seufzerlein jag ich hunderttausend Teufel in die Flucht. Drum unverzagt!

Quelle: Müller, Heinrich - Geistliche Erquickstunden

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