Müller, Heinrich - Vom ernsten Gebet

Müller, Heinrich - Vom ernsten Gebet

Vereinigte Kraft ist die stärkste.

Ein Schütze, wenn er scharf schießen und das Ziel treffen will, thut er das Auge zu, damit die Kraft zu sehen im andern Auge beisammen und desto stärker sei. Wer eine Sache gar tief bedenken will, zieht die Sinne und Gedanken von allen andern Dingen ab, zwingt sie in seiner Seele zusammen, damit er der vorhabenden Sache desto besser nachsinnen könne. Mein Herz, wenn du mit Ernst beten willst, da gehört Kraft dazu, du zielst mit deinem Bogen und legst deine Seufzer darauf, sollen deine Pfeile in den Himmel dringen und Gottes Herz verwunden, es gehört Kraft dazu: du gehst einen Kampf mit Gott an, soll der Sieg auf deiner Seite bleiben, es gehört Kraft dazu. Ach, warum zerstreust du denn dein Herz so, trennst deine Gedanken und läßt den einen dieser, den andern jener Eitelkeit nacheilen? Wie kann Kraft sein in der Zerstreuung? Ich rühme es am Pharisäer, daß er gebetet hat bei ihm selbst. Luc. 18, 11. Bleib bei dir selbst, willst du beten; Gott will das Herz haben, nicht gebröckelt, nicht gestückelt, sondern ganz. Ehe ich anfange zu beten, sammle ich alle meine Gedanken zusammen, treibe sie in den verborgensten Winkel meines Herzens, halte sie da gleichsam gefangen, trete dann vor meinen Gott und spreche: Ach HErr, höre, dein Knecht hat sein Herz gefunden. 2 Sam. 7, 27. Mein Herz ist bereit, daß ich lobe und bete. Im Gebet bin ich kurz, daß die Gedanken nicht ermüden und vor der Zeit wieder ausreißen. Es ist besser wenig Worte viel Herzens, als viel Worte wenig Herzens. Glaube und Geist beten kurz, doch beweglich. Wenn das Gebet aus ist, versiegle ich die Bitte mit einem gläubigen Amen, das giebt den wenigen Worten große Kraft. Willst du kräftig beten, so gehe hin und thue desgleichen.

Quelle: Müller, Heinrich - Geistliche Erquickstunden

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