Müller, Heinrich - Von der Verläumdung.

Müller, Heinrich - Von der Verläumdung.

Wären keine Hehler, so wären keine Stehler.

Wie kommt's, daß die Welt so voll ungehängter Diebe ist? Die Verleumder meine ich. Der Gelddiebe gibt's viel, der Ehrendiebe noch mehr. Ich will dir's sagen. Weil du gern Verleumdung hörest, findet sich, der gern Verleumdung redet. Sein Mund ist der Stehler, dein Ohr der Hehler; sind beide gleich fest daan. Soll ich das Urtheil sprechen? Henk' auf den Stehler bei der Zunge, den Hehler bei den Ohren, da hangen beide Diebe zusammen. - Mein Christ, dreierlei nimm in Acht, willst du ein Christ sein.

Für's Erste: denke nicht leicht Arges von dem Nächsten, es ist wider die Liebe. Bilde dir nicht deinen Nächsten so und so ein, er kann vielleicht anders sein; du bist ja kein Herzenskündiger. Argwohn ist blind, irret und trüget. Wie übel geht's, wenn ein Blinder den andern leitet! Hoffe nach der Liebe das Beste vom Nächsten, ob dir gleich etwas Widriges in den Sinn kommt.

Für's Andere: kannst du dich selbst nicht überwinden und des Argwohns erwehren, hüte dich, daß du nichts Arges vom Nächsten redest und ihn dadurch bei andern verdächtig machst. Es ist fürwahr wider alle Ehrbarkeit und christliche Liebe, wenn man sagt: mir däucht, der Mensch sei so und so.

Für's Dritte: so sich Jemand unterstände, Argwohn bei dir zu erregen, leihe ihm dein Ohr nicht, sprich: ich kann's nicht glauben; ich will meinen Nächsten erst drum fragen: man lügt viel auf die Leute. Also wird mancher Sünde gewehret und es bleibt Friede. Thue das!

Quelle: Klaiber, Karl Friedrich - Evangelische Volksbibliothek, Band 3

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