Müller, Heinrich - Die Füße der Gottesboten

Müller, Heinrich - Die Füße der Gottesboten

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkünden, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König. Jesaj. 52, 7.

„Friede ist ein edler und süßer Name,“ sagt Scriver, „wie nicht allein die tägliche Erfahrung, sondern auch die Schrift zeuget. Als im Jahr 1648 meine Vaterstadt (Rendsburg) von feindlichen Völkern belagert war, ward unvermuthet der abgeschlossene Friede verkündigt und so die Stadt aus aller ihrer Noth und Drangsal errettet. Wie erfreulich diese Nachricht war, kann ich nicht beschreiben. Zuvor giengen die Einwohner sämmtlich betrübt unk hiengen traurig das Haupt, aber die Friedensbotschaft erfrischte sie und trieb sie erfreut zum Lobe Gottes. Es wurden viel Kranke, welche seit Wochen nicht vom Bette gekommen, durch die Friedenszeitung also erfreut, als hätten sie die kräftigste, herzstärkendste Arznei genossen, daß sie sich sogar herausmachten auf die Straßen, um die Friedensfreude mit anzusehen, befanden sich auch dabei so wohl, daß sie in wenig Tagen zu voriger Gesundheit gelangten.“ Aus solchen Beispielen ist klar zu ersehen, daß die Stimmung des Gemüths, überhaupt der Zustand der Seele von großem Einfluß auf Heilung oder Verschlimmerung der leiblichen Krankheiten ist, und wie groß Die irren, welche Alles mit leiblichen Arzneien ausrichten zu können meinen. Am allerheilsamsten wirkt die Friedensbotschaft Jesu Christi. So lange die Seele nicht bei Christo ist, hat sie, wenn auch weltliche Sicherheit, doch weder Friede, noch Kraft zum Ausharren in Geduld; es wird darum jede Krankheit schwerer für sie und zugleich bedenklicher auch für das leibliche Leben. Die Friedensbotschaft des Evangeliums hilft nicht bloß der Seele zur Ruhe, sondern sie dient auch auf manchfache Weise dem mit ihr vereinigten Leibe. Schon gar Manche haben mit dem Frieden der Seele zugleich Genesung von ihrem leiblichen Nebel gesunden, und wenn nicht das, so fanden sie jedenfalls Erleichterung ihrer Leiden, Geduld und Hoffnung und endlich Genesung zum ewigen Leben. Dennoch will man oft den Geistlichen von dem Kranken ferne halten; er möchte aufgeregt werden, es könnte die Wirkung der Arzneien hindern. Aber das Evangelium Jesu Christi ist vielmehr ein Wort des Lebens und nicht des Todes. Der geschickteste Arzt mag es in der Wahl seiner Mittel verfehlen, der himmlische Arzt, Jesus Christus, verfehlt es nie. Wenn der Kranke schmachtend und dürstend in Fieberhitze liegt, wäre es nicht über alle Maaßen grausam und gewissenlos, wenn du ihm versagtest, was seinen lechzenden Gaumen erfrischen könnte? Das hielte man für eine Todsünde und wäre es auch, aber was ist es, wenn mau der armen, schmachtenden Seele ihr einziges Labsal versagt? Möglich, daß sie selbst es nicht begehrt, aber damit sind ihre Angehörigen nicht entschuldigt, denn dann hat sie es in der Regel am allernöthigsten. Wiederum, sagt man, der Kranke liegt in Fieberhitze, es wäre umsonst, ihm einen Geistlichen zu rufen. Das ist gleichfalls ein großer Irrthum. Es ist vielmehr Erfahrung, daß die Kranken aus ihren Phantasien zu gutem Sinn und Verstand kommen, wenn der Pfarrer mit ihnen von Jesu redet und über sie betet. Ja, wenn sie oft vor Menschenaugen bereits wie todt scheinen, vernehmen sie noch das Wort vom Heiland und das Gebet zu ihm. Einem Geistlichen wurde, als er zu einem Kranken kam, gesagt, er komme zu spät, der Kranke liege ohne Gehör und Besinnung und werde bald aushauchen. Der Geistliche trat dennoch an das Bette, sprach dem Sterbenden Einiges zu und betete für ihn. Hierauf fragte er: „Haben Sie mich verstanden?“ Da antwortete der Sterbende noch vernehmlich: „Ja, und nicht bloß verstanden, sondern mitgebetet!“ Freilich kann ein Diener Christi, je nachdem der Seelenzustand des Kranken ist, nicht sogleich Friede, Friede! sagen. Aber ist es denn schädlich, wenn der leibliche Arzt faules Fleisch wegschneidet? Es dient vielmehr zur Genesung; so auch, wenn der Seelsorger erst die Sicherheit in Sünden und andere Seelenfäulniß wegzunehmen bemüht ist. Willst du für deinen Kranken aufs Beste sorgen, so siehe zu, daß du ihm zum Frieden Jesu Christi helfest; ebenso kann auch der Kranke selbst nichts Besseres für sich thun, als wenn er diesen Frieden sucht. Hat er denselben, so ist ihm geholfen fürs Leben und Sterben; ist doch der Friede Jesu ein Vorschmack des Himmels und eine Glückseligkeit, mit welcher nichts zu vergleichen.

Gebet.

Jesus sprach: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Joh. 14, 27.

Ach, Herr Jesu! gieb meinem Herzen deinen Frieden! Sprich zu meiner Seele: Friede sey mit dir!

Bewahre mich in deinem Frieden zum ewigen Leben t Ich achte es nicht, ob die Welt süß oder sauer sieht, ob Schmerz und Trübsal über mich geht, wenn ich nur in dir und durch dich Friede mit Gott habe! Dein Friede sey mein Gefährte im Leben, mein Trost im Leiden, meine Erquickung im Sterben. Gieb mir Friede, o Jesu! so habe ich Leben und volles Genüge! Amen. (Scriver)

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