Moody, Dwight Lyman - Kein Unterschied

Moody, Dwight Lyman - Kein Unterschied

Denn es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollen.
Röm. 3,23

Das ist eine der härtesten Wahrheiten in der Heiligen Schrift und es fällt dem Menschen außerordentlich schwer, sich mit ihr abzufinden, ihr Recht zu geben. Wir sind geneigt, uns selbst mindestens ein wenig höher zu schätzen als unseren Nachbar, und wenn wir finden, daß er besser ist denn wir, versuchen wir leicht, ihn herunter zu drücken, bis wir uns über ihn erhaben fühlen können. Wenn du das Bedürfnis hast, zu wissen, wer und was der Mensch ist, dann schlage das dritte Kapitel im Römerbrief auf, da kannst du die ganze Geschichte in ihrer furchtbaren Wahrhaftigkeit kennen lernen. „Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder.“ „Da ist nicht, der Gutes tue, da ist nicht, der gerecht sei, auch nicht einer.“ Manche Leute wünschen ihre Biographie vor ihrem Tode geschrieben zu sehen; wenn einer meiner Leser die seinige zu lesen wünscht, dann schlage er nur Römer drei auf, da findet er sie haarklein aufgezeichnet.

Ich kann mir denken, daß manche meiner Leser mit der Beschreibung nicht einverstanden sind. Sie rufen aus: Was! Sollen denn wirklich alle Menschen gleich sein? Da ist einer, der dem Mäßigkeitsverein angehört; er kann sich mit dieser Behauptung Pauli nicht zurecht finden und spricht: Sollte ich nicht besser sein wie jener Säufer? Und jener Wohltätigkeitsfreund fragt erstaunt: bin ich nicht besser wie der Geizhals in der X-Straße? Ich will gleich hier sagen, es ist freilich ein großer Unterschied, ob ein Mensch mäßig ist oder unmäßig, ob einer wohltätig ist oder geizig; es ist viel besser, ehrlich zu handeln als krumme Wege des Betruges zu gehen und mit seinem Nächsten in Frieden zu leben als in Zank und Streit sich selbst und andere zu verderben. Aber wenn es sich um die große Frage handelt, ob ein Mensch selig werden wird oder nicht, ob jemand vor Gott bestehen kann oder vor ihm zuschanden werden muß, dann verschwinden diese Unterschiede vollständig und es zeigt sich die Wahrheit unseres Wortes: „Es ist hier kein Unterschied!“ Alle haben gesündigt. Alle sind böse von Natur. Der alte Adamsstamm ist ganz verderbt; es kann niemand gute Frucht tragen, es sei denn, er sei eingepflanzt in den neuen guten Weinstock, welcher ist Christus. Wenn ich in meinem Garten zwei Bäume habe, die beide bittere Frucht bringen, ist dann ein Unterschied, wenn der eine 500 schlechte Äpfel trägt und der andere nur zwei? Gewiß, es ist ein Unterschied in der Zahl der Frucht, aber leider nicht in der Art derselben, darum behaupten wir: Es ist kein Unterschied, die Bäume tragen beide böse Frucht. So verhält es sich auch mit den Menschen. Einer denkt, er habe nur zwei oder drei kleine Sünden, die Gott wohl übersehen könne, da der andere doch alle zehn Gebote Gottes mannigfach übertreten habe. Ohne Zweifel sind beide schuldig vor Gott, denn beide haben gesündigt.

Das Gesetz erfordert eine vollkommene, ganze Erfüllung, und wenn du diese nicht zustande bringen kannst, bist du verloren für das Gesetz. Denn wer das ganze Gesetz hält und sündigt an einem, der ist des Ganzen schuldig. Denke dir, du schwebest über einem Abgrund, getragen von einer Kette von zehn Gliedern. Angenommen, neun dieser Glieder seien stark und zuverlässig, ein einziges aber zerbräche, was würden die neun starken Glieder noch für dich bedeuten? Du würdest trotz ihrer Stärke in die Tiefe stürzen, um des einen zerbrochenen Gliedes willen.

So verhält es sich auch mit dem Gesetz Gottes: Wer das Ganze hält und sündigt an einem, der ist des Ganzen schuldig. Vor Gott ist jeder Übertreter ein Verbrecher, sei nun die Übertretung groß oder klein. Schaue hin in die Staatsgefängnisse. Da sitzen viele wegen Totschlages, andere wegen Diebstahls, andere wegen Betrugs, wegen Vergehen gegen die Sittlichkeit und wegen vielerlei anderer Untaten. Sie alle sind Übertreter des Gesetztes, sind Verbrecher nach dem Urteil der Gerechtigkeit, einerlei, welcher Art ihr Verbrechen ist. So sind wir vor Gottes Richterstuhl alle Sünder, denen es fehlt an allem, das not ist, um vor Gott bestehen zu können.

Wenn heute jemand in der Zeitung bekannt machte, er sei imstande, eine genaue Photographie von dem Herzen eines jeden Menschen herzustellen, der würde nicht zu viele Kunden bekommen. Es befindet sich niemand unter uns, den man erfreuen könnte mit der Mitteilung, man habe eine ganz genaue Photographie seines inneren Wesens aufgenommen. - Wir gehen zum Photographen, um ein Bild von uns machen zu lassen. Welche Sorgfalt wird da auf die Kleidung verwandt, und wenn uns dann der Künstler geschmeichelt und das Bild schöner gemacht hat als das Original ist, dann sagen wir vielleicht, während wir das Bild im Kreise unserer Freunde herumreichen: „Vorzüglich gelungen. der Mann versteht sein Handwerk.“ Wenn es aber jemanden gelingen würde, den wahren Menschen nach seinem innersten Wesen zu photographieren, dann würde wohl keiner von uns begehren, das Bild seinem Nachbarn zu zeigen. Du würdest dein also gezeichnetes Bild vor deinem eigenen Weibe zu verbergen trachten, ja, du selbst würdest nicht Lust haben, dein Bild zu beschauen.

Niemand kennt ein Menschenherz genau außer Christus. Die Schrift sagt von dem Menschenherzen: „Es ist ein trotziges und verzagtes Ding, wer kann es ergründen?“ Wir kennen unsere eigenen Herzen nicht; keiner von uns hat eine Vorstellung davon, wie böse und verderbt es ist. Es ist schon viel Böses über mich gesagt worden in meinem Leben; aber ich kenne viel mehr Böses in mir als irgend jemand weiß oder sagen kann. Es ist nichts Gutes in der adamitischen Natur. Unser natürliches Herz befindet sich im Aufstand gegen Gott, es kennt Gott nicht und kann ihn nicht lieben. Wir sind fleischlich gesinnt und fleischlich gesinnet sein ist eine Feindschaft wider Gott!

Ich kann es gut verstehen, daß es so wenig Leute gibt, die das dritte Kapitel im Römerbrief lieben. Die Wahrheit ist dort ungeschminkt, zu klar und deutlich ausgesprochen. Aber gerade weil es uns schwer wird, in die dort ausgesprochenen Wahrheiten hineinzublicken, um so nötiger ist dies für uns. Die Wahrheit ist in der Tat ein wenig beliebtes Kraut. Aber ich habe oft erfahren, daß das, was wir am wenigsten liebten, für uns am zuträglichsten war. Wenn wir glauben, besser zu sein als die hier gegebene Beschreibung, dann ist es Zeit, daß wir uns selbst einmal untersuchen. Hier ist ein Mann, der glaubt, nicht so schlecht zu sein, wie ihn St. Paulus beschreibt. Er ist fest davon überzeugt, daß er besser ist als sein Nachbar. Warum geht er denn sonntäglich zur Kirche und sein Nachbar nicht? Warum ist er stets bereit, sich an irgendeinem guten Werk zu beteiligen, während sein Nachbar seine Groschen ins Saufhaus bringt und Weib und Kind darben läßt? Sollte er denn nicht eher selig werden können als sein Nachbar, der sich auf den breiten Bahnen der Sünde bewegt? O nein, mein Freund, du legst den verkehrten Maßstab an. Wir haben alle gesündigt, ob viel oder wenig, und es ist darum kein Unterschied.

Paulus zieht das Gesetz heran, um zu zeigen, daß der Mensch verderbt und verloren ist. Gott, der heilige und gerechte Gott, hat ein gerechtes und vollkommenes Gesetz gegeben, und dieses Gesetz wurde nicht gegeben, die Menschen dadurch selig zu machen, sondern sie durch das Gesetz zu richten. Ich wünsche euch dies klar und deutlich zu sagen, denn hunderte und tausende mißverstehen den Zweck des Gesetzes. Sie wollen ihre Seligkeit selbst schaffen dadurch, daß sie das Gesetz zu halten versuchen, aber damit wagen sie sich an eine Unmöglichkeit. Das Gesetz hat noch niemals einen Menschen selig machen können. Dazu ist es auch keineswegs gegeben; frage den Apostel Paulus, der wird dir eine Antwort geben, wie du sie bedarfst, hier hast du sie: „Daß aller Mund verstopfet werde und jedermann Gott schuldig sei.“ In der Tat, in diesem dritten Kapitel wird jedermann vor den Richterstuhl gestellt und schuldig befunden. Das Urteil ist gesprochen über Bischöfe, Minister, Könige, Edelleute, Prediger, Älteste, Gemeindeglieder, Zöllner, Ehebrecher, Diebe und Räuber, alle kommen zu kurz, alle sind verloren, denn sie haben alle gesündigt.

Das Gesetz stopft jedermann den Mund, Gott will, daß der Mensch demütig vor ihm niederfalle und kein Wort zu seiner Rechtfertigung wisse. Denn, wenn er sich als Sünder erkannt hat und auf alle eigene Gerechtigkeit verzichtet, dann neigt sich Gott zu ihm und redet freundlich mit ihm. Ihr könnt euch darauf verlassen, wenn ein Mensch dem Reich Gottes ganz nahe gekommen ist, dann ist sein Mund gestopft, dann redet er nicht von seinem eigenen Können und Wollen, sondern er hat gelernt zu schweigen und auf die Hilfe des Herrn zu harren. Wenn Gott einen Menschen selig machen will, dann bringt er ihn zuerst zum Schweigen.

Hiob wurde nicht errettet, bis er aufhörte, von sich selbst zu reden. Als Gott ihn anfänglich heimsuchte, fing er an zu reden von guten Taten:

„Denn ich errettete den Armen, der da schrie, und den Weisen, der keinen Helfer hatte. Der Segen deß, der verderben sollte, kam über mich; und ich erfreute das Herz der Witwen. Gerechtigkeit war mein Kleid, das ich anzog wie einen Rock; und mein Recht war mein fürstlicher Hut. Ich war des Blinden Auge und des Lahmen Füße. Ich war ein Vater der Armen; und welche Sache ich nicht wußte, die erforschte ich. Ich zerbrach die Backenzähne des Ungerechten und riß den Raub aus seinen Zähnen.“

Aber als dann Gott anfing mit ihm zu reden und ihn vor sich forderte zur Verantwortung, da kam er bald zu der Erkenntnis, daß er auf Tausend nicht eins antworten könne und darum seine Hand auf seinen Mund legen müsse. Da hatten die Worte Hiobs ein Ende, und nun wurde er teilhaftig einer herrlichen Errettung. Nun sah er die Dinge in einem ganz anderen Licht; nun konnte er seinen Gott erkennen und sich dankbar in seine Wege fügen. Wolken und Nebel, Dunkel und Finsternis waren von seinem Pfad verschwunden, und das helle Licht de Gnade und der Gerechtigkeit erleuchtete nun seinen Gang. Sobald Hiob seine eigene Nichtigkeit zur Genüge erkannt hatte, konnte Gott ihm seine Herrlichkeit und Gnade offenbaren.

Gott hat das Gesetz gegeben, damit der Mensch sich selbst erkennen lernen möge.

Kurz vor dem großen Brand in Chicago sagte ich eines Morgens zu meinen Kindern: „Heute Nachmittag werde ich früher nach Hause kommen, um einen Spaziergang mit euch zu machen.“ Mein kleiner Sohn klatschte in die Hände vor Freude und rief: „O, Papa, gehst du mit uns nach dem Lincolnpark?“

„Jawohl, mein Kind!“ war meine Antwort.

Kaum war ich ausgegangen, so fing das Kind an, die Mutter zu erinnern, daß es Zeit sei, sich fertig zu machen. Die Mutter erwiderte, es sei noch Zeit genug, aber der Knabe wollte sich nicht abweisen lassen. Endlich gab die Mutter nach, wie ja Mütter so häufig tun, und so machte sie denn den Knaben fertig zum Ausgehen. Nun war es aber keine leichte Sache, den kleinen Mann zu beschäftigen bis zur Rückkehr des Vaters. Eine Zeitlang dachte er an die Mahnung der Mutter, sich ja nicht schmutzig zu machen, aber endlich vergaß er sich ganz und spielte draußen mit seinen Kameraden, als ob es keinen Lincolnpark und keinen Spaziergang dorthin gäbe.

Als ich dann nach Hause kam, lief mir mein Söhnchen entgegen und rief: „Nicht wahr, Papa, jetzt gehen wir spazieren?“

„Gewiß, mein Sohn,“ war meine Antwort, „aber erst mußt Du dich von Mama waschen lassen.“

„Nein, Papa, Mama hat mich ganz rein gewaschen!“

„Mag sein, aber Du bist ganz schmutzig, und einen schmutzigen Sohn kann ich nicht mitnehmen.“

„Nein, Mama hat mich gewiß ganz rein gewaschen, ich bin ganz rein.“

„Aber Du hast dich wieder schmutzig gemacht!“

Nun begann er heftig zu weinen und es war mir nicht möglich, ihn davon zu überzeugen, daß er gewaschen werden müsse. Denkst du nun vielleicht, ich hätte mit meinem Kinde gezürnt? O nein, ich nahm es auf meinen Arm, ging mit ihm hinein und ließ es in den Spiegel sehen, damit es sich von seiner eigenen Unreinigkeit überzeugen konnte. Kaum hatte der Knabe einen Blick in den Spiegel geworfen, so war er bereit, sich waschen zu lassen.

Der Spiegel zeigte dem Kinde seine Unreinigkeit, aber ich habe nicht versucht, es mit dem Spiegel zu waschen, wahrlich nicht! Und doch wollen Tausende dies in Bezug auf ihre innere Unreinigkeit tun. Das Gesetz ist der Spiegel, welcher ihnen ihre Unreinigkeit zeigen soll, aber nun nehmen sie den Spiegel, um sich mit ihm zu reinigen. Seit sechstausend Jahren haben die Menschen so töricht gehandelt, und bis auf diesen Tag lautet das göttliche Urteil: „Denn durch des Gesetzes Werk wird kein Fleisch gerecht!“ Nur ein einziger Mensch konnte mit Wahrheit sagen, er habe das Gesetz gehalten, nämlich der Mensch Jesus Christus. Wenn er nun an einem gesündigt hätte, würde sein Werk für uns nutzlos gewesen sein. Nun aber, da er ohne Sünde war und den Tod für die Sünde erduldete, hat er eine ewige Erlösung erfunden für alle, die durch ihn zu Gott kommen. Wie töricht nun, daß so viele Menschen, anstatt der Gerechtigkeit Christi untertan zu sein, danach trachten, eine eigene Gerechtigkeit aufzurichten. Und doch ist alle unsere Gerechtigkeit vor Gott wie ein beschmutztes, unreines Kleid; denn hier ist nicht, der gerecht sei, auch nicht einer!

Freilich fällt es dem Menschen sehr schwer, sich unter diese ernste Wahrheit zu stellen. Ich stelle mir vor, wie Noah zuweilen Axt und Hammer niederlegte, um eine Predigtreise zu machen. Er hatte der damaligen Welt eine furchtbar ernste Botschaft zu verkündigen. Er fing an zu reden von dem Verderben der Welt und der Gerechtigkeit Gottes; er verkündigte, daß Gottes Langmut noch 120 Jahre harren wolle, um zu sehen, ob irgend jemand Buße tue. Nach dieser Zeit wolle aber Gott es ein Ende machen mit allen Unbußfertigen. Vor Gott gelte kein Unterschied, wer nicht in der Arche geborgen sei, müßte rettungslos zu Grunde gehen. Ich kann mir denken, daß ihm da jemand geantwortet haben mag: „Alter Narr, Du gingst besser an Deine Arbeit und machtest Deinen famosen Kasten fertig. Denkst Du, wir würden Deinen albernen Märchen Glauben schenken? Wie sollte denn das möglich sein, daß Fürsten und Bettler, fromme Leute und Diebe, alle demselben Los verfallen könnten? Sollen denn diese alle gleichermaßen verloren gehen?“

„Ja!“ sagte Noah. „Die Wasser werden kommen und euch alle hinwegraffen! Es wird da kein Unterschied sein!“ Ohne Zweifel hielten viele den alten Noah für nicht ganz zurechnungsfähig, denn keiner glaubte an seine Predigt. Aber änderte dies etwas an der Tatsache? Kam nicht die Flut und nahm sie alle dahin? Gab es da irgendeinen Unterschied? Nein, gar keinen.

Als der Engel des Verderbens sich anschickte, durch Ägypten zu ziehen, um die Erstgeburt zu töten, verlachten ohne Zweifel viele Ägypter das Tun der Hebräer, welche sich zum Auszug rüsteten. Sie fühlten sich in ihrer Weisheit außerordentlich erhaben über das unwissende Ziegelbäckervolk, und sie spotteten der Drohungen, die der Gott Israels ausgesprochen hatte über Ägypten. „Welch ein verrücktes Volk!“ mögen manche gesagt haben, als sie sahen, daß die Israeliten ihre Türpfosten mit Blut bestrichen. „Wie sollte denn das Blut irgendein Unheil aufhalten können? Nein, ich glaube nicht, daß heute Nacht ein Mensch mehr stirbt als in jeder gewöhnlichen Nacht in Ägypten Leute sterben. Und wenn wirklich eine Seuche kommen sollte, dann würde die gewiß zu allererst bei dem armen Arbeitervolk einkehren und uns reiche Ägypter noch lange nicht erreichen.“ Als aber dann die furchtbare Nacht hereinbrach, zeigte es sich, daß da kein Unterschied war. Der König in seinem Palast, der Verbrecher im Kerker, der Kaufmann in seinem Warenhaus, der Gelehrte hinter den Büchern, der Priester in seinem Tempel, der Bettler auf der Straße - sie waren alle gleich. In jedem Haus hatte der König der Schrecken seinen Besuch gemacht, seine Gewalt ausgeübt, und ein allgemeines Klagen und Jammern erfüllte das ganze Land. Es war kein Haus, in welchem nicht ein Toter lag, von dem erstgeborenen Sohn des Pharao bis zu dem Sohn der Sklavin hin, alle Erstgeburt, beides der Menschen und des Viehs, mußte sterben nach dem Wort des Herrn in jener Nacht des Schreckens und Grauens. Nur in den Hütten der geängsteten Kinder Israels herrschte Freude und Wonne. Dort war der Würger vorbeigegangen und hatte sogar durch sein an den Ägyptern geübtes Zerstörungswerk Israel den Weg zum Auszug geöffnet. Da war ein Unterschied. Das Blut des Bundes allein war imstande, einen Unterschied zu machen. Jesus, und Jesus allein kann verlorene Sünder aus dem Pfuhl der Verderbnis herausziehen und sie zu neuen Menschen machen. Bist du mit ihm bekannt, mein Freund?

Gott sagt niemals ein Wort, welches nicht bis ins kleinste hinein wahr ist. Er äußert nicht seine Meinung über dies und das, sondern er beschreibt die wahre Wahrhaftigkeit der Dinge in seinem Wort. Sie haben alle gesündigt! ruft er aus und siehe, hier ist kein Unterschied.

Ich lese in der Heiligen Schrift, daß Feuerfluten die Erde überströmen sollen, wenn die Stunde des Gerichtes gekommen sein wird, und ich glaube, daß dies geschehen wird. Da wird dann kein Unterschied sein. Wer nicht in Christo geborgen ist, wird zu Grunde gehen für Zeit und Ewigkeit. Ich hatte die traurige Gelegenheit, den großen Brand in Chicago zu sehen. Als sich die Flammen durch die Straßen wälzten und alles verschlangen, was ihnen im Wege stand, ergriff die ganze Bevölkerung in wilder Hast die Flucht. Da war kein Unterschied. Professoren und Schüler, Finanzmänner und Bettler, Männer und Frauen, sie alle befanden sich auf der Flucht vor den verheerenden Element. Als der Wind die Flammen durch die Straßen peitschte, schien es, als ob der jüngste Tag gekommen sei. Keine Macht der Welt wäre imstande gewesen, die Flammen aufzuhalten. Da gab es kein Entrinnen. Als die Glut dahin war, waren alle obdachlos. Viele, die vorher ein schönes Vermögen besessen hatten, waren an einem Tag arm geworden.

Wenn der Tag des Gerichtes kommt, wird ebenfalls kein Unterschied sein. Als die Flut kam, war kein Unterschied außer der Arche. Am Tage vor der Flut mochte die Arche wohl noch Gegenstand des Spottes gewesen sein, und wenn sie da zum Verkauf ausgestellt worden wäre, würde sich wohl kaum ein Käufer gefunden haben. Als aber die Flut kam, änderten sich die Werte, da war der große Kasten das einzig wertvolle Gebäude auf Erden. So wird am Tag des Gerichts auch eine große Umwertung der Dinge stattfinden. Da wird es offenbar werden, daß alle Dinge dieser Welt vollständig wertlos sind und Jesus Christus, der Sohn Gottes, allein Wert hat. Einst war er der Allerverachtetste und Unwerteste, aber dann wird sein unermeßlicher Wert der Welt offenbar werden. Und gleich wie es in den Tagen Noahs eine böse Sache war, außerhalb der Arche erfunden zu werden, so wird es auch einst schrecklich sein für den Sünder, nicht in Christo geborgen zu sein. Ja, hier fängt der große Unterschied zwischen den Menschen an. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben und kommt nicht ins Gericht, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet. Mein Freund, bedenke, was das heißt: Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollen. Bedenke, daß es für dich keine Rettung geben kann, es sei denn in Jesu. Hier aber ist Rettung. Danke Gott für die wunderbare Liebe, welche er dir in seinem Sohn offenbart. Er ist um deiner Missetat willen verwundet und um deiner Sünden willen zerschlagen; die Strafe lag auf im, auf daß du Frieden haben möchtest. Wir gingen alle in die Irre, ein jeglicher sah auf seinen Weg, aber der Herr warf unser aller Sünden auf ihn.

Wenn du mich nach dem Grund meiner Hoffnung fragst, dann kann ich dir nur antworten: Jesus allein! Er starb für unsere Sünden, nach der Schrift, darum ist mir nun gegeben der Eingang in das ewige Leben. Wir hatten das Gesetz gebrochen, aber er hat es erfüllt. Und er tat das um unseretwillen. Wenn die Lehre von der Stellvertretung aus der Bibel genommen werden könnte, dann wäre es um meine Hoffnung geschehen. Nun aber Christus meine Schuld getragen hat und für meine Sünden gestorben ist, hat's mit mir keine Not. Er hat nicht nur das Gesetz gehalten, sondern er hat uns die Pforten des Lebens geöffnet. Denn was dem Gesetz unmöglich war hat er getan. Sein Blut ist die Versöhnung für unsere Sünden, und sein Tod ist für uns der Eingang zum Leben. Keine Verdammnis denen, die in Christo Jesu sind.

Und wenn du mich nun fragst: Wie kann ich dieses Heils teilhaftig werden? Dann antworte ich dir: Komm du zu Jesu, so wie du bist. Verzichte auf alle eigene Gerechtigkeit und stelle dich unter die Gerechtigkeit Christi. Komm her und nimm deinen Platz ein unter dem Kreuz. Dort ist des Sünders Platz. Nimm das Verdienst Christi im Glauben an, denn wie viele ihn aufnehmen, denen gibt er Macht, Gottes Kinder zu werden. Nun hat niemand mehr eine Entschuldigung. Keiner braucht verloren zu gehen, weil Jesus für die Verlorenen sein Blut und Leben dahingegeben hat. Er starb für die Gottlosen, um sie gerecht zu machen.

Und du, der du niemals unter der Last deiner Sünden geseufzt hat, der du denkst, es sei ein großer Unterschied zwischen dir und deinem Nachbar, der du, gleich dem Pharisäer im Tempel, Gott dankst, daß du nicht bist wie andere Leute, du bist der beklagenswerteste unter den Sündern. Denn Gott, der sich der Sünder erbarmt, daß er sie selig mache, hat gar nichts zu schaffen mit den Selbstgerechten. Es sei denn, daß du dich demütigst vor dem Angesicht des lebendigen Gottes und deine Sünde bekennst und läßt, so werden die Pforten des Himmels, die für die Elenden offen stehen Tag und Nacht, für dich auf ewig verschlossen bleiben.

Quelle: Moody, Dwight Lyman - Lebensbrot

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