Moody, Dwight Lyman - Einfache Worte über die Bekehrung

Moody, Dwight Lyman - Einfache Worte über die Bekehrung

Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.
Jes. 42,3

Es ist gefährlich für solche, die gerne selig werden wollen, sich nach den Erfahrungen anderer Christen zu richten. Viele warten auf eine Wiederholung der Erfahrung ihres Großvaters oder ihrer Großmutter und sie vergessen, daß Gott jeden nach Seinem Willen führt. Ich hatte einen Freund, der war bekehrt worden auf einem Spaziergang im Felde; nun meinte er, es müsse jedermann aus der Stadt hinausgehen in Gottes freie Natur, um den Frieden Gottes zu finden. Ein anderer hatte Ruhe gefunden in der Gebetsversammlung und nun meinte er, eine Bekehrung kne nur dann rechter Art sein, wenn sie inmitten betender Brüder und Schwestern zustande gekommen sei.

Es ist am sichersten für einen heilsuchenden Sünder, wenn er geradewegs zum Wort Gottes seine Zuflucht nimmt. Wenn es irgendeinen Menschen in der Welt gibt, der es nötig hat, Gottes Wort zu lesen, so ist es der, der da fragt: „Was muß ich tun, daß ich selig werde?“

Angenommen, jemand sagt: „Ich habe keine Kraft!“ Laß ihn den Römerbrief aufschlagen und dort lesen: „Denn als wir noch schwach waren nach der Zeit, ist Christus gestorben für die Gottlosen.“ Weil wir keine Kraft haben, darum bedürfen wir des Herrn Jesu, denn er ist gekommen, daß er der Schwachen Stärke sei.

Ein anderer klagt, daß er nicht sehen könne. Höre die Worte Christi, mein blinder Freund: „Ich bin das Licht der Welt!“ Jesus kamnicht nur, das Licht des Lebens zu offenbaren, sondern auch der Blinden Augen aufzutun.

Manche meinen, es könne doch jemand nicht so schnell bekehrt werden. Es mag sein, daß Gott jahrelang um einen Sünder wirbt, daß er ihm nachgeht in göttlicher Langmut und Geduld, aber endlich muß der Sünder doch einmal ganz zum Stillstehen kommen und sich dem Herrn ergeben, wenn ihm überhaupt geholfen werden soll. Eine Person, welche sich mit diesen Gedanken beschäftigte, war einst in einer Nachversammlung. Ich zeigte ihr die Gottesworte: „Der Tod ist der Sünde Sold, aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben.“

Wie viel Zeit hat man nötig, eine Gabe zu empfangen? Es muß doch da einen Zeitpunkt geben, wo du die Gabe noch nicht hast, und ebenfalls einen solchen, wo du sie hast. Dazwischen liegt der Augenblick, da sie in deinen Besitz übergeht. Wahrlich, es ist kein halbes Jahr dazu nötig, um selig zu werden, wenn es auch oft so lange dauert, bis die einzelne Seele es wagt, den rettenden Anker zu ergreifen. Mag der Glaube am Anfang auch senfkornklein sein, so ist ein lebendiger Anfang doch immerhin ein Anfang. Ja, es mag sein, daß sich der Anfang ganz unseren Wahrnehmungen entzieht und daß schon neues Leben vorhanden ist, ehe man es wagt, es für mehr zu halten. Denn es gefällt Gott, jeden auf besondere Weis zu sich zu ziehen. Bei etlichen kam das neue Leben so geräuschlos und unvermerkt wie de junge Tag im Osten aufdämmert, so daß es unmöglich ist, den Anfang genau zu bestimmen; bei anderen bricht es hervor wie ein glänzender Meteor oder wie ein Blitzstrahl, welcher leuchtet vom Anfang bis zum Niedergang.

Ich würde es nicht der Mühe wert halten, fünf Minuten Zeit dazu zu verwenden, zu untersuchen, an welchem Tage oder gar zu welcher Stunde ich bekehrt worden bin, aber daß ich wirklich bekehrt worden bin, ist die große Sache. Dies ist auch die große Frage für dich, mein Freund. Gott hat sich so viele Mühe um dich gegeben, daß es für dich der Mühe wert ist, einmal stille zu stehen und zu fragen: „Was muß ich tun, daß ich selig werde?“ Er hat dir den Weg zum Himmel so leicht gemacht, daß du wirklich heute noch Gewißheit darüber haben solltest, ob du dich auf demselben befindest oder nicht. Bedenke, daß die Zeit kurz ist, die dir noch zur Errettung bleibt. Wer weiß, ob du noch morgen lebst. Drum wende dich zu Jesu noch heute.

Manche Leute halten es nicht für möglich, daß jemand in kurzer Zeit bekehrt werden könne. Wir wollen uns nach biblischen Beispielen umschauen. Eines Tages sah Jesus Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und er sprach zu ihm: Folge mir; und er stand auf und folgte ihm. Nichts kann plötzlicher sein als das.

Zachäus, der Zöllner, begehrte Jesus zu sehen; und weil er klein von Person war, stieg er auf einen Maulbeerbaum. Als Jesus an den Ort kam, ward er seiner gewahr und sprach zu ihm: „Zachäus, steige eilend hernieder.“ Wo und wann die Bekehrung dieses Obersten unter den Zöllnern wohl stattgefunden haben mag? Jedenfalls stieg Zachäus anders vom Baume herab, als er hinaufgestiegen war. Es wird uns erzählt, wie er Jesus aufnahm mit Freuden und wie er mit seinem vergangenen Leben ins Gericht ging und vergangene Fehler beglich und wie Jesus dann ausrief: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren.

Das ganze Haus des Cornelius wurde ebenfalls plötzlich bekehrt; denn als Petrus Christum predigte, fiel der Heilige eist auf alle, die dem Wort zuhörten, und sie wurden getauft auf den Namen Jesu.

Am Tage des Pfingsten war eine große Menge Volks versammelt in Jerusalem, und als nun Petrus, des Heiligen Geistes voll, das Wort vom Kreuz verkündigte, da brach in 3000 Herzen das Eis entzwei und die Menschen wurden gläubig zur selben Stunde.

Und als Philippus redete mit dem Kammerherrn aus dem Mohrenland und ihm die Schrift auslegte, da ging in dem Herzen des schwarzen Mannes das Licht der Gnade sofort auf, und er war gleich bereit, in die Nachfolge Jesu zu treten. Und siehe, der Gewaltige beugte sich unter Christi Joch, ließ sich taufen und zog seine Straße fröhlich. Ohne Zweifel waren die meisten diese Leute mit Gottes Wort bekannt, und der Herr hatte durch Wort und Geist an ihren Herzen gearbeitet, aber endlich mußten sie sich entscheiden nach dem Wort und Willen des Herrn, und es mußte mit ihnen zu einer klaren und bestimmten Entscheidung kommen.

Angenommen, jemand hat seinem Herrn im verflossenen Jahr 100 Mark gestohlen. Nun kommt er mit uns zusammen und wir haben die Aufgabe, ihm den Weg zum Leben zu zeigen. Werden wir nun zu ihm sagen: höre, du mußt ein anderer Mensch werden. Stiehl nächstes Jahr nur 80 Mark und dann jedes Jahr 20 Mark weniger, dann wirst du in 5 Jahren ganz ehrlich sein?

O nein, wir würden uns halten an das, das geschrieben steht, und da lesen wir kurz und bündig: „Wer gestohlen hat, der stehle nie mehr!“ Das ist der gerade Weg zum Ziel. Angenommen, hier ist ein Mensch, der am Tage wohl hundert mal flucht. Sollen wir ihm den Rat geben, von jetzt an täglich etliche mal weniger zu fluchen, bis er sich ganz davon abgewöhnt hat? O nein, wir werden ihm zurufen das Wort des Heilandes: „Darum sage ich euch, da ihr allerdings nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei ja, das ja ist, nein, das nein ist, was darüber ist, das ist vom Übel.“

Als Saul von Tarsus auf dem Wege nach Damaskus mit Drohen und Morden schnaubte gegen die Jünger des Herrn, begegnete ihm der Herr Jesus und warf ihn zu Boden. Da galt es für Saulus sofort umzukehren und ein neues Lebe zu beginnen, da hat ihm Gott nach drei Tagen den Ananias geschickt mit der Gnadenbotschaft, und da galt es für Saulus zu glauben an das Evangelium. Und Saulus besprach sich nicht mit Fleisch und Blut, sondern er stand auf und ließ sich taufen auf den Namen des Herrn Jesu, den er bisher so furchtbar gehaßt und verfolgt hatte. So war au einem Verfolger in drei Tagen ein Prediger Jesu Christi geworden. Vielleicht ist dies manchen zu schnell, aber es gefiel Gott, also den Saulus umzuwandeln, daß er nach drei Tagen den Namen Christi bekennen mußte. Wahrlich, der Apostel Paulus ist ein Beweis dafür, daß Gott in kurzer Zeit aus einem Löwen ein Lamm zu machen vermag. = mein Freund, der du diese Worte liest, wie steht es denn mit dir? Wann soll denn die Stunde kommen, in welcher du einmal stille stehst vor Gott, um dich von der Obrigkeit, Macht und Gewalt der Finsternis befreien zu lassen? Bedenke, es ist dir zur Umkehr nur kurze Zeit gegeben. Die Gnadenbotschaft erklingt heute an Dein Ohr. Heute ist der Tag des Heils für Dich, heute sollst du errettet werden, darum gib heute der Welt den Abschied und ergreife heute den Anker des Heils, damit du heute ein neuer Mensch wirst!

Manche fürchten sich sehr, sie würden nicht standhaft bleiben. Diese sind sehr zahlreich unter den Neubekehrten und sie sind zugleich sehr hoffnungsvoll. Ich freue mich jedesmal, wenn ich jemand finde, der sich selber mißtraut. Solche muß man ermuntern, zu Gott aufzublicken und zu bedenken, daß sie es nicht sind, die Gott halten müssen, sondern daß es Gott ist, der sie zu halten verheißen hat.

Etliche meinen, sie müßten Christum halten und bewahren. Solche mögen einmal Psalm 121 aufmerksam lesen, wo es heißt:

„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher meine Hilfe kommen wird. Meine Hilfe kommt von Jahwe, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird nicht zulassen, daß dein Fuß wanke; dein Hüter schlummert nicht. Siehe, der Hüter Israels, nicht schlummert noch schläft er. Jahwe ist dein Hüter, Jahwe ist dein Schatten über deiner rechten Hand. Nicht wird die Sonne dich stechen des Tages, noch der Mond des Nachts. Jahwe wird dich behüten vor allem Übel, er wird behüten deine Seele. Jahwe wird behüten deinen Ausgang und deinen Eingang, von nun an bis in Ewigkeit.“

Man hat diesen Psalm ein Wanderlied genannt. Wahrlich, es ist ein herrlicher Gesang für solche, die als Gäste und Fremdlinge auf Erden sich auf der Pilgerschaft nach der seligen Ewigkeit befinden.

Was Gott in der Vergangenheit getan hat, vermag er auch heute noch zu tun. Er bewahrte Josef in Ägypten, Moses vor Pharao, Daniel in Babylon; und er befähigte den Elias in jener finsteren Zeit zu stehen vor dem gottlosen Ahab. Und ich habe mich immer darüber gefreut, daß diese Männer, die ich eben nannte, Menschen waren gleich wie wir. Gott allein ist es, der sie so groß und siegreich machte. Was uns not tut, ist aufschauen auf Jesum. Es ist realer, wahrer Glaube, wenn sich die menschliche Schwachheit lehnt auf die göttliche Macht. Unsere Schwachheit hindert uns nicht am Glauben, wohl aber unsere Kraft und unser Selbstvertrauen.

Ferner lesen wir im Hebräerbrief, Kap. 6,16-20:

„Die Menschen schwören wohl bei einem Größeren, denn sie sind; und der Eid macht ein Ende alles Haders, dabei es fest bleibt unter ihnen. Aber Gott, da er wollte den Erben der Verheißung überschwenglich beweisen, daß sein Rat nicht wankte, hat er einen Eid dazu getan, auf daß wir durch zwei Stücke, die nicht wanken (denn es ist unmöglich, daß Gott lüge), einen starken Trost haben, die wir Zuflucht haben, und halten an der angebotenen Hoffnung; welche wir haben als einen sicheren und festen Anker unserer Seele, der auch hineingehet in das Inwendige des Vorhangs; dahin der Vorläufer für uns eingegangen, Jesus, ein Hohepriester geworden in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“

Dies sind herrliche Worte für solche, die fürchten, in Versuchung zu fallen und nicht standhaft zu bleiben in der Nachfolge Jesu. Merke, es ist Gottes Sache, dich zu bewahren. Es ist des Hirten Aufgabe, die Herde zu hüten. Wer hat jemals von einem Schaf gehört, welches den Hirten bewahrt hätte? Manche haben die Meinung, sie müßten sich selbst bewahren und zugleich den Herrn Jesus festhalten, damit er nicht weggehe. Das ist ein großer Irrtum. Es ist des Hirten Pflicht, für die Herde zu sorgen, das Wohl der Schafe zu suchen und die einzelnen Schäflein zu bewahren. Der gute Hirte Jesus hat uns die Bewahrung verheißen, und was er zu uns sagt, das hält er gewiß. Ein alter Seemann lag i Sterben, seine Angehörigen umstanden sein Lager und warteten auf den letzten Atemzug. Da schlug der Alte plötzlich seine Augen auf und rief mit Aufbietung seiner letzten Kraft: „Gott sei Lob und Dank, der Anker hält!“ Er ruhte in dem Verdienst Jesu. Er hatte seinen Anker auf solidem Grund ausgeworfen. Ein Ire sagte einst: „Ich zittere, aber mein Fels nicht!“ Wahrlich, der Mann hatte eine gute Auffassung von dem Werk der Erlösung. Wir bedürfen eines guten Grundes für unsere Hoffnung ud dieser kann nur in der Treue des guten Hirten, niemals aber in unserer eigenen Treue liegen.

Paulus schreibt dem Timotheus, 2. Tim. 1,12: „Denn ich weiß, an welchen ich glaube, und bin gewiß, daß er kann mit mein Beilage bewahren bis an jenen Tag.“

Das war Pauli Hoffnung und der Grund seiner Sicherheit. Und wir sollen dieser Hoffnung ebenfalls teilhaftig werden durch den Glauben.

Während des amerikanischen Bürgerkriegs ging ein Feldprediger durch ein Lazarett, um die Verwundeten zu besuchen. Ein Soldat lag im Sterben. Als der Prediger hörte, daß er ein Christ sei, fragte er ihn, welchem Bekenntnis er angehöre. „Pauli Bekenntnis,“ lautete die Antwort, „denn ich bin gewiß, daß er mit meine Beilage bewahren wird bis an seinen Tag.“

Dies ist in der Tat ein gutes Bekenntnis und es gab dem sterbenden Soldaten Ruhe in der Stunde des Todes. Sollte jemand unter meinen Lesern fürchten, er würde in seinem Glaubensleben nicht standhaft bleiben bis ans Ende, dann mag er im Brief des Judas Vers 24 und 25 lesen, wo es heißt: „Dem aber, der euch kann behüten ohne Fehl, und stellen vor das Angesicht seiner Herrlichkeit unsträflich mit Freuden, dem Gott, der allein weise ist, unserem Heiland, sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht von und zu aller Ewigkeit“; ferner lese e Jesaja 41, Vers 13 und 14, wo geschrieben steht: „Der Herr wird ausziehen wie ein Riese, er wird den Eifer aufwecken wie ein Kriegsmann; er wird jauchzen und tönen, er wird seinen Feinden obsiegen. Ich schweige wohl eine Zeit lang und bin still, und enthalte mich. Nun aber will ich wie eine Gebärerin schreien; ich will sie verwüsten und alle verschlingen.“ Und endlich, was der Heiland sagt, Joh. 6 Vers 39 und 40: „Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, das er mir gegeben hat, sondern daß ich es auferwecke am jüngsten Tage.“

Nun, wenn Gott mich in seine Hand gezeichnet hat und mich hält, bewahrt und trägt mit seiner mächtigen Rechten, dann darf ich gewiß getrost sein. Hat er doch nicht nur den Willen, sondern auch die Macht, mich zu bewahren bis auf seinen Tag.

Manche blicken besorgt in die Zukunft und fürchten, sie würden nicht Kraft genug haben bis ans Ende zu beharren. Sie vergessen, daß der Heiland gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Wenn ich die Besorgnis solcher Brüder sehe, denke ich oft an ein Geheimnis, welches ich irgendwo las. Das Pendel einer Turmuhr geriet einst in große Verlegenheit, als ihm verkündet wurde, es müsse einen Weg zurücklegen von vielen tausend Meilen. Als ihm dann aber mitgeteilt wurde, es dürfe nur Schritt für Schritt, im Tick Tack, Tick Tack seinen Weg gehen, faßte er frischen Mut und begab sich getrost an seine Tagesarbeit, unbekümmert um die Länge des Weges, die noch vor ihm lag. So ist's auch ein besonderer Gnadenvorzug für den Christen, daß er seinem Herrn vertrauen darf für allezeit, und daß ihm Tag für Tag dargereicht wird alles, dessen er bedarf zu seinem göttlichen Leben. Und welch ein Trost ist es, zu wissen, daß der in uns angefangen hat das gute Werk, s auch vollenden will nach seinem Wohlgefallen.

Es gibt zweierlei Zweifler. Manche haben rechtschaffene Gründe, die sie zum zweifeln veranlassen - mit ihnen soll man Geduld haben und sie zurechtweisen mit Langmut. Andere dagegen zweifeln, weil sie der Wahrheit nicht gehorchen wollen. Sie lieben die Finsternis mehr denn das Licht, weil sie ihr Leben in der Finsternis haben. Darum nörgeln sie an allen Wahrheiten der Bibel herum und behaupten, sie könnten nicht glauben, weil die Bibelwahrheiten der gesunden Vernunft widersprächen. Mit dieser Klasse lasse ich mich grundsätzlich niemals ein, weil ich für sie keine Botschaft habe. Diese Leute findet man häufig als Anhängsel an christliche Versammlungen, aber ihrem Wesen nach gehören sie nicht dorthin; sie lernen immerdar und können nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, weil ihre Herzen nicht gerade sind vor Gott. Arme Menschen! Als ich bekehrt wurde, war meine Gotteserkenntnis noch sehr gering und ich meinte damals, ich müsse die Bibel in jedem Falle verteidigen, gegen alle mir bekannt werdenden Angriffe des Unglaubens. Aber da sollte ich bald zu schanden werden. Eines Tages hatte ich eine Unterredung mit einem Bostoner Ungläubigen. Ich suchte ihm die Wahrheit des Wortes Gottes zu beweisen, mußte es aber bald aufgeben, da er ja eben keinen meiner Beweisgründe gelten ließ. Damals entmutigte mich diese Niederlage sehr, aber ich habe bald die Sache besser verstehen gelernt. Gott gibt uns keine Beweise für den Unglauben, darum sollen wir es auch nicht versuchen, dem Unglauben die Verkündigung des Wortes genehm zu machen.

Es gibt viele Stellen in der Heiligen Schrift, die ich nicht verstehe, aber sie sind kein Grund für mich zum zweifeln. Wenn mich jemand fragt, wie ich diese oder jene dunkle Stelle auslege, erwidere ich in der Regel:
„Ich lege sie gar nicht aus!“
„Was fängst Du denn mit ihnen an?“
„Nun, ich glaube sie!“

Wenn mir dann jemand beteuert, er würde doch nicht glauben, was er nicht verstände, antworte ich stets: „Aber ich tue das wohl!“

Manches, das mir vor fünf Jahren unklar und geheimnisvoll war, ist mir heute ein Gegenstand dankbarer Anbetung, weil es, von hellem Licht umflossen, mir die Geheimnisse des Erlösungsplanes deutlich macht. Und im Blick auf solche Worte Gottes, die ich heute noch nicht verstehe, bin ich vollständig beruhigt, denn ich hoffe, in der Ewigkeit auch noch einiges von den Geheimnissen des Wortes und den Werken Gottes kennen zu lernen. Ich habe es mir zur Regel gemacht, niemals über solche Schriftstellen zu disputieren, deren Sinn mir nicht klar und verständlich war. Ich will solche Stellen unerklärt lassen, bis mir der Herr Licht geben wird über dieselben. Ich bin nicht verpflichtet zu erklären, was ich nicht verstehe. Die Geheimnisse sind unseres Gottes, aber die geoffenbarten Dinge gehören uns und unseren Kindlein ewiglich. Und diese nehme und genieße ich mit Danksagung und siehe, so bekomme ich Kraft zum Wandel in der Furcht des Herrn.

Aber es gibt auch ehrliche Zweifler, und mit diesen möchte ich behutsam, ja ich möchte sagen zärtlich umgehen, wie eine Mutter mit ihrem schwachen und kranken Kinde. Ich kann mich denen nicht anschließen, welche jeden von Zweifeln geplagten Menschen als einen Ungläubigen abschneiden und wegwerfen. O, wenn eine Seele aus Mangel an Licht noch nicht zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Gewißheit des Glaubens gelangen kann, dann ist es Zeit, sie dem Lichte näher zu bringen. Wahrlich, wenn wir mit einem ehrlichen Zweifler zu Jesu gehen, dann wird er auch heute noch, wie acht Tage nach seinem Auferstehen, jede Thomasseele derart überzeugen, daß sie einst wie der zweifelnde Apostel beim Anblick des auferstandenen Erlösers ausrufen muß: „Mein Herr und mein Gott!“

Quelle: Moody, Dwight Lyman - Lebensbrot

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