Moody, Dwight Lyman - Der erste und der zweite Adam

Moody, Dwight Lyman - Der erste und der zweite Adam

In dem ersten Kapitel des 1. Buches Mose finden wir, daß Gott den ersten Adam zum Herrn über die Schöpfung machte. Gott hatte ihn zum König gemacht und die ganze Welt war sein Königreich. Er war der Vater des Ganzen.

Den zweiten Adam finden wir in dem ersten Kapitel des Markus-Evangeliums erwähnt. Als Christus sein Amt antrat, nachdem er von Johannes getauft worden war, wurde er vom Geist in die Wüste geführt und war dort vierzig Tage lang unter den wilden Tieren. Er hatte nie Edens Glückseligkeiten verscherzt, und so konnte er unter ihnen sein, ohne von ihnen belästigt zu werden.

Er wurde nicht wie der erste Adam am Anfang seiner Laufbahn zum Herrn über alle Dinge gemacht, sondern er erwarb diesen Titel erst durch seinen Gehorsam bis zum Tode, und in der Auferstehung ist er zum Herrn und Christ gemacht. Er begann seinen Weg nicht reich wie der erste Adam, sondern er, der reich war, wurde arm um unseretwillen.

Dann, in dem dritten Kapitel des 1. Buches Mose, werdet ihr finden, daß der erste Adam die Sünde in die Welt einführte. Das Verständnis dieses Kapitels machte mir mehr Schwierigkeiten als irgend ein anderes der ganzen Bibel. Ich konnte nicht verstehen, wie Gott sagte, daß Adam sterben sollte, welches Tages er von der Frucht essen würde, und er doch beinahe tausend Jahre nachher lebte. Ich verstand damals nicht wie jetzt, daß das Leben des Leibes nicht in Widerspruch steht mit dem Tode der Seele. Adam starb damals in seiner Seele. Der Tod ist: getrennt sein von Gott, denn Gott ist der Urheber des Lebens; und der Augenblick, in dem die Gemeinschaft zwischen Adam und Gott unterbrochen wurde, war das Ende des Lebens. Es hieß damals: Iß und sterbe. Gott sei Dank, jetzt heißt es: Iß und lebe! Wenn wir essen von dem Brot vom Himmel, werden wir ewiglich leben.

Aber obwohl Gott dem Adam gebot, nicht zu essen von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, „als das Weib sah, daß von dem Baum gut zu essen wäre und lieblich anzusehen, daß es ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte, nahm sie von der Frucht und aß und gab ihrem Manne auch davon und er aß.“ Dies war die erste Sünde, welche in die Welt kam. Der erste Mensch brachte die Sünde in die Welt und brachte Sünde über uns; aber der zweite Mensch, welcher ohne Sünde war, wurde zur Sünde für uns, die wir an Jesum glauben.

Viele murren darüber, daß Adams Sünde über das ganze menschliche Geschlecht kommt, die ganzen sechstausend Jahre lang. Sie scheinen zu denken, es sei unrecht von Gott, daß Adams Sünde an der ganzen Menschheit heimgesucht wird. Aber sie vergessen, daß Gott uns an demselben Tage, als Adam fiel, die Verheißung eines Erretters und eines Weges der Erlösung gab. Anstatt also zu klagen, daß Gott ungerecht sei, sollte ein jeder von uns auf die andere Seite achten und sehen, was für einen Gott der Gnade und der Liebe wir haben. Gott hat keine Verpflichtung, das zu tun, sondern aus Gnaden erfand er für Adam und alle seine Nachkommen einen Weg, errettet zu werden. Er gab uns einen anderen Menschen vom Himmel und durch ihn können alle von uns errettet werden durch die Annahme des Lebens. Durch den Ungehorsam des Einen wurden viele zu Sündern gemacht; aber, Dank sei Gott, durch den Gehorsam eines anderen werden viele zu Erben des ewigen Lebens.

Wir wollen diesem ersten Adam den Rücken kehren. Er brachte all das Unglück in diese Welt. Es kam durch Adams Ungehorsam und Übertretung. Er war ungehorsam und die Sünde kam und der Tod durch die Sünde, wie Gottes Wort klar darlegt. Aber wenn wir uns zu dem elften Kapitel des Evangeliums Johannis wenden, finden wir: Christus ist die Auferstehung und das Leben. Der eine brachte den Tod; der andere brachte unvergängliches Wesen an das Licht. Wenn Christus nicht wäre, könnten wir nichts von der Auferstehung wissen. Ich bedauere den armen Menschen, der Christum verachtet, der den Sohn Gottes verwirft. Was will er tun bei der Auferstehung? Das dritte Kapitel des ersten Buches Moses berichtet uns: Der erste Adam verlor das Leben; das erste Kapitel Johannis: der zweite Adam gibt es uns zurück, wenn wir es nur annehmen. „Die Gabe Gottes ist das ewige Leben, durch Jesum Christum, unsern Herrn;“ und diese Gabe wird unser durch das Vertrauen auf den Herrn Jesus. All der Schmerz und die Krankheit in dieser Welt kam durch den ersten Adam; aber, Gott sei Dank, der zweite Adam kam, um sie hinwegzutragen. Wahrlich, er hat unsere Krankheit getragen und auf sich genommen unsere Schmerzen. Und in dem 17. Kapitel des Matthäus finden wir, daß er unsere Krankheit heilt.

Nun, als der erste Adam durch seine Sünde den Tod in die Welt und den Fluch über uns gebracht hatte, rannte er hinweg und versteckte sich unter die Bäume. Aber als der zweite Adam kam, um seinen Platz einzunehmen und seine Schuld zu tragen: anstatt sich unter den Bäumen von Gethsemane zu verbergen, kam er heraus und sagte zu den Menschen, die ihn suchten: „Wen suchet ihr?“ und sie sagten: „Jesum von Nazareth!“ und er antwortete: „Hier bin ich!“ Er lieferte sich selbst aus. Der erste Mensch war ungehorsam bis zum Tode; aber der zweite Mensch war gehorsam bis zum Tode. Durch den Gehorsam des einen werden viele vom Tode errettet und gerecht gemacht und werden ewiglich leben.

1. Kor. 15 lesen wir: „Der erste Mensch, Adam, ward zu einer lebendigen Seele, und der letzte Adam zum Geist, der lebendig macht.“ Es besteht ein großer Unterschied zwischen einer lebendigen Seele und einem lebendigmachenden Geist. Der erste war gemacht zu einer lebendigen Seele; aber er war nicht imstande, einem toten Leibe Leben mitzuteilen. Er konnte Leben fortsetzen durch seine eigene Familie und sein Geschlecht. Er war zu einer lebendigen Seele gemacht und er hätte ewig leben können, wenn er nicht gesündigt hätte; aber der zweite Adam war gemacht zum lebendigmachenden Geist; deswegen konnte er andere vom Tode auferwecken. Das ist der Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Adam. Der erste war gemacht zu einer lebendigen Seele und er verlor das Leben; und der zweite war gemacht zum lebendigmachenden Geist, und alles, was er zu tun hatte, war, zu den toten Leibern zu sprechen, und sie lebten. Er war nicht nur der Sieger über den leiblichen, sondern auch über den geistlichen Tod. Er band dem Tode Hände und Füße und überwand ihn; und, als der zweite Adam war er ein lebendigmachender Geist für seinen ganzen Samen.

Der erste Adam war „von der Erde und irdisch“. Gott verhieß ihm die Erde; Gott gab ihm Eden und er war von dieser Erde und irdisch. „Der zweite Mensch ist der Herr vom Himmel.“ Das ist der Unterschied zwischen den beiden. Der eine ist von der Erde und irdisch; und der andere ist vom Himmel. Nun, ich weiß nicht, was jene Leute, welche die Gottheit Christi zu leugnen versuchen, mit diesen Stellen der Bibel anfangen.

Sie sagen, daß er nicht Gottmensch war. „Der zweite Mensch war vom Himmel,“ sagt Paulus, und deswegen sprach er als ein Mensch vom Himmel. Gott sah an, alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Er hatte Wohlgefallen an dem ersten Adam und segnete seinen ersten Sohn; aber Satan versuchte den ersten Menschen, und er fiel und brachte den Verfall über sein ganzes Geschlecht. Viertausend Jahre lang sah Gott keinen Menschen auf Erden, von welchem er sagen konnte: „Ich habe Wohlgefallen an ihm,“ bis der letzte Adam erschien. Aber kaum, daß Gott wieder sein Wohlgefallen über einen Menschen ausgesprochen hat, so erscheint Satan, um auch diesen zu versuchen. Der eine fällt; aber der andere überwindet den Versucher und beginnt darauf das Werk des zweiten Adams, als der Überwinder Satans, der Sohn des Wohlgefallens vor Gottes Angesicht und der Retter seines Volkes von ihren Sünden. Im vierten Kapitel des Matthäus bindet er den Gewaltigen und durch alle Evangelien hindurch sehen wir ihn, wie er ihm sein Reich zerstört, und am Ende vernichtet er durch seinen Tod den, der des Todes Gewalt hat, und erlöst jene, die durch Furcht des Todes Knechte waren ihr Leben lang.

Als der erste Adam versucht wurde, ergab er sich bei der ersten Versuchung. Als der zweite Adam versucht wurde, widerstand er. Satan versuchte ihn. Gott will keinen Sohn haben, welchen er nicht versuchen kann. Jesus wurde versucht; er nahm auf sich eure Natur und meine und widerstand der Versuchung.

Der erste Adam wurde durch seine Braut versucht; der zweite wurde für seine Braut versucht. Gott sagt: „Ich will dir geben die Gemeinde.“ Er wird in dieser Welt versucht für seine Braut, die Gemeinde. Er kam für seine Braut; und anstatt durch die Braut versucht zu werden, überwand er alles, daß er sie für sich gewinnen möchte.

Ihr könnt überall den Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Adam erkennen. Als der erste Adam sündigt, fängt er an, eine Entschuldigung zu suchen. Der Mensch muß immer eine Entschuldigung für seine Sünde bereit haben. Als Gott herabkam und sagte: „Adam, wo bist du? Was hast du getan? Hast du nicht gegessen von dem Baum?“ ließ er sein Haupt hängen und hatte zu bekennen, daß er es getan hatte; aber er sagte: „Herr, es war das Weib, welches du mir gabest, die versuchte mich.“ Er wälzte es auf Gott zurück, anstatt die Schuld zu suchen, wo sie war, nämlich bei sich selbst, er versuchte, Gott für seine Sünde zu beschuldigen. Das ist, was der erste Adam tat.

Wir erleben dasselbe, jeden Tag in unserem Sprechzimmer, daß Menschen ihre Sünde Gott zuschreiben, anstatt sie zu bekennen. Sie sagen: „Warum versuchte mich Gott? Warum tat Gott dieses und jenes?“ Das ist der Geist des ersten Adam, Aber, Gott sei Dank, der zweite Adam machte keine Entschuldigung. Er nahm es auf sich, unsere Sünden auf das Holz zu tragen.

Der erste Adam sah hinauf zu dem Baum, pflückte seine Frucht und fiel. Der zweite Adam wurde an den Baum ge3nagelt. „Christus hat uns erlöset von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns, denn es stehet geschrieben: Verflucht ist jedermann, der an dem Holz hanget.“ Er wurde ein Fluch für uns.

Christmas Evans sagt: „Die beiden wunderbarsten Ereignisse, die sich in der ganzen Welt ereigneten, sind diese: Als der erste Adam Eden verließ, ließ er einen Fluch auf der Erde zurück. Aber als der zweite Adam den Ölberg verließ, hob er den Fluch auf. Der erste brachte den Fluch über die Erde, der zweite hob ihn auf, und so kann jeder Mensch, der in Christo ist, rufen: Sieg! Und er hat keinen Sieg, bis er in Christo ist.“

Als Gott Adam aus dem Garten Eden getrieben hatte, setzte er einen Cherubim mit flammenden Schwerte vor den Eingang, um ihn zu bewahren. Adam konnte nicht zurückgehen zu dem Baum des Lebens. Es würde eine schreckliche Sache gewesen sein, wenn er zurückgegangen wäre, von der Frucht gegessen hätte und nie gestorben wäre. Meine Freunde, es ist gut, fähig zu sein, zu sterben, daß wir am Abend des Lebens diesen alten Menschen ablegen können, um bei dem Sohne Gottes zu sein. Es ist kein Grund zur Traurigkeit über den Tod für einen Menschen, der in Christo Jesu ist. Gott setzte ein Schwert, um den Baum des Lebens zu bewachen, und er drückte sich das Schwert in seine eigene Brust und öffnete den Menschen einen Weg, zurückzukommen. Der Sohn des Menschen ging in den Garten, nahm den Baum heraus und verpflanzte ihn in das Paradies Gottes. Die Tore sind weit offen; und alles, was wir zu tun haben, ist, gerade hineinzugehen, die Frucht zu pflücken und zu essen. Die Menschen klagen darüber, daß Adam aus dem Garten Eden getrieben wurde. Ich würde lieber mit Christo außerhalb Edens sein, als in Eden in einem gefallenen Zustand ohne ihn.

Dank sei Gott, Satan kann nicht dahin gelangen. Der Baum ist gepflanzt bei dem Throne Gottes und es ist ein kristallener Strom daselbst und der Baum steht jenseits desselben. Wenn Gott Adam wegen einer einzigen Sünde aus dem irdischen Eden vertrieb, denkt ihr, er wird uns in dem oberen Paradies lassen mit unseren Tausenden von Sünden auf uns? Wenn er eine Sünde auf diese Weise verdammte und ihm einer Sünde wegen nicht erlauben wollte, in dem alten Garten zu leben, wie wird er uns mit unseren vielen Sünden gestatten, in den Himmel zu gehen? Es ist nach der Schrift kein Gedanke an Versöhnung, ohne daß unsere Sünden von einem anderen übernommen und hinweggetragen werden. Es ist keine Hoffnung, daß das flammende Schwert des Gerichtes Gottes ausgelöscht werde, wenn nicht durch das Blut des Sündenträgers. Wenn Gott bei euch und mir Sünde findet, müssen wir sterben. Alles, was wir zu tun haben, ist zu vertrauen auf den Herrn Jesus, als den Sündenträger, zu erkennen ihn, welcher unsere Sünden an seinem eigenen Leibe hinaufgetragen auf das Holz.

Kolosser 3 heißt es: „Ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“ - Als Adam aus Eden ausgetrieben wurde, verlor er einen irdischen Garten. Gott hatte ihm nie den Himmel verheißen. Er wurde nicht als ein gefallener Mensch geschaffen, aber er war ein irdischer Mensch. Gott gab ihm Eden. Was bekommen wir, wenn wir in dem zweiten Adam sind? In dem Augenblick, als Gott seine Schöpfung als gut bezeichnete, begann das Übel in dieselbe einzudringen. Ihr könnt die Fußtritte des hereinkommenden Satans vernehmen. Er sagte zu sich selbst: „Es ist gut? Dann will ich es verderben!“ Und er ging aus, um an der Zerstörung des Werkes Gottes zu arbeiten. Aber kaum hatte Satan Eden verlassen, als Gott herabkam und dem Menschen eine sicherere Stellung gab als vorher. Dank sei ihm! Wir haben unser Leben verborgen mit Christo in Gott. Wir haben mehr in dem zweiten Adam bekommen, als wir in dem ersten verloren haben. Da ist ein armer Sünder, welcher auf Christum vertraut, sein Leben ist jetzt mit Christo in Gott. Wie will Satan an ihn gelangen? Er ist gesichert. Unser Leben ist da, wo es Satan nicht erreichen kann. Wenn er könnte, er würde es noch heute zerstören, ehe wir Zeit hätten, aus dieser Halle herauszukommen. Wir haben nicht die Macht, uns selbst zu bewahren; aber Christus bewahrt uns und so sind wir gesichert.

Als Gott Adam rief: „Wo bist du?“ hatte sich Adam fein verborgen. Als er den zweiten Adam fragte: „Wo bist du?“ da war er zur Rechten Gottes. Als Gott den ersten Adam fragte: „Was hast du getan?“ da hatte er gesündigt. Aber der zweite Adam sagte: „Ich habe dich verkläret auf Erden; ich habe vollendet das Werk, welches du mir gabest, daß ich es tun sollte.“ Er kam zu diesem Zweck, das ist, was er tat, als er hier unten auf der Erde war.

Laßt mich eure Aufmerksamkeit auf die Naturen der beiden Menschen legen. Es ist eine der wichtigsten Wahrheiten. Ich war schon zwölf oder fünfzehn Jahr ein Christ, ehe ich die Bedeutung der beiden Naturen verstand. Ich hatte sehr viel Zweifel und Ungewißheit, weil ich diese eine Sache nicht verstand. Ich dachte, daß Gott, wenn ein Mensch bekehrt wird, seine alte Natur verändert. Wir reden oft von einer Umwandlung des Herzens. Ich denke nicht, daß es gut ist, es so auszudrücken. Ihr könnt diese Worte nicht in der Schrift finden. Durch die ganze Schrift heißt es: „Eine neue Geburt; es ist eine neue Schöpfung; es ist ein neues Leben gegeben; von oben geboren; von dem Geist wiedergeboren.“ Es ist eine neue Geburt, es muß also auch eine neue Natur sein. Einige Leute sagen: „Warum habt ihr Christen so viel Kampf? Ihr seid fortwährend unzufrieden mit euch selbst; wir haben das nicht!“ Wenn die Welt das sagt, so lautet die Antwort: „Weil wir zwei Naturen haben!“ Es ist ein beständiger Kampf im Gange zwischen Licht und Finsternis.

Es war einst ein Richter, der einen Sklaven hatte. Der farbige Mann war ein sehr frommer Mensch und der Richter nahm ihn oft bei seinen Streifzügen durch seine Besitzung mit. Er pflegte sich oft mit ihm zu unterhalten, und der farbige Mann erzählte seinem Herrn von seinen religiösen Erfahrungen und von seinen Kämpfen und Konflikten. Eines Tages sagte der Richter zu ihm: „Sembo, was ist das, daß ihr Christen immer von euren Kämpfen sprecht, die ihr mit dem Satan habt? Ich bin besser daran als ihr. Ich habe nie irgend welche Kämpfe oder Unruhe, und doch bin ich ein Ungläubiger.“ Das schlug den Farbigen für eine Weile zu Boden. Er wußte nicht, was er auf das Argument des alten Ungläubigen entgegnen sollte. Der Richter trug immer eine Flinte bei sich, um zu jagen. Bald nachher stießen sie auf eine Schar Enten. Der Richter nahm seine Flinte und legte auf sie an. Er verwunderte eine und tötete eine andere. Der Richter sagte eilig: „Spring hin und greife die angeschossene Ente und dann hole die tote.“ Sembo wendete nicht die geringste Aufmerksamkeit auf die tote Ente, ehe er sich nicht die verwundete gesichert hatte. Als sie ihren Weg fortsetzten, sagte er zu dem Richter: „ Ich denke, ich kann Ihnen jetzt erklären, woher es kommt, daß Christen mehr Kampf haben als Ungläubige. Als Sie jene Ente verwundet hatten, waren Sie nicht sehr darauf aus, sie zu bekommen, während Sie nicht im geringsten besorgt waren, die tote Ente möchte Ihnen entgehen, ehe nicht die andere gesichert war?“ „Ja“, sagte der Richter. „Gut, ich gleiche einer verwundeten Ente und versuche fortwährend, von dem Teufel fortzukommen. Aber Sie sind eine tote Ente, und er hat Sie und macht sich keine Unruhe über Sie, denn Sie sind ihm sicher.“

Der Mensch, welcher tot ist in Übertretung und Sünden, kann den Hilflosen und die Witwe verschlingen und es beunruhigt ihn nicht; er kann ein unehrliches Geschäft betreiben und einen Menschen übervorteilen und ihn ruinieren, und es macht ihm keinen Kummer; und er kann lange Zeit solche Taten anhäufen, ohne inneren Kampf zu haben. Warum? Weil da kein neues Leben ist.

Wenn ein Mensch aus Gott geboren ist, empfängt er ein neues Leben. Das eine ist vom Himmel und kommt von Christo, dem himmlischen Manna, welches von Gott kommt. Das andere ist von der Erde und kommt von dem alten Adam. Als ich als Kind meines Vater und meiner Mutter geboren wurde, erhielt ich ihre Natur; meine Eltern hatten hinwiederum die Natur ihrer Eltern, und so könnt ihr es zurückführen bis auf Adam. Aber als wir von Gott geboren wurden, erhielten wir Gottes Natur, wodurch uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind, nämlich „daß ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen Natur, so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt.“

Es sind zwei Naturen im Menschen, welche sich so deutlich unterscheiden, wie Tag und Nacht. Wenn wir den alten Adam in uns nicht niederhalten an dem Platz des Todes, so nimmt er uns gefangen. Ich verstehe nicht, wie man das sechste, siebente und achte Kapitel des Römerbriefes auf eine andere Weise erklären kann. Zuweilen erzählen mir Leute, sie seien aus dem siebenten Römer-Kapitel herausgekommen; aber ich bemerke, daß sie wieder dahin zurückkehren. Die Tatsache ist die, wir kennen uns selbst nicht. Wir brauchen unser ganzes Leben, um herauszufinden, wer und was wir sind; und wenn wir denken, wir wüßten es, dann ereignet es sich zuweilen, daß wir einsehen müssen, wir sind in manchen Stücken noch nicht weiter als da wir begannen. Das Herz ist ein trügerisches Ding!

In dem sechsten Römer-Kapitel steht geschrieben: „Dieweil wir wissen, daß unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, auf daß der sündliche Leib aufhöre, daß wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde.“ Und da sind drei Worte besonders zu betrachten. Haltet - euch - tot. Wenn wir tatsächlich tot wären, brauchten wir uns nicht für tot zu halten. Von rechtswegen sind wir tot, denn wir vertrauen auf Jesum, der als unser Stellvertreter starb; aber in Wirklichkeit haben wir hienieden mit der Welt, dem Fleisch und dem Teufel zu kämpfen. Einige Leute scheinen zu denken, daß sie dem Fleisch entrückt seien und in einer Art von siebentem Himmel schweben, aber sie gehen zurück, früher oder später. Wir finden sie hier unten im Fleisch. Ihr könnt aus dem Fleisch nicht anderes als Fleisch machen. Es wird allezeit Fleisch sein und es wird uns in Knechtschaft bringen, wenn wir es nicht für tot halten. Wenn wir es nicht ablegen und kreuzigen und es an dem Platz des Todes bewahren, wird es uns für immer zu Sklaven machen.

Was heißt das, wenn ein Mensch der Sünde nachgibt und sagt dann, er sei es nicht, sondern die Sünde in ihm? Ein Mensch ist doch nicht zwei Menschen, auch wenn er zwei Naturen hat, und er ist für all sein Tun verantwortlich. - Ein Mann stand vor dem Gerichtshof, er war wegen irgend einer Sache verhaftet worden. Er sagte, er hätte das Unrecht nicht getan. Als es ihm trotzdem bewiesen wurde, sagte er, er sei es nicht gewesen; es sei der alte Mensch in ihm. Der Richter sagte: „Gut, ich werde den alten Menschen ins Gefängnis senden, der andere kann tun, was er will.“ Wenn wir nachgeben und sündigen, haben wir auch die Strafe zu leiden.

Wenn wir etwas Gutes tun, kommt zuweilen alsbald der Satan und sagt: „Das ist eine gute Tat!“ Und so macht er uns aufgeblasen. Sehr viele sind durch ihren geistlichen Hochmut ruiniert worden. Zu derselben Zeit, wo wir versuchen, Gutes zu tun, ist Satan gegenwärtig und versucht uns zu bewegen, es aus eigenen, unreinen Motiven zu tun. Wir müssen ihn vertreiben. Wenn wir gläubig geworden sind, ist er nicht mehr unser Herr. Wir sind erlöst und gehören zu der neuen Schöpfung. Wir müssen den alten Menschen aushungern, ihm keine Nahrung geben und ihn nicht sprechen lassen. Je mehr wir ihn niederschlagen, je schwächer wird er. Als das Haus Sauls schwächer und schwächer wurde, wurde das Haus Davids mächtiger und mächtiger. Wenn wir den alten Adam speisen, wird er weiter wachsen. Wenn ihr weiter mit der Welt geht und das Theater und den Tanzsaal der Gebetsversammlung vorzieht, dann wird der alte Mensch stärker und stärker werden.

Ein Freund von mir sagte, daß er, als er bekehrt war und zu predigen anfing, sehr viel über sich selbst sprach. Bei einer Gelegenheit überreichte ihm eine gläubige Frau, als sie ihn verließ, ein Stück Papier mit diesen Worten: „Lieber Harry, nicht ich, sondern Christus; nicht Fleisch, sondern Geist; nicht sehen, sondern glauben.“ Diese Worte klebte mein Freund in seine Bibel.

Das ist es, was der alte Mensch nicht tut. Bei ihm heißt es ich, ich und immer wieder ich. Bei dem neuen Menschen aber heißt es nicht ich, sondern Christus; nicht Fleisch, sondern Geist; nicht sehen, sondern glauben. In dem alten Adam ist der Tod, in dem neuen das ewige Leben. Wir alle kommen unter eines dieser beiden Häupter. Welchem, mein Freund, gehörst du an, der alten Schöpfung oder der neuen? Laßt uns zum Herrn Jesu fliehen und ihm vertrauen! Dann werden wir bei dem Throne Gottes stehen, gekleidet in die Gerechtigkeit des zweiten Adams.

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