Major, Georg - Eine Osterpredigt durch D. Georg Major. Anno 1549. Evangelium auf den Ostertag. Marci 16 (V. 1-8).

Major, Georg - Eine Osterpredigt durch D. Georg Major. Anno 1549. Evangelium auf den Ostertag. Marci 16 (V. 1-8).

(Ausgabe: Dreizehn Predigten von den fürnehmsten Festen. Wittenb. 1563. 4.)

I. Von den alten und neuen Ostern.

Erstlich ist zu wissen, was der Ursprung und das Herkommen der Ostern, und von wem und aus was Ursach sie eingesetzt, was sie auch bedeuten und daraus zu lernen sei.

Von diesem Jahre aber nach des Herrn Geburt 1549 zurück bis auf den Anfang der ersten Ostern zu rechnen, sind 3058 Jahre, von welcher Zeit an die Gemeinde Gottes stets bis auf diese Zeit Ostern gehalten und die grossen Wohlthaten Gottes, welche er seinem Volke erzeiget hat, beide, in den alten, dass er dasselbe aus Ägypten, und in den neuen Ostern durch das rechte Osterlamm Jesum Christum aus dem Reiche des Teufels und des Todes geführet und erlöset hat, rühmt und preiset und Gott dafür danket, Er auch, der liebe Gott, seine Gemeinde, wiewohl unter dem Kreuz, bis auf diese Zeit gnädiglich erhalten hat und ferner bis auf seine herrliche Zukunft erhalten wird, welche denn nun nicht mehr ferne sein kann, dieweil die Zeit der alten und neuen Ostern, wie lange eine jegliche gestanden, fast übereintrifft.

Denn nachdem von dem Auszuge aus Ägypten bis auf die Ostern des Herrn Christi 1542 Jahr sind, welche Zeit über die alten Ostern alle Jahr im jüdischen Volke bis auf das rechte Osterlamm Christum Jesum gehalten und nun die neuen des Herrn Jesu Christi Ostern von der Zeit an, da er sich für die Sünde der Welt Gott dem Vater geopfert, zu rechnen, 1516 Jahr gewähret, ist zu vermuthen, dass nun der Tag nicht mehr fern sein werde, auf welchen er alle Menschen vom Tode auferwecken und den Seinen ewiges Leben und ewige Herrlichkeit und Seligkeit geben wird.

Von den alten Ostern.

Das ist aber das Herkommen und der Ursprung der Ostern. Gott der Herr hatte Abraham, Isaak und Jakob und ihren Nachkommen das Land Canaan verheissen, daneben aber auch eine gewisse Zeit bestimmt, wann und wie Solches geschehen sollte, wie denn die Worte Genes. 15. lauten: Das sollst du wissen, dass dein Same wird fremd sein in einem Lande, das nicht sein ist, und da wird man sie zu dienen zwingen, und plagen vierhundert Jahre; aber ich will richten das Volk, dem sie dienen müssen, darnach sollen sie ausziehen mit grossem Gut.

Da nun nach solcher Verheissung und Weissagung Gottes das arme Volk die vierhundert Jahre hart bedrängt war und zu Gott dem Herrn täglich und ernstlich um Erlösung ruft und schreiet; ihn auch seiner Verheissung erinnert, wurde Gott der Herr, welcher gnädig und barmherzig und in seinen Verheissungen wahrhaftig, durch solch Schreien des Volks bewegt, sein Volk zu erlösen. Derhalben, wie Stephanus Actor. 7. spricht, sandte Gott Mosen zu einem Obersten und Erlöser, welcher in Ägypten Wunder und Zeichen thun und das Volk ausführen sollte.

Derwegen auch Gott den König Pharaonem und sein Volk mit neun harten Plagen angriff und Wunderzeichen durch Mosen geschehen liess, auf dass der König bewegt würde, das Volk ziehen zu lassen, Pharao aber ward gegen alle neun Plagen verstockt, durch die zehnte Plage aber, welche die grausamste war, wurde er bewegt, das Volk zu entlassen. Dasselbige war diese Plage, dass alle Erstgeborenen, nicht allein von allerlei Vieh, sondern auch von Menschen, durch ganz Ägypten in einer Nacht starben, von des Königs Erstgeborenen an bis auf des ärmsten Mannes Sohn, dass da im Königreiche schier kein Haus war, da nicht todtes Vieh oder Menschen innen lagen. Diese grosse Plage bewegte den König, dass er das jüdische Volk ziehen liess.

Gott aber der Herr hat ein solch Wunderwerk gethan, dass in solchem Jammer seinem Volke kein Leid widerführe, weder Vieh noch Menschen stürben, so es sonst im ganzen Königreiche allenthalben voller Todte lag.

Denn am Abend zuvor, ehe diese Plage über Ägypten ging, zeigte Gott der Herr durch Mosen und Aron dem Volke an, was für ein schrecklich Passah-Ostern, das ist, was er für einen Gang durch Ägypten thun, nämlich, dass er Alles, so den Ägyptern erstlich geboren wäre, erschlagen, die Juden aber überhüpfen, übergehen und ihrer schonen wollte; denn Passah heisst ein Durchgang und Übergang.

Damit aber dem jüdischen Volke kein Leid widerführe, und sie auch nicht in solchem Durchgange des Herrn getroffen und geschlagen würden, gebot er ihnen, dass ein jeglicher Hausvater mit seinem Hausgesinde sollte ein Lamm, welches ein Männlein und eines Jahres alt und ohne allen Fehl und Gebrechen wäre, am vierzehnten Tage des ersten Mondes schlachten und mit seinem Blute beide Pfosten an der Thür und die oberste Schwelle damit bestreichen an den Häusern, da sie es innen ässen, und sollten’s gebraten und mit ungesäuertem Brodt und mit bitteren Salsen und also essen, als wollten sie jetzt davon ziehen, gegürtet an den Lenden, geschuhet und Stäbe in den Händen habend. Das Blut aber, damit die Thür bestrichen, sollte ein Zeichen sein, dass sie nicht Ägypter, sondern Gottes Volk wären, damit nicht ihre Erstgeborenen auch erschlagen würden.

Das war nun den Juden geboten, dass sie die Ostern, das Passah, das ist, das Durchgehen des Herrn, dass er alle Erstgeborenen in Ägypten erschlagen, ihrer aber verschonet und sie aus Ägypten geführet und erledigt und grosse Wunder in Ägypten, im rothen Meere und in der Wüste gethan hatte, jährlich mussten begehen und Gott dafür danken und sieben Tage aneinander ungesäuert Brodt essen und alles gesäuerte Brodt aus den Häusern und Wohnungen hinwegthun; welcher gesäuert Brodt dieselbigen Tage ass, Der musste sterben.

Wie die alten Ostern die neuen Ostern bedeuten.

Das sind nun die alten Ostern der Juden, welche die neuen Ostern bedeutet haben, die Christus, das rechte Osterlamm, durch sich selbst, dass er sich Gott, dem himmlischen Vater, zur Versöhnung der Welt geopfert, nun in Ewigkeit zu halten gestiftet hat.

Das ist aber die Bedeutung. Das Land Canaan, so den leiblichen Kindern Abrahä verheissen wird, das bedeutet das Reich Christi, welches von Milch und Honig der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit fleusst, reich und voll ist an Vergebung der Sünden, an Gaben des heiligen Geistes, an Gerechtigkeit, Leben und ewiger Seligkeit.

Die vierhundert Jahre, welche des Abraham’s Samen und Nachkömmlinge in grosser Drangsal im Königreich Ägypten unter Pharaone sein sollen, ehe sie in’s verheissene Land Canaan kommen sollen, bedeuten die viertausend Jahre, welche die Welt vor dem Leiden und Sterben des Osterlamms Jesu Christi gestanden, und das arme Volk, sonderlich die Heiden, welchen die Verheissung von des Weibes Samen unbekannt, viel Drangsal in Ägypten unter dem Tyrannen Pharaone, dem Teufel und seinem Reich, hat müssen leiden. Dieweil aber Gott die Erlösung durch das Osterlamm, des Weibes Samen, hat verheissen, und das arme Volk darum rufet und schreiet, da wird von Gott dem Herrn Jesus Christus zu einem Erlöser gesandt, welcher, wie wohl er des Pharaonis, des Teufels, Reich mit vielen Plagen als mit Predigen de göttlichen Wortes, mit Teufelaustreiben, Todtenauferwecken und vielen anderen Kräften und Wunderwerken angreifet; jedoch ist die Verstockung dieses Pharaonis zu gross, und wird dadurch das arme, bedrängte Volk nicht erlöset.

Da aber der Erstgeborene aller Creaturen, das Osterlamm Jesus Christus, Gott dem Vater zur Versöhnung des menschlichen Geschlechts geopfert und also der Zorn Gottes durch das Opfer und den Zorn Gottes gestillet wird, da wird der Pharao dahin gedrungen, dass er das arme Volk aus seinem Reich Ägypti, tribulantis, welches ein Reich der Trübsal und Verfolgung ist, los und frei geben muss, auf dass es in das gelobte Land Canaan’s, contriti, subjugati, geführet werde; denn Christus, des Weibes Same, est qui conterit caput serpentis, welcher der Schlange den Kopf zertritt, dem Teufel und Tod seine Macht und Kraft nimmt, sein Reich zerstört.

Das Osterlamm aber ist Christus, für uns geopfert, 1. Cor. 3., welcher kein Fehl, das ist, keine Sünde hat; denn welcher für der Welt Sünde sollte geopfert werden, Der musste ohne Sünde selbst sein.

Die Pfosten der Thür, mit des Lammes Blut bestrichen, sind die gläubigen Herzen, durch den Ysop oder Sprengel des heiligen Evangelii mit dem Blute Jesu Christi besprenget, vor welchen der Verderber vorübergeht, ihrer, von wegen des Osterlämmleins Jesu Christi Blutes, verschonet, die Anderen aber alle, so die Thür ihres Herzens mit des Lämmleins Blut durch den Glauben nicht bestrichen, Erstgeborene, das ist, welche nicht zum anderen Male und von Neuem aus dem Wasser und Geist, werden alle erschlagen und verdammt, dieweil sie nicht Gottes Volk, sondern Pharaoni, Sünde und Tod unterworfen. Denn was vom Fleisch geboren wird, Das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, Das ist Geist.

Das Osterlamm aber Christus Jesus wird durch den Glauben gegessen, wenn wir gläuben, dass sein Leib für uns gegeben und sein Blut für uns vergossen zur Vergebung der Sünden, wie er Johannis 6. spricht: Wahrlich, wahrlich sage ich euch, werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch; wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, Der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am jüngsten Tage auferwecken, denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank. Wer nun durch den Glauben also von diesem Osterlamm isset und trinket, Der wird in seinem Gewissen stark und fest, kann sich in allerlei Anfechtungen, geistlichen und leiblichen, trösten und erhalten; denn wenn wir durch den Glauben sind gerecht worden, so haben wir Friede mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christum.

Dies Essen aber muss mit ungesäuertem Brodt geschehen, das ist, dass die Lehre des göttlichen Worts rein, lauter, unverfälscht und nicht mit der Pharisäer oder Sadducäer, Mahometisten oder anderer Ketzer, Rotten und Secten Sauerteig oder Menschensatzungen vermenget oder vermischet werde. Item, dass auch der Sauerteig böser Lust und Neigung, auch aller andere sündliche Unflath aus dem Hause unseres Leibes gefeget und wir von Tage zu Tage schöner und reiner werden. Denn, wie Paulus 1. Corinth. 5. spricht: Wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert. Darum lasset uns Ostern halten, nicht im alten Sauerteige, auch nicht im Sauerteige der Bosheit und Schalkheit, sondern im süssen Teig der Lauterkeit und Wahrheit.

Zu diesem Essen des Osterlamms, dieweil es durch das Feuer des Zornes Gottes an dem Spiesse des Leidens und Kreuzes gebraten ist, gehören auch bittere Salsen oder Lactuken des Kreuzes und Leidens, dass wir allerlei Verfolgung und Widerwärtigkeit, ob sie wohl bitter und herb schmecken, um des Herrn Christi willen gern dulden und tragen, wie er unserethalben gelitten hat.

Dazu sollen wir’s auch gegürtet und geschuhet und also gerüstet essen, als wollten wir jetzund davonziehen. Das ist, ein Christ soll also Christum, das Osterlamm, durch den Glauben und gottseligen neuen, ungesäuerten Wandel und Leben essen, dass er gedenke, er sei in diesem Leben nichts Anderes, denn ein Pilgrim, dass er alle Stunde bereit sei, wen ihn Gott beruft, aus Ägypten in das gelobte Land des ewigen Lebens zu reisen.

Also sehen wir, dass in der Figur der Ostern das ganze Leben eines christlichen Menschen ganz schön begriffen und abgemalet ist.

Das sei genug von dem ersten Stücke der Ostern.

II. Von der Kraft und Wirkung des Leidens, Sterbens und Auferstehens unseres lieben Herrn Jesu Christi.

Die Summa der Kraft und Wirkung, beide des heiligen Leidens, Sterbens und der Auferstehung unseres lieben Herrn Jesu Christi in diesem Spruche St. Pauli kürzlich begriffen, da er Röm. 4. also spricht: Christus ist um unserer Sünde willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket.

In diesem Spruche begreift St. Paulus zwei Stücke; das erste ist die Sünde, das andere die Gerechtigkeit. Die Sünde, spricht Paulus, ist unser; denn um unserer Sünde willen ist Christus dahingegeben. Sie ist aber leider unser; denn sie nicht von Gott geschaffen, noch ihren Ursprung hat, sondern von uns und von der alten Schlange, dem Teufel, herkommt und in die Welt eingeführet. Wo aber Sünde ist, da folget der Tod, des Teufels Gewalt, Gottes Zorn und ewige Verdammniss; denn wer der Sünde dienet, Dem wird mit dem Tod gelohnet, Röm. 6. Es sind aber alle Menschen auf Erden vom Mutterleibe an der Sünde und also dem Tode und der Verdammniss unterworfen, welches schrecklich zu hören, wie wir denn sehen, dass alle Menschen auf Erden der Sünde halben den leiblichen Tod am Halse tragen, welchem, wo nicht das Erkenntniss Jesu Christi ist, auch der ewige Tod gewisslich folget.

Da wird nun gefragt: Wie werden wir denn der Sünden und dieses grossen Jammers und Elendes los? Da spricht St. Paulus: Christus ist um unserer Sünde willen dahingegeben. Das ist, dieweil der Mensch gesündigt, war das Urtheil allbereit gefället, dass man von wegen der Sünde sollte sterben und verworfen werden. Dies Gericht und Urtheil Gottes musste ergehen und vollzogen und konnte nicht widerrufen, noch geändert werden.

Da wird aber aus unaussprechlicher Güte und Barmherzigkeit in dem heimlichen Rathe Gottes dies Mittel getroffen, dass zur Erlösung und Versöhnung des menschlichen Geschlechtes der liebe Sohn Gottes menschliche Gestalt an sich nimmt und, wie Esaias spricht, dass der Herr, Gott der Vater, alle unsere Sünde und derselbigen Strafe auf seinen geliebten Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, leget, dass er an unserer Statt den Tod und die Strafe leide, und er den Abtrag und Bezahlung für und durch sich selbst thue, auf dass wir durch ihn Friede haben, der Tod durch seinen Tod gewürget, die Sünde mit ihm begraben, und der Zorn Gottes wider die Sünde hinweggenommen werde, welcher denn, wie gross er sei, daran zu sehen, dass solcher Zorn durch keine Creatur, sondern allein durch Jesum Christum, den Sohn Gottes, hat mögen gestillet werden, welches uns denn zu Vermeidung der Sünden und Besserung unseres Lebens billig reizen solle, dass wir nicht so sicher, mit Verachtung Gottes, in Sünden leben, gleich als sei kein Gott, welcher die Sünde werde strafen.

Denn der Zorn Gottes wider die Sünde grösser und mehr ist zu sehen an dem Tode seines einigen, geliebten Sohnes, denn dass er, von wege derselbigen die Welt mit der Sündfluth, Sodoma und Gomorrha mit Feuer vom Himmel herab hat verderbet.

Derhalben wir billig all unser Leben lang und in Ewigkeit Christo, unserm lieben Heiland, dankbar sein sollen, dass er sich unserer grossen Noth also herzlich angenommen und sich um unserer Sünde und der Versöhnung willen in den Tod des Kreuzes hat hingegeben und unsere Sünden, welche der Vater auf ihn gelegt, mit sich in sein Grab genommen, dass sie nun hinfort an Allen, so an ihn gläuben, nicht mehr sollen zugerechnet, sondern verziehen und vergeben werden. Denn dieweil wir an Jesum Christum gläuben und getauft sind, so ist nun nichts mehr Verdammliches an uns. Röm. 8. Denn die Sünde uns Alles, was an uns verflucht und verdammlich gewesen, hat Der, welcher unserethalben ein Fluch worden, von uns auf sich und mit sich in’s Grab genommen, welches denn je ein sehr grosser und reicher Trost und die erste Kraft des Leidens, Sterbens und Begräbnisses des Herrn Christi ist, dass du gläuben und gewiss wissen sollst, dieweil Christus um deiner Sünde willen in den Tod des Kreuzes dahingegeben und deine Sünde mit sich in’s Grab genommen, dass nun keine verdammliche Sünde, noch Verfluchung mehr an dir sein soll; denn darum wird er von unseretwegen ein Fluch, auf dass er den Segen Abrahä auf uns erbe, und nun kein Zorn Gottes mehr, sondern lauter Segen, Benedeiung, Güte, Gnade und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters über uns herrsche und walte, wie St. Paulus spricht: Ihr seid nun nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.

In welchen aber solcher Glaube lebt, Dieselbigen kreuzigen ihr Fleisch sammt den Lüsten und Begierden, sterben auch mit dem Herrn Christo und werden mit ihm begraben, also, dass die Sünde in ihrem sterblichen Leibe nicht lebe, herrsche oder regire, sondern getödtet und begraben werde, wie 2. Cor. 4. geschrieben steht: Wir tragen alle Zeit das Sterben des Herrn Jesu an unserm Leibe, auf dass auch das Leben des Herrn Jesu an unserm Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesus willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleisch. Item Röm. 6.: Wie sollten wir in Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind? Wisset ihr nicht, dass Alle, die wir in Jesum Christum getauft sind, Die sind in seinen Tod getauft? So sind wir je mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleich wie Christus auferwecket ist von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. Wie uns denn auch des heutigen Osterfestes Epistel 1. Cor. 5. lehret: Feget den alten Sauerteig aus, auf dass ihr ein neuer Teig seid, gleich wie ihr ungesäuert seid. Denn wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert.

So soll nun eines Christen Leben auch nichts Anderes sein, denn dass er dahingegeben, gekreuzigt sterbe und mit seinen Sünden begraben werde und mit Christo auferstehe und in ihm lebe, bis dass er endlich einmal auch recht leiblich sterbe und begraben und folgend durch Christum von den Todten auferwecket werde, und ein ewiges Leben mit Christo und allen Heiligen Gottes besitze.

Dies aber soll also verstanden werden, dass das Kreuzigen unseres Fleisches, unser Leiden und Sterben und das Begräbniss unserer Sünden, so in diesem Leben geschieht, nicht, wie der Mönche Lehre lautet, für eine Genugthuung unserer Sünden und zur Erlangung der Gerechtigkeit und Seligkeit geschehe, gerechnet und geschätzt werde. Denn St. Paulus hier mit hellen und klaren Worten anzeiget, wie denn auch alle Propheten Solches bezeugen, dass wir nicht durch unser Kreuz, Leide, Sterbe, Verdienst oder Würdigkeit die Sünde tilgen oder den Zorn Gottes stillen, Gerechtigkeit und Leben erlangen, sondern also lautet allhie St. Pauli und aller Propheten und Apostel und der ganzen Christenheit Zeugniss: Er, Christus Jesus, Gottes Sohn, ist um unserer Sünde willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket. Das ist das einige Opfer und Osterlamm, durch welches Blut der Vater versühnt und ein Mal in Ewigkeit alle Gläubigen geheiligt werden, und dieses einigen Herrn Leiden und Sterben und sonst keines Heiligen auf Erden, noch im Himmel ist für unsere Sünde geschehen.

Denn obwohl wir, wie jetzt gesagt, in diesem Leben auch müssen gekreuziget werden, leiden und sterben und durch ein neues Leben von dem todten und sündlichen Leben auferstehen, jedoch ist Solches nicht eine Tilgung, Büssung oder Genugthuung für unsere Sünde, sondern ein schuldiger Gehorsam, welchen Gott der Herr von uns fordert, und von uns zu einer Danksagung Gott dem Herr geschieht, dass er uns durch den Tod seines geliebten Sohnes von unseren Sünden und seinem Zorn erlöset hat.

Derhalben diese Worte St. Pauli: Christus ist um unserer Sünden willen dahingegeben, wider der Mönche Lehre wohl zu merken, welche fürgeben, dass wir selber unsere Sünde müssen büssen und dafür genugthun, welches wider der Propheten, Apostel und aller christlichen Lehrer Schrift und Nichts, denn eine mönchische, pharisäische Heuchelei ist, damit sie ihre Möncherei bestätigen wollen und fürgeben, dass sie durch ihr gestreng Leben und Heiligkeit nicht allein ihre eigene Sünde büssen und dafür genugthun, sondern auch damit anderen Leuten, welche sich durch Almosengeben ihrer guten Werke theilhaftig machen, zur Gerechtigkeit und Seligkeit dienen und fördern.

Also spricht St. Ambrosius über Galat. 2.: Des Herrn Christi Tod ist des armen Sünders Rechtfertigung und Gerechtigkeit. Item, Dieser ist Christo nicht undankbar, der im Glauben an ihn verharret und weiss, dass er keines Anderen Hilfe, denn allein dieses Herrn, hat, noch haben kann; weiss auch, dass er nur Gott und diesen seinen Erlöser lästert, wenn er ihn irgend einem Andern vergleichet, der ihm doch nicht hat helfen können. Item Bonaventura (4. Sent. distinct. 15.): Der Mensch kann nicht selbst für seine Schuld und Sünden genugthun und bezahlen; darum hat ihm Gott einen Mittler fürgestellt und gegeben, der für ihn genugthun und bezahlen sollte. Derhalben allein durch Glauben an das Leiden und Sterben Christi alle Sünde und Schuld vergeben werden; und ohne diesen Glauben an ihn wird kein Mensch gerecht.

Das sei von dem ersten Theil dieses Spruches kürzlich gesagt.

Und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket. Diese Worte muss man auch recht betrachten und unterscheiden, auf dass man daraus die Kraft der Auferstehung des Herrn möge sehen.

Die Sünde, wie gehört, ist unser, Sünde aber und Tod gehören zusammen; denn wo Sünde ist, da folget gewisslich der Tod.

Was heisst aber gerecht sein oder Gerechtigkeit haben? Das heisst Vergebung der Sünden, Versöhnung mit Gott und heiligem Geist haben und zu dem Erbe des ewigen Lebens um Christi willen erwählet und angenommen sein.

Wess ist aber die Gerechtigkeit? Wie die Sünde allein unser ist, also ist die Gerechtigkeit allein Gottes; denn er ist allein gerecht und macht gerecht Den, der da ist des Glaubens an Jesum Röm. 3. Das ist, er vergiebt allein die Sünde und nimmt uns auf zu Kindern und Erben des ewigen Lebens um Jesu Christi willen.

Warum heisst denn St. Paulus allhie die Gerechtigkeit unsere Gerechtigkeit? Darum, dass Das die Kraft und Wirkung der Auferstehung des Herrn Christi ist, dass wir nun durch dieselbige die Gerechtigkeit der Vergebung der Sünde und des ewigen Lebens erlangen, und sie uns dadurch gegeben wird.

Denn was ist die Auferstehung des Herrn Christi anders, denn ein gewisses Zeichen, dass allen Menschen zu gut, zur Seligkeit und Gerechtigkeit die Sünde getilgt, der Tod, die Gewalt des Teufels, die Hölle und die Welt überwunden sind? Denn diese Feinde alle haben sich an Christum mit aller Macht gelegt und ihn ewiglich wollen verdammen, und haben ihm so hart zugesetzt, dass er blutigen Schweiss darüber gelassen und am Kreuz darüber wehklaget: Ach, mein Gott, mein Gott, wie hast du mich verlassen?

Dieweil er denn durch die Sünde, Tod, Teufel und Hölle hindurchdringet und dennoch am dritten Tage wieder von den Todten auferstehet, zeigt er mit solcher that an, dass er uns zu Trost die Sünde durch sein Leiden habe hinweggenommen, dass er uns zu gut durch den Tod den Tod habe gewürget und getödtet, dass Alle, so an ihn gläuben, nimmer in Ewigkeit sterben.

Dass er in die Hölle fähret und Beide, Hölle und Teufel, zerstöret und überwindet, geschieht darum, dass wir nun nicht in die Hölle, sondern gen Himmel fahren, und nun der Teufel und Tod keine Macht mehr über uns haben sollen.

Item, damit zeiget er an, dass wir nicht ungerecht, sondern durch ihn nun gerecht sind, das ist, Vergebung der Sünde und ewiges Leben haben sollen. Denn wie Sünde und Tod eines dem andern, also folget der Gerechtigkeit gewisslich das Leben.

Dass nun Paulus spricht: Christus ist um unserer Gerechtigkeit willen von den Todten auferstanden, will er sagen: Die Auferstehung des Herrn soll ein gewisses Zeichen sein allen Menschen auf Erden, dass sie um Christus willen gerecht, Kinder und Erben Gottes sind. Denn wo Auferstehung und Leben ist, da muss zuvor gewisslich Gerechtigkeit sein; denn aus der Gerechtigkeit folget das Leben, gleich wie, wo Sünde ist, da folget gewisslich Tod.

Dieweil denn Christus nun vom Tode auferstanden ist, so haben wir ein gewiss Zeichen, dass die Sünde, der Tod, Teufel, Hölle und Welt überwunden und nun Nichts mehr, denn Gerechtigkeit, Leben und ewige Seligkeit und Herrlichkeit über Alle, so an Christum gläuben, vorhanden und uns gewisslich zu hoffen und zu erwarten sei.

Sehet, Das ist die Kraft der Auferstehung Christi, dass ich und du und Alle, so an Christum gläuben und ein bussfertig Leben führen, nun uns also rühmen und gewisslich schliessen können: Ist Christus von den Todten auferstanden, wie er denn gewisslich auferstanden und vierzig Tage nach einander seinen Jüngern erschienen, mit ihnen geredet, gewandelt, von ihnen gesehen, gehört, begriffen und betastet und endlich von mehr, denn fünfhundert Jüngern gesehen, und das Zeugniss der Apostel von seiner Auferstehung, in alle Welt ausgebreitet, hat nun länger denn 1500 Jahr gestanden und ist mit Auferweckung vieler anderen Todten und mannichfaltigen anderen Wunderzeichen bestätiget; dieweil denn die Auferstehung Jesu Christi, Gottes Sohnes, gewisslich wahr ist, so ist auch Dies gewisslich wahr und kann mir nicht fehlen, dass ich, nachdem er für meine Sünde dahingegeben, keine verdammliche Sünde mehr habe, dass der Teufel mir an meiner Seelenseligkeit nicht schaden kann, dass mir auch die Hölle zerstöret und der Tod durch ihn getödtet, die Gerechtigkeit und ewiges Leben durch Christum erworben, geschenkt und gegeben sei, wie denn die Sprüche und Weissagungen lauten Hoseä 13: Ich will sie erlösen aus der Hölle und vom Tode erretten. Tod, ich will dir ein Gift sein; Hölle, ich will dir eine Pestilenz sein. Hebr. 2.: Er hat durch den Tod die Macht genommen Dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist, dem Teufel, und hat erlöset die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten.

Denn dass Christus von den Todten wiederauferstehet, was bedeutet Das anders, denn dass er mit der That bezeuget und also spricht: Der Teufel und der Tod haben mich eurer Sünden halben, welche der himmlische Vater auf mich gelegt, als einen Sünder und Ungerechten wollen ewiglich tödten und verdammen; hie stehe ich aber als ein Gerechter, welcher keine Sünde nie gethan hat, ein Überwinder und gewaltiger Siegfürst des Teufels und des Todes, ein Herr Himmels und der Erden, Alles aber, was an mir geschehen und ergangen, Das ist euch zu gut geschehen, dass ihr Gerechtigkeit und Leben durch mich haben sollt, so ihr Solches gläubet.

Da stehet das grosse Werk der Erlösung des menschlichen Geschlechts vorhanden und ist durch Christum schon Alles ausgerichtet und vollbracht, Er ist um unserer Sünde willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen wieder von den Todten auferstanden, aufgefahren gen Himmel, sitzet zur Rechten Gottes, des himmlischen Vaters. Und geschieht Solches nicht seinethalben, denn er von Ewigkeit allmächtiger Gott und Herr Himmels und der Erden ist, sondern er stehet mir zu Trost von den Todten auf, damit er bezeuge, dass auch ich und Alle, so an ihn gläuben, wie er, wiederum von dem zeitlichen Tode zu einem ewigen Leben und Herrlichkeit werden durch ihn auferweckt werden.

Also auch fähret er gen Himmel, damit gewiss zu bezeugen, dass wir ihm nachfahren und folgen sollen; denn er ist unser Haupt, wir aber sein Leib und Gliedmaass, Er ist unser Herr, wir aber seine Knechte und Diener. Wo aber das Haupt, wo der Herr ist, da müssen auch die Diener folgen. Derhalben er auch Joh. 14. seine ganze Christenheit mit sehr lieblichen Worten also tröstet: Euer Herz erschrecke nicht; gläubet ihr an Gott, so gläubet ihr auch an mich. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Item, wo ich bin, da sollt ihr auch sein. Das ist, ob ihr schon in diesem Jammerthale viel Elendes und Herzeleid leiden werdet, jedoch sollt ihr in jenem Leben ewige Freude haben. Denn dieweil unser lieber Herr Jesus Christus gen Himmel gefahren, so sind wir nun gewiss, dass wir nicht ewiglich allhie auf Erden in diesem Jammerthal oder in der Erde Staub bleiben und liegen, sondern ihm nachfahren und ewiglich bei ihm in ewiger Freude sein werden. Also spricht auch St. Cyprianus (Tract. 1. contra Demetrianum): Durch den Tod kommt und durchdringet man zum ewigen Leben. Diese Gnade aber giebt uns Christus. Es ist seiner Barmherzigkeit Gabe und Geschenk, dieweil er durch sein Kreuz und Tod den Tod bezwingt, die Gläubigen durch seines Blutes Bezahlung erlöset, die armen, sündigen Menschen Gott dem Vater versöhnet und sie als Sterbliche und des Todes Schuldige durch eine himmlische Wiedergeburt wiederum lebendig machet und versöhnet. Diesem Herzoge des Lebens lasst uns Alle, ist’s anders möglich, anhangen und folgen, unter dieses Fähnlein und Feldzeichen lasst uns alle schwören und erfunden werden. Dieser ist’s, der uns den Weg des Lebens eröffnet, Dieser bringt uns wieder zum Paradiese, Dieser führt zum ewigen Leben und Himmelreich. Bei ihm können und werden wir ewiglich leben, und dieweil wir durch ihn zu Gottes Kindern gemacht sind, werden wir uns mit ihm ewiglich freuen, als die durch seinen theuern Blutschweiss erlöset sind. Da werden wir recht Christen heissen; denn wir mit Christo in ewiger Herrlichkeit und vom Vater ewiglich selig sind und uns ob seiner Anschauung und vor seinem Angesicht in ewiger Wonne und Freude erfreuen und für dies Alles Gott ewiglich danksagen werden. Denn wie sollten Diejenigen nicht ewiglich fröhlich und dankbar sein, die, da sie des ewigen Todes schuldig waren, mit ewigem Leben und Unsterblichkeit erfüllet und vor dem Tode sicher gemacht sind. Amen.

Diesen grossen und reichen Trost hat kein Volk auf Erden, denn allein wir, die wir an Jesum Christum gläuben, dass, wenn du sterben sollst, so kannst du deiner Sache gewiss sein und wissen, wo du hinfahren wirst, nämlich, deinem lieben Jesu Christo nach, welcher allen Denjenigen, so an ihn gläuben und sein Wort lieb haben und in einem neuen Leben wandeln, den Tod getödtet, die Hölle zerstöret und den Weg aus dem Tod und Grabe in das Leben und Seligkeit geöffnet und die Bahn gebrochen, ja, eine Himmelfahrt zubereitet, da alle andern Völker, welche dem Herrn dieser Welt gedienet, eine Höllenfahrt haben werden.

Das sei dies Mal von der Kraft und Wirkung der Auferstehung des Herrn Christi gesagt; denn es ist nicht genug, dass man die Historien allein wisse, sondern Das ist am meisten von Nöthen, dass man auch verstehe, gläube und im Herzen erfahre, was die Kraft und Wirkung der Auferstehung des Herrn Christi sei, wie St. Paulus Philipp. 3. lehret und Cantic ult. geschrieben stehet, dass wir Christum als ein Sigel in unser Herz drucken, das ist, sein heiliges Leiden, Sterben, seine Auferstehung, Himmelfahrt und alle anderen Wohlthaten stets vor Augen haben, uns damit unterreichten und in allen Nöthen trösten, ja dem lieben Herrn Christo in seine Wunden kriechen sollen, wie St. Bernhardus über das Hohel. Sermon 51. spricht: Die Steinritzen sind der Igel Zuflucht und Behältniss. Wo können aber in der Wahrheit schwache und betrübte Sünder sicherer und gewisser hinfliehen, da sie Sicherheit, Ruhe und Erquickung ihrer Seelen finden, denn zu den Wunden ihres Heilands und Erlösers? In denselben bin ich so viel desto sicherer, so viel mehr er zu helfen und zu erretten Macht und Stärke hat. Ob nun die Welt wüthet, mein eigen Fleisch mich dringet, der Teufel um mich herschleicht, so erliege oder falle ich dennoch nicht; denn ich stehe gegründet auf einen festen und gewissen Felsen. Es ist wahr, ich habe grob und schwerlich gesündiget, und wird mein Gewissen hierauf hart erschrecket. Aber es soll darum nicht ganz verzagen; denn ich will der Wunden und des Todes meines Herrn nicht vergessen. Denn er ist ja um unserer Sünden willen verwundet und um unserer Missethat wegen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Friede hätten. Item, sie haben seine Hände und Füsse durchstochen und seine Seiten mit einem Speer geöffnet, dass ich durch diese Löcher und Ritzen von ihm, dem Felsen und harten Stein, Honig und Öl der Gnaden und Barmherzigkeit Gottes saugen, schmecken und sehen könnte, wie lieblich der Herr sei. Und in derselben Predigt hernach: Es will dieser gnädige und freundliche Herr, der Herr und Herzog des Lebens, erkannt und angesehen sein, und dass seine geschworenen Kriegsleute und Diener ihre Augen und Angesicht zu diesen seinen Wunden erheben, dass sie aus und durch dieselbigen sich stärken und trösten und im Gleichniss des Herrn und Herzogs sich zu Geduld in Kreuz und Leiden rüsten lernen. Denn welcher dieses Herrn Wunden ernstlich betrachtet, Der wird gewiss keine an seinem Leibe empfinden und fühlen. Ein solcher Märtyrer kann fröhlich und guter Dinge mitten im Leiden rühmen, jauchzen und triumphiren, ob ihm gleich der Leib in Stücken zerrissen und Alles an demselben durch Schwert, Speer oder andere Waffen beschädigt und zerplaget wird, ja, er kann mit Freuden und Lust ansehen und schauen, wie ihm das Blut allenthalben aus seinem Leibe fleusst. Mögest du fragen: Wo ist denn solches Menschen Leib und Seele? Antwort: Sie ist im Sichern und wohl verwahret, nämlich, gegründet auf den rechten Felsen des Lebens, das ist, Christo Jesu eingeleibet und versteckt in diesen Ritzen der Wunden Christi, welche dazu eröffnet und für und für offen stehen, dass man dahin Zuflucht haben und hineinkommen und kriechen kann. Item in folgender Predigt: Es ist Nichts so kräftig, des Gewissens Wunden zu heilen, als, die Wunden Christi Jesu oftmals, fleissig und ernstlich betrachten.

III. Von dem Artikel der Auferstehung der Todten.

Wir haben bis hieher gehört von alten und neuen Ostern, von wem sie gestiftet und eingesetzt, was sie bedeuten und daraus zu lernen. Zum Andern auch von der Kraft und Wirkung der Auferstehung unseres lieben Herrn Jesu Christi, und wie und wozu man derselbigen gebrauchen soll. Folget nun die dritte Lehre von unserer und aller Gläubigen in Christum Auferstehung, welche von des Herrn Christi Auferstehung ihr Herkommen, ihre Kraft und Macht hat und darauf gegründet ist.

Es fallen einem Menschen von diesem Artikel der Auferstehung des Fleisches oftmals gar seltsame Gedanken ein; denn es scheinet menschlicher Vernunft ganz unmöglich zu sein, dass der Mensch, welcher zu Aschen und Pulver verbrannt, oder vor vielen hundert Jahren ganz verweset, verfaulet und wieder zu Staub der Erden worden, wiederum sollte lebendig werden und von den Todten auferstehen. Das will menschlicher Vernunft nicht eingehen und ist ihr unbegreiflich, wiewohl Gott der Herr wider solchen Unglauben uns die Auferstehung der Todten in den Creaturen sichtiglich vor Augen gestellt, wie folgend soll vermeldet werden; aus welchem Unglauben dann folgt, dass so viele epikurische Säue überall sind, welche öffentlich diesen Artikel verneinen und für eine Fabel halten und auch sprechen wie Diejenigen: Edamus et bibamus, eras enim morimur; lasset uns fressen und saufen, weil wir leben; denn vielleicht müssen wir morgen auf und sterben.

Dieweil aber dieser Artikel von der Auferstehung der Todten das Ziel und Ende der christlichen Religion und aller Gläubigen ist, so ist ja einem jeglichen Christen hoch von Nöthen, dass er in solchem Artikel wohl gefasst und gegründet sei.

Denn warum lassen wir uns taufen? Warum gläuben wir an Christum? Warum hören wir die Predigt des Evangelii? Warum beichten wir und begehren der Absolution? Warum gebrauchen wir des Abendmahls des Herrn? Warum thun wir gute Werke? Warum führen wir ein christlich, gottselig Leben? Warum leiden wir so viel Trübsal? Geschieht nicht dies Alles in dem Glauben und in der Hoffnung, dass wir von den Todten zu einem ewigen Leben durch Christum Jesum wiederum gedenken aufzustehen? Das ist das Ende des christlichen Glaubens, dahin Alles gerichtet wird, Das ist gewisslich wahr.

Derohalben, wie jetzt gesagt, einem Christen von Nöthen, dass er in diesem Artikel wohl und fest gegründet sei. Denn wer die Auferstehung der Todten nicht gläubt, Der ist kein Christ, Demselbigen ist auch die Taufe, Sacrament, Glaube, in Summa, Dem ist nichts Christliches nütz, wie auch 1. Cor. 15. geschrieben steht: Ist die Auferstehung der Todten Nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist euer Glaube vergeblich.

Diesen Artikel von der Auferstehung der Todten lehret uns die Schöpfung der Welt und aller Creaturen, auch derselbigen Erhaltung.

Denn glaubst du auch, dass Gott ewig und allmächtig, Himmel und Erde aus Nichts erschaffen hat? Wo du nun glaubst, dass Gott alle Dinge möglich, und sich seine Kraft und Macht auf Alles erstrecke, so wirst du auch die Auferstehung der Todten gläuben. Denn du wirst ja müssen bekennen, dass der Herr, welcher Himmel und Erde aus Nichts geschaffen, der werde auch die Seele deines lieben Vaters wiederum sammt dem Leibe können vereinigen, obschon der Leib vor vielen Jahren verfaulet und wieder zu Erden worden; denn ihm ist Nichts unmöglich.

Darnach siehe auch die Creaturen an, wie die jährlich sterben und wiederum von den Todten auferwecket werden. Im Winter waren die Bäume, die Früchte, Laub und Gras, die Blumen auf dem Felde u.s.w. Alles todt, jetzund im Frühling sehen wir, wie Alles im Felde und im Walde daher so schön grünet und wiederum lebendig wird. Die Eier, davon die Vögel in der Luft, die Laiche, davon die Fische im Wasser, der Same, davon die Menschen und Thiere auf Erden kommen, ist Solches nicht alles todt und verstorben Ding, darin du kein Leben sehen und spüren kannst? Wer macht aber, dass die Eier der Vögel, die Laiche der Fische, der Same der Thiere auf der Erde lebendig wird? Wer erweckte die Todten zum Leben? Thut nicht Solches Gottes Güte, Kraft und allmächtige Gewalt?

Wenn du zu einem Ackermann, der sein Korn in das Feld säet und mit der Egge bescharret, sprächest: Wie thust du Narr so thörlich, dass du den schönen Rocken oder Weizen so schändlich umbringest und in das Erdreich, da er verfaulen muss, wirfst? Wäre es nicht besser, dass du gut Brodt und Semmel dir und anderen Leuten zu Nutz davon liessest backen? Was würde wohl dieser Sämann sagen? Ob er nicht würde sprechen, du wärest eine epikurische Sau, der du Nichts von Gott und seinen Werken wüsstest? Was hat aber dieser Sämann für einen Glauben? Er gedenkt: Ich weiss sehr wohl, dass dieser schöne Weizen, welchen ich allhier säe und mit der Egge bescharre und begrabe, in der Erde verfaulen wird. Aber Gott der Herr ist allmächtig, der lebendig macht die Todten und ruft Dem, das nicht ist, dass es sei; Derselbige hat diese Ordnung gemacht, dass die Erde Gras und Kraft, das sich besame, aufgehen soll lassen, und uns befohlen, das Erdreich zu bauen. Dieser göttlichen Ordnung und Befehl nach werfe und begrabe ich diesen Weizen in das Erdreich und lasse darnach Gott den Herrn walten, welcher, wiewohl die Saat verfault, sie wohl wieder lebendig machen und mir für ein Körnlein zehn oder zwanzig geben kann oder mag.

Siehest du nun Das vor Augen an schlechten Creaturen, warum wolltest du denn auch nicht gläuben, dass Gott dich edle Creatur, welche er zu seinem Bilde und zu einem ewigen, unsterblichen Leben geschaffen und seinen Sohn für dich gegeben, wiederum von den Todten sollte auferwecken?

Das ist das Erste, daran man die Auferstehung der Todten lernen soll, nämlich aus dem grossen Buch der ganzen Welt und an allen Creaturen, welches dir da vor Augen offenstehet und du es wohl lesen kannst, ob du schon dein Leben lang nie in die Schule gegangen bist, allein dass du nicht seiest (wie der 32. Psalm spricht) wie Ross und Mäuler, die nicht verständig sind.

Das Andere, daran du noch gewisser der Auferstehung der Todten werden kannst, ist die Auferstehung des Herrn Christi. Wo du aber nicht gläubest, dass Christus auferstanden sei, so ist’s dir unmöglich, dass du die Auferstehung deines oder irgend eines Menschen Leibes könnest glauben. Dass ist gewiss wahr.

Denn Christus muss den Vorgang haben in allen Sachen und muss der Erstling sein Derer, so von den Todten auferstehen sollen. Er muss für uns die Bahn durch den Tod und das Grab brechen durch seine Auferstehung, dass wir darnach ihm aus dem Tod und Grabe folgen können. Denn vor der Auferstehung des Herrn Christi ist kein Mensch wiederum von den Todten aus dem Grabe zu einem ewigen Leben auferwecket worden. Denn Die, so Elias, Elisäus und Christus selbst von den Todten, vor seiner Auferstehung, erweckt hat, sind Alle wieder gestorben. Diejenigen aber, so er nach seiner Auferstehung von den Todten auferwecket hat, als da werden gewesen sein Adam, Eva, Noah, Abraham, Sarah, Isaak, Rebecka u.s.w., sind nicht wieder gestorben, sondern mit ihm in seinem herrlichen Triumph gen Himmel in das ewige Leben gefahren. Gläubst du nun, dass Christus wahrhaftiger Gott und Mensch, Herr Himmels und der Erden sei, so wirst du auch gläuben müssen, dass er von den Todten auferstanden sei. Denn es unmöglich war (wie Petrus Actor. 2. spricht), dass Der, so Gott und das Leben ist, vom Tode sollte gehalten werden, und Paulus Röm. 1.: Er ist kräftiglich erwiesen ein Sohn Gottes, nach dem Geist, der da heiliget, seit der Zeit er auferstanden ist von den Todten, nämlich Jesus Christus, unser Herr.

Auf dass du aber Das auch desto besser gläuben könnest, dass er also ein Sohn Gottes und Herr des Todes und des Lebens wieder von den Todten sei auferstanden, so nimm die Historia für dich und betrachte sie fleissig.

Er ist nach seiner Auferstehung auch den ersten Tag fünf Mal den Seinen erschienen, als erstlich Marien Magdalene, darnach den anderen Weiblein, zum Dritten den zweien Jüngern zu Emmahus, zum Vierten Petro, zum Fünften auf den Abend allen zehn Jüngern, da sie zu Tisch sassen, folgend aber über acht Tage erscheint er sonderlich Thomä im Beisein der anderen Jünger, darnach in Galiläa an dem Meer Tiberias, da beisammen waren und mit einander fischten Petrus und Thomas, der da heisst Zwilling, und Nathanael und die Söhne Zebedäi und andere Zween seiner Jünger, da er abermals die Mahlzeit mit ihnen hält.

Du möchtest aber sagen: Ja, wenn er auch mir erschienen wäre, alsdann wollt’ ich’s gläuben. Da sagt St. Petrus Act. 10., dass Gott also verordnet, dass er nicht allem Volk, sondern allein Denen habe sollen erscheinen, welche Gott sonderlich dazu erwählet hatte, dass sie Zeugen der Auferstehung Christi sein sollten, Dieselbigen haben Christum wahrhaftiglich gesehen, mit ihm oftmals gegessen, haben seinen Leib begriffen, Thomas hat seine Hände in die Seite des Herrn Jesu Christi gelegt, welcher öffentlich bekennt, dass Christus, sein Herr und Gott, wahrhaftiglich von den Todten auferstanden sei.

Also, wie Act. 1. geschrieben stehet, hat sich Christus nach seiner Auferstehung vierzig Tage lang durch mancherlei Erweisung unter den Seinen sehen lassen und solche Zeit über mit ihnen von dem Reich Gottes geredet, ihnen das Verständniss der Schrift eröffnet und, wie St. Paulus 1. Corinth. 15. spricht, ist er auf ein Mal von mehr denn fünfhundert Brüdern, auch von Jacobo und Paulo hernachmals gesehen worden, bis er endlich nach genugsamer Erscheinung und Offenbarung vor ihrer Aller Augen gen Himmel gefahren.

Wiewohl er nun mir nicht erschienen ist, denn ich und du sind nicht dazu von Gott erwählet, jedoch soll alle Welt diesen herrlichen Zeugen der Auferstehung Christi, den heiligen Aposteln und so viel hundert Jüngern, welche ihn gesehen, gläuben; denn Gläuben ist grösser, denn Sehen, wie Christus zu Thomas spricht: Dieweil du mich gesehen hast, Thoma, hast du gegläubt; selig sind, die nicht sehen und doch gläuben.

Petrus, Johannes, Paulus und die anderen Apostel und Jünger haben durch die Predigt des heiligen Evangelii in der ganzen Welt bezeuget, dass Christus von den Todten auferstanden, die Sünde getilget, den Tod und Teufel uns zu gut überwunden habe. Dies ihr Zeugniss, dass es gewiss und wahr wäre, haben sie bestätigt und bekräftigt mit vielen grossen Wunderzeichen und sonderlich, dass sie in dem Namen des von den Todten auferweckten Christi, sitzend zur Rechten des himmlischen Vaters, auch viele Todte auferweckt haben. Das Alles haben die Jünger von ihnen gesehen und gehöret, als: Titus, Timotheus, Lucas, Clemens, Crescenz, Polycarpus, Ignatius u.s.w. Dieselbigen haben folgend dies, der Apostel, Zeugniss allenthalben in der Welt ferner ausgebreitet, und wie sie es von den Apostel selbst gesehen und gehört, also haben sie dasselbige durch mündliche Predigt und Schriften ferner ihren Jüngern gegeben und weiter zu erhalten und auszubreiten befohlen, als Irenäo, Justino, Egesippo, Tertulliano. Von Diesen ist das Zeugniss der Apostel, von der Auferstehung Christi zu predigen, den nachfolgenden, als Origeni, Cypriano, Eusebio, Athanasio, Hilario, Basilio, Gregorio, Augustino, Hieronymo befohlen worden, und ist also durch die folgenden Bischöfe, Pfarrherren und Prediger bis auf uns geerbet.

Wir predigen Dasselbige zu dieser Zeit auch und befehlen Denen, so nach uns kommen werden, Dasselbige auch zu predigen. Sie werden’s auch den Folgenden zu predigen zu bezeugen befehlen, und wird also bis an’s Ende der Welt, wenn Christus selbst wieder allen Menschen auf Erden erscheinen und sich ein Richter der Lebendigen und Todten erzeigen wird, dies Zeugniss von seiner Auferstehung währen und ausgebreitet werden, wie Jesaiä 59. geschrieben steht: Ich mache solchen Bund mit ihnen, spricht der Herr, mein Geist, der bei dir ist, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Munde nicht weichen, noch von dem Munde deines Samens und Kindeskind (spricht der Herr), von nun an bis in Ewigkeit.

Also hörst du, dass das Zeugniss von der Auferstehung des Herrn Christi gewiss und beständig ist und dich nicht betrügen, noch verführen kann. Wenn du denn nun gewiss gläubest, dass Jesus Christus, Gottes Sohn, von den Todten sei auferstanden, wie er denn nicht im Grabe hat können bleiben, so bist du denn auch gewiss, dass du und Alle, so an ihn gläuben und seines heiligen Leibes Gliedmaassen sind, auch von den Todten zu einem ewigen Leben werden auferstehen. Denn ist das Haupt auferstanden, so müssen ja die Glieder, wie oben gesagt, und der ganze Leibe auch folgen.

Also ist die Auferstehung unseres Herrn Christi ein Grund und Ursach unserer Auferstehung, ja eine Grundfeste der Predigt des Evangelii und des ganzen christlichen Glaubens.

Das sei nun von diesem Artikel auch dies Mal genug.

IV. Vermahnung.

Zum Letzten ist allhie auch eine Vermahnung von Nöthen. Denn ist das nicht eine jämmerliche Klage und Plage, dass der grösste Theil des menschliche Geschlechts, um welches Erlösung willen der liebe Sohn Gottes, Jesus Christus, in den Tod des Kreuzes gegeben und wieder von den Todten auferstanden, sich dieser wunderbarlichen und grossen Wohlthaten so wenig annimmt und so schändlich verachtet, eines Theils auch schändet und verfolget, so doch von diesem grossen Wunderwerk, welches allhie an dem Sohne Gottes geschiehet und ergehet, alle Creaturen sich entsetzen und erschrecken, die Sonne verleurt ihren Schein, die Felsen zerreissen, die Erde erzittert und erbebet, die Gräber thun sich auf! Wie viel mehr sollten sich alle Menschen auf Erden vor diesem grossen Zorne Gottes entsetzen, erbeben und erzittern, welchen Gott der Vater um unserer Sünde willen über seinen geliebten Sohn also grausamlich erzeigt und ausschüttet, dass zum Erbarmen ist, dass menschliche Natur so hart durch die Erbsünde verderbet und durch des Teufels Gewalt verblendet, verstockt und gefangen ist, dass der grösste Theil der Leute sich diese hohen Sachen, ihr eigen Elend, Verderben und Jammer nicht zu Herzen gehen lässt, nicht bedenken, noch betrachten will, sondern in freier Frechheit und Sicherheit dahinlebet, gleich als hätten sie keine Sünde nicht und trügen den Tod nicht am hals, welchem doch kein Mensch auf Erden entfliehen kann, noch mag, und demselbigen auch der ewige Tod und das höllische Feuer gewisslich folgen wird. Denn was wird solchen unwilligen Verächtern und Verfolgern widerfahren, dieweil Gott seinen geliebten Sohn also grausamlich um der Welt Sünden willen straft!

Welchen aber Solches zu Herzen gehet und sich dafür entsetzen, Dieselbigen sollen sich auch wiederum durch den herrlichen Triumph und Sieg des Herrn Jesu Christi trösten und stärken, dass er die Sünde getilget, den Tod und Teufel überwunden, von den Todten auferstanden, gen Himmel gefahren und zur Rechten Gottes, des Vaters, sitzet und das Alles uns zu gut gethan hat und noch thut.

Denn er nicht darum im Himmel zur Rechten des Vaters sitzet, dass er da bei Gott dem Vater mit den auserwählten Engeln seine Freude und Lust habe, sondern dieweil er das Reich und Regiment angenommen und ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben, dass er die Gemeinde, seinen Leib, und uns Alle, seine Gliedmaassen, welche er durch sein Blut erworben hat, wider der Welt und des Teufels Gewalt schütze und vertheidige, durch sein Wort und den heiligen Geist uns führe und regire, die reine Lehre des Evangeliums erhalte, Gerechtigkeit und ewiges Leben, nicht um unser Verdienst und Würdigkeit willen, sondern aus Gnaden und Barmherzigkeit durch sein einig Verdienst, ewiges Sühnopfer und Genugthuung gebe, wie zu den Ephes. am 4. geschrieben steht: Er ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängniss gefangen geführt und hat den Menschen Gaben gegeben.

Denn Sitzen zur Rechten Gottes heisst nicht still sitzen und müssig sein, sondern sich der Gewalt, des Regiments und seiner armen Unterthanen annehmen, sie schützen und vertheidigen, ihnen rathen und helfen.

Also sitzt Christus denn zu der Rechten des Vaters, wenn er des Teufels und der Tyrannen, auch der Ketzer und falschen Lehrer, welche sein Wort verfälschen und die Gemeinde unterdrücken wollen, Gewalt, Frevel und Muthwillen steuert, wie an Juliano, Diocletiano, Cerintho, Ario, Olynthio und vielen Anderen mehr zu sehen, und obwohl die gräulichen Bestien, als Nero und seines gleichen, die heiligen Apostel Petrum, Paulum und die anderen heiligen Lehrer auffressen, jedoch wird dadurch der Lauf des Evangelii nicht verhindert, sondern bleibt und fähret fort, Nero aber und seines Gleichen gehen darüber zu Boden. Denn Christus sitzt zur Rechten des Vaters, ein Schützer und Erhalter seiner Gemeinde, welche er nicht will verlassen, wie er ihr verheissen: Ich will euch nicht Waisen lassen, sondern bei euch sein bis an’s Ende der Welt.

Wiewohl aber die Gemeinde und die Heiligen Gottes viel Jammers und Herzeleids hier auf Erden leiden müssen, auf dass sie gleichförmig dem Bilde des Sohnes Gottes und durch’s Kreuz zur ewigen Herrlichkeit erhoben werden, jedoch sollen wir darum nicht verzagen, noch verzweifeln, sondern in solcher unserer Trübsal unser Herz und Augen zu unserm Heiland Christo Jesu, sitzend zur Rechten des Vaters, aufheben, zu ihm um Hilfe, Rettung und Stärkung rufen und schreien und ihm uns befehlen, wie wir sehen, dass der heilige Märtyrer Stephanus thut, welcher, da er jetztund sollte gesteinigt werden und den Tod vor Augen siehet, verzaget er doch nicht, sondern gläubet, dass Christus, sitzend zur Rechten Gottes, sich seiner annehmen und ihn aus dieser bösen Welt retten und erlösen werde; darum, als er voll des heiligen Geistes war, sahe er auf den Himmel und sahe die Herrlichkeit Gottes und Jesum stehen zur Rechten Gottes und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen.

Also sollen auch wir gläuben, dass Christus unserethalben auferstanden, gen Himmel gefahren, zur Rechten Gottes sitze, auf dass er uns führe und regire, schütze und vertheidige, von Sünden, Teufel, Tod und Hölle erlöse und ewiges Leben gebe, und auf dass Solches geschehe, sollen wir auch täglich mit ernstlichem Gebete zu ihm rufen und schreien.

Zum Andern ist er auch desshalb von den Todten auferstanden, gen Himmel gefahren, sitzet zur Rechten Gottes, dass er daselbst unser Hoherpriester, unser Mittler und Fürbitter bei dem Vater sein will, wie die Epistel Ebr. 5. spricht: Dieweil wir denn einen grossen Hohenpriester haben, Jesum, den Sohn Gottes, der gen Himmel gefahren ist, so lasset uns halten an dem Bekenntniss. Darum lasset uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenstuhl. Item Cap. 8.: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzet zur Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel. Und Röm. 8.: Wer will verdammen? Christus ist hie, der da gestorben ist, ja viel mehr, der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.

Derhalben sollen wir erstlich Jesu Christo, unserm Heiland, von ganzem Herzen danken, dass er um unserer Sünde willen sich in den Tod gegeben und die Strafe von uns auf sich genommen und die Bezahlung durch sich selbst dem Vater gethan, item, dass wir auch durch seine Auferstehung Gerechtigkeit und ewiges Leben erlangt haben.

Zum Letzten sollen wir auch zu diesem grossen Helden und Siegesfürsten, welcher uns zu gut Sünde, Tod und Teufel überwunden, in allen Nöthen unsere Zuflucht haben; denn er ist die Wurzel Isai, davon Esaias geweissagt hat, die da stehet zum Panier den Völkern, auf dass sie zu ihm Zuflucht haben sollen.

Gebet.

Derhalben bitten wir Dich von Herzen, lieber Heiland Jesu Christe, der Du von unseretwegen gestorben, von den Todten wieder auferstanden, gen Himmel gefahren bist, sitzest zur Rechten des Vaters, Du wollest Deine liebe christliche Gemeinde, welche Dein heiliges Wort bekennet und zu Dir, als ihrem Panier und Hauptmann, ihre Zuflucht hat, durch den heiligen Geist führen und regiren und wider alle ihre Feinde sie schützen und erhalten, auf dass sie Dich, sammt Gott dem Vater und heiligen Geist in Ewigkeit ehren, lieben und preisen möge. Amen.


Quelle: Beste, Wilhelm - Die bedeutendsten Kanzelredner der lutherschen Kirche des Reformationszeitalters

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