MacDuff, John Ross - Die Gedanken Gottes - Wie köstlich sind vor mir, Gott! Deine Gedanken. 13. Tag. Genügende Gnade.
“Lass dir an Meiner Gnade genügen, denn Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
2 Kor. 12,9.
Des Apostels Gedanken waren kleinmütiger Art, als Sein Gott ihn mit diesem „köstlichen Gedanken“ tröstete. Ein Pfahl im Fleisch, ein Satansengel, der ihn mit Fäusten schlug - wir vermögen nicht, zu erklären, worin dieses Leiden bestand, und es ist wohl aus weiser Absicht vor unseren Augen verborgen geblieben, damit ein Jeder es auf seinen eigenen Fall und seine Verhältnisse anwenden kann. Denn wer von uns hätte nicht, sei es auch in den verschiedensten und von von einer ähnlichen Prüfung zu sagen? irgend ein Dorn in ein trüber Schatten auf unserem Wege, ein Stein, an welchem der Fuß immer wieder anstößt, schwache Gesundheit, gedrücktes Gemüt, irdischer Verlust, häusliche Trübsal, Kummer in der Familie, die Erfüllung schwerer und mühevoller Pflichten, Treulosigkeit der Freunde, der Stachel verletzten Ehrgefühls, der schwere innere Stampf gegen Anfechtung und Sünde, Gewissensbisse über begangenes Unrecht wovon die Welt nichts weiß, da sie von unserem fortwährenden Kämpfen, von dem unaufhörlichen Stechen des Dornes niemals etwas erfährt. Wie der Apostel zum Herrn gefleht hatte, dass Er ihm dieses Leiben abnehmen möge, so haben auch wir wohl schon inbrünstig gebeten, dass unsere Trübsal uns abgenommen oder doch gemildert würde. Aber auch hier wieder sind unsere Gedanken nicht Gottes Gedanken. Seine Antwort auf die dreimalige Bitte des Apostels war nicht, dass Er die Prüfung aufhören ließ, sondern etwas Besseres - das Versprechen, dass ihm Gnade und Kraft genug geschenkt werden sollte, sie zu tragen. Das musste ihm genügen, und er verlangte nicht mehr vielleicht hat er sich anfangs verwundert über die seltsame Antwort, die so ganz anders ausfiel, als er wünschte und hoffte - aber es kann doch nicht lange gedauert haben, bis er nicht allein völlig zufrieden damit war, sondern auch von Herzen die hohe Weisheit der göttlichen Führung anerkannte - „darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne.“
Auf ähnliche Art verfährt Gott auch mit uns. Vielleicht hast du schon oftmals die verborgene Bürde deines Lebens vor den Gnadenthron getragen, und mit heißen Tränen gefleht, dass sie von dir genommen würde - dennoch ist sie geblieben. Aber dein Gebet ist dennoch erhört worden, wenn auch nicht nach deinen Gedanken und Wünschen, so doch nach den höheren Gedanken deines himmlischen Vaters. Der Dorn ist wohl noch da, und verletzt dich, aber du hast Kraft empfangen, es zu ertragen und diese Trübsal, sie sei nun welcher Art sie wolle, hat dich, wie den Paulus, deine Schwäche und deine Abhängigkeit von Gottes Gnade gelehrt.
Gesegnete Zusicherung, dass Gott zu jeder Zeit der Not die erforderliche Kraft, die genügende Gnade uns darreichen will. Er misst sie uns zu, so viel uns nötig ist, Er wird nicht zulassen, dass der Dorn zu tief eindringe, dass die Versuchung größer werde, als wir ertragen können. - „Er weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen.“ 2 Petri 2,9. „Er ist der Gott Israel, Er wird dem Volk Macht und Kraft geben.“ Ps. 68,38.
Sprich meiner Seele herzlich zu,
Und tröste mich aufs beste,
Denn Du bist ja der Müden Ruh,
Der Schwachen Turm und Feste,
Ein Schatten für der Sonnen Hitz,
Ein' Hütte, da ich sicher sitz
Im Sturm und Ungewitter.