Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Zacharias

Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Zacharias

Dieser Prophet ist nach der babylonischen Gefängniß gewest, und hat sampt seinem Gesellen Haggai Jerusalem und den Tempel helfen wieder bauen, und das zerstreuet Volk wieder zusammen bringen, auf daß wiederumb ein Regiment und Ordnung im Lande angericht würde; und ist furwahr der allertröstlichsten Propheten einer, denn er viel lieblicher und tröstlicher Gesichte furbringet, und viel süsser und freundlicher Worte gibt: damit er das betrübte und zerstreuet Volk tröste und stärke, den Bau und das Regiment anzufahen, welchs bis daher großen und mancherlei Widerstand erlitten hatte; solchs thut er bis in das 5. Kapit.

Im fünften weissaget er, unter einem Gesicht des Briefes und Scheffels, von den falschen Lehrern, die hernach kommen sollten im jüdischen Volk, die Christum verläugnen würden; welchs Gesicht noch heutiges Tages die Jüden betrifft.

Im sechsten weissaget er vom Evangelio Christi, und dem geistlichen Tempel, in aller Welt zu bauen, weil ihn die Jüden verläugneten, und nicht haben wollten.

Im siebenten und achten hebt sich eine Frage, darauf der Prophet antwortet, tröstet und vermahnet sie abermal zum Bau und Regiment, und beschleußt damit solche Weissagung seiner Zeit zum Wiederbauen.

Im neunten gehet er in die zukünftige Zeit, und weissagt erstlich Kap. 10., wie der große Alexander sollte Tyrum, Zidon und die Philister gewinnen, damit die ganze Welt geöffenet würde dem zukünftigen Evangelio Christi, und führet den König Christum zu Jerusalem ein auf einem Esel.

Aber im eilften weissagt er, daß Christus von den Jüden verkauft sollt werden umb dreißig Silberlinge, darumb er sie auch verlassen würde, daß Jerusalem endlich zerstöret, und die Jüden im Irrthumb verstockt und zerstreuet sollten werden, und also das Evangelium und das Reich Christi unter die Heiden kommen, nach dem Leiden Christi, damit er vorhin, als der Hirte, geschlagen, und die Apostel, als die Schafe, zerstreuet sollten werden; denn er mußte vorhin leiden und also in seine Herrlichkeit kommen.

Im letzten Kapit., da er Jerusalem verstöret hat, hebt er auch auf das levitisch Priesterthum, sampt seinem Wesen und Geräthe und Feiertagen, und spricht: Es werden alle geistliche Ampt gemein sein, Gotte damit zu dienen, und nicht mehr allein des Stammes Levi, das ist: Es sollten ander Priester, ander Feste, ander Opfer, ander Gottesdienst kommen, welche auch uben künnten ander Stämme, ja auch Aegypten und alle Heiden. Das heißt das Alte Testament rein abgethan und weggenommen.

Quelle: Dr. Martin Luther's sämmtliche Werke, Bd. 63

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