Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Zephanja.

Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Zephanja.

zuerst 1532 erschienen

Zephanja ist zur Zeit des Propheten Jeremia gewest; denn er unter dem Könige Josia geweissaget hat, wie Jeremia, als sein Titel ausweiset. Darumb weissagt er auch eben dasselbe, das Jeremias weissagt, nämlich, daß Jerusalem und Juda solle verstöret, und das Volk weggeführet werden, umb ihr unbußfertiges böses Leben willen.

Er nennet aber nicht den König zu Babel, der solche Verstörung und Gefängniß ihnen sollte zufügen, wie Jeremias thut; sondern schlechthin spricht er, daß Gott wolle solch Unglück und Plage uber sie bringen, auf daß er sie ja zur Busse bewegen möchte. Denn dieß Volk kunnten alle Propheten noch nie kein Mal bereden, daß Gott uber sie erzürnet wäre. Sie trotzten immer auf den Ruhm, daß sie Gottes Volk waren und hießen. Und welcher predigte, daß Gott uber sie zornig wäre, der mußte ein falscher Prophet sein und sterben; denn sie wolltens nicht gläuben, daß Gott sein Volk sollte so lassen. Gleichwie man itzt alle die KEtzer schilt und tödtet, so da lehren, daß die Kirche irre und sündige, und Gott sie strafen werde.

Er weissagt aber nicht allein Juda solch Unglück, sondern auch allen umbliegenden Ländern und Nachbarn, als, den Philistern, Moab, ja auch den Mohren und Assur; denn der König zu Babel sollte eine Ruthe Gottes sein uber alle Land.

Im 3. Kap. weissagt er aus der Maaßen herrlich und klärlich von dem fröhlichen und seligen Reich Christi, das in aller Welt ausgebreitet sollt werden. Und wiewohl er ein klein Prophet ist, so redet er doch mehr von Christo, denn viel andere große Propheten, auch schier uber Jeremiam. Damit er wiederumb reichlich tröstet das Volk, auf daß sie in der babylonischen Gefängniß und Unglück an Gott nicht verzweifelten, als hätte er sie ewiglich verworfen, sondern gewiß wären, daß sie nach solcher Strafe wieder zu Gnaden kommen, und den verheißen Heiland Christum mit seinem herrlichen Königreich kriegen sollten.

Quelle: Dr. Martin Luther's sämmtliche Werke, Bd. 63

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