Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Amos

Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Amos

zuerst 1532 erschienen

Amos zeigt seine Zeit an, daß er zur Zeit Hosea und Jesaias gelebt und geprediget hat, und eben wider dieselbige Laster und Abgötterei oder falsche Heiligen, gleich wie Hosea thut, predigt und verkündiget auch die assyrisch Gefängniß.

Er ist aber auch heftig, und schcilt das Volk Israel fast durchs ganze Buch aus, bis an das Ende des letzten Kap., da er von Christo und seinem Reich weissaget, und sein Buch damit beschleußt, daß mich kein Prophet dünkt so wenig Verheißen, und sogar durch eitel Schelten und Dräuen haben, daß er wohl mag heißen Amos, (das ist) eine Last, oder der schwer und verdrießlich ist, sonderlich weil er ein Hirte ist, und nicht von der Propheten Orden, wie er selbs sagt im 7. Kap. (V. 14.), dazu aus dem Stamm Juda von Thekoa ins Königreich Israel gehet, und daselbs predigt, als ein Frembder. Darumb sagt man auch, der Priester Amazia (welchen er strafet im 7. Kap. (V. 17.) hab ihn mit einer Stangen zu Tod geschlagen.

Im 1. Kap. ist er schwer und dunkel anzusehen, da er von dreien und vier Sünden redet; darüber auch viel sich mancherlei verbrochen haben, und die Sache weit gesucht. Aber der Text (acht ich,) sollts ja klärlich geben, daß dieselbigen drei und vier Sünde nicht mehr denn einerlei Sünde sei: denn er nennet und zeucht ja allewege nur einerlei Sunde an; als, wider Damascum nennet er allein die Sünde, daß sie Gilead mit eisern Wagen hab gedroschen rc.

Er nennet aber solche Sünde drei und viere darumb, daß sie solche Sünde nicht büßen noch erkennen, sondern dazu auch rühmen und drauf trotzen, als hätten sie wohl gethan, wie die falschen Heiligen alle thun. Denn es kann eine Sünde nicht ärger, noch größer, noch mehr werden, denn wo sie ein heilig, göttlich Werk sein will, und den Teufel zu Gott, und Gott zum Teufel macht. Gleichwie drei und vier machen sieben, welchs ist das Ende der Zahl in der Schrift, da man wieder umbkehret, und wieder ansähet zu zählen, beide die Tage und Wochen.

Er wird zweimal im Neuen Testament gefuhrt: erstmals, Act. 7. (V. 42.), da S. Stephan ihn anzeucht aus dem 5. Kap. wider die Jüden, und damit beweiset, daß sie Gottes Gesetze nie gehalten haben, von Anfang her aus Aegypten.

Zum andernmal, da S. Jacob Act. am 15. (V. 16.) im ersten concilio der Aposteln ihn führet aus dem letzten Kap., zu beweisen die christliche Freiheit, daß die Heiden im Neuen Testament nicht schuldig sind, Moses Gesetze zu halten, so die Jüden selbs solches noch nie gehalten, und auch nicht halten künnten, wie S. Petrus Act. 15. (V. 10.) predigt. Und das sind ide furnehmesten zwei Stück in Amos, und zwei seher gute Stück.

Quelle: Dr. Martin Luther's sämmtliche Werke, Bd. 63

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/l/luther/v/luther-vorrede_zu_amos.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain