Luther, Martin - Predigt vom Ehestande, aus Hebr. 13, 4.

Luther, Martin - Predigt vom Ehestande, aus Hebr. 13, 4.

Diese Predigt wurde von Luther am 4. August 1545 zu Merseburg bei Gelegenheit der Verehelichung des Domdechant Sigismund von Lindenau gehalten. — Sie steht Altenb. VIII. 437. Leipz. XII. 253. Walch X. 693. Erlang. XX. 253.

„Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen, und das Ehebette unbefleckt; die Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten.“
Hebr. 13, 4.

Das ist eine Predigt vom heiligen Ehestande, fast hoch vonnöthen, vornehmlich bei den Christen, daß alle Menschen wissen mögen, was doch der heilige Ehestand für ein Stand sei, und woher er komme, daß wir nicht also ohngefähr in Tag dahin leben, wie die Heiden und unvernünftigen Thiere, die darnach nicht fragen noch denken; sondern leben ohne Unterschied aller Vermischung und Vermengung dahin. Nein, unter den Christen soll es nicht also sein, sondern also zugehen, wie Paulus 1 Thess. 4, 4. 5. sagt: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, daß ihr meidet die Hurerei, und ein jeglicher unter euch wisse sein Faß zu behalten in Heiligung und Ehren, nicht in der Lustseuche, wie die Heiden, die von Gott nichts wissen.

Also sollen die Christen leben in Heiligung, nicht nach säuischer und viehischer, nicht nach heidnischer Weise, die den Stand nicht achten noch ehren.

Von diesem heiligen Stande und göttlicher Ordnung der Ehe ist viel zu predigen. Denn es ist der älteste Stand unter allen der ganzen Welt; ja, alle andere kommen aus dem her, darein Adam und Eva, unsere ersten Eltern, von Gott geschaffen And verordnet sein, darinne sie und alle ihre gottesfürchtige Kinder und Nachkommen gelebt haben.

Denn also steht geschrieben im 1. Buch Mosis 1, 27.: Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und er schuf sie ein Männlein und Fräulein rc.

Da stehet es; das sind ja nicht meine, noch einiges Menschen, sondern Gottes Wort, der hats also geschaffen und verordnet: wers nicht glauben will, der lasse es. So beweist auch die tägliche Geburt und Ankunft aller Menschen, daß Gott sein Geschöpf und Ordnung, den heiligen Ehestand, also gehalten haben will, in dem, daß täglich Männlein und Fräulein geboren und jung werden.

So müssen wir je alle sagen und bekennen, daß wir uns nicht selber gemacht, noch geschaffen haben, könnens auch nicht; so haben's auch unsere Eltern nicht thun können. Wer denn? Der allmächtige, ewige Gott, Schöpfer aller Dinge, der erstlich Männlein und Fräulein zum Ehestande geschaffen, und verordnet hat, der hat uns auch also geschaffen. Denn da muß ich frei heraus bekennen und sagen: Ich sei von Gott ein Männlein, ein anders ein Fräulein geschaffen: muß bekennen, daß ich nicht ein Stein oder Klotz, sondern ein Mensch, Weib oder Mann, geboren und geschaffen sei; da kann kein Mensch anders sagen in der ganzen Welt, vom ersten bis auf den letzten.

Noch toben und wüthen die Leute, sonderlich die Papisten, ohne alle Maße, wider diese herrliche Schöpfung Gottes, als solle es nicht also sein. Und so es ins Pabsts Hand und Gewalt stünde, Menschen schaffen, müßte es auch nicht also sein. Denn er würde kein Weibsbild schaffen, noch sein lassen in der ganzen Welt. Was wollte denn draus werden? So müßten die Menschen vergehen. Denn das ist ja gewiß, daß niemand ohne Mutter geboren wird; sondern was geboren wird, das kommt von der Mutter her. Und so wenig als Adam sich selbst hat gemacht, sondern von Gott geschaffen ist, so müssen alle Menschen auch von Gott in Mutterleibe geschaffen, erhalten, und darnach mit Gottes Hülfe in die Welt geboren werden.

Derhalben auch alle Menschen freien, und sich freien lassen sollen. Und dieweil wir sind durch den Fall unserer ersten Eltern so verderbet, daß wir nicht alle tüchtig sind ehelich zu werden, so sollen doch diejenigen, so zum Ehestand untüchtig, so leben, daß sie züchtig und ehrbarlich wandeln, niemand ärgerlich sein. Wiewohl es anfänglich nicht also gewesen, sondern sind alle ehelich zu werden geschickt gewesen. Nun aber gehet es so zu, daß Etliche, wiewohl sie geschickt und tüchtig sind zu freien, dennoch in Ehestand sich nicht begeben wollen; Etliche aber, die gern wollten ehelich werden, sein unvermöglich dazu. Diese verdamme und verwerfe ich auch nicht. Die Dritten aber, die da begehren und wollen ehelich fein, sind auch geschickt und tüchtig dazu: dieselbigen, wenn sie schon wider der Menschen Gebot sich in Ehestand begeben, thun sie recht daran und soll sich niemand an ihnen ärgern. Denn der Ehestand soll niemand, der dazu tüchtig, verboten, sondern jedermann frei und offen stehen; und solcher Stand (wie der Pabst mit den Seinen thut) soll nicht als ein stinkender und unreiner verdammt und verworfen werden.

Denn ehelich zu werden ist eine Ordnung und Stiftung Gottes. Denn da Gott Mann und Weib geschaffen, hat er sie in solchen Stand selbst gesetzt, darinnen sie göttlich und ehrlich, rein und keusch leben könnten und sollten, Kinder zeugen, und die Welt, ja, das Reich Gottes mehren. Wer will nun so kühn sein, und die herrliche, heilige Ordnung Gottes zerreißen, oder etwas dawider reden? Wer ist nun so kühn, der diese Ordnung verdamme, und als unnütz, unheilig, und unnöthig verachte?

Der Pabst mit seinen Cardinälen, Mönchen, Nonnen und Pfaffen, haben es besser machen wollen, und einen heiligen Stand ordnen, darinnen sie heilig und keusch leben möchten. Aber wie heilig, rein und keusch beide Pabst, Cardinäle, Bischöfe, Mönche, Pfaffen und Nonnen gelebt haben, ist am Tage; also, daß Sonne, Mond und Sterne darüber geklagt haben. Säuställe sind unreine und unflätige Ställe; aber gegen den Klösternn sind sie schön und rein zu rechnen. Denn in den Klöstern haben sie ein solch keusch und rein Leben geführt, daß davon nicht wohl zu reden. Warum ist denn das so gangen und geschehen? Darum, dieweil sie die heilige Ordnung Gottes, des Ehestandes, zerrissen und veracht haben, sind sie nicht werth gewesen, daß sie ehelich würden. Hier sollen nun diejenigen, so sich nach Gottes Ordnung in den heiligen Ehestand begeben haben, den Spruch St. Pauli lieb und werth halten, da er saget:

„Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen, und das Ehebette unbefleckt

Sollen sich auch deß rühmen und trösten, daß sie ehelich sind. Denn hier kann ein Mann sagen: Ich danke Gott, daß ich von Gott zum Mannsbild geschaffen bin. Item ein Weib: Ich danke Gott, daß ich zum Weibsbild geschaffen bin, daß wir auch von Gott in den heiligen Ehestand gesetzt sind, Kinder zu zeugen, nach seinem Segen und Willen. Das ist je ein großer Ruhm, welchen die, so ehelich sind, haben. Derowegen soll niemand den Stand und die Ordnung Gottes hassen und verdammen, wie der Pabst thut mit seinem Anhange, sondern sollen ihn hoch heben, lieb und werth halten. Allhier aber lasse man sauer sehen Pabst, Cardinäle, Mönche, Nonnen und Pfaffen; was fragen wir darnach, wollen sie uns nicht ansehen mit freundlichen und reinen Augen, so mögen sie das Hurenhaus ansehen, und die unreinen, unflätigen, und beschmeißten Klöster. Uns genüget, daß wir wissen, Gott sehe uns an sammt seinem einigen Sohn, unsern Herrn Jesu Christo, der zur Rechten Gottes sitzet, und herrschet über Alles, als der den Ehestand geordnet, uns darein gesetzt, und über dem Stand bis an jüngsten Tag hält. Weil ich das weiß, und gewiß glaube, so bin ich fröhlich und getrost, und lebe mit gutem Gewissen und fröhlichem Gemüth in dem heiligen Orden des Ehestandes. Denn da spricht Gott zum Manne: Du bist mein Mensch; zum Weibe: Du bist mein Frauchen. Und dieweil ich das weiß, daß Gott so zu mir spricht, so weiß ich auch, daß alle Engel so sagen, mich lieben und ansehen; ich weiß auch, daß Sonne, Mond, und alle Sterne auf mich sehen, und mir mit ihrem Schein und Wirkung dienen, wenns gleich den Teufel mit seinen Schuppen, den Pabst, Cardinäle und Mönche sehr verdreußt, die auch des Teufels sein. Denen schlage ich ein Klippigen dagegen; und wenn ihrer gleich tausend auf einem säßen, da frage ich nicht nach; so sie mich nicht wollen sehen noch hören, so sehen sie ins Teufels Namen dem Marcolfo in seinen Spiegel. Hier stehet geschrieben:

„Die Hurer aber und die Ehebrecher wird Gott richten.“

Und stehet nicht, Gott wird die Ehelichen richten und verdammen; sondern die Hurer und Ehebrecher. Denn so Gott die Eheleute richten und verdammen wollte, so muß er sich selbst verdammen. Das thut Gott nicht; sondern hat einen Wohlgefallen an den Eheleuten, als die in seiner Ordnung und Geschöpf leben und wandeln. Weil mich dann Gott nicht richtet, was frage ich darnach, daß mich der Pabst richtet und verdammet, der doch selbst von einem Weibe geboren, und eines Weibes, seiner Mutter, Brüste gesogen hat.

Hier bringen sie einen Spruch aus dem Propheten Jesaia her, der im 52. Cap. v. 11. so saget: Gehet aus von ihr, reiniget euch, die ihr des Herrn Geräthe traget. Mit dem Spruch wollen sie ihren Cölibat (daß Priester nichf ehelich sein sollen) vertheidigen, und den Ehestand als unrein verdammen. Es ist wohl ein schöner, trefflicher Spruch; er reimet sich aber hieher zum Grunde nicht. Denn im Alten Testament mußten die Priester Weiber haben und ehelich sein; zu denen sagt der Prophet: reiniget euch, die ehelich waren. Warum führet denn der Pabst, der Teufel zu Rom, den Spruch wider die, so ehelich sein? so er doch den Ehelichen gesagt ist von Gott; aber der Pabst führt ihn wider die, so ehelich sein. Also deuten unsere Widersacher, die leidigen Papisten, rein fein, heiße unehelich und ohne ein Weib sein; wollen also, daß ihre Pfaffen rein, das ist, keine Eheweiber haben sollen; so doch Gott will, daß die Priester ehelich sein, und also im Ehestande rein leben sollen. Derhalben sollen die, so im Ehestande sind, wohlgemuth und getrost sein, und Gott danken, daß sie in einem solchen Stande sein, der von Gott verordnet und gesegnet ist, gewisser Hoffnung und Zuversicht, Gott werde über seiner Ordnung und Segen halten, unangesehen, daß es den Teufel, den Pabst zu Rom, verdreußt, und derowegen den Stand verdammet.

Hier sagen sie aber: Ja, wir haben Gott gelobet und geschworen, daß wir keusch sein, und ohne Weiber leben wollen, das Gelübde bin ich traun schuldig zu halten, darum darf ich nicht ehelich werden. Darauf antworte ich: Recht, thue, das du gelobet hast, sei keusch und rein; warum hältst du es denn nicht? Wer wehret dir, keusch und rein zu sein? Ja, ich kanns nicht halten, sprichst du. Das ist ein rechter Hans Wurst; warum gelobest du, das du nicht weißt noch vermagst zu halten? Eins habe ich zu geloben, das ich auch halten kann, nämlich, daß ich mir selber nicht wolle die Nase abbeißen. Wer hat dich etwas heißen geloben und schwören, das wider Gott und seine Ordnung ist? nämlich, daß du schwörest, du seist kein Mann, noch kein Weibsbild; so es doch gewiß ist, daß du entweder ein Manns- oder Weibsbild von Gott geschaffen seist. Warum verschwörest du denn, du seist kein Mann, oder kein Weibsbild?

Wenn du denn selbst aus eigenem Vermögen Keuschheit halten und rein sein kannst, warum gelobest du denn keusch zu sein? Halte es, kannst du. Es ist aber eitel Nichts, daß du deine Vota und Gelübde hoch rühmen willst, und daß sie dich irren sollen, vorwendest. Willst du wissen, wem du Keuschheit zu halten gelobt hast? Ich sage dirs, dem leidigen Teufel in der Hölle, und seiner Mutter.

Das sage ich alles Denjenigen, so im Ehestande sein, zu Trost, daß sie desto muthiger und herzhafter sein sollen. Sein sie nicht alle gleich reich, so im Ehestande sein, wie sie nicht alle reich sein können: so laß dich doch daran genügen, und laß dir das einen festen Trost sein, daß du aus göttlicher Ordnung ehelich worden bist, und bist gewiß, daß Gott über derselbigen seiner Ordnung und Segen halten will; wollen auch hie niemand halten noch zwingen; hier stehet ein gewisser und fester Trostspruch: „Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen, und das Ehebette unbefleckt rc.“

An den sollen sich Alle, so ehelich sein, halten. Der heilige Augustinus schreibet an einem Orte von Eheleuten, daß, wenn gleich Eines etwas gebrechlich wäre soll sichs doch nicht vor dem plötzlichen und unversehlichen Tage des Herrn fürchten; auch wenn denn der Tag des Herrn gleich in der Stunde käme, da Mann und Weib ehelich bei einander schlafen, sollen sie sich nicht darum fürchten noch erschrecken. Warum denn das? Darum, wenn gleich der Herr kommet in der Stunde, so findet er sie in der Ordnung und Stande, darein sie Gott gesetzt und verordnet hat. Dieweil dem nun also, so soll mir, noch jemand, keines Kaisers, Pabsts oder Bischofs Mandat im Wege stehen, und mich hindern, und lasse mir genügen, daß ich einen gnädigen Gott habe, dem diese Ordnung gefället, der auch auf mich siehet, und mich segnet und schützet. Wer hat sie so kühn gemacht, und geheißen, solche herrliche Ordnung Gottes zu zerreißen?

Darum so gilt das nichts, daß du dich mit deinem Voto oder Gelübde, damit du Keuschheit zu halten gelobet, die du zu halten nicht vermagst, schützen willst. Hast du es gelobet, so hast du dem Teufel gelobet, und bists nicht schuldig zu halten: denn es wider Gott ist. Dazu so ist das Geloben nicht alt oder lang gewesen. Zun Zeiten St. Augustini und St. Ambrosii hat man von dem Voto und Geloben gar Nichts gewußt, sondern es hat einem jeglichen frei gestanden, ledig zu bleiben, oder zu freien, wie lange er gewollt hat. Das Binden aber und Geloben, Keuschheit zu halten und unehelich zu bleiben, ist neu vom Teufel und den leidigen Mönchen, den Schändern Gottes Ordnung und des heiligen Ehestandes, erfunden und erdacht.

Der Ehestand ist Gottes Ordnung, da bleiben wir bei; ob sie uns darum feind sind und verfolgen uns, wollen uns weder sehen noch hören, da fragen wir wenig nach: wir haben Gott, der siehet auf uns, sammt allen Engeln und himmlischem Heere; der beschützet uns auch wider alle Pfeile des Teufels und der Widersacher.

Wenn dir nun unser lieber Gott und Vater im Himmel Kinder bescheret, so warte und pflege ihrer, ziehe sie auf in der Zucht und Furcht, und Vermahnung zu dem Herrn: da thust du recht an, und bessere und edlere gute Werke, denn alle Mönche und Nonnen. Denn du lebest in Gottes Beruf und Ordnung. Weil ich nun deß gewiß bin, daß ich einen gnädigen Gott habe, der auf mich stehet, mich nähret und schützet, so achte ich nicht, wenn mich gleich die Laus zu Rom, der Pabst, mit seinen Läusen, Cardinälen und Bischöfen, Mönchen und Nonnen, nicht sehen noch achten; da frage ich nichts nach; mir genüget, daß mich Gott, mein lieber Vater, siehet und mein achtet.

Darum so läutet man auch Braut und Bräutigam zur Kirchen, daß sie öffentlich bekennen, sie treten nach Gottes Ordnung in den heiligen Ehestand, daß sie nicht eine Hurenehe führen wollen; werden auch gesegnet: und zweifle auch gar nicht, sie sind von Gott gesegnet. Da mögen sie aber wohl zusehen, daß sie gesegnet bleiben, ihren Ehestand, wie Eheleuten gebühret, gottesfürchtig, rein und unbefleckt führen, so werden sie wohl gesegnet bleiben.

Man weiß nun, was der Ehestand sei, nämlich Gottes Geschöpf und Ordnung, und was dazu gehöre, nämlich ein Männlein und Fräulein: darum soll er auch bei allen Menschen rein gehalten werden. Und wo der Pabst ein Christ wäre, so würde der Ehestand auch bei ihm also heilig und rein gehalten. Aber dieweil er kein Christ, sondern Antichrist, und der Teufel selbst ist, wird der heilige Ehestand bei ihm verachtet und unrein gehalten. Gott aber, der den Ehestand geordnet, eingesetzt und gesegnet hat, der ehret auch den Ehestand: darum auch wir, die wir Christen, und durch den Glauben an Christum Kinder Gottes sein, sollen den Ehestand auch ehren, hoch, lieb und werth halten und soll auch bei allen rein gehalten werden, also, daß kein Hurer, kein Ehebrecher bei euch sei, noch gefunden werde, sondern ein jeglicher soll sein eigen Eheweib haben. So hat auch Gott um des Standes willen das vierte Gebot gegeben, und das nächste nach der ersten Tafel gemacht, damit bezeuget, daß er den Ehestand hoch gehalten und geehret haben will, da er spricht: Ehre Vater und Mutter rc. Warum soll ich denn Vater und Mutter ehren; führen sie doch ein fleischlich Leben? Nein, es ist ein ehelich und göttlich Leben, das Vater und Mutter führen. Wie es dir eine Unehre wäre, so du in der Unehe von einer Hure geboren würdest; so wäre es eine Unehre, wenn Eltern unehelich mit einander lebeten. Darum, so ist ehelich sein, ehrlich, und Gott gefällig. Hast du aber eine Zeitlang außer dem Stande in der Unehe gelebt und ein Hurenleben geführt; ei so stehe ab, und thue Buße, begib dich in Ehestand, und lebe förder ehelich und göttlich; daran thust du recht und christlich.

Welche außer der Ehe Kinder mit einander zeugen, sind auch wohl Eltern; man hats aber keine Ehre. Darum so heißts, das Ehebett soll rein sein, das ist, es soll kein Hurenbette, noch ehebrecherisch Bette sein. Aber hier hast du wieder eine Einrede: Wie kann das Ehebett rein sein, so doch auch in der Ehe viel Unreinigkeit? Wahr ist es, es ist nicht viel Reines da; wenn du aber Unreinigkeit ansehen willst, so siehe auch Jungfrauen- und Gesellenstand an, da ist's wahrlich auch nicht alles rein. Denn weil sie essen und trinken, können sie nicht rein sein, müssen ja putzen, rotzen und schnuppen, und was der Unreinigkeit mehr ist. Ei, weil du es denn in dem Jungfrau- und Gesellenstande auch findest, und lässest dich daselbst solche Unreinigkeit nicht irren; warum stehest du denn allein auf die Unreinigkeit, so sich auch im Ehestande zuträgt? Ja, wenn man von solcher Reinigkeit und Keuschheit sagen will, als die Engel haben, die findest du nirgend, weder im Ehestande, noch außer der Ehe im Jungfrauenstande; es ist mit derselben Reinigkeit aus. Es sind auch die Kinder nicht rein, da ist Rotz, Unflath und Grind, und ander Unreines. Aber von der Reinigkeit redet hier Paulus nicht. Denn da sind alle Menschen befleckt und unrein. Er redet aber von einer solchen Reinigkeit, die im Ehestande sein soll, daß Eheleute nicht sollen Hurer, noch Ehebrecher und Ehebrecherinnen sein. Was sonst im Ehestande geschieht, da decket Gott den Himmel über; doch, daß es also geschehe, daß es zur Kinderzucht diene und geschehe; da saget Gott Ja zu; denn es ist seine Ordnung rc. Diese Unreinigkeit, spricht Gott, will ich nicht sehen. Hier sind Eltern, Vater und Mutter, oder Eheleute entschuldiget, Gott will es nicht für Unreinigkeit rechnen, um der angebornen Sünde willen, will es auch für keine Sünde halten noch rechnen; sondern Gott will über das Werk ein Himmelreich machen, und Alles um seiner Ordnung und Geschöpft willen zudecken, was da Unreines ist zc. Das heißet hier St. Paulus Reinigkeit, da er saget: „Das Ehebette soll rein sein allen Menschen.“ Redet nicht von der Reinigkeit, von Essen und Trinken; sondern eheliche Treue und Pflicht, da Eines dem Andern Glauben beweiset, sich aller andern Personen enthält, und sich an seinem ehelichen Gemahl genügen lasset, das nennet er Reinigkeit. Wir sollen nun Gott danken und loben, sollen uns auch rühmen, dem leidigen Teufel, und dem Pabst zuwider, daß wir aus reinem und unbeflecktem Ehebette geboren sein. Denn das Ehebette ist rein vor Gott; und wenn es gleich den Teufel verdreußt, der das gerne unrein haben und machen wollte, das lasset uns nicht anfechten; den Trost und den Ruhm gibt uns der Spruch: Das Ehebette soll rein sein bei allen Menschen. Es folget aber: „Die Hurer aber und die Ehebrecher wird Gott richten.“

Hier ist das Urtheil gefället, daß kein Hurer noch Ehebrecher Gottes Gericht entgehen werde. Da müssen unsere Widersacher, die Ehefeinde, auch herhalten, und hilft nicht, daß sie rühmen, und auf ihr Gelübde pochen. Denn sie sind rechte, wahrhaftige Ehebrecher, die die Ehe wehren, und ehelich zu werden verbieten. Gott aber wird die Ehelichen, wenn da kommen wird am jüngsten Tage unser Hur Jesus Christus, zu richten die Lebendigen und die Todten, nicht richten. Denn sie sind in seiner Ordnung. O wie ein unaussprechlicher Trost ist das allen Eheleuten in ihrem Stande? wie getrost können sie der herrlichen Zukunft unsers Herrn Jesu Christi warten? Denn ein Apfel- oder anderer Baum, der nach seiner Art träget, wird darum nicht am jüngsten Tage gerichtet, daß er Aepfel traget, oder unrein von Raupen und Würmern ist, nein. Denn er ist dazu von Gott geschaffen, Aepfel und Früchte zu bringen. Also auch Eheleute, daß sie ehelich und Kinder zeugen, rein und ehelich leben, werden auch nicht darum gerichtet zc.

Aber die Hurer und Ehebrecher, die außer dem Stande in Befleckung und Unreinigkeit leben, als der Pabst und Cardinäle, Bischöfe, Domherren, Mönche, Nonnen zc., die die Ehe verbieten, und viel greulicher Lust und Wust damit anrichten, und den heiligen Ehestand so jämmerlich beschmeißen, wird Gott an jenem Tage richten; da wird sich das Richten recht finden und machen. Ja, Gott sparet es nicht alles bis auf jenen, den herrlichen Tag Christi, sondern strafet auch hier in diesem Leben. Denn ich bin nicht sehr alt, dennoch habe ich schier ein Stift oder viere mir bekannt, gar nahe dreimal ausgelebt oder überlebt, da beide, Bischof, Domherrn und Vicarien hinweg gestorben sind, und wie St. Petrus 2. Epist. 2, 1. spricht: Sie werden über sich selbst führen ein schnell Verdammniß, und ihr Verdammniß schlafet nicht. Unser lieber Herr Gott und Vater im Himmel gibt und gestehet ihnen nicht ein langes Leben, oder aber gar selten, und wenig werden alte Leute in Stiftern erfunden, allein darum, daß sie wider Gottes heilige Ordnung toben und wüthen, die mit Gewalt zerreißen und so greulich beschmeißen.

Du sollst dem allmächtigen, ewigen Gott, dem Vater unsers Herrn Jesu Christi, danken, daß du dich der Ordnung Gottes und des heiligen Ehestandes rühmen magst: halte den, und zeuch deine Kinder im Namen Gottes auf, darfst nicht sorgen, daß du darum von Gott verdammet seist: so wird er dich auch nicht um des Werks willen richten, das weiß ich fürwahr. Ja, daß du ehelich bist, wird dir am jüngsten Tage, Hieweil du ein Christe bist, zu großer Herrlichkeit und Ehren gereichen, und jetzt, so lange du lebest, alle Stunden tröstlich sein, daß du in einem solchen Stande lebest, der von Gott eingesetzt, und Gott gefällig ist. Laß derowegen Pabst und Bischöfe, die dem Stand zuwider sein, immerhin zürnen und dawider murren; und je mehr sie ihr Gelübde rühmen und den Ehestand verdammen, je mehr lasset uns stolz sein, der Ordnung Gottes halber, darinnen wir sein, welcher Gott, sammt seinem einigen Sohn, unserm Herrn Jesu Christo, und dem heiligen Geist, ein ewiger Gott ist, und bleiben wird, da der Pabst mit seinen Schuppen, wie das Gras auf dem Felde verwelken, oder wie eine Wasserblase schnell vergehen wird.

Es gehöret aber das auch dazu, daß ein jeglicher Christ in seinem Stande und Beruf, darein er von Gott gesetzt, bleibe, und treulich dem nachkomme, so gibt Gott Glück und Segen dazu. Das helfe uns Gott, gelobet in Ewigkeit, Amen.

Quelle: Luthers Volksbibliothek, Band 13 + 14

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