Luther, Martin - Predigt am 7. Sonntag nach Trinitatis

Luther, Martin - Predigt am 7. Sonntag nach Trinitatis

Markus 8,1 - 9

Zu der Zeit, da viel Volks da war und hatten nicht zu Essen; rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Mich jammert des Volks; denn sie haben nun drei Tage bei mir beharret, und haben nichts zu essen; und wenn ich sie ungegessen von mir heim ließe gehen, würden sie auf dem Wege verschmachten. Denn etliche waren von ferne gekommen. Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Wüste, daß wir sie sättigen? Und er fragte sie: Wieviel habt ihr Brots? Sie sprachen: Sieben. Und er gebot dem Volk, daß sie sich auf die Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brote und dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie dieselbigen vorlegten; und sie legten dem Volke vor. Und hatten ein wenig Fischlein; und er dankte und hieß dieselbigen auch vortragen. Sie aßen aber und wurden satt, und huben die übrigen Brocken auf, sieben Körbe. Und ihrer war bei 4000, die da gegessen hatten; und er ließ sie von sich.

Dies Wunderwerk hat unser lieber Herr Jesus zweimal getan. Denn ein anderes Mal hören wir, daß er mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Mann, ohne Weib und Kinder, gespeist hat, und sind 12 Körbe Brocken übriggeblieben. Im heutigen Evangelium aber hört ihr, wie mit sieben Broten und ein wenig Fischlein Viertausend gespeist und sieben Körbe voll übergeblieben sind.

Es scheint aber, als sei solche Wunderwerk darum auf diese Zeit zu predigen verordnet, auf das die Leute lernten, weil jetzt zur Zeit des Jahres die Ernte angeht, daß man die Früchte auf dem Feld beginnt einzuführen, daß jedermann durch dies Evangelium erinnert würde, daß es Gottes Segen sei, und Gott noch heutigen Tages mit uns das Wunder tut, daß er dazu mal in der Wüste getan hat, daß er mit einem wenigen durch seinen Segen weit reichen, und viele speisen und ernähren könne; auf das, wo gleich ein geringer Vorrat, oder das Getreide übel geraten ist, wir dennoch an diesem Trost halten, daß es nicht an dem allein gelegen sei, ob man viel habe, sondern an den Segen unseres lieben Herrn Christi.

Denn das ist der schändlichen, ungläubigen Welt eigentliche Unart: wenn sie nicht aller Dinge eine Fülle sieht und hat, so will sie bald verzweifeln, als müßte sie Hungers sterben. Und zwar Gott hat uns nun viele Jahre reichlich versorgt; noch hilft es nicht, es ist als wenn jedermann verhungern will. Dazu helfen die Geizhälse und Wucherteufel, die mit Korn und Wein zurück halten, wollen es den Leuten nicht um einen Pfennig verkaufen, sondern warten, bis es teurer werde, daß sie mehr Geld dafür bekommen. Das sind Unchristen, die von solchen Segen und Wunderwerk nichts wissen noch glauben; sonst würden sie mehr auf Gottes Wort sehen und sich an dasselbe halten, und alle Sorge dem reichen Gott im Himmel befehlen, der das kleine segnen und viel daraus machen kann.

Wir sehen aber hier zweierlei Trost, nämlich: das unser lieber Herr Christus beide, die Seele mit dem Wort und den Leib mit dem Brot versorgen will; auf das, ob er wohl die seinen läßt eine Zeitlang Mangel leiden, arm und verachtet sein (denn alle Welt ist ihnen feind, und der ihnen nicht einen wissen Brot), sie dennoch daran nicht zweifeln sollen, er wolle dafür sorgen, daß sie nicht Hungers sterben, und ihnen ein ziemliches Auskommen schaffen, mit welchem sie sich behelfen können.

Nun geht aber der Herr mit solchen Segen um nach der Regel, die er gibt in Matthäus 6,33: «Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, so wird euch das andere alles zu fallen.» Denn der Evangelist meldet, wie das Volke wohl drei Tagen bei dem Herrn beharret habe. Was meinst du aber, daß sie bei ihm getan oder gesucht haben? Ohne Zweifel anderes nicht, denn daß sie dem Wort nachgegangen und dasselbe zu hören begehrt haben. Das ist danach die Ursache, daß er sich ihrer so herzlich annimmt, und denkt, er müßte sorgen, wie sie zu Essen kriegen, daß sie nicht verschmachten.

Daß also dieses die vornehmste Lehre sein soll, daß wir am ersten nach dem Reich Gottes und dem Wort trachten, und demselben nachgehen sollen. Wenn das geschehen ist, so sollen wir danach dem Herrn Christus für den Bauch sorgen lassen. Denn er hat es schon beschlossen, wenn wir seines Wortes Schüler sind, daß wir nicht des Hungers sterben sollen. Daher spricht er: «Mich jammert des Volks.» Und ist gewiß, ehe es sollte an Brot mangeln, es müssen die Steine zu Brot werden.

Eben so sagte Markus oben auch im sechsten Kapitel, da Christus die 5000 Mann in der Wüste speiset, daß er sei übergefahren und in eine Wüste gegangen. Da aber das Volke sei sein inne geworden, sind sie aus allen Städten und Flecken ihm nachgelaufen. Als er aber das große Volk gesehen hat, spricht Markus, jammerte ihn derselben, denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben, und fing eine lange Predigt an.

Das ist der erste Jammer, welchen der Herr, als der rechte Hirte und Bischof der Seelen, ansieht, daß sie war wie eine zerstreute Herde. Gleichwie wir unter dem Papsttum auch gewesen sind: der rief St. Barbara, jener St. Katharina an; da war kein richtiger Prediger, der uns auf die rechte Weide geführt (das ist, die reine Lehre vorgehalten) hätte; alles schwebte und lebte es in Abgötterei und Irrtum. Also, sagt Markus, war es mit dem armen Volk bei den Juden auch: da waren Priester und Leviten geordnet, daß sie sollten predigen von dem zukünftigen Christus und seinem Gnadenreich. Aber was taten sie? Sie wurden aus Hirten schädliche Wölfe, predigten ihre eigenen Träume, daß die armen Schäflein verschmachteten. Eben wie wir im Papsttum, dann niemand wußte, wie er mit Gott dran war: daß Gott um Christus willen uns wollte gnädig sein, und Sünde vergeben. Jedermann meinte, sollte er selig werden, so müßte er mit seinen Werken und Leben dazu helfen. Das ist der erste Jammer und Schade, den der Herr an dem armen Volk sieht, läßt sich den zu Herzen gehen, tut ihnen eine schöne lange Predigt; als sollte er sagen: Was machen doch die heillosen Priester und Leviten? So viel Volks ist da, wollten gern etwas von unserm Herrn Gott hören und lernen; aber da ist niemand, der sie lehre und führe; die es tun sollen, haben mit ihrer Pracht, Geiz und Hoffart zu tun.

Darum spricht Markus: «Sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben.» Ach, Herr Gott, wenn ein Schaf keinen Hirten hat, so ist es ein armes und verlassenes Tier. Es hat Not, wenn es keinen Hirten, Hund oder Stall hat. So ist es mit uns armen Leuten auch. Sollte der Teufel nicht da regieren, wo kein Wort Gottes noch rechte Predigt ist; weil die genug zu schaffen haben, daß sie vor dem Wolfe sicher bleiben, die das Evangelium gern hören, fleißig beten, dazu auch fromme Pastoren und treue Seelsorger haben? Darum, wo man Gottes Wort nicht rein hat, und niemand weiß, wie er beten und sich Gott befehlen soll, da ist es sehr bald geschehen, daß sich die Leute bereden lassen, daß er diesen, jener einen anderen Heiligen zum Heiland nimmt, und also alle in die Irre und unter diese Wölfe kommen.

Solchem Jammer und hoher Not wehret der Herr hier am ersten damit, daß er Predigt, und die irrigen Schäflein durchs Wort lockt und zusammenbringt. Darum haben wir große Ursache, diese Wohltat zu bedenken, und solche freundliche und liebliche Augen unseres lieben Herrn Jesu Christi zu rühmen, daß er den Leuten so in die Herzen hinein sieht, und nimmt sich so herzlich ihres Irrweges an, weil sie so dahin gehen oder Hirten. Darum, ob er wohl seiner Ruhe wegen, wie Markus sagt, in die Wüste gewichen, dennoch macht er sich hervor, und jammert ihn des Völkleins, daß sie geistlich Hunger leiden und verschmachtet sind, und tut ihnen eine lange Predigt, speiset und tröstet sie also erstlich an der Seele.

Also ist es im heutigen Evangelium auch, da der Evangelist anzeigt: das Volks sei drei ganze Tage bei dem Herrn Christus beharret, ohne Zweifel, daß sie Predigten von ihm gehört haben. Und wäre gut, daß solche Predigten geschrieben wären; aber die Evangelisten haben allein das Werk melden wollen.

Das ist nun das erste Stück, daß unser lieber Herr Christus sorgfältig ist, und hat ein trauriges Herz über die verlassenes Seelen. Läßt deswegen sein Gebet anstehen, daß er gegen seinen Vater zu tun hat, nimmt sich des armen Völkleins an und predigt ihnen.

Weil er nun ein solches Herz hat, wie, meinst du wohl, wie er am jüngsten Tag empfangen werde die unfleißigen Pastoren, die ihres Amtes nicht treu waren, dazu wohl ihre Pfarrkinder noch verführen? Gleich, Fürsten und Herren, die das Volk zur Abgötterei zwingen, und das Wort nicht rein lassen wollen? Sonderlich aber, was wollen hier unsere Bischöfe sagen und wie wollen sie sich verantworten, welche den Namen führen und das Amt rühmen, Gott habe sie zu Bischöfen und Seelsorgern gemacht, und tun doch nichts, denn daß sie wissentlich das Volk in Abgötterei halten, und zur rechten Erkenntnisse des Wortes und rechten Gottesdienstes nicht kommen lassen wollen, strafen dazu ihre Untertanen an Gut und Leid, wenn sie der Abgötterei nicht folgen wollen.

Gleich, was wollen Vater und Mutter sagen, die ihre Kinder nicht fleißig zur Kirche und dem Wort halten? Da wird er ohne Zweifel sagen: Ihr Herren und Frauen, ihr Könige und Fürsten, ihr habt so viel Seelen unter eurem Gebiet gehabt, die solltet ihr zu Gottesfurcht gezogen und fleißig zum Wort gehalten haben; aber ihr habt es nicht getan, habt sie lassen ruchlos werden und ohne alle Gottesfurcht aufwachsen. Von wem sollte ich für solchen unsäglichen Schaden Rechenschaft fordern? Von niemand, denn eben von euch Eltern, Herren und Frauen, Könige und Fürsten, denen ich befohlen habe, darauf zu sehen, daß eure Kinder, Gesinde und Untertanen etwas lernen. Denn darum ist Vater und Mutter, Fürsten und Herren nicht da, daß sie ihren Kindern und Untertanen allein Frieden schaffen und den Bauch füllen; sondern sie sollen auch mit allen Fleiß dazu tun, daß Kinder, Gesinde und Untertanen zur Wahrheit und Erkenntnis des Wortes geführt, und also vor allen Dingen die Seele ihre Speise habe, daß die Menschen gottesfürchtig, fromm und selig werden.

Darum ist das das höchste und größte Werk und der vornehmste Gottesdienst, den wir auf Erden tun können, daß wir andere Leute, und besonders die uns befohlen sind, zur Erkenntnis Gottes und dem Heiligen Evangelium bringen. Solchem guten Werk ist der Teufel sehr feind, setzt sich heftig dagegen mit Rotten und Verfolgung. Neben dem ist es an sich selber ein sehr schweres Ding und kostet viel Mühe und Arbeit, ehe man die Kinder und das junge Volk ein wenig auf die Beine bringe, daß sie die Lehre annehmen um gottesfürchtig werden.

Diesen Gottesdienst und das größte Almosen richtet der Herr hier am ersten aus, hilft den armen Leuten an der Seele. Das heißt den Sabbat recht geheiligt, damit Gott mehr gedient und den Leuten besser geholfen ist, denn wenn der Herr einem jeglichen unter ihnen, die seine Predigt gehört, hätte tausend DM geschenkt. Denn die geistliche Speise übertrifft weit die leibliche, durch welche der Mensch ewig lebe.

Diesem Beispiel sollen Vater, Mutter, Herren, Frauen und Regenten folgen, so könnten sie an ihren Kindern, Gesinde und Untertanen den Himmel verdienen, das ist, daß höchste und Gott wohlgefälligste Werk tun, wenn sie also am ersten den Seelen helfen, daß sie nicht zum Teufel führen.

Nach diesem geistlichen Almosen (nach der Predigt, welches billig das reiche Almosen heißt) geht das andere geringere Almosen auch an, daß der Herr auch dem Leibe will helfen. Denn Christus ist nicht darum gekommen, daß er Seele oder Leib verderben will; er will überall gern helfen. Darum hat es die Meinung nicht, daß sich ein Mensch zu Tode faßten oder beten soll. Aber doch soll die Übung dermaßen sein, daß der Leib gesund bleibe. Wer aber dem Leibe Schaden tut (wie im Papsttum in den Klöstern von vielen geschehen ist, die sich mit gar zuviel Beten, Fasten, Singen, Wachen, Singen und Kasteien verdorben haben, daß sie vor der Zeit haben Sterben müssen), der ist sein eigener Mörder, davor hüte dich, als vor einer großen Todsünde.

Sirach spricht im 33. Kapitel Vers 25.: «dem Esel gehört sein Futter, Geißel und Last; also dem Knecht sein Brot, Strafe und Arbeit.» «Doch, spricht er bald danach, Vers 30, lege keinem zuviel auf, und halte Maß in allen Dingen.» Der Leib ist sterblich, darum muß er seine Futter haben, daß er gesund bleibe. Danach soll er nicht müßig gehen, sondern etwas vorhaben und arbeiten, sonst wird er geil und unruhig. Zum dritten muß die Geißel oder Strafe auch da sein, daß er immer anhalte und fortfahre, nicht faul und nachlässig werde. Doch soll es ein Maß haben. Denn der Mensch kann nicht immerdar arbeiten, er muß auch seine Ruhe haben, ohne welche niemand lange kann. Daher hat auch Gott nicht allein den Tag zur Arbeit, sondern die Nacht zum Schlaf und Ruhe geordnet, und wir halten Mittagsstunde zum Essen. Denn Gott ist kein Mörder, wie der Teufel, welcher damit umgeht, daß die Werkheiligen sich zu Tode faßten, beten, wachen sollen. Aber Gott hat daran keinen Gefallen; sondern also heißt es: Halte Maß in allen Dingen, wie der weise Mann vermahnt.

Das ist der andere Trost, daß wir uns recht lernen in die Sache schicken und vornehmlich nach dem Wort Gottes trachten. Ob wir nun dasselbe in der Wüste suchen und Mangel darüber leiden müssen, da liegt es nicht dran. Wir haben einen reichen Herrn, der sich unserer Not annimmt und für uns sorgt, auf eine viel bessere Weiße, denn wir für uns selbst sorgen können. Denn wir können doch mit unserer Sorge nichts ausrichten. Aber wo Christus sorgt, da muß sich alle Fülle finden, wenn auch nichts da ist, wie man hier sieht.

Die Apostel sorgen auch, aber viele auf eine andere Weise, denn Christus; sie sprechen: «Woher nehmen dir Brot in der Wüste, daß wir sie sättigen?» Das heißt ja sorgen; aber von solchem Sorgen wird der Sache nicht geholfen. Dagegen, da Christus sich des Volkes annimmt, und denkt, wie er ihnen Essen schaffe, obgleich nur sieben Boote da sind und ein wenig Fischlein; so reicht ist doch soweit, daß 4000 Mann genug daran haben, und bleibe noch sieben Körbe voll Brocken über; Weib und Kinder sind nicht gezählt, derer werden ohne Zweifel auch viel gewesen sein.

Nun sage mir, ist es nicht wahr, wer gewiß könnte wissen, daß er mit einem einigen Gulden soweit könnte reichen und so lange davon zehren, als ein reicher Mann von 10000, der würde es sich freilich nicht anfechten lassen, ob er gleich nur einen Gulden hätte, und würde jenen mit den 10000 Gulden nichts reicher achten denn sich. Wo aber jener auf seinen großen Haufen pochen und trotzen wollte, würde dieser noch sein dazu Spotten und sprechen: Du hast zumal eine vergebliche Freude; denn auch du gleich viel hast, so hast du doch keinen Vorteil vor mir, ohne daß du mehr zählen mußt, denn ich; sonst müssen dir deine 10000 Gulden ebensobald zerrinnen, als mein einziger Gulden.

Wie kommt es denn, daß wir, so alle Christen sind, oder wollen es ja zum wenigsten alle sein, nicht durchaus auch also tun, uns weder der Fülle oder des Überflusses trösten, und vor dem Mangel nicht erschrecken, noch sorgfältig darüber werden? Denn so wir Gottes Wort treulich und fleißig anhangen, soll es nicht Mangel haben; Christus sorgt für uns, und muß folgen, daß wir zu Essen haben. Denn da liegt es nicht dran, ob wir etwas oder wenig haben; es liegt an seinem Segen. So er denselben zu dem geringen Vorrat schüttet, den du hast, so wird hier nicht allein nicht zerrinnen, sondern es muß solches Segens halben auch überschießen, und mehr da bleiben, denn am Anfang da gewesen ist

Das sollten wir wo lernen, so würden wir nicht allein uns nichts bekümmern, obgleich Mangel vorfiele; sondern auch dem Geiz, der uns sonst immerdar ängstet, wehren können. Denn die Unart haben wir alle an uns, daß wir denken, wer viel habe, der dürfe desto weniger sich der Gefahr besorgen, und könne desto weiter reichen. Daher kommt es, daß jedermann gern viel haben will, und kommen die Leute endlich dahin, daß sie weder nach Gott noch den Leuten fragen, wenn sie nur ihren Geiz nachkommen und viel Gutes zusammen können scharren.

Wer nun fleißig diesem Wunderwerk nachdächte, der würde andere Gedanken fassen, und sich weder der Fülle trösten, noch den Mangel schrecken lassen denn er würde sein Herz dahin richten und schließen: Wer Christus hat, der hat einen solchen Haushalter, der aus wenig viel, ja, aus nichts alles machen kann. Dagegen nur Christus mit seinem Segen nicht ist, der müssen großer Haufen zerschlagen und von Tag zu Tag abnehmen.

Diese sieben Brote hier und die Fischlein haben vielleicht für den Herrn selbst und seine Jünger gehört auf eine Mahlzeit. Denn weil der Herr im Brauch hatte, daß er oft sich von den Leuten eine Zeitlang tat, Betens und anderes wegen, mußten die Jünger auf solches Reisen sich mit dem Essen schicken. Da aber so viel Volks zum Herrn kommt, und diese Not vorfällt, daß sie nicht zu Essen haben, muß dieser Vorrat dazu dienen, daß die ganze Menge damit gespeist werde. Sobald nun der Herrn die sieben Brot nimmt, sie bricht und den Jüngern gibt, dieselben dem Volk vorzulegen, wachsen sie unter seinen Händen zusehends, daß er immer, daß er gebrochen hat, den Jüngern reicht, und bleibt ihn doch mehr in den Händen, denn er ausspendet. Diese Kunst kann er, und beweist sie auch seinen Jüngern zu gut, daß sie seinem Wort nachgehen; aber doch nicht eher, es sei denn Not und Mangel vorhanden. Darum, wer solchen Segen begehrt, der beschwere sich des Mangels nicht, daß es eine Zeitlang übel zugeht. Halte du fest am Wort und deinem Beruf, nach Christus Befehl; danach laß ihn sorgen, wie er dich ernähre.

Denn das hat nie kein Mensch weder gesehen noch gehört, daß ein Christ wäre Hungers gestorben. Man verfolgt sie wohl, wirft sie ins Gefängnis und tötet ihrer viele; aber wenn sie zuvor das erste und reiche Almosen hinweg haben und dem Wort glauben, so haben sie alle zu Essen gefunden und sind ernährt worden. Denn daran soll einem Christen nicht gelegen sein, ob er es gleich nicht zu gut, herrlich und viel hat, wie die reichen Leute haben. Denn hier geht es auch schlecht zu. Der Herr Christus gibt seinen Gästen ein Stück Brot und Fisch, und einen Trunk Wassers, setzt ihnen nicht zehn Gerichte, und köstlichen Wein vor, wie die Reichen pflegen, die den Überfluß haben.

Also will der Herr auch, daß seine Christenheit hier die kurze Zeit ihrer Wallfahrt nicht nach großem Gut streben sollen. Sondern daß sie sich an dem geringen, daß er ihnen bescherte, genügen lassen. Denn was willst du mehr, denn daß du dich des Hungers erwehren und gesunden Leib behalten könntest? An dem lasse du dir genügen. Haben es andere Leute besser, so mögen sie Gott dafür danken, und sich hüten, daß sie mit dem Überfluß nicht sündigen und zu ihrem eigenen Schaden mißbrauchen.

Denn man sieht, daß der Reichen Kuchen nicht jedermann dienen, und die Leute nicht lang gesund dabei bleiben; das mancher sich lieber ein Stück Brot und einen frischen Trunk Wassers wünschen sollte, dabei er möchte gesund bleiben, denn solchen Überfluß, da Krankheit und ungesunder Leib aus folgen muß. Wie man bei den Reichen sieht, die mehr nach Wollust, denn was dem Leib gesund ist und zur Notdurft dient, trachten. Darum geschieht es ihnen auch so, daß ihrer viele vor der Zeit an mancherlei Seuchen sterben. Der dagegen arme Leute, die da Essen und Trinken zu ihrer Notdurft, was sie haben, dabei frisch und gesund bleiben, und viele Jahre erreichen. Die Reichen könnten fein und mäßig zehren und leben, des Überflusses weniger machen, mit zwei, oder auf das meiste 3 Gerichten, sich behelfen, daß sie satt würden, fröhlich, guter Dinge und lustig dabei bleiben. Das tun sie nicht, sondern machen der Wollust zuviel, tun damit ihren Leib und Leben weh, daß sie noch in ihrer Jugend siech und krank werden, und vor der Zeit sterben müssen.

Über das, wo bleiben dabei die Armen, die das trockene Brot nicht haben können, die ja die Reichen nicht sollten Not leiden lassen, wenn sie vor den großen Unkosten und Überfluß dazu könnten kommen, den sie auf Kleidung wenden, da nicht allein überflüssig alles voll auf sein, sondern auch viel unnützlich umkommen und verderben muß? Denn die Unart haben gemein die Reichen an sich, die des reichen Mannes, Lukas 16 Schüler und Nachfolger sind, daß sie sich nicht lassen dauern, was zur Pracht, Überfluß und Wollust gehört und dient. Wo sie aber einem Armen einen Rock geben, oder sonst Hilfe tun sollen, dessen beschweren sie sich, oder tun es ungerne; und wo sie reichlich den Armen geben und helfen sollen, tun sie es unbillig, und stellen sich, als stünde ihnen ihr Verderben dann an.

Darum tut unser Herr Gott über die Maßen recht, daß er es ihnen entweder läßt alles zerrinnen, wo sie zuvor im Wein gebadet haben, daß sie hernach kaum das liebe Wasser haben; oder, so sie am Gut keinen Mangel leiden, müssen sie am Leib ihre Marter und Plage haben, welches verdrießlicher und weher tut. Wie man denn sieht, daß die Reichen ihre sondere Plage und Krankheiten haben, Zipperlein, Stein, Grimmen, Lähme und dergleichen. Das haben sie davon, daß sie ihres Leibes sowohl wissen zu warten, und lassen daneben die armen, dürftigen Leute Not leiden; dienen Gott solchen Mangel, den sie leiden, erstattet, ob sie gleich nur ein trockenes Brot und einen Trunk Wasser haben, daß sie doch gesund, fröhlich und guter Dinge dabei sind. Dies habe ich zu einer Erinnerung hier melden wollen, da wir hören, wie der Herr seine Gäste so kurz abspeiset, mit einem Stück Brot und einem Stück Fisch.

Also dient das heutige Evangelium dazu, daß wir unseren lieben Herrn Jesum Christum als einen gnädigen Herrn und Vater sollen erkennen lernen, der Leib und Seele gerne will helfen, und mit der nötigen Hilfe am ersten kommt, daß er sein Wort mit uns teilt, und dadurch lehrt, wie wir Gott erkennen und aus Gnaden sollen selig werden. Danach wer das Wort halben in Mangel kommt und leiden muß, da will er uns auch nicht lassen, sondern seinen Segen zu unserem kleinen Vorrat setzen, daß es wohl ergeben und sich mehren soll wieder aller Welt Vernunft und Gedanken. Für solche Lehre sollen wir Gott heute danken, und bitten, daß er mit seinem geistlichen und zeitlichen Segen uns durch Christus versorgen wolle, Amen.

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