Luther, Martin - Die drey Symbole, oder Bekenntniß des christlichen Glaubens,

Luther, Martin - Die drey Symbole, oder Bekenntniß des christlichen Glaubens,

Von Dr. Martin Luthern, seinen Glauben zu bekennen.

Lutheri Vorrede.

Wiewohl ich zuvor fast viel vom Glauben gelehrt und geschrieben, was er sey, was er thue; auch mein Bekenntniß habe lassen ausgehen, was ich glaube, und wo ich zu bleiben gedenke, und doch der Teufel immer neue Ränke wider mich sucht; habe ich zum Ueberfluß die drey Symbola (die man so nennet,) oder Bekenntniß zusammen wollen lassen deutsch ausgehen, welche in der ganzen Kirchen bisher gehalten, gelesen und gesungen sind; damit ich abermal zeuge, daß ichs mit der rechten christlichen Kirchen halte, die solche Symbole oder Bekenntniß bis daher hat behalten, und nicht mit der falschen ruhmredigen Kirchen, die doch der rechten Kirchen ärgste Feindin ist, und viel Abgötterei neben solchen schönen Bekenntnissen eingeführt hat. Gleichwie vorzeiten das Volk Israel neben dem schönen Gottesdienst, von Gott aufgerichtet, und dem Tempel viel Abgötterei in Gründen, auf Bergen, unter Bäumen aufrichtete, und gleichwohl das rechte Volk Gottes seyn wollten, und alle Propheten darüber tödteten und verfolgeten, zuletzt den Herrn Christum selbst auch.

Das erste Symbolum der Apostel ist das allerfeineste, das kurz und richtig die Artikel des Glaubens gar fein fasset, und auch den Kindern und Albern leichtlich zu lernen ist.

Das andere, St. Athanasii, ist länger, und streicht den einen Artikel reichlicher aus, um der Arianer willen, nämlich wie Jesus Christus Gottes einiger Sohn und unser Herr sey, an welchen wir eben mit dem Glauben gläuben, mit welchem wir an den Vater gläuben, wie der Text sagt im ersten Symbole: Ich glaube an Gott - und an Jesum - rc. Denn wo er nicht rechter Gott wäre, müßte er nicht mit gleichem Glauben, dem Vater gleich, geehret werden. Solches ficht und treibt St. Athanasius in seinem Symbole, und ist fast ein Schutzsymbolum des ersten Symboli.

Das dritte Symbolum soll St. Augustini und Ambrosii, und nach St. Augustini Taufe, gesungen seyn. Das sey also oder nicht, so ists ohne Schaden, ob mans glaube oder nicht; es ist gleichwohl ein fein Symbolum oder Bekenntniß (wer auch der Meister ist,) in sangesweise gemacht, nicht allein den rechten Glauben zu bekennen, sondern auch darinn Gott zu loben und zu danken.

Das erste Bekenntniß oder Symbolum ist das gemeine Bekenntniß der Apostel, darin der Grund geleget ist des christlichen Glaubens, und lautet also:

Ich glaube an Gott, den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden.

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom heiligen Geist, geboren von der Jungfrauen Maria, gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben; niedergefahren zur Höllen, am dritten Tage auferstanden von den Todten; aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten.

Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.

Das andere Bekenntniß oder Symbolum heißt St. Athanasii, welches er gemacht bat wider die Ketzer. Ariani genannt, und lautet also:

Wer da will selig werden, der muß vor allen Dingen den rechten christlichen Glauben haben.
Wer denselben nicht ganz und rein hält, der wird ohne Zweifel ewiglich verloren seyn.
Dieß ist aber der rechte christliche Glaube, daß wir einen einigen Gott in drey Personen, und drey Personen in einiger Gottheit ehren.
Und nicht die Personen in einander mengen, noch das göttliche Wesen zertrennen.
Eine andere Person ist der Vater, eine andere der Sohn, eine andere der heilige Geist. Aber der Vater und Sohn und heilige Geist ist ein einiger Gott, gleich in der Herrlichkeit, gleich in ewiger Majestät.
Welcherley der Vater ist, solcherley ist der Sohn, solcherley ist auch der heilige Geist.
Der Vater ist nicht geschaffen, der Sohn ist nicht geschaffen, der heilige Geist ist nicht geschaffen.
Der Vater ist unmeßlich, der Sohn unmeßlich, der heilige Geist unmeßlich.
Der Vater ist ewig, der Sohn ist ewig, her heilige Geist ist ewig. Und sind doch nicht drey Ewige, sondern es ist ein Ewiger.
Gleich wie auch nicht drey Ungeschaffene, noch drey Unmeßliche, sondern es ist ein Ungeschaffener, und Ein Unmeßlicher.
Also auch der Vater ist allmächtig, der Sohn ist allmächtig, der heilige Geist ist allmächtig.
Unmeßlich soll hie heißen: deß Wesen und Macht kein Ende, Maas, noch Zahl hat.
Und sind doch nicht drey Allmächtige, sondern es ist Ein Allmächtiger.
Also der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der heilige Geist ist Gott.
Und sind doch nicht drey Götter, sondern es ist ein Gott.
Also der Vater ist der Herr, der Sohn ist der Herr, der heilige Geist ist der Herr.
Und sind doch nicht drey Herren, sondern es ist ein Herr.
Denn gleichwie wir müssen, nach christlicher Wahrheit, eine jegliche Person für sich Gott und Herrn bekennen: also können wir im christlichen Glauben nicht drey Götter oder drey Herren nennen.
Der Vater ist von niemand, weder gemacht, noch geschaffen, noch geboren.
Der Sohn ist allein vom Vater, nicht gemacht noch geschaffen, sondern geboren.
Der heilige Geist ist vom Vater und Sohn nicht gemacht, nicht geschaffen, nicht geboren, sondern ausgehend.
So ists nun Ein Vater, nicht drey Väter, Ein Sohn, nicht drey Söhne, Ein heiliger Geist, nicht drey heilige Geister.
Und unter diesen drey Personen ist keine die erste, keine die letzte, keine die größeste, keine die kleineste.
Sondern alle drey Personen sind mit einander gleich ewig, gleich groß.
Auf daß also, wie gesagt ist, drey Personen in einer Gottheit, und ein Gott in drey Personen geehret werde.
Wer nun will selig werden, der muß also von den drey Personen in Gott halten. -
Es ist aber auch noth zur ewigen Seligkeit, daß man treulich glaube, daß Jesus Christus, unser Herr, sey wahrhaftiger Mensch.
So ist nun dieß der rechte Glaube, so wir glauben und bekennen, daß unser Herr Jesus Christus, Gottes Sohn, Gott und Mensch ist.
Gott ist er aus des Vaters Natur vor der Welt geboren; Mensch ist er aus der Mutter Natur in die Welt geboren.
Ein vollkommener Gott, ein vollkommener Mensch, mit vernünftiger Seele und menschlichem Leibe.
Gleich ist er dem Vater nach der Gottheit; kleiner ist er, denn der Vater nach der Menschheit.
Und wiewohl er Gott und Mensch ist, so ist er doch nicht zween, sondern Ein Christus.
Einer, nicht daß die Gottheit in die Menschheit verwandelt sey, sondern daß die Gottheit die Menschheit an sich genommen.
Ja, Einer ist er: nicht, daß die zwo Naturen vermenget sind, sondern daß er eine einige Person ist.
Denn gleichwie Leib und Seele ein Mensch ist, so ist Gott und Mensch Ein Christus.
Welcher gelitten hat um unserer Seligkeit willen, zur Höllen gefahren, am dritten Tage auferstanden von den Todten.
Aufgefahren gen Himmel, sitzet zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters.
Von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten.
Und zu seiner Zukunft müssen alle Menschen auferstehen mit ihren eigenen Leibern.
Und müssen Rechenschaft geben, was sie gethan haben.
Und welche Gutes gethan haben, werden ins ewige Leben gehen, welche aber Böses gethan,. ins ewige Feuer.
Das ist der rechte christliche Glaube; wer denselben nicht fest und treulich glaubt, der kann nicht selig werden.

Das dritte Symbolum oder Bekenntniß welches man zuschreibt St. Ambrosio und Augustino.

Gott, dich loben wir, Herr, dich preisen wir.
Dich, ewigen Vater, ehret die ganze Welt.
Alle Engel, Himmel und alle Gewaltigen.
Cherubim und Seraphim singen dir laut ohn Unterlaß.
Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr Zebaoth.
Himmel und Erden ist voll deiner herrlichen Majestät.
Dich lobet die herrliche Sammlung der Apostel.
Und der löbliche Haufen der Propheten.
Auch der reinen Märtyrer Schaar.
Dich preiset die heilige Kirche in aller Welt.
Dich, Vater, der du bist unmeßlicher Majestät;
Ehret auch deinen rechten einigen Sohn;
Und den Tröster, den heiligen Geist.
Du bist, o Christe, ein König der Ehren.
Du bist der ewige Sohn des Vaters.
Du hast nicht gescheuet der Jungfrauen Leib, daß du Mensch würdest und uns erlösetest.
Du hast des Todes Stachel überwunden, und den Gläubigen das Himmelreich aufgethan.
Du sitzest zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit des Vaters.
Und wirst kommen ein Richter, wie der Glaube hoffet.
So bitten wir dich, komme zu Hülf deinen Dienern, die du mit deinem theuren Blut erlöset hast.
Hilf, daß wir sammt deinen Heiligen mit der ewigen Herrlichkeit begabt werden.
Hilf deinem Volk, Herr, und segne dein Erbe.
Leite sie und erhebe sie ewiglich.
Wir loben dich täglich.
Wir preisen deinen Namen immer und ewiglich.
Du wollest uns, Herr, diesen Tag vor Sünden gnädiglich behüten.
Erbarme dich unser, Herr, unser erbarme dich.
Laß deine Güte über uns walten, wie wir auf dich hoffen.
Wir hoffen auf dich, Herr, laß uns nimmermehr zu Schanden werden.

Ich hab erfahren und gemerket in allen Geschichten der ganzen Christenheit, daß alle diejenigen, so den Hauptartikel von Jesu Christo recht gehabt und gehalten haben, sind fein und sicher in rechtem, christlichem Glauben blieben. Und ob sie sonst daneben geirret und gesündigt haben, sind sie doch zuletzt erhalten. Denn wer hierinne recht und fest stehet, daß Jesus Christus rechter Gott und Mensch ist, für uns gestorben und auferstanden, dem fallen alle andere Artikel zu, und stehen ihm fest bey; also gar gewiß ists, das St. Paulus sagt (Ephes. 1, 22,): Christus sey das Hauptgut, Grund, Boden und die ganze Summa, zu dem und unter welchem sichs alles sammlet und findet, und in ihm seyen alle Schätze der Weisheit und Verstand verborgen (Coloss. 2, 3.). Er auch selbst sagt (Joh. 15, 5.): Wer in mir bleibt, und ich in ihm, der bringet viel Frucht. (Luc. 11, 23.): Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, und wer nicht mit mir sammlet, der zerstreuet. Denn also ists beschlossen, (spricht St. Paulus Coloss. 2, 9.) daß in Jesu Christo hat wohnen sollen leibhaftig oder persönlich die ganze völlige Gottheit; also daß, wer nicht in Christo Gott findet oder kriegt, der soll außer Christo nimmermehr und nirgend mehr Gott haben noch finden, wenn er gleich über den Himmel, unter die Hölle, außer der Welt führe. Denn hie will ich wohnen (spricht Gott) in dieser Menschheit, von Maria der Jungfrauen geboren ». Glaubest du es, wohl dir! wo nicht, wie du willst; dein Unglaube wird hierinne nichts ändern, und Christus will vor dir wohl bleiben sammt allen seinen Gläubigen, wie er bisher blieben ist wider alle Gewalt des Teufels und der Welt.

Wiederum hab ich auch gemerket, daß aller Irrthum, Ketzerey, Abgöttern, Aergerniß, Mißbrauch und Bosheit in der Kirchen daher kommen sind Ursprünglich, daß dieser Artikel oder Stück des Glaubens von Jesu Christo verachtet oder verloren worden ist. Und wenn mans bei dem Licht und recht anflehet, so fechten alle Ketzereyen wider den lieben Artikel von Jesu Christo, wie Simeon von ihm sagt (Luc. 2, 34.), daß er sey gesetzt zum Fall und Auferstehen vieler in Israel, und zum Ziel, dem widersprochen wird; und Esaias (C. 8, 14.) lange zuvor ihn einen Fels des Aergernisses und Anlaufens verkündigt hat. Denn was sich stößt, das stößt sich gewißlich an diesem Stein, der lieget jedermann im Wege, und wird von den Bauleuten verworfen, wie er selbst aus dem 118ten Psalm V. 22. zeiget; daß auch St. Johannes in seiner Epistel (2 Joh. B. 7.) kein ander noch gewisser Zeichen giebt, die falschen und widerchristischen Geister zu erkennen, denn wo sie Jesum Christum leugnen. Denn sie haben alle an ihm wollen Ehre einlegen, und haben doch Schande davon bracht.

Etliche haben angegriffen seine Gottheit, und solches mancherley Weise getrieben. Eines Theils gesagt: Er sey nicht mehr, denn ein andrer Mensch und gar kein Gott. Etliche: Er sey mit dem Vater eine Person, und der Vater habe für uns gelitten rc. Etliche aber: Er sey eine Creatur über alle Engel und ein solcher Gott zu nennen, durch welchen alle andere Creaturen geschaffen; doch nicht rechter, natürlicher, ewiger Gott mit dem Vaters.

Wunder, Wunder siehet man, wie die spitzigen Köpfe sich hie verdrehet und versucht haben, daß sie ja nicht mußten Christum einen rechten, wahren Gott glauben, und haben diesen Artikel und die Schrift immer wollen mit ihrer Vernunft messen, fassen und meistern. Aber er ist bestanden, und sie sind alle vergangen; wiewohl der Teufel in der Ungläubigen, seiner Kinder, Herzen seinen Saamen allezeit gesäet hat, bis der Machomet kommen ist, der hat gegen Morgen schier alle Welt von Christo verführet.

Etliche haben seine Menschheit angegriffen, und seltsam gnug das Spiel getrieben. Die Manichäer sagten: Er wäre ein Schemen oder Schatten durch Marien kommen, wie ein Gespenst, das nicht rechten Leib und Seel hätte. Etliche: Er habe keine Seele, sondern die Gottheit habe den Leib anstatt der Seelen regiert. Etliche, daß er nicht Marien rechter, natürlicher Sohn wäre. Und die Juden halten sich für kluge Leute, daß sie sagen können, er sey von Joseph empfangen; und unter ihnen etliche so schändlich, daß nicht zu sagen ist.

Aber überaus haben sie es fein troffen, wenn sie klügeln, wie in der Gottheit nicht können drey Personen seyn. Denn es können nicht Brüder noch Freunde seyn, sonst wüßten sie nicht zu rechnen, wie es drey gleiche Personen seyn mochten. O scharfsinnige Leute! die Gottes unerforschliches, ewiges Wesen richten nach sterblicher Menschen oder Hunde Wesen. Und Summa: Es hat der Teufel keinen Frieden können haben, wo der liebe Christus gepredigt wird, nach dem ersten Symbole, daß er sey Gott und Mensch für uns gestorben und erstanden. Es ist der Saame des Weibes, der ihm den Kopf zertritt, und er ihn in die Fersen beißt; darum höret die Feindschaft nicht auf bis an den jüngsten Tag.

Und was haben wir, die letzten, größesten Helligen, im Papstthum angerichtet. Bekennet haben wir, daß er Gott und Mensch sey, aber daß er unser Heiland, als für uns gestorben und erstanden rc., das haben wir mit aller Macht verleugnet und verfolget, hören auch noch nicht auf. Etliche haben gelehret: Er sey allein für die Erbsünde gestorben, für die andern müssen wir selbst gnug thun. Etliche aber, wenn wir nach der Taufe sündigen, so sey Christus uns abermal nicht mehr nütze.

Da haben sie erfunden der Heiligen Anbeten, Wallfahrt, Fegfeuer, Messen, Klöster und des Ungeziefers unendlich und unzählig, damit wir Christum selbst haben versöhnen wollen, als wäre er nicht unser Fürsprecher, sondern unser Richter vor Gott.

Und noch jetzt immerdar die, so da wollen die besten Christen seyn, und sich die heilige Kirche rühmen, die andern verbrennen, und in unschuldigem Blut sich baden, die halten das für die beste Lehre, daß wir durch unsere Werke Gnade und Seligkeit erlangen, und Christus keine andere Ehre an uns hab, denn daß er angefangen habe; wir aber sind die Helden, die es mit Verdienst vollbringen. Christus muß für uns gestorben heißen zum Anfang und Vergebung der Sünden; aber wir mögen mit Werken die Seligkeit erlangen!

Also hat der Teufel zu thun, und greift Christum an mit drey Heerspitzen. Eine will ihn nicht lassen Gott seyn. Die andere will ihn nicht lassen Mensch seyn. Die dritte will ihn nicht lassen thun, was er gethan hat. Ein jeglicher der dreyen will Christum zu nichte machen. Denn, was hilfet es, ob du bekennest, daß er Gott sey, wo du nicht auch glaubest, daß er Mensch sey? Denn damit hast du nicht den ganzen, rechten Christum, sondern ein Gespenst des Teufels.

Was hilft es, ob du bekennest, daß er Mensch sey, wo du nicht auch gläubest, daß er Gott sey? Was hilfts, daß du bekennest, er sey Gott und Mensch, wo du nicht auch gläubest, daß er für dich alles worden sey und gethan habe? Gleichwie es diejenigen nichts geholfen hat, daß sie bekenneten, er wäre für uns gestorben, und doch nicht glaubten, daß er Gott (wie die Arianer), oder nicht Mensch (wie die Manichäer) wäre. Es müssen wahrlich alle drey Stücke geglaubt seyn, nehmlich: daß er Gott sey; item, daß er Mensch sey; item, daß er für uns solcher Mensch worden sey; das ist, wie das erste Symbolum sagt: empfangen vom heiligen Geist, geboren von Maria der Jungfrauen, gelitten, gekreuziget, gestorben und auferstanden. Fehlets an einem Stücklein, so fehlen alle Stücke. Denn der Glaube soll und muß ganz und rund seyn; obwohl er schwach seyn kann und angefochten werden, dennoch soll und muß er ganz und nicht falsch seyn. Schwach seyn thut den Schaden nicht, aber falsch seyn, das ist der ewige Tod.

Aus dem dritten Haufen werden nun kommen und sind bereit viel vorhanden, die werden nicht glauben, daß Christus sey von den Todten auferstanden, noch sitze zur Rechten Gottes, und was mehr von Christo im Glauben folget, die werden dem Fasse den Boden ausstoßen, und des Spiels ein Ende machen. Denn damit wird der ganze Christus untergehen; und wird die Welt nichts halten vom künftigen Leben, so ist denn Christus nichts mehr. Denn wer das künftige Leben nicht hoffet, der bedarf Christi eben so wenig, als die Kühe und andere Thiere des Paradieses, weil Christi Reich nicht ist noch seyn kann auf Erden, wie er selbst vor Pilato bekennet (Joh. 18,36.): Mein Reich ist nicht von der Welt rc. Solcher Glaube hat angefangen zu Rom in des Pabsts Hofe, und derselbe Sauerteig durchsäuert alle geistliche Stände von Cardinälen an bis auf die Altaristen. Sie sagen wohl, Christus sey Gott und Mensch, und habe gelitten, schelten auch die alten Ketzer (denn es trägt Geld, Ehre und Gewalt); aber daß ihr Ernst nicht sey, beweiset, daß sie nicht von der Auferstehung und ewigem Leben halten.

Die heißen bei den Heiden Epicurer; die Poeten halten sie für Säue, und nennen sie auch Säue. Solche Heiligen fand Christus auch in seinem Volk, da er auf Erden kam, und heißen im Evangelio die Zadukei oder Saduzäer. Wie viel mehr wird derselben die Welt voll finden, wenn er wird vom Himmel kommen! Und werden nicht schlechte, zahme Säue, sondern ganz wilde Säue seyn, die nicht allein Gott verachten, sondern auch keine Vernunft noch menschliche Scheu haben werden. Denn er wird kommen in der Mitternacht, wenn es am allerfinstersten ist, und die Leute am allerärgesten sind, wie sichs denn gebühret am Ende der Welt zu seyn, gleichwie er in der Sündfluth, in Egypten, über Babylon kam.

Hie sind nun etliche verdrießliche, schändliche Leute, die der heiligen Christenheit gar höhnisch können vorwerfen, daß so viel Zwietracht, Secten, Irrthum, Ketzerey und Aergerniß drinnen erfunden sind, als sollte darum die Lehre des Evangelii billig falsch und unrecht zu achten seyn, weil die Christenheit solle einträchtig und friedlich seyn. Diese sind gar weise, treffliche Leute, die den heiligen Geist lehren können, wie er soll die christliche Kirche regieren. Ja Lieber, wenn der Teufel Christum nicht in die Fersen beißen wollte, oder müßte es lassen, so wäre leichtlich, eine solche stille, friedliche Kirchen zu haben. Aber nun er Christi Feind ist, und in seiner Kirche Krieg, Secten, Aufruhr ohne Unterlaß anrichtet; so thut man ja der lieben Kirchen große Gewalt, daß man ihr Schuld giebt solches Unfriedens und wüst Wesens, welches sie nicht thut, sondern leiden muß. Warum giebt man nicht auch uns Christen Schuld, daß zwischen uns und dem Türken solcher Unfriede und Blutvergiessen ist in der Welt? Es heißt: Niemand kann langer Friede haben, denn sein Nachbar will. Die liebe Kirche muß wohl unfriedlich seyn, wenn sie den Feind ihres Herrn Jesu Christi nicht hören will; wie soll sie ihm anders thun? Der Fersenbeißer, der Teufel, will nicht kuhen, noch seinem Kopftreter Friede lassen; so will der Kopftreter, unser Herr, solchen Fersenbeißer nicht leiden. Sey du nun klug und weise, und menge dich in diesen Hader: was gilts, du sollt Scheidemanns Lohn drüber kriegen, daß dich Christus verdammt, und der Teufel zerreißt. Darum laß gehen, wie es gehet, menge dich nicht zwischen Thür und Angel, du wirst Christum und Belial nicht ertragen, die Feindschaft ist zu hart an einander geschworen, einer muß zuletzt untergehen, und der andere bleiben; da wird nichts anders aus.

Ja, es war traun guter Friede und Stille im Papstthume, da man fein einträchtig lehrete; nun aber sind so viel Rotten und mancherley Geister aufkommen, daß die Leute gar irre werden und nicht Friede haben können. Im Namen Gottes! Wer hält hie den andern? Wer bittet dich drum? Bleibe bei dem Pabst, oder lauf wieder zu ihm. Ist doch unsere Lehre um deinetwillen nicht auskommen; wir werden, ob Gott will, dein zuletzt auch entbehren können. Christus bekennet selber (Lucä 11, 21.), daß, wo er nicht ist, da sey der Teufel stille, und lasse den Leuten guten Frieden, und spricht: Wenn der starke Gewappnete seinen Hof bewahret, so bleibt das Seine mit Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kömmt rc. Ohne Zweifel da höret der Friede auf, und hebt sich ein Rumoren, bis er überwunden seinen Harnisch und Ausbeute geben muß.

Vor Christi Ankunft war die Welt so voll mancherley Abgötterey, daß es krimmelt und wimmelt von Abgöttern allenthalben; noch trieb da kein Teufel den andern aus, trat kein Abgott dem andern auf den Kopf, biß auch keiner den andern in die Fersen, konnten sich wohl neben einander leiden und vertragen. Also, daß auch die Römer aus aller Welt alle Abgötter sammleten, und eine Kirche baueten, die sie nenneten Pantheon, aller Götter Kirche. Denn die Weltweisen Herren wollten alle Götter in ihrer Stadt haben. Der aber dieser rechte Gott, Jesus Christus, kam, den wollten sie nicht leiden. Ists nicht wunderlich Ding, alle Götter annehmen und diesen einigen allein ausschlagen und verfolgen? Die andern alle sind stille und halten Friede unter einander; da aber dieser kömmt, da hebt sich das Spiel und der Unfriede, da wollen alle Götter toll werden sammt ihren Dienern, den Römern; schlagen todt Apostel, Märtyrer und alles, was diesen Christum nennen darf. Der andern Götter Dienern thun sie kein Leid, sondern alle Ehre und Tugend.

Wäre aber Christus auch ein Teufel gewest, wie die andern Abgötter: o wie gern und herrlich hätten ihn die Teufel neben sich lassen annehmen und anbeten! Nun sie aber alle wider ihn toben und wüthen, bekennen sie damit, daß er müßte der rechte, einige Gott seyn, der sie auf dm Kopf tritt und ihren Hof stürmet, sie überwindet, ihren Hausrat austheilet. Da schreien sie denn, und beißen ihn in die Fersen, geben ihm Schuld, er richte Unfriede an zu Rom und in aller Welt, und meinen, sie thun großen Gottesdienst daran, daß sie ihn so heftig verfolgen, und so viel Blut vergießen. Ja freilich, wenn wir thun, was der Teufel will, und lassen Christum fahren, so haben wir guten Frieden vor ihm; denn er kann uns allerley Abgötterey und Irrthum wohl lassen ohn diesen seinen Kopftreter, den kann er nicht leiden.

Also auch, unter dem Papstthum ist die Welt ja so voll Rotten und Selten gewest, als zuvor unter den Heiden. Da find so mancherlei Orden, Stift, Kirchen, Wallfahrten, Brüderschaften., daß sie nicht zu zählen. Die haben alle unter einander Friede gehabt und sich täglich gemehret, keine hat die andere ausgebissen, ob etliche gleich unter einander feind waren. Aber der Pabst hat sie alle bestätiget, und haben müssen heißen heilige Orden, heilige Stände, heilige Säulen, heilige Lichter der Christenheit. Aber nun das Evangelium kommt, und prediget von dem einigen, gemeinen Orden der Christenheit, die in Christo ein Leib ist, ohne Secten, (denn hie, spricht St. Paulus Galat. 3, 28., ist kein Jude, kein Grieche, kein Barfüßer, kein Carthäuser rc., sondern alle Einer, und in Einem, Christo): da toben und wüthen die heiligen Orden wider diesen einigen Orden Christi und sonst wider keinen; damit bekennen sie, daß sie der Rotten Kirche und des Teufels Orden sind, und dieser Orden müsse der rechte Orden seyn.

Wenn wir sonst aber einen neuen andern Orden hätten angefangen, wie ihre Orden sind, das hätte keine Neuerung geheißen; flugs hätte es der Pabst bestätigt, und die andern hattens gern angenommen und neben sich geehret und gefördert mit aller Stille und Friede. Aber nun wir den gemeinen Orden Christi wiederum preisen, daß derselbe der beste und heiligste, ja allein der rechte, heilige Orden sey, damit treten wir der Schlangen auf den Kopf: das will und kann er denn nicht leiden, beißt um sich nach der Fersen Christi, und schreiet durch seine heiligen Väter in seinen Secten, daß wir Unfriede, Unruhe, Aufruhr anrichten. Ja freilich, wenn wir den gemeinen Orden Christi wollten lassen fahren und lehren, was dem Rottenkönig, dem Pabst, sammt seinen Rotten wohlgefiel, so hätten wir Frieden mit allen Ehren.

Es spricht St. Bernhard über den Spruch Esaii C. 38, V. 17. Im Frieden ist meine Traurigkeit am allergrößten. Die Kirche stehet nimmer ärger, denn so sie Friede und Ruhe hat. Und ist auch die Wahrheit, wenn die Christen mit dem Teufel oder Fersenbeißer nicht im Kampf sind, so ists kein gut Zeichen; denn es bedeut, daß der Fersenbeißer Friede und seinen Willen hat. Aber wenn der Fersenbeißer tobet, und nicht Friede hat, das ist ein Zeichen, daß er angetastet unterliegen soll, und Christus seinen Hof stürmet. Darum, wer die christliche Kirche will also sehen oder kennen, daß sie allerdinge ohne Kreuz, ohne Ketzerey, ohne Rotten, in stiller Ruhe stehe, der wird sie nimmermehr sehen, oder muß die falsche Teufelskirche für die rechte Kirche ansehen. Christus spricht selbst (Matth. 18, 7.): Es müssen Aergernisse kommen, aber weh dem, durch welchen sie kommen. Und St. Paulus (l Cor. 11, 19.): Es müssen Ketzerey oder Rotten sey, auf daß die Bewähreten offenbar werden. Auch müßte man zuvor das Vater Unser wegthun, darinne wir bitten, daß sein Name geheiligt werde, sein Reich komme, sein Wille geschehe und daß wir nicht in Versuchung kommen rc. Wenn nun keine lästerliche Lehre mehr unter Gottes Namen wird seyn, so ists Zeit, daß man aufhöre zu beten: Geheiliget werde dein Name, zukomme dein Reich.

Aber sie hören nicht, und ärgern sich immer für und für, wollen schlechts eine Kirche machen, wie sie es gern hätten, still und friedlich. So fragt auch wiederum Gott nach ihrem Aergern gar nicht, laßt sie sich immerhin ärgern, fähret auch fort und machet die Kirche, wie er sie gerne hat, bis daß sie weder Kirche noch Fenster, weder Kalk noch Steine dran behalten, wie den Juden zu Jerusalem mit ihrem Tempel auch geschehen ist. Darum muß ihr Vater Unser also lauten: Dein Name ist schon geheiliget, dein Reich ist kommen, dein Wille ist geschehen, das ist, wir sind heilig und vollkommen, dürfen keiner Sünden Vergebung, noch Schutz für Anfechtung mehr. Denn sie wollen keine Aergerniß, Secten, oder Unruhe in ihrer Kirche haben, und die Schlange in ihrem Paradies nicht leiden, noch den Teufel unter den Kindern Gottes, Hiob l, 6. Die laß man fahren, und nach ihres Herzens Dünkel wandeln, wie Psalm 81, 13. saget. Wir wollen wieder zu unsern Symbolen kommen, und dabei bleiben.

Und zwar sind wir Christen ja nicht so gar sinnlos oder ohne alle Vernunft, wie uns die Juden achten, welche uns für eitel tolle Gänse und Enten halten, als die wir nicht fühlen noch merken konnten, wie närrisch Ding es sey, zu gläuben, daß Gott Mensch sey, und in der einigen Gottheit drey unterschiedliche Personen. Nein, (Gott Lob!) wir fühlen wohl, daß solche Lehre nicht will noch kann in die Vernunft gehen. Dürfen keiner hohen jüdischen Vernunft, die uns solches zeige; wir glauben solches wissentlich und williglich. Bekennen und erfahren auch, daß, wo nicht über die Vernunft der heilige Geist ins Herz leuchtet, ists nicht möglich, solchen Artikel zu fassen oder zu gläuben, und dabei zu bleiben, sondern muß daselbst eine jüdische, hoffärtige, überwitzige Vernunft bleiben, die solchen Artikel spotte und verlache, und also sich selbst setze zum Richter und Meister über das göttliche Wesen, das sie doch nie gesehen hat noch sehen kann, weiß auch nicht, was sie urtheilt, oder wovon sie dichtet oder saget. Denn Gott wohnet in einem Licht, da Niemand zukommen kann, (1 Tim. 6, 16.) sondern er muß zu uns kommen, doch in der Latern verborgen; und wie Joh. 1, 18. stehet: Niemand hat Gott jemals gesehen, der Sohn in des Vaters Herz hats uns offenbart; und zuvor Moses spricht (2 Mos. 21, 20.): Kein Mensch kann mich sehen und leben.

Darum wollen wie etliche Spruche führen aus der Schrift, solchen Artikel zu bestätigen, sonderlich in dem Stück, da St. Athanasius die drey Personen also unterscheidet: Der Vater ist von niemand weder gemacht, noch geboren, noch geschaffen. Der Sohn ist vom Vater nicht gemacht, noch geschaffen, sondern geboren. Der heilige Geist ist vom Vater und Sohne nicht geboren, noch geschaffen, sondern ausgehend.

Denn also beschreibt die Schrift den Sohn, daß er vom Vater geboren sey, Ps. 2, 7.: Der Herr sprach zu mir: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeuget oder geboren. Und Christus beschreibt den heiligen Geist Joh. 15, 26. also: Wenn der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir. Da hören wir, daß der heilige Geist vom Vater ausgehet, und vom Sohne gesandt wird. Ein Gesandter aber heißt auch ausgehend. Gleichwie nun der Sohn vom Vater geboren wird, und doch aus der Gottheit nicht fället, sondern in derselben Gottheit bei dem Vater bleibt und mit ihm Ein Gott ist; also gehet aus der heilige Geist vom Vater und vom Sohn gesandt, und fället auch nicht aus der Gottheit, sondern bleibt bei dem Vater und Sohn in derselben Gottheit, und ist Ein Gott mit beiden. Darum ist dieß gar viel eine andere Geburt, denn der Menschen Geburt, und viel ein anderer Ausgang, denn der Menschen Ausgang. Denn ein Mensch, vom andern geboren, wird nicht allein eine sonderliche eigene Person von seinem Vater, sondern auch ein sonderlich eigen Wesen, und bleibt nicht in seines Vaters Wesen, noch der Vater in seines Sohnes Wesen. Aber hie wird der Sohn geboren, in eine andere Person, und bleibt doch in seines Vaters Wesen, und der Vater in des Sohnes Wesen; scheiden sich also nach den Personen, bleiben aber in einem einigen, unzertrenneten und ungeschiedenen Wesen. Also, wenn ein Mensch vom andern ausgehet und gesandt wird, da scheiden sich nicht allein die Personen von einander, sondern auch das Wesen, und kömmt einer fern von dem andern. Aber hie gehet der heilige Geist aus vom Vater und Sohne, (wie er auch gesandt wird vom Vater und Sohne,) und scheidet sich wohl in eine andere Person; aber bleibet doch in des Vaters und Sohnes Wesen, und der Vater und Sohn in des heiligen Geistes Wesen, das ist, alle drey Personen in einer einigen Gottheit.

Darum nennen die Theologen solche Geburt des Sohns eine innbleibende Geburt, die nicht aus der Gottheit falle, sondern allein vom Vater komme, und in der Gottheit bleibe. Also des heiligen Geistes Aus. gang heißen sie einen innbleibenden Ausgang, der nicht aus der Gottheit gehe, sondern allein vom Vater und Sohne, und in der Gottheit bleibet. Wie das zugehe, sollen wir glauben; denn es ist auch den Engeln nicht ausforschlich, die es doch ohne Unterlaß mit Freuden sehen: und alle, die es haben wollen begreifen, haben den Hals drüber gebrochen. Es ist gnug, daß wir einen gewissen Unterschied der Personen mit dem Glauben erhaschen mögen, nehmlich, daß der Vater von niemand, der Sohn vom Vater, aber geboren, der heilige Geist vom Vater und Sohn, aber ausgehend. Denn dieß Ausgehen ist geredt, als wie ein Gesandter oder Botschaft ausgehet, gleichwie die Geburt des Sohnes lautet, als ein Mensch vom Vater gezeugt wird.

Eben dergleichen Namen Unterschied behalten und haben auch der Sohn und heilige Geist, da sie sich außer der Gottheit in den Creaturen uns offenbaren. Denn der Sohn wird leiblich geboren von seiner Mutter und heißt hie auch Sohn und geboren; und ist derselbe Gottes Sohn in beider Geburt. Und der heilige Geist gehet leiblich aus, als in der Tauben Gestatt, in feurigen Zungen, im starken Winde und heißt hie auch ein Ausgänger oder Gesandter, und ist doch derselbe heilige Geist in beidem Ausgange, und nicht der Vater noch der Sohn.

Darum reimet es sichs wohl, daß die mittele Person leiblich geboren und Sohn würde, der zuvor in Ewigkeit geboren und Sohn ist, und daß nicht der Vater noch heilige Geist leiblich geboren, oder Sohn würde; gleichwie sichs fein schickt, daß der heilige Geist ausgienge leiblich, der zuvor in Ewigkeit ausgehet, und nicht geboren noch Sohn ist.

Also bleibt der Vater von ihm selbst, daß die Personen alle drey sind in der Majestät; doch daß der Sohn die Gottheit vom Vater durch seine innbleibende Geburt habe, und nicht wiederum; und der heilige Geist seine Gottheit vom Vater und Sohne durch seinen ewigen innbleibenden Ausgang habe. Also zeiget der Sohn durch die leibliche Geburt seine ewige Geburt, und der heilige Geist durch den leiblichen Ausgang seinen ewigen Ausgang. Ein jeglicher hat seines innwendigen Wesens ein äußerlich Gleichniß oder Bildniß.

Dieß ist der Unterschied der Personen, uns im Evangelio gegeben, darüber mag weiter denken, wer da will, wird aber keinen mehr, der gewiß seyn möchte, finden. Darum sollen wir einfältiglich dabei bleiben und uns daran begnügen lassen, bis wir dorthin kommen, da wirs nicht mehr hören oder gläuben, sondern klärlich sehen und erkennen werden. Die Epistel zu den Ebräern gibt auch eine feine Gleichniß des Unterschieds zwischen dem Vater und Sohne, und spricht (Ebr. 1,3.): Er ist der Glanz seiner Klarheit, und das Ebenbild seines Wesens. Aber sie ist in dem zu wenig, daß sie damit nicht zeigt, daß die andere Person in Gott ein Sohn und geboren sey, wiewohl sie gar schön zeigt, daß dieselbe andere Person mit. der ersten ein göttlich Wesen und nicht eine abgesonderte Creatur sey. Und ist solch Unterschied ohne Zweifel von der Sonnen ihrem Glanz genommen; wie denn alle alte Väter den Vater der Sonnen, den Sohn dem Glanz, den heiligen Geist der Hitze verglichen haben. Damit der einfältige Christ ein grob, äußerlich, sichtbarlich Gleichniß hätte, solchen Artikel desto leichter zu fassen, so spricht er nun: Er ist ein Glanz seiner Klarheit. Dem geschaffenen Licht giebt die Schrift keinen andern Ursprung, denn daß es aus der Finsterniß, das ist, aus Nichts kommen sey; wie 1 Mos. 1, 2. 3: Da es finster war auf dem Wasser, ward es Licht ans derselben Finsterniß oder Nichts, durch Gottes Sprechen. Und St. Paulus 2 Cor. 4, 61 Gott ließ das Licht aus der Finsterniß hervorleuchten. Darum ist das Licht (so zu reden) ein Glanz oder Schein der Finsterniß; denn die Finsterniß gab das Licht durch Gottes Wort; Finsterniß aber ist Nichts. Aber hie spricht er, daß Christus sey ein Glanz, nicht aus der Finsterniß, und Finsterniß habe ihn nicht hervor gegeben, und leuchtet nicht aus Nichts, sondern er leuchtet und scheint aus des Vaters Klarheit selbst, das ist, aus seiner innwendigen natürlichen Gottheit und Wesen. Also ist dieses Glanzes oder Lichts Ursprung das göttliche Wesen selbst, dar, um kann er keine Creatur seyn: denn von keiner Creatur redet die Schrift, daß sie göttliches Wesens oder Klarheit Glanz sey.

So bringet auch das Wort Klarheit mit sich, daß er wahrhaftiger Gott sey vom Vater: denn Klarheit heißt hie göttliche Majestät und Herrlichkeit in ihr selbst. Nun derselbigen göttlichen Majestät und Herrlichkeit Glanz oder Licht seyn ist so groß und herrlich seyn, als die Majestät und Herrlichkeil selbst ist; sonst, wo Christus nicht der ganzen göttlichen Majestät Glanz wäre, sondern nur eines Theils, so wäre er gar nicht ein Glanz seiner Herrlichkeit. Denn Gottes Herrlichkeit und Majestät ist eine einige unzertrennliche Majestät, die er muß entweder ganz, oder gar nicht haben. Ist er nun der Glanz göttlicher Herrlichkeit oder göttliches Wesens, so muß er des ganzen Wesens Glanz seyn, und so groß, als die Klarheit oder Gottheit des Vaters selbst ist, allerdinge gleich. So er auch nicht aus Nichts, noch aus der Finsterniß (wie andere Creaturen und Geschöpfe) entsprungen ist, sondern aus dem natürlichen ewigen Wesen des Vaters selbst; so muß er rechter, natürlicher, und mit dem Vater ein einiger Gott seyn, und nicht außer der Gottheit oder göttlichem Wesen abgesondert, wie alle andern Creaturen abgesondert sind. Also wird mit diesen Worten gewaltiglich gelehret, daß Christus mit dem Vater ein einiger wahrhaftiger Gott ist, allerdinge ihm gleich, ohne Unterschied; ausgenommen, daß er vom Vater, und nicht der Vater von ihm ist; gleichwie der Glanz von der Klarheit göttliches Wesens, und nicht die Klarheit göttlichen Wesens vom Glanz ist.

Also auch, da er spricht: Er ist das Ebenbild seines Wesens, zeuget auch gewaltiglich, daß Christus müsse rechter, natürlicher Gott seyn, und doch darum nicht viel, sondern ein einiger Gott Ist. Man heißts jetzt Controfeit, wenn ein Bild eben und gleich gemacht ist dem, deß Bild es ist. Aber es fehlt allen Bildern, daß sie nicht haben noch sind dasselbige einige Wesen oder Natur des Abgebildeten, sondern sind einer andern Natur oder Wesens. Als, wenn ein Maler, Schnitzer oder Steinmetz einen König oder Fürsten bildet auf ein Tuch, Holz oder Stein, so eben und ähnlich als er immer kann, daß auch alle Augen müssen sagen: Siehe, das ist der, oder dieser König, Fürst oder Mensch rc. Solches ist wohl eitel Ebenbild oder Conterfeit; aber es ist nicht das Wesen oder Natur des Königs, Fürsten oder Menschen. sondern ein schlecht Bild, Figur oder Gestalt desselben, und hat ein ander Wesen; denn seine Natur oder Wesen ist Stein, Holz, Tuch oder Papier; und wers anstehet oder angreift, der stehet noch greift nicht das Wesen, Natur oder Substanz des Menschen. Und spricht jedermann: Das ist ein hölzern, steinern, tünchern Bild; es ist aber nicht das lebendige, wesentliche Menschenbild. Denn seine Natur ist Holz, Stein, Tuch rc., und hat nicht (wie gesagt) des Königs, Fürsten oder Menschen Natur in sich oder an ihm. Darum kanns nicht heißen noch seyn ein Ebenbild des Wesens eines Menschen: obs wohl heißt und ist ein Bild des Menschen, oder dem Menschen nach gemacht; so kanns doch nicht seyn ein Ebenbild seines Wesens oder, Natur, ist auch nicht seiner Natur, noch aus seiner Natur entstanden oder worden. Also bleibts und muß bleiben ein gemacht Bild des Menschen aus einem andern Wesen oder Natur.

Aber hie ist Christus das Ebenbild des Vaters, also; daß er ist seines göttlichen Wesens Bild, und nicht aus einer andern Natur gemacht, sondern ist (wo mans reden sollte) ein göttern Bild, das da aus Gott ist, und die Gottheit in sich oder an sich hat; wie ein Crucifix ein hölzern Bild Christi heißt, aus Holz gemacht; und alle Menschen und Engel sind auch gemacht zum Bilde Gottes, sie sind aber nicht seines Wesens oder Natur Bild, noch aus seiner göttlichen Natur gemacht oder entstanden. Christus aber ist aus seiner göttlichen Natur entstanden von Ewigkeit, sein wesentlich Bild, das seine göttliche Natur ganz und gar in sich hat, und selbst auch ist nicht au etwas anderem gemacht noch geschaffen, gleichwie das göttliche Wesen selbst nicht aus etwas anderem gemacht noch geschaffen. Denn wo er nicht die ganze Gottheit des Vaters in sich hätte, und völliger Gott wäre, so könnte er nicht seines Wesens Bild seyn noch heißen; weil der Vater noch etwas hätte, darinne der Sohn ihm nicht gleich oder ähnlich wäre; also würde er zuletzt dem Vater ganz unähnlich und gar nicht sein Ebenbild nach dem Wesen seyn. Denn das göttliche Wesen ist das allereinigste Wesen, unzertheilig, daß es muß ganz und gar seyn, wo es ist, oder muß nichts seyn.

Also geben diese zwei Worte zu verstehen, daß der Vater und Sohn nach der Person zweierley und unterschieden, aber nach dem Wesen einig und unzertrennet sind. Denn das Wort Ebenbild zeigt an, baß der Sohn nicht der Vater, sondern des Vaters Bild, und eine andere Person sey. Das Wort seines Wesens zeigt an, daß er vom Vater nach der Natur nicht geschieden, sondern mit ihm in einerley Gottheit und gleichem Wesen sey, und ist also ein Ebenbild seines Wesens, nicht gemacht, noch vorzeiten angefangen, sondern geworden und gewesen von Ewigkeit, gleichwie das göttliche Wesen nicht gemacht noch angefangen hat, sondern von Ewigkeit gewest ist. Denn wo Christus hätte etwa vorzeiten angefangen nach dem göttlichen Wesen, so wäre er nicht ein Bild göttliches Wesens, sintemal das göttliche Wesen langst und ewiglich vor ihm und gar ein ander Ding gewest wäre, dem er ganz und gar nichts gleich oder Ebenbild wäre. Denn das göttliche Wesen ist ewig, was aber ansähet, zu seyn, ist zeitlich. Nun ist zeitlich und ewig gar unmeßlich ungleich, daß keines des andern Ebenbild gleich seyn kann, schweige denn, daß es seines Wesens Ebenbild seyn sollte.

Das ist nun der Beschluß und endlicher Verstand dieses Spruchs, daß Christus Jesus ein rechter, natürlicher, ewiger Gott sey, ungemacht, ungeschaffen, von Ewigkeit her gewest, entstanden, geboren (oder wie mans nennen kann,) eine andre Person vom Vater, aber kein andrer Gott vom Vater, sondern ihm gleich in einem ewigen, einigen, göttlichen Wesen. -

Das ist der Glaube, so lehret der Glaube, hie bleibt der Glaube. Ich meine den christlichen Glauben, der in der heiligen Schrift gegründet ist. Wer der Schrift aber nicht will gläuben, sondern der Vernunft nachfahren, der fahre immer hin. Aber ist ihm zu rathen, so lasse er den Esel und die Knechte hienieden am Berge, wie Abraham thät, und komme nicht auf diesen Berg. Denn Moses sagt: Was diesen Berg rühret, soll sterben. Es heißt: glauben, oder verloren. Das hat Adam zuerst erfahren, und wir alle hernach.

Solchen Artikel haben auch die Propheten im alten Testament geglaubet und wohl verstanden, ohn daß sie, um des halsstarrigen, ungläubigen, bösen Volks willen nicht so klarlich heraus gefahren sind, wie das neue Testament thut, habens dennoch gewaltiglich angezeigt. Denn Moses, der erste, fähet sein Buch also an: Im Anfang schuf Elohim Himmel und Erden. Nun ists ja offenbar, daß Elohim pluralis numeri, und deutet nicht Einen, sondern viel, daß mans nach der Grammatica muß also verdeutschen: Im Anfang schuf die Götter Himmel und Erden. Daß er nicht spricht: Im Anfange schafften, als viel; sondern, schuf und schaffte, als Einer, singulari, giebt er klarlich, daß nicht mehr denn ein einiger Gott und Schöpfer sey. Aber daß er spricht: Die Götter, zeigt er, daß in demselben einigen göttlichen Wesen dennoch eine Zahl sey, die man viel oder mehr denn eines nennet, und bewähret damit unsern Glauben, daß wir keinen andern Gott außer dem einigen ewigen Gott gläuben, und doch lernen sollen, daß dieselbige einige Gottheit mehr denn eine Person sey. Von dem an heißet nun durch die ganze Schrift Gott Elohim, das ist, Götter. Welcher Name darnach, auch den Creaturen, so an Gottes Statt sitzen, gegeben wird, als 2 Mos. 22, 20. und Ps. 82,1.6; Gott stehet unter den Göttern, und richtet die Götter. Item: Ich sage, daß ihr Götter seyd. Abermal im selben ersten Buch schreibet Moses im ersten Capitel V. 26: Und Gott sprach: Laßt uns (oder wir wollen) Menschen machen nach unserem Bilde und Gleichniß. Hie nennt sich Gott selbst Wir und Uns. Spricht nicht: Ich will, als ein einzelner, wie er doch allenthalben thut, und bald hernach spricht Cap. 2, 18: Ich will dem Menschen eine Gehülfin machen; spricht nicht: Wir wollen ihm eine Gehülfin machen. Item 35. 21: Gott ließ einen Schlaf fallen auf den Menschen. Hie redet immer die Schrift von Gott, als von Einem, der da schaffe, mache, und alles allein thue; und doch darneben auch als von vielen, die sich Uns und Unser nennen, die den Menschen schaffen.; den Gläubigen anzuzeigen, wie daß allein ein einiger Gott sey, und doch die Gottheit mehr, denn Eine Person sey. Weiter im dritten Cap. V. 22. nach Adams Fall sprach Gott der Herr (sprach als Einer allein): Adam ist worden als unser Einer (Unser, als mehr denn Einer.)

Das die Juden hie geifern: Gott habe mit den Engeln geredt, da er spricht: Wir wollen Menschen machen nach unserm Bilde, das lautet nicht, und hält nicht. Denn die Schrift leidets nicht, daß die Engel uns geschaffen und unsere Götter, oder wir nach ihrem Bilde gemacht seyen, daß wir sie für Götter ehren und anbeten, oder ihre Creatur heißen sollten. Es ist allein ein einiger Gott, und einiger Schöpfer. Viel weniger lautets, da sie sich ängsten und schwitzen in der Glosse, daß Gott solches geredet habe zu der Erden: Laßt uns Menschen machen; dieweil wir von der Erden gemacht sind. Nein, blinder Jude, die Erde hat uns nicht gemacht (wie doch hie stehet: Wir wollen Menschen machen), und wir sind nicht der Erden Bilde, sondern sie ist den Menschen zu Dienst unterworfen.

Das ist noch viel fauler: Da sie vor solchen Texten nirgend bleiben mögen, geben sie für, Gott rede von sich, und ihrze sich, von Ehren wegen, wie die Könige und Fürsten jetzt sich Wir und Uns nennen. Denn das ist eine menschliche neue Welse, und In der Schrift von keinem Könige noch nie gebraucht, auch von den heidnischen Königen nicht; wiewohl daneben auch Gott sich duzet, und nicht ihrzet in der Schrift gemeiniglich. Und Wenns schon etwas gälte bei Menschen solch Allfanzen und Ausrede; sollte oder müßte ich darum den Juden glauben, wenn sie schlechts daher sagten, die Schrift sey also zu verstehen? und ich hätte da vor Augen stehen gewaltige Schrift, und helle dürre Worte, die mein Gewissen gefangen hätten, daß ich auch keinem Engel vom Himmel weichen könnte? Ja wahrlich, ich würde den gewaltigen Text lassen fahren, und auf bloß Judengeschwätz mein Herz und Gewissen bauen: so doch Moses selbst sagt, sie seyen vom Anfang und immerdar ein ungehorsam, halsstarrig, bös Volk gewest, haben auch noch nie keinen Propheten leiden noch hören können, der recht gelehret hat. Und sie sollten nun allererst mich die Schrift und Propheten nach ihrem tollen Kopf lehren beugen und deuten?

1 Mos. 18, 1. schreibt Moses: Der Herr erschien Abraham im Hain Mamre, da er in seiner Thüre saß. Und da er seine Augen aufthat, da stunden drey Männer gegen ihm, und er lief ihnen entgegen, und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hab ich Gnade funden vor deinen Augen, so gehe nicht vor deinem Knechte über, man soll euch ein wenig Wasser geben. Da redet Gott mit Abraham, und Abraham mit Gott beiderlei Weise, als mit Einem, du, und ihr; oder als mit Einem und mit vielen. Und der Text sagt doch deutlich, dieß Gesicht oder Erscheinung sey Gott selbst gewest, der ihm vor seiner Thür erschienen sey. Denn die zween Engel, so hernach im 19ten Cap. gen Sodom gehen, ist gar ein ander Ding von diesen dreyen, die mit Abraham reden und essen, als ein einiger Gott, wie das ganze Capitel zeigt. Und hilft hiewider nichts, was die Juden gaukeln. Der Text stehet da, der Herr sey es, der ihm erschien in drey Personen, hat sie auch alle drey als Einen angebetet. Darum hat Abraham die heilige Dreyfaltigkeit hie wohl erkannt, wie Christus spricht (Joh. 8, 56.): Abraham hat meinen Tag gesehen.

Item 5 Mos. 6, 4. schreibet Moses also: Höre Israel, der Herr unser Götter ist ein einiger Herr. Hie stehet auch, daß der einige Herr (welcher Name in der Schrift niemand, denn dem rechten einigen Gott gegeben wird, wie die Juden wohl wissen,) sey unser Elohim oder Götter, anzuzeigen, daß ein einiger Gott sey wesentlich, und doch drey Personen unterschiedlich, als viele, wie gesagt ist. Und Josua im 24. Cap. V. 19. sprach zum Volk: Ihr könnet dem Herrn nicht dienen, denn er ist heilige Götter. Hie stehet nicht allein Elohim, Götter, sondern auch heilige, als der viel sind, oder mehr denn Einer; und spricht doch, es sey der Herr der einige Gott. Item 2 Sam. 7, 23. spricht David in seinem Gebet zu Gott: Wo ist ein Volk auf Erden, wie dein Volk Israel, um welches willen Götter hingegangen sind, Ihm ein Volk zu erlösen? rc. Hier nennet er Gott auch Götter, und spricht: Sie sind hingegangen, als viele, aber doch flugs darauf spricht er: Ihm ein Volk zu erlösen, als von Einem, der hingegangen sey, ihm ein Volk aus Egypten zu erlösen; Item 1 Mos. 19, 24: Der Herr ließ vom Herrn regnen Schwefel. Und Zachar. I, 2: Der Herr sprach zum Satan: Der Herr schelte dich. Hie redet Herr vom Herrn, und Herr regnet vom Herrn, immer als Einer, und doch viel. Daher denn nun im Psalter David frei heraus weissaget, Ps. 1l0, V. 1: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten. Ps. 2, 7. Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeuget, spricht nicht: Ich habe dich heute geschaffen. Und der Sprüche sind in Esaia und andern Propheten viel, da Christi Reich, Gottes Reich gleich und eben, dasselbe beschrieben wird.

Ob nun die Juden so wundergläubig sind, solche Sprüche zu verkehren, sich hieran nichts kehren, da liegt nichts an. Es ist ihr Widerreden doch nichts anders, denn ihr Eigendünkel, gar ohne alle Schrift, allein zur Ausflucht erdichtet. Aber hie stehet Text und Schrift, die lassen sich nicht also mit Menschendünkel umstoßen. Wenn sie hoch ihre Weisheit beweisen, so lehren sie uns, daß nicht mehr, denn ein Gott sey; wie Türken auch thun. Solches aber bekennen und lehren wir auch, ja so fest und steif als sie, und ist kein Christe, der mehr oder anders, denn einen einigen Gott, den einigen Schöpfer Himmels und der Erden, bekenne oder wisse. Was können sie höher lehren, oder mehr von uns begehren? Da stehet unser christlicher Glaube und spricht, es sey nicht mehr, denn ein einiger Gott, außer welchem kein anderer Gott ist, sondern alles andere sind Creaturen, und nicht Götter.

Was ists denn nun, das beide, Juden und Türken, entweder aus großer Bosheit oder vor großer Unwissenheit uns Christen schelten, als die wir nicht mehr, denn einen Gott hätten; so sie doch billig wissen sollten, daß sie daran offenbarlich und schändlich lügen, damit uns bei ihren Zuhörern verrätherlich und giftiglich verleumden, ihren Irrthum zu stärken, und unsere Wahrheit zu verunglimpfen. Aber Gottes Zorn hat sie verblendet, und sündigen unbußfertiglich.

Daß wir nun weiter solchen einigen Gott erkennen und glauben, wie er inwendig seiner Gottheit drey unterschiedliche Personen sey, da sollten sie mit uns die Schrift ansehen. Denn wir es nicht von uns selbst erdichtet haben, noch erdichten könnten, wo die Schrift uns nicht hiezu bewegte, sonderlich unser neu Testament, welchem sie nicht glauben, so im alten gegründet und verkündiget ist, wie jetzt nicht Zeit ist, solches zu beweisen. Und wird doch damit der wahrhaftigen einigen Gottheit nichts abgebrochen, wenn wir glauben, daß drey Personen ein einiger Gott ist; Er bleibt ja ein einiger Gott und eine einige Gottheit.

Daß wir aber so hochmüthig und vermessen seyn wollten, und nach der Vernunft hin urtheilen, daß Gott inwendig seiner Gottheit müßte seyn, wie uns dünkt, eine einzelne Person, die wir nie nichts davon gesehen, und kein Mensch sehen kann; und doch der Schrift Anzeigen haben, daß in dem göttlichen Wesen drey Personen sind: da sind wir zu gar grobe Gesellen, die wir unsere blinde und arme Vernunft in solchen hohen Sachen mehr und höher achten, denn der Schrift Anzeigen. So doch die Schrift Gottes Zeugniß von ihm selbst ist, und Vernunft nichts von göttlichem Wesen wissen kann, und will gleichwohl davon urtheilen, das sie nicht weiß. Das heißt ja recht: den Blinden von der Farbe urtheilen.

Wenn sie nun pochen aus die Schrift, daß ein einiger Gott sey, so pochen wir wiederum, daß die Schrift eben so stark anzeigt, daß in dem einigen Gott viel sind. Und gilt unsere Schrift so viel als ihre; sintemal kein Buchstabe in der Schrift vergeblich ist. Daß sie aber unsere Schrift wollen deuten, das gestehen wir nicht; und sie haben es auch nicht Macht noch Recht; denn es ist Gottes Schrift und Gottes Wort, die kein Mensch deuten soll noch kann.

Sagen sie: Die Schrift lehret einen einigen Gott; das bekennen wir schlechts, und deuten gar nichts. Wenn wir aber sagen: Die Schrift lehret (wie wir droben eingeführet), daß mehr, denn eins in der einigen Gottheit sey; hie wollen sie die Schrift deuten, und nichts schlecht bekennen. Ja, welcher Teufel hat ihnen befohlen, hie zu deuten, so doch eben sowohl Gottes Schrift ist, als da sie vom einigen Gott lehret. Sie wollen deuten unsere Schrift, und wir sollen ihre Schrift nicht deuten. So mehr lasse man die Schrift zu beiden Seiten ungedeutet, wie wir thun, und schlecht bekannt, daß ein einiger Gott sey, und doch mehr, denn ein einzelnes in der Gottheit sey; weil es die Schrift beides lehret öffentlich. Aber dießmal genug.

Wollen am Ende auch den Nicenischen Glauben (den man Symbolum Nicenum nennet) der auch wider den Arium gestellet ist, wie Athanasii, zu diesen dreyen Symbolis setzen, welcher alle Sonntage im Amte gesungen wird.

Das Nicenische Symbolum

Ich glaube an einen einigen allmächtigen Gott, den Vater, Schöpfer Himmels und der Erden, alles, das sichtbar und unsichtbar ist.
Und an einen einigen Herrn Jesum Christum, Gottes einigen Sohn, der vom Vater geboren ist, vor der ganzen Welt; Gott von Gott, Licht von Licht, wahrhaftigen Gott vom wahrhaftigen Gott. Geboren, nicht geschaffen, mit dem Vater in einerley Wesen, durch welchen alles geschaffen ist.
Welcher um uns Menschen und um unserer Seligkeit willen vom Himmel kommen ist, und leibhaftig worden durch den heiligen Geist von der Jungfrauen Maria, und Mensch worden. Auch für uns gekreuziget unter Pontio Pilato, gelitten und begraben.
Und am dritten Tage auferstanden, nach der Schrift.
Und ist aufgefahren gen Himmel, und sitzet zur Rechten des Vaters. Und wird wiederkommen mit Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Todten; deß Reich kein Ende haben wird.
Und an den Herrn, den heiligen Geist, der da lebendig macht, der vom Vater und dem Sohne ausgehet. Der mit dem Vater und dem Sohn, zugleich angebetet und zugleich geehret wird. Der durch die Propheten geredt hat. Und eine einige christliche apostolische Kirche.
Ich bekenne eine einige Taufe zur Vergebung der Sünden. Und warte auf die Auferstehung der Todten. Und ein Leben der zukünftigen Welt, Amen.

Aus dem neuen Testament will ich dießmal nichts führen; denn darinn ist von der heiligen göttlichen Dreyheit oder Dreyfaltigkeit alles klarlich und gewaltiglich bezeugt, das im alten Testament nicht so helle heraus gestrichen, aber doch auch gewaltiglich angezeigt ist.

Quelle: Kraußold, Lorenz - Das Betbüchlein Lutheri

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