Lobstein, Friedrich - Die christlichen Festtage in zwanzig Betrachtungen - Viertes Fest. Ostern. - I. Der Tod im Leben und das Leben im Tode.
1 Kor. 15, 19. 20. 57.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten, und der Erstling geworden unter Denen, die da schlafen. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum.
Es ist dir mehr als einmal begegnet, dass du auf einem Kirchhof spazieren gingst; du bist zwischen den Gräbern hingewandelt, hast die Grabschriften gelesen, bist vielleicht vor einem Grabe stehen geblieben, das dich persönlich anging; tausend liebe und schmerzliche Erinnerungen erwachten in deiner Seele; du riefst aus: Wo ist nun seine Wohnung? Was macht er in der andern Welt? Ist er glücklich? Denkt er noch meiner? Sieht er mich in diesem Augenblicke, mich, der ich noch im Leibe des Todes schmachte, und welcher hier auf dem ewigen Ruheplatz einhergeht? Aber keine Stimme drang aus dem verschlossenen Grabe; eine traurige Stille umgab dich, und überließ dich dir selbst; du hast an dein eigenes Stündlein gedacht, du hast das Trauergefilde mit dem Gefühle verlassen, das uns stets begleitet, wenn wir Zeuge unseres Nichts, unserer menschlichen Vergänglichkeit gewesen sind.
Stelle dich jetzt vor ein anderes Grab: dieses ist nicht verschlossen, es ist offen für immer. Hier ist der Tod verschlungen und das Grab hat seinen Sieg verloren. Anstatt der Auflösung findest du das Leben, anstatt einer Leiche siehst du Engel. Der Gekreuzigte des Karfreitags ist kräftig erwiesen worden, ein Sohn Gottes, seit der Zeit er auferstanden ist von den Toten. Eine neue Schöpfung beginnt mit dem Ostertag. Das Verwesliche hat angezogen das Unverwesliche, das Sterbliche das Unsterbliche. Aus dem offenen Grabe Jesu geht hervor eine lebendige Hoffnung zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elendesten unter allen Menschen; nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und ein Erstling geworden unter Denen, die da schlafen. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum. Nach diesen Worten zeigt uns also das Osterfest zumal den Tod im Leben, und das Leben im Tode. Wir betrachten hier Schatten und Licht und beides berührt sich. Stellen wir uns vor beides, und wenn wir es um uns herum erforscht haben, wollen wir es in unserm eigenen Leben aufsuchen, und wir werden die Wirksamkeit des Auferstehungsfestes erkennen.
1) Indem wir mit den Augen die sichtbare Welt durchgehen, was finden wir? Leben, überall Leben, Leben in den drei Reichen der Natur. Bald ist es die Quelle, welche von einem Felsen niederstürzt und einen Rasenteppich befeuchtet; du folgst der Umarmung dieses plätschernden Wassers; die Bewegung gefällt dir, du liebst dieses Murmeln; ist's nicht Leben, was du fließen siehst? Bald ist es eine Blume, welche sich öffnet und dir ihren Schmelz zeigt; du bewunderst diesen Trieb, welcher aus dem Keim einen Stängel, auf dem Stängel eine Knospe, aus der Knospe einen Kelch hervorgehen lässt. Diese wachsende Kraft, ist sie nicht Leben? Ferner die Winde, welche in den grünen Wipfeln spielen, oder die goldenen Ähren bewegen; jene beweglichen Bilder, jene verschiedenen Stimmen, welche euch anziehen und zu euch sprechen, was ist das anderes als Leben, das dich umgibt? Aber dieses Leben genügt dir nicht; du suchst etwas Anderes. Du betrittst das Reich der lebendigen Geschöpfe und findest wieder Leben, aber auf einer andern Stufe. Hier ist der Schmetterling, der von Blume zu Blume fliegt; die Schwalbe, welche die Lüfte im kühnen Fluge durchkreist; da sind brüllende Ochsen, blökende Schafe, welche auf ihre Weide gehen: wieder ist es Leben, das sich in tausenderlei Arten verbreitet und sich unendlich verschiedenartig ausprägt. Aber du bleibst nicht bei diesem tierischen Leben stehen, dein Herz wünscht etwas Anderes. Du willst mehr als das bloße Spiel der Organe, als den einfachen Instinkt. Du willst bewusstes Leben, und so steigst du herauf bis zum Menschen, zum König der Schöpfung. In der Seele selbst bildet und bereitet sich das Leben, das Denken, das Empfinden, das Wollen, Erinnerungen oder Hoffnungen, Pläne und Entwürfe, Erfindungen des Künstlers, des Dichters, des Denkers, was die Fähigkeiten, das Talent nährt, befruchtet, was den Geist durchglüht. Das ist das Leben, welches du suchst und das allein deiner würdig ist; aber ist dies das Osterleben? Für dieses bist du geschaffen und, ohne es zu wissen, verlangt deine Seele darnach zurück. Beleuchte mit der Wahrheit, was du gefunden hast; es ist nicht das Leben, es ist der Tod, der dich begleitet hat. Was ist aus der Quelle geworden, deren Lauf du verfolgtest und deren Murmeln du gerne hörtest? Ihr Lauf ist vertrocknet, dieses Leben fließt nicht mehr. Was ist aus der Blume geworden, die du am Morgen aufgehen sahst? Komme am Abend wieder, schon ist sie dahin! Wo sind jene goldenen Ähren, die grünenden Wälder? Alles ist verschwunden, und der Schnee des Winters breitet sich vor dir aus wie ein Leichentuch. Unter diesem Tuch des Todes befindet sich der Staub des vergänglichen Schmetterlings, jener Schwalbe, welche ihr Nest nicht wiedergesehen, und jener Herden, welche eine grausame Krankheit weggerafft hat.
Und du, welcher du kaum erst jung, im besten Alter deinen Weg gingst ohne Furcht, und weitaussehende Pläne hegtest, siehst du nicht, wie die Tage entfliehen und deine Kräfte mit ihnen? Was ist aus deinen Jugendträumen geworden? Sie sind für immer dahin. Jene Frische des Daseins machte einem welken Geiste, einem starren Ernste Raum. Was wird aus jenen Verwicklungen, welche dein Dasein durchweben, in welchen dein Herz sich aufregt und quält; was wird davon übrig bleiben? Auch ein Leichentuch wird deine irdischen Interessen bedecken, deine getäuschten Hoffnungen, deine schlecht befriedigten Bedürfnisse. Oder wenn der Künstler seinen Pinsel, der Denker seine Feder niederlegt, wenn der große Mann auf seinen Lorbeeren ruht, der Menschenfreund auf seinen wohltätigen Werken, haben sie das rechte Leben gelebt, das vom Throne Gottes ausfließt? Auch die Welt der Talente ist nur ein Kirchhof, und wenn wir leben müssten, allein mit unseren Werken, allein mit unseren Tugenden, würden wir da nicht ausrufen: Eitelkeit der Eitelkeiten, Alles ist Eitelkeit!
Nimm endlich das Leben von seinen rührendsten Seiten. Geh' ein in deine Neigungen; wähle die süßesten. Ach! hier hauptsächlich ist die Wohnung des Todes mit seiner nagenden Qual. Mit einem hingeben, den Herzen geboren, zu wessen Gunsten hast du darüber verfügt und was hast du dafür bekommen? Wo ist jenes andere Selbst, nach welchem du die Arme ausstrecktest? Wo sind jene reinen Freuden, welche du dir in diesem Umgang versprachst? Hast du keine Täuschungen zu beklagen, keine Unruhen zu bekennen, keine Trauer zu zeigen? Oder siehst du nicht, wie deine Neigungen dich vereinsamen, wie deine Reihen sich lichten? Während die Genüsse abnehmen, nehmen nicht die Gewissensbisse zu? Schon dieses Abnehmen der Liebe, dieses Zunehmen der Unempfindlichkeit, ist das nicht der nahende Tod, und zwar ein Tod, den wir uns vorwerfen müssen? Betritt das Bereich deiner Neigungen mit aufrichtiger Seele, mit erwecktem Gewissen, findest du nicht von Neuem den Tod im Leben, und zwar den schmerzlichsten Tod?
Es ist der Sold der Sünde, welcher anderswo als in der Grabesnacht beginnt. Der Stachel des wahren Todes ist in der Seele; er liegt in der Feindschaft mit Gott. Durch die Sünde von der Quelle des Lebens abgeschnitten, ist die Seele wie ein Baum, der noch seine Blätter hat, aber keine Wurzeln mehr. Darf man erstaunen, dass dieser Baum nur noch ein totes Holz ist und dass seine Blätter, eines nach dem andern, abfallen? Das ist, was unsere Herzen vertrocknet, unser Dasein untergräbt und was sich unter verschiedenen Formen immer wieder vorfindet, überall, in der Natur wie im Leben. Wir sind tot in unseren Übertretungen und Sünden, seit durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde. Der göttliche Teil unseres Wesens hat gelitten; töte den Wurm, welcher die Wurzel angegriffen hat, und du wirst dem Baum sein ursprüngliches Leben wiedergeben… Um uns dieses Leben wiederzugeben, kam der Fürst des Lebens an den Ort des Todes; als Stellvertreter der Sünder sehen wir ihn in unser sterbliches Fleisch eingehen; und als unser Stellvertreter steigt er aus der Grabesnacht. Hier fängt das andere Bild an. Wir haben den Tod im Leben gesehen, betrachten wir nun umgekehrt das Leben im Tod.
2) Sieh das offene Grab und den weggeschleuderten Stein; was vermögen diese Hüter oder eine Welt voll Feinde? Gott gibt seinem Sohne Zeugnis, indem er ihn im Angesicht des Weltalls auferweckt; der Tod ist verschlungen; der Ostertag verkündigt es: Christus hat dem Tode die Macht genommen und Leben und unsterbliches Wesen ans Licht gebracht. Stelle dich vor diesen neuen Menschen, der aus der Grabesnacht heraussteigt. Ihr seht einen verwandelten und verklärten Leib, ein unverwesliches Leben, wie es in den Adern Gottes fließt. Träne, Geschrei, Arbeit, Alles ist verschwunden, ein ewiger Frühling thront auf dieser Stirne, welche die Dornen mit Blut befleckt haben. Nimm Alles zusammen, was die Erde Wunderbares hat, es ist nichts gegen den auferstandenen Christus.
Das Leben ist wieder Leben geworden und: Gott hat ihn nicht im Grabe gelassen; der heilige Vater hat nicht zugegeben, dass sein Heiliger die Verwesung sehe; den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens die Freude.
Wir sehen ein Leben, welches unter der menschlichen Hülle die höchste Schönheit und das höchste Glück ist. Das Werk der Erlösung ist angenommen; Gott zeigt es der ganzen Welt an. Den Feinden Jesu ist der Mund geschlossen; die Jünger sind auf immer beruhigt. Das Evangelium hat einen ewigen Grund, denn die Boten des Heils können sagen: Wer wird verdammen? Christus ist gestorben, ja vielmehr der auch auferweckt ist; Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christ.
Was aber den Triumph des Christen ausmacht, weißt du noch nicht; Paulus wird es dir sagen. Wenn Christ erstanden ist, ist es, um der Erstling zu werden von denen, die da schlafen. Es ist also ein Zusammenhang zwischen der Auferstehung Christi und unserer eigenen, künftigen Bestimmung. Christus ist der Anfang von einer Reihe himmlischer Menschen, wie Adam der Anfang von einer Reihe Sünder war. Dieser Jesus, mit Ruhm und Unsterblichkeit gekrönt, ist der Erstgeborne unter vielen Brüdern, welche alle dem Bilde Gottes gleich sein werden. Wie wir getragen haben das Bild des irdischen Menschen, also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen Menschen. Nicht für sich selbst ist Christus gestorben, sondern für uns. Ja noch mehr: Da wir in den Tod Christi begraben waren, hat Gott uns zurückgeführt zum Leben, da er seinen Sohn zum Leben zurückführte. Wir sehen uns selbst in einen himmlischen Spiegel, wenn wir die Herrlichkeit des Herrn mit aufgedecktem Angesichte schauen. Diese Auferstehung, welche wir sehen, ist schon die Erfüllung der unsrigen. Wir haben sie im Glauben und in dem Unterpfande des Geistes. Noch eine kleine Zeit, und wir werden sie in Herrlichkeit und Fülle haben. Unterdessen wollen wir recht beherzigen, dass Gott uns samt Christo hat lebendig gemacht; denn aus Gnaden sind wir selig geworden, und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen versetzt in Christo Jesu, auf dass er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade, durch seine Güte über uns in Christo Jesu.
Was macht nun also in den Augen der Apostel jene triumphierende Freude leuchten, wenn sie der Welt den auferstandenen Christus verkündigen? Was ist's, das diese Botschaft zum Grund ihrer Hoffnung und zum ewigen Stoff ihrer Predigten macht? Wir wiederholen es: indem sie den großen Auferstandenen anschauen, sehen sie sich in dieselbe Herrlichkeit mit aufgenommen. Sie können ihr eignes Grab offen, ihre eigene Auferstehung ans Licht gebracht sehen; sie können zusammen ausrufen: Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat, durch unsern Herrn Jesum Christum. Ja, wenn unser Mittler auferstanden ist, sind wir selbst auferstanden, denn unser Mittler das sind wir und seine himmlische Herrlichkeit ist die unsrige. Aber wen geht es an? Alle Menschen? Hören wir das heilige Wort; es sagt uns: Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen; etliche zum ewigen Leben, etliche zur ewigen Schmach und Schande. Wie es ein Erwachen im Himmel gibt, so gibt es eines in der Hölle; erinnert euch an Lazarus und den reichen Mann im Gleichnis. Wollt ihr wissen, wer diejenigen sind, die in der Herrlichkeit erwachen werden? Gott hat sie gezeichnet und schon von jetzt an: Wenn der Geist desjenigen, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so lautet die vom Evangelium festgesetzte Bedingung. Hast du diese geistliche Veränderung erfahren? Das ist die enge Pforte, welche alleine zum Leben einführt. Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht besitzen, und Fleisch und Blut ist der natürliche Geist, es ist der eitle Wandel nach väterlicher Weise. Bist du aus diesem natürlichen Geist ausgeschieden? Haft du das Bewusstsein dieser Erneuerung? Bist du eine veränderte, bekehrte Seele? Wo nicht, so wollen wir uns nicht mit falschen Hoffnungen schmeicheln. So Jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Zuerst das Erwachen des Gewissens, dann erst das Erwachen zu himmlischen Freuden. Suche den Tod in deinem Leben, so wird Gott das Leben in deinen Tod einführen. Wenn dein Herz ergriffen ist und dein Ohr geöffnet, dann ist auch das Osterfest gekommen. Wahrlich, wahrlich, sagt Jesus, wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben durchgedrungen.
Das Osterfest geht noch weiter. Diese künftige Herrlichkeit ist auch die Erlösung unseres Leibes. Was hat Lazarus empfunden, als er seinen modernden Körper angesehen hat, oder Hiob, an dem von der Fußsohle an bis zum Scheitel nichts Gesundes war? Hätten sie allein in diesem Leben auf Christum gehofft, so wären sie die elendesten aller Menschen gewesen. Aber stell diese zwei Unglücklichen vor das offene Grab Christi, was werden sie sehen? Gott sei Dank! Sie sehen. einen Leib, der gesät wird verweslich und wird auferstehen unverweslich; einen Leib, der gesät wird in Unehre und auferstehen wird in Herrlichkeit; einen Leib, der gesät wird in Schwachheit, einen natürlichen Leib, der aber auferstehen wird in Kraft, ein geistlicher Leib. Sie werden sagen: Wenn unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, werden wir einen Bau haben, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Was würde uns der unbestimmte Glaube, dass die Seele unsterblich ist, nützen, so lange wir nicht wüssten, was für eine Unsterblichkeit das ist, und ob die Seele wieder ein Organ haben wird? Welch dicker Schleier ist für uns gehoben vor dem offenen Grabe Jesu und vor dem Wunder seines verklärten Leibes. Die Kirche Christi, auf dieses Wunder erbaut, kann sagen: Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Es kommt die Stunde, in welcher Alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Gottessohnes hören werden. Der Boden wird erbeben, die Gebeine werden wieder zusammen kommen, ein Jeglicher zu seinem Gebein; Fleisch wird über sie wachsen und Haut sie überziehen. Hierauf wird eine Stimme stärker als der Tod rufen: Wind, komme hervor aus den Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden; und alle diese Toten werden auferstehen und ihr Schicksal erfahren. Alle werden schauen, und siehe, Er wird kommen mit den Wolken und es werden. ihn sehen alle Augen, und die ihn gestochen haben, und werden heulen alle Geschlechter der Erde. Die große Scheidung beginnt; der gute Same wird bei Seite getan; das Unkraut wird in den feurigen Ofen geworfen. Das ist das ewige Ostern, welches alle andern abschließt. Welch ein Augenblick, wenn Alles sich entscheidet; wenn die Ewigkeit auf die Zeit folgt; wenn Jeder von uns seinen Richterspruch hören wird! Welch ein Augenblick für den Gleichgültigen, für den Selbstgerechten, für alle diejenigen, welche nicht in Christo erfunden werden. Und für diejenigen auch, welche ihm angehören, welch ein Augenblick, wenn sie zu seinen Füßen sinken werden wie tot! Aber welch ein anderer Augenblick, wenn sie jene durchgrabene Hand auf ihrem Haupte fühlen und Er selbst zu ihnen spricht: Fürchte dich nicht! Ich lebe und du sollst auch leben; ich will euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin. Alsdann werden wir wissen, dass Er derselbe in der Herrlichkeit ist, der Er in der Erniedrigung gewesen: sanft und von Herzen demütig, auch in seiner göttlichen Majestät, um die Seinigen zu beruhigen, nicht um sie mit seinen Blitzen zu vernichten. Er wird der Menschensohn sein und es ewig bleiben.
Er will für seine heilige Menschwerdung keinen größeren Anteil an der Herrlichkeit des Vaters als derjenige ist, welcher auch uns erwartet. Auf demselben Thron sitzend wie er, als seine Miterben und Brüder, werden wir in jenes Geheimnis der Liebe, welches der Vater vor der Gründung der Welt beschlossen hatte, schauen. Sieger über Sünde, Tod und Grab, werden wir am Ziele sagen: Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum.