Lobstein, Johann Friedrich - Die Geheimnisse des Herzens - V. Die Gewohnheiten

Lobstein, Johann Friedrich - Die Geheimnisse des Herzens - V. Die Gewohnheiten

1. Timotheum 4,8.
Die leibliche Übung ist wenig nütze; aber die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze, und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens.

Die Gewohnheit gehört zu den Dingen, die unendlich viel Gutes, oder erschrecklich viel Böses stiften können, je nachdem man Gebrauch oder Missbrauch davon macht. Die Gewohnheiten regeln das Leben. Die Gewohnheiten machen uns glücklich oder unglücklich. Will man jemandes Charakter beurteilen, so darf man nicht nach einzelnen Tatsachen schließen, sondern man muss nach seinen gewohnten Herzens- und Willensmeinungen sehen. Es kann einer unter gewissen Umständen Proben von Hingebung ablegen, ohne dass sein Leben ein Leben der Hingebung ist; wieder ein Anderer kann in einer über ihn gekommenen Prüfung herzbeweglich und mit Tränen beten, ohne dass er ein frommer Mann ist.

Die Hingebung des Einen ist keine Hingebung, denn sie gehört nicht zu seinem Wesen und Charakter; die Frömmigkeit des Andern ist keine Frömmigkeit, denn sie ist nicht Sache seines Herzens. Es genügt jedoch nicht, bloß gute Gewohnheiten zu haben, um im geistlichen Leben Fortschritte zu machen. Die trefflichsten Gewohnheiten haben keinen Wert, wenn sie nicht von einem lebendigen und belebenden Geiste durchweht, sondern nur etwas Mechanisches sind. Das gilt sowohl von den gewöhnlichen, als von den religiösen Gewohnheiten. Nur da ist Fortschritt, wo die Gewohnheiten selber zu Fortschritten zum Leben und zu einem Zustande des Wachstums werden. Die leibliche Übung, sagt Paulus, ist wenig nütze. Unter diesen Übungen versteht der Apostel jene andächtigen Gewohnheiten, in denen kein frischer, lebendiger Odem Gottes weht, und wobei der Mensch bleibt, wie er ist. Nur der Lebensatem aus Gott macht die geistlichen Übungen nützlich. Dieser Lebenswind, und nicht die Übungen verleihen uns das Wachstum. Das Fortschreiten im geistlichen Leben kommt aus der Gottseligkeit, die zu allen Dingen nütze ist. Diese Gottseligkeit muss unsere geistlichen Übungen erhalten, erfrischen und beleben. Die geistlichen Übungen ohne Gottseligkeit sind eine bloße Form, gleichsam ein Galvanismus; nur die Gottseligkeit hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. Sie wirkt auf unsere alltäglichen Gewohnheiten und veredelt sie; sie setzt uns in den Stand, dieses Leben zu genießen, so wie sie uns für das ewige Leben vorbereitet.

Es gibt Leute, die da meinen, sie würden ihren irdischen Lebensberuf beeinträchtigen, wenn sie gar zu andächtig würden. Sie meinen, man könne das Leben in zwei Teile spalten, wovon man den einen Gott und den andern der Welt gebe. Solchen möge das Wort des Apostels den Mund stopfen. Es möge ihnen zeigen, dass, wenn unsere Gewohnheiten das sind, was sie sein sollen, wir nicht mehr zweierlei Anzüge bedürfen, einen für den Sonntag und einen für die sechs Tage, die auf den Sonntag folgen.

Das ganze Leben wird zu einem lebendigen, heiligen und Gott wohlgefälligen Opfer. Das ist, wie die Schrift sagt, unser vernünftiger Gottesdienst.

Lasst uns nun einen Blick werfen auf unsere Gewohnheiten, so wie auf den Einfluss, den dieselben auf unser Leben haben. Dass ich hier nur von guten Gewohnheiten reden will, versteht sich von selbst; denn dass die schlechten Gewohnheiten das Leben und die Sitten verderben, ist eine Wahrheit, die man nicht erst beweisen muss. Aber auch die guten Gewohnheiten, sagten wir vorhin, können Böses anrichten, können ausarten. Das Gute kann sich in Böses verkehren, sobald sich der Lebensgeist zurückzieht und nur die leere Form bleibt. Ein Licht, welches auslöscht, ist nicht mehr ein Licht; ein Körper, aus dem die Seele entflohen ist, ist ein Leichnam geworden. Untersuchen wir nun, welchen Charakter unsere Gewohnheiten tragen; machen dieselben unser Leben frisch und blühend, oder trocknen sie es aus? Last uns diese Fragen beantworten!

Von den guten Gewohnheiten wollen wir hier hervorheben, deren wir Alle nicht entbehren können, weil sie notwendig sind, sowohl zu unserm irdischen Wohlbefinden, als zu unserm geistlichen Wachstum.

Sprechen wir zuerst von der Gewohnheit des Arbeitens. Gott will, dass wir sechs Tage arbeiten und an dem siebenten Tage ruhen. Den Reichen wie den Armen, den Jungen wie den Alten wird befohlen, zu arbeiten; denn die Arbeit ist nach dem Willen Gottes nicht bloß ein Broterwerb, sondern auch ein kräftiges Mittel zur Entwicklung unserer leiblichen und geistigen Kräfte. Soll aber die Arbeit eine gute sein, so muss sie zur süßen und beständigen Gewohnheit werden. Ein Mensch, der nur aus Liebhaberei oder von Zeit zu Zeit arbeitet, wird nie zu denselben Resultaten gelangen, wie ein anderer, der regelmäßig und unausgesetzt arbeitet. Ein Eifer, den die Trägheit abkühlt, oder der nur dadurch erhalten wird, dass er von einer Arbeit auf die andere überspringt, ist nicht sehr verschieden von der Lässigkeit oder Unregelmäßigkeit. Die Gewohnheit des Arbeitens allein gibt unserm Beruf einen festen Halt, einen Zusammenhang, einen Charakter. Sie erweckt immer neue Ideen, führt zur Ausbildung, und lässt uns ein richtiges Urteil, einen richtigen Überblick über die einzelnen Teile und über das Ganze unserer Arbeit gewinnen. Sie bewahrt uns durch die Entfaltung und Anwendung unserer Kräfte vor bösen Neigungen und Begierden, gibt unserm Willen Kraft, Mut und Ausdauer. Die Gewohnheit des gewissenhaften Arbeitens hat schon viele Leute bewahrt vor der Ansteckung des Bösen, vor den Sorgen des Lebens und vor einer Menge von Versuchungen.

Was man die Kinder vor allen Dingen lehren sollte, das sind gute Angewohnheiten, und besonders Lust und Liebe zu einem regelmäßigen und fleißigen Arbeiten. Die unbeständigen, launischen und mürrischen Charaktere sind sehr oft eine Folge davon, dass man in der Jugend nicht zu einer ernstlichen und beständigen Beschäftigung angehalten wurde. Das beste Mittel, um zu der löblichen Gewohnheit des Arbeitens zu gelangen, ist, wenn man den Tag gut einteilt, und, wenn möglich, sich einen Plan macht. Versorge dich mit irgend einer Arbeit, teile dieselbe ab, nimm jeden Tag zu einer bestimmten Stunde einen solchen Teil vor, von dem du denkst, dass du ihn fertig bringen kannst; dieser Teil darf weder zu groß, noch zu klein sein; aber vollende diesen Teil deiner täglichen Aufgabe, wie wenn er dir von Gott selber zugeteilt worden wäre. Auf diese Weise wirst du nicht allein etwas ausrichten, sondern die Arbeit wird dir immer leichter und geläufiger und du selbst wirst geschickter: Es gibt Schwierigkeiten, die, in der Ferne gesehen, wie Berge erscheinen, welche aber, wenn man frisch und mutig daran geht, immer kleiner werden und endlich ganz verschwinden.

Wir wollen nun sehen, inwiefern diese so nützliche und so notwendige Gewohnheit ausarten kann. Das geschieht dadurch, dass sie, wie Paulus sagt, eine bloß leibliche Übung wird.

Der Fleiß kann zur Fertigkeit werden, die Regelmäßigkeit zur Einförmigkeit. Was zum Beispiel bei einem Buchhalter, bei einem Postkondukteur, bei einem Fabrikarbeiter seiner Arbeit vor Gott den Wert gibt, das ist der Geist, in dem sie ihren Beruf treiben. Ich gebe zu, dass dies Berufsarten sind, die mehr als andere zu einem bloßen Mechanismus werden können. Aber auch die heiligsten Gewohnheiten und Beschäftigungen können sehr schnell zu einer bloß leiblichen Übung werden, wenn man nicht über sich selbst wacht.

Das Herz muss überall dabei sein. Jenes Leben, welches die Arbeit fruchtbar macht, kann allein die Gottseligkeit geben. Ohne dieses göttliche Element wird jede Arbeit zur toten Einförmigkeit. Die materielle und die Kopfarbeit erhält nur dadurch ihre Frische, wenn das Herz mitarbeitet, die Liebe mitwirkt. Alle unsere Kräfte müssen mit dem Element der göttlichen Liebe durchwirkt werden, damit unsere Arbeit ein Gewinn sei und ihre Lebensfrische behalte. Nur die Gottseligkeit verleiht diese Lebenswärme, diesen unausgesetzten Fleiß und diese Ausdauer. Von den Engeln sagt man, dass sie, wenn ihrer zwei die Aufgabe hätten, der eine, eine Welt zu regieren, der andere, eine Straße auszukehren, ihre Beschäftigung nicht mit einander vertauschen würden. Aus welcher Quelle diese ihre Freude und ihren Eifer im göttlichen Dienste schöpfen, sagt uns Paulus, nämlich aus der Gottseligkeit, die zu allen Dingen nütze ist, und die Verheißung hat dieses und des zukünftigen Lebens, also aus einer Quelle vollkommener Freude, gänzlicher Hingebung und völliger Zufriedenheit.

Eine andere Gewohnheit, nicht weniger nötig als die des Arbeitens, ist die Gewohnheit, feste Entschlüsse zu fassen. Ein entschlossener Mann gleicht einem köstlichen Schatz; aber es ist nicht jedermanns Sache, fest und entschlossen zu sein. Ich weiß gar wohl, dass es Lagen gibt im menschlichen Leben, wo eine Entschließung schwer wird, wo es sogar Tollkühnheit wäre, einen zu schnellen Entschluss zu fassen; ich rede hier aber nur von den gewöhnlichen Fällen, die sich in unserm Leben ereignen. Wir wissen, dass der Wille Gottes die Richtschnur unseres Willens sein soll; unser Leben wird nur dann ein bestimmtes und freudiges sein, wenn wir die Absichten Gottes ausführen und seinem Rufe folgen. Je länger wir warten, diesem Rufe zu folgen, desto mehr vermehren wir unsere Pein; sobald aber unser Wille dem Willen Gottes ergeben ist, so haben wir Alles gewonnen. Der Herr verlangt nichts von uns, als was er uns selber gibt. Wenn ein Abraham sein Haus und das Land seiner Freundschaft verlassen kann, um sich einer dunklen, ungewissen Zukunft anzuvertrauen; wenn er seinen Sohn Isaak aufopfern will; wenn das Unmögliche ihm möglich wird: so kommt es daher, weil sein Wille dem Herrn zum Opfer gebracht war. Sei ein Mann der Tat, anstatt dass du unentschlossen bist und zauderst. Der Weg des Herrn ist ein ebener Weg für den, der aufrichtigen Herzens ist. Ein entschlossener Schritt ist schon die Hälfte des Weges.

Aber unsere Entschließungen müssen aus göttlichem Antrieb gewirkt sein; denn sonst bekommen sie sehr bald den Charakter der Unbeständigkeit und halben Entschlossenheit. Nichts schwächt die Willenskraft so sehr, wie jene guten Vorsätze und Entschlüsse, die von uns selbst stammen, und die wir gleich wieder aufgeben. Es gibt Leute, welche immer wollen, aber ihr Wollen will nicht heraus. Sie haben gute Anwandlungen, machen Anstrengungen, aber diese Kinder ihres Willens ersterben während ihrer Geburt. Es sind Übungen, wenn man sie so nennen will, aber unnütze und vergebliche. Alle ihre Entschlüsse und Vorsätze laufen am Ende auf bloße Redensarten hinaus, wodurch das Gewissen nur immer mehr abgestumpft wird. Unterdessen verfließt das Leben, man kommt nicht vorwärts im Guten, folglich stärkt man sich im Bösen. Und dieses Böse, woher kommt es? Es kommt daher, dass man nicht zur Quelle des Lebens gegangen ist. Die Gottseligkeit, die unsere Arbeit würzt, gibt auch unsern Entschlüssen ihre Festigkeit. Ihr, die ihr immer wollt, und nie ausführt, was ihr wollt, kommet und trachtet nach der Gottseligkeit; dieselbe wird euch die rechten, guten Vorsätze lehren, und diese Gottseligkeit findet ihr in der Liebe Gottes. Gebt ihm euer Herz und er wird euch gute und ausführbare Entschlüsse ins Herz geben. Wenn der Herr euch als sein Eigentum besitzen wird, so werden euer Wille und eure Taten ebenfalls dem Herrn gehören. So lange ihr aber nicht auf diesem Punkte angelangt seid, werdet ihr euch nicht aufschwingen können, sondern ihr gleicht einem Adler, der sich zur Sonne erheben will, aber zur Erde niederfällt, weil seine Flügel gebunden sind.

Die Gewohnheit, die Leiden zu ertragen, ist die dritte, von der wir reden wollen. Die Trübsal ist gleichsam die Vervollkommnung des Glaubens; aber um Segen aus derselben zu ziehen, muss man sie tragen gelernt haben. Jeder Tag hat seine eigene Plage, und diese Plage muss gefühlt werden, wenn man sie dem Herrn empfehlen will. Der sanftmütige und demütige Geist ist eine Frucht der Leiden. So wie das Öl aus der Presse fließt, so fließt aus der Schule der Leiden der Segen auf unser Herz. Weil der Herr uns lieb hat, so züchtigt er uns; er hält uns in seiner beständigen Zucht, um das beständige Gefühl unserer Ohnmacht und ein heilsames Misstrauen gegen uns selbst in uns zu erhalten. Wir sollen unsere Gebrechlichkeit und Hinfälligkeit einsehen und empfinden. Wer sich einer guten Gesundheit erfreut, keine Last zu tragen, keine Gebrechlichkeit seines Leibes zu fühlen hat, wird viel schwerer zur Tiefe und Innigkeit des geistlichen Lebens gelangen. Wer aber in der Schule des heiligen Geistes gelernt hat, die mancherlei Anfechtungen, die uns begegnen, für lauter Freude zu achten, der wird desto inniger werden in seinem Gebet, desto mehr losgemacht von der Liebe zur Welt; der empfindet die Kraft der göttlichen Verheißungen und schmeckt die Kräfte der zukünftigen Welt. Für den ist die Ewigkeit mit ihrer Ruhe und die herrliche Hoffnung auf das ewige Erbe ein reichlicher Ersatz für die Trübsal, die nur zeitlich und leicht ist.

Aber haben wir ja Acht, der Segen der Trübsal geht verloren, sobald die Gottseligkeit aus dem Herzen weicht. Wer da leidet, der leide für den Herrn, in demselben Geiste der Ergebung und Kindlichkeit, wie Jesus, unser Heiland, gelitten hat. Nur dieser Geist erhält aufrecht, dass man beharren kann bis ans Ende. Ohne ihn verirrt man sich sehr bald von dem rechten Wege und entfernt sich von dem Herrn. Ein finsterer, mürrischer Geist greift Platz in der Seele. Anstatt durch das Kreuz gedemütigt und geläutert zu werden, verhärtet man sich. Man murrt unter den Prüfungen und wird bitter, wenn sie sich verlängern. Oder man fällt in eine gänzliche Gefühllosigkeit, wobei die Seele niedergebeugt und entkräftet, aber der wahre Zweck der Leiden nicht erreicht wird. Es gibt vielerlei Arten, sein Kreuz zu tragen, aber nur eine ist die richtige und segensvolle, nämlich diejenige, wenn man zu den Füßen des Heilandes lernt, wie sein Joch sanft und seine Last leicht ist.

Nun bleibt uns noch die vierte und legte der heilsamen Gewohnheiten zu betrachten übrig: die Gewohnheit, die Wahrheit zu hören. Wer aus der Wahrheit ist, der höret ihre Stimme. Im Gewissen, oder im geschriebenen Worte lässt sich eine Stimme vernehmen, eine feierliche Stimme, die alle andern übertönt. Oft ist sie hart für unsere Ohren, und oft sehr demütigend; denn sie erinnert uns, sie tadelt uns, und man will lieber gelobt als getadelt werden. Man möchte lieber gut, als unartig erscheinen. Aber die Wahrheit ist die Wirklichkeit, und eine Wahrheit, die uns richtet und verdammt, hat unendlich mehr Wert, als ein Irrtum, der uns schmeichelt, der uns täuscht. Höre auf die Stimme der Wahrheit, sie komme dir, von welcher Seite sie wolle! Neige dein Herz zur Wahrheit und deine Ohren zur Weisheit! Derjenige, der sich unterrichten lässt, wandelt auf dem Wege, der zum Leben führt. Wir müssen Alle erscheinen vor dem Richterstuhl Christi. Denken wir an diese große, ernste Stunde, und wir werden die Stimme der Wahrheit hören. Die Wahrheit ist das Wesen und das Leben Gottes, und diese Wahrheit Gottes wird uns richten. Aber wie alle andern Gewohnheiten, so kann auch diese ausarten, wenn man den Begriff der Wahrheit verwechselt mit ihrem Wesen und ihrer Kraft. Wer die Wahrheit hören will, muss aus der Wahrheit sein. Wie lange hörst du schon die Botschaft des Evangeliums? Die Stimmen, welche sie dir verkünden, sind zahlreich um dich herum. Blicke um dich, wie viele wahre Bekehrungen entdeckst du? Nicht viele. Weißt du warum? Weil man aus der Wahrheit eine Sache der bloßen Form, weil man aus der Predigt ein geistliches Handwerk gemacht hat. Man lernt das Evangelium, aber man lebt es nicht. Es macht nicht die Nahrung unserer Seele aus. Unser Herz ist abgestumpft und satt. Eines der seltensten Dinge ist in unsern Tagen ein fröhlicher, getroster Christ. Es gibt um uns her so viele düstere Mienen, so viel saures Christentum, und das kommt nur von der unfruchtbaren Gewohnheit her, wie man die Wahrheit hört. Denn die leibliche Übung ist wenig nütze, aber die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze, und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. Ja, unser Silber kann sich in Schaum verwandeln, und unser Trank mit Wasser gemischt werden. Man glaubt, das Wasser zu haben und hat nur dessen Form; man geht dem Bräutigam entgegen mit einer geschmückten Lampe; aber diese Lampe brennt nicht, sie raucht nur. Ach! es gibt mehr törichte Jungfrauen in der Gemeine Christi, als wir nur denken.

Kann man, werdet ihr fragen, solchen ausgearteten Gewohnheiten nicht wieder zum Leben und zur Kraft verhelfen? einer zum Mechanismus gewordenen Arbeit nicht wieder frische Elemente zuleiten? einem Willen, der es nie zur Ausführung bringt, nicht wieder Tatkraft einflößen? den Leiden nicht salbungsvolle, segensreiche Würze geben? einen Hörer der Wahrheit nicht den Wert derselben wieder schätzen lehren? Wollten wir daran zweifeln, so würden wir vergessen, dass die Welt der Acker Gottes ist, wie die Kirche der Garten, den der Herr bauet und pflanzet. Die Wasserbrunnen und die Bäche, die vom Libanon herunterfließen, sind nicht vertrocknet. Der Odem des Herrn, der Geisteswind, kann wieder von allen vier Enden der Welt zu wehen anfangen, und Alles neu machen, sobald euer Herz in seiner Tiefe jenes ungestillte Bedürfnis zu fühlen anfängt, und Hunger und Durst empfindet und begierig wird nach dem Tau des Himmels, nach dem verborgenen Manna, nach dem Honig, der aus dem Felsen fließt. Ihr seid bestimmt zu leben, und nicht auszutrocknen. Euch ist dargeboten, was euch fehlt. So Jemand dürstet, sagt der Heiland, der komme zu mir und trinke! Den Betrübten und Elenden, deren Zunge vor Durst verschmachtet, die nach Wasser schreien und keines finden, wird der Herr selber zu trinken geben; Er, der Gott Israels, wird sie nicht verlassen. Von den Höhen werden Wasser fließen, und in der Tiefe werden Brunnquellen sein. Er wird die Wüste in Teiche umwandeln, und das Trockene in Wasserbrunnen. Was zu den Zeiten der Apostel geschehen ist, kann wieder geschehen. Noch ist der heilige Geist da, und über jede Gemeine, die es verlangt, wird er ausgegossen; jede Seele, die nach ihm schreit, erquickt er mit seinen Lebensströmen. Das Wort des Herrn hat seine Kraft noch nicht verloren; es ist nicht veraltet, sondern es prangt in ewig junger Schönheit.. Wenn deine Gewohnheiten, mein lieber Christ, in den Dienst des dreimal heiligen Gottes sich begeben: so wird Alles für dich eine andere, eine neue, eine schönere Gestalt gewinnen. Deine Arbeit und deine Entschlüsse, deine Leiden und dein ganzer Gottesdienst werden dir die Quellen jener Gnade öffnen, die köstlicher ist denn Gold und fester denn die Berge. Weg mit jedem falschen Schein, mit jeder bloßen Form, und dürfte nach dem Wesen und nach dem Leben!

Euere Väter, die doch böse waren, böse in mancher Hinsicht, haben euch dennoch nie die guten Gaben versagt, um die ihr sie gebeten habt, um wie viel mehr wird der himmlische Vater, der einzig gute, euch Gutes, euch seinen heiligen Geist geben, wenn ihr inbrünstig darum bittet.

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