Lobstein, Friedrich - Das Wirken der Gnade an den Seelen - VIII. Der christliche Freundschaftsverkehr.

Lobstein, Friedrich - Das Wirken der Gnade an den Seelen - VIII. Der christliche Freundschaftsverkehr.

Luk. 10,38-42.
38. Es begab sich aber, da sie wandelten, ging er in einen Markt. Da war ein Weib mit Namen Martha, die nahm ihr auf in ihr Haus. 39. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich zu Jesu Füßen, und hörte seiner Rede zu. 40. Martha aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu, und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt alleine dienen? Sage ihr doch, dass sie es auch angreife. 41. Jesus aber antwortete, und sprach zu ihr: Martha, Martha, du hast viele Sorge und Mühe; 42. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt, das soll nicht von ihr genommen werden.

Der Evangelist schließt uns einen Familienkreis auf. Wir haben vor uns zwei Schwestern, die beide den Herrn kannten, liebten und jede nach ihrer Art bedienten. Auch heißt es von Jesu Christo, dass er Martha und ihre Schwester und Lazarus liebte. Das Haus zu Bethanien war eine der Lieblingsstätten des Herrn; dahin zog er sich zurück, wenn er der Menge, die ihn drängte, entgehen wollte. Jesus Christus, der ein Mensch war wie wir, hatte auch das Bedürfnis eines freundschaftlichen Verkehrs. Unter seinen Jüngern hatte er mit Dreien einen innigeren Umgang: mit Petrus, Johannes und Jakobus. Mit ihnen stieg er auf den Tabor; dieselben Jünger begleiteten ihn weiter in den Garten zu Gethsemane; und von den Dreien heißt Johannes noch ganz besonders der Jünger, den der Herr lieb hatte. Mit diesem schien der Herr eine besondere Verwandtschaft zu fühlen, und so auch war das Haus zu Bethanien der Ort, wohin Jesus Christus sich besonders gern zurückzog. Es gibt eine mehr oder weniger innige christliche Gemeinschaft, und am liebsten kehrt man unter den frommen Familien zu denjenigen zurück, die uns am besten verstehen. Doch ist ein wahrhaft inniger Verkehr immer noch etwas seltenes. Es gibt christliche Individualitäten, die uns gar nicht ansprechen; andere, denen wir uns schon näher fühlen; sehr wenige, die uns ganz befriedigen. So zeigt uns unser Text zwei Schwestern, die im Wesentlichen eins sind, und doch besteht zwischen beiden keine wahrhaft geistige Gemeinschaft. Martha fühlt sich nicht von Maria befriedigt, und Maria hat nicht denselben Charakter wie Martha; dies hindert sie aber nicht, beide den Herrn zu kennen und zu lieben. Es gibt eben Charaktere, die mehr oder weniger für einen Freundschaftsverkehr geeignet sind. Du kannst Jahre lang mit gewissen Christen auf demselben Fuße stehen; es steht ein Hindernis zwischen euch, das ungehoben bleibt. Noch ein Hindernis kann in den äußern Umständen liegen, öfter noch in gewissen Unvollkommenheiten der Charaktere. Darüber wollen wir weiter nachforschen, indem wir uns den geistlichen Zustand der Martha und der Maria näher ansehen. Sogleich merken wir, dass Maria mehr Anlage zur Freundschaft hat, als Martha; diese hat vorzügliche Eigenschaften, aber Maria hat etwas, das der Andern abgeht. Der Herr selbst hebt den Unterschied deutlich zu Marias Gunsten hervor, indem er spricht: Martha, Martha, du hast viele Sorge und Mühe; Eins aber ist not; Maria hat das gute Teil erwählt, das soll nicht von ihr genommen werden.

Diese Familienszene kann vielfach angefasst werden; wir wollen sie zur Behandlung der Frage benützen: Was hindert den christlichen Freundschaftsverkehr, und welches sind die Bedingungen zu einem solchen?

Wir sehen, dass Martha in ihrem Wesen etwas Unruhiges hat; ihr fehlt die wahre Ruhe; um aber zur rechten Freundschaftsgesinnung zu kommen, muss man weniger äußerliche Besorglichkeit und mehr geistiges Leben haben. Eben dieses geistliche Element fehlt bei vielen Christen, und man gewinnt es nur durch eine größere Annäherung zum Herrn. Martha kennt den Herrn nicht genug, und sie sucht nicht genug, ihn kennen zu lernen; sie hält sich nicht gesammelt zu seinen Füßen; zu viel Anderes nimmt sie in Anspruch. Daher ihre fehlerhafte Befähigung zur christlichen Vertraulichkeit. Ist die Seele nicht gehörig im Umgang mit dem Herrn, so haben die christlichen Beziehungen immer etwas mehr oder weniger Kaltes und Oberflächliches. Der Austausch der Erfahrungen ist bald fertig und die Unterhaltungen arten in gewöhnliche Gespräche aus. Man muss die Gesinnung Jesu Christi für die Sünder kennen, um das zartfühlende Herz zu bekommen, das für die christliche Vertraulichkeit notwendig ist. Das Wort des Herrn muss auf mancherlei Weise und von mancherlei Seite die Seele durchdrungen haben, soll eine geistliche Wirkung und die rechte Seelenliebe ermöglicht werden. So hatte Martha noch nicht die rechte Befähigung. Sie wirft sich zu früh auf die Werke; diese aber sollen nicht uns, wir sollen sie beherrschen; und dieses ist unmöglich, wenn der Herr nicht zuerst in unserer Seele zur Herrschaft gelangt ist. Beginne damit, recht vertraulich mit ihm zu werden, sonst fällst du bald in das Formenwesen. Die Gedanken zersplittern sich, das Herz ist nicht da, wo dein Schatz ist, und kommt ein Stoß von außen dazu, so bist du wie eine hangende Wand und eine zerrissene Mauer. Es gehört eine große Kraft der Verinnerlichung dazu, um still und fest zu bleiben inmitten der zahlreichen Mühen und Widerwärtigkeiten, welche jeder Tag mit sich bringt. Die Lampe nährt sich nicht von dem Feuer, sondern vom Öl, das man stets erneuern muss. Aus der Gemeinschaft mit dem Herrn fließt auch der Glaube, und für die wichtigen Fälle die Ausdauer; aus ihr stammt, wächst und erstarkt die christliche Vertraulichkeit. Man sollte meinen, eine gewisse Lieblichkeit des Wesens, eine natürliche Empfänglichkeit, ein offenes Zuvorkommen, ein wohlgefälliges Benehmen und andere ähnliche Eigenschaften wären hinreichend, um zwei Freunde auf den innigsten Fuß zu bringen; aber der Herr gibt seine Ehre keinem Andern; dies alles kann die ewige Quelle der Liebe nicht ersetzen; ein unerwarteter Vorfall kann plötzlich die vermeintliche Innigkeit, die nicht Gottes Werk ist, in Verfall bringen. Das menschliche Leben eilt rasch dahin, und unsere christlichen Freundschaftsbeziehungen selbst schwinden, wenn wir nicht den Herrn mehr und mehr erkennen.

Ein anderes Hindernis für die rechte Vertraulichkeit liegt in der Eigenliebe. Wie viele Christen gibt es, denen man keine Bemerkung machen darf; sie nehmen jedes Wort der Art übel auf; ihr größter Feind ist die Empfindlichkeit. Die Selbstgerechtigkeit verzweigt sich unendlich; man erkennt sie aber immer an dem Missbehagen, das aufsteigt, sobald man sich mit uns unzufrieden zeigt. Warum gibt es Christen, mit welchen man nicht umgehen will? Sie haben uns in gewissen Fällen Wahrheiten gesagt, die wir nicht vergessen können. Eine solche Bemerkung macht der Herr der Martha; er ist nicht ganz mit ihrem Christentum zufrieden; wir wissen nicht, wie Martha diesen Wink aufgenommen hat; aber sicherlich wirst du nie einen vertrauten Freund haben, so lange du nicht bereitwillig dich demütigen lässt. Das ist schwer, besonders wenn wir meinen, man verkenne unsere guten Absichten. Martha glaubt, sie diene nur dem Herrn, und doch, anstatt sie zu loben, tadelt er sie. Das mag oft geschehen. Du opferst dich in christlicher Tätigkeit und wirst nicht erkannt, ja man tadelt dich nur. Du gestehst dir nicht, dass deine guten Absichten zuletzt doch in der Eigenliebe wurzeln; du hast dich wohl nicht genug geprüft, um es zu wissen; lässt dich's nun jemand fühlen, so bist du beleidigt. Zwei christliche Freunde, welche noch auf dem Grund der eigenen Würde und des eigenen Verdienstes stehen, sind einander noch unendlich fern, und nie werden sie wahrhaft vertraulich miteinander stehen. Die Bibel sagt zu ihnen: Seid gesinnt, wie Jesus Christus auch war; er erniedrigte sich selbst; denkt an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat; und weiter sagt sie: Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren, und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird es erhalten zum ewigen Leben. (Joh. 12.) Der Boden der Demut ist auch der Boden der christlichen Liebe und Vertraulichkeit; hast du einmal gelernt, dich selbst zu vergessen, so wirst du über manches Unangenehme hingehen; so ziehe denn Jesum Christum an in seinen Brüdern.

Wir können in der Martha ein drittes Hindernis für die wahre Vertraulichkeit erkennen; ich meine den Mangel an Lust zum Wort des Herrn. Während der Herr zur Maria spricht, hört Martha nicht zu, sie hat viele Sorge und Mühe. Ich weiß wohl, dass die Zerstreuungen der Martha nicht weltlicher Art sind; aber auch christliche Zerstreuungen zerstreuen. Das christliche Herz macht sich noch so viele Sorge und Mühe. Wie benützt du die Augenblicke, wo der Herr mit dir redet, wo sein Wort offen vor dir liegt, wo es in das Werk deines Wesens dringen will? Wie irrt da oft der Geist hin und her! Wie ist das Fleisch, das Ohr so träge! Was ist dir oft von einem ganzen Kapitel geblieben, das du am Morgen gelesen hast, wenn du dich Abends fragst, was es den Tag über in dir gewirkt hat? Warum bin ich gekommen, spricht der Herr, und niemand hat gehört? Vergisst doch eine Jungfrau ihres Schmuckes nicht, noch eine Braut ihres Schleiers, aber mein Volk vergisst meiner ewiglich. (Jer. 2.)

Diese geistige Schlaffheit hat traurigere Folgen als man sich denkt. Mit solch beschwertem Herzen, kannst du da in die Lage Anderer dich versetzen? Das aber ist notwendig, willst du ihnen nahe kommen, vertraut mit ihnen stehen. Bist du satt und überdrüssig, wenn das Wort des Herrn bei dir einkehrt, wirst du es weniger sein, wenn ein christlicher Freund dir sein Herz eröffnen will? Wo die himmlischen Dinge saftlos geworden sind, da verlieren auch die menschlichen ihr rechtes Interesse; die Vertraulichkeit wird bald lästig da, wo das heilige Wort nicht mehr erquicklich und Alles bestimmend wirkt. Wellen wir uns Sorge und Mühe machen, so sei es um den Herrn zu hören; aus seinem Munde fließt für uns die Salbung, die uns Alles lehrt; mache dir nicht viel zu schaffen, bevor du das Eine, das not tut, dir zu Herzen genommen. Erinnere dich an das Wort des Psalmisten: Ich habe Lust zu deinen Zeugnissen, die sind meine Ratsleute. (Ps. 119.)

Wir haben bisher von den Hindernissen im christlichen Freundschaftsverkehr gesprochen; betrachten wir nun die Bedingungen zu einem solchen. Wollten wir in die Seele der Maria uns vertiefen, wie wir den Zustand der Martha zu schildern suchten, so möchten wir sagen, dass Maria viel gebetet, viel geliebt und viel gelitten hat. Zwei Christen, die sich in dieser dreifachen Beziehung ähnlich sind, werden sogleich vertraut zusammen stehen. Sie haben den rechten Grund.

Ich sage, dass Maria eine Seele ist, die viel gebetet hat.

Das Gebet öffnet die Seele und entwickelt den geistlichen Sinn. Viel beten, will mehr heißen als viel nachdenken oder als viel lernen. Maria ist eine Betende, und von Gott kommt uns das rechte Licht. Scheinbar tut Maria nichts; aber für den, der das rechte Verständnis hat, tut sie viel, tut sie mehr als Martha. Verwechsle jedoch nicht das leidende Verhalten der Maria mit der Trägheit des beschaulichen Lebens. Die Seele, welche sich zum Herrn wendet, um aus seiner Fülle Gnade um Gnade zu nehmen, ist sie untätig? Müssen Hände und Füße in steter Bewegung sein, damit man sagen könne: Ich bin tätig? Das Gebet ist auch eine Tat, vielleicht die wesentlichste. Es bestimmt unser Leben, wacht über unsern Wandel, macht aufmerksam auf die Feinde, baut auf, was zerfällt und in Trümmer sinkt: solches ist die Arbeit der Maria, solches auch ist die erste Bedingung der wahren Vertraulichkeit. Wir sehen, dass Maria diese Arbeit zu Hause vornimmt, und in den Stunden, da Jesus Christus selbst mit ihr sprechen will. Sie trennt sich nicht von ihren irdischen Pflichten; sie bleibt in der Welt; denn sie will ein Sauerteig werden für die Welt. Aber zu den Füßen Jesu sucht sie sich mit der Gesinnung zu durchdringen, die weise macht; ohne ihn kann sie nichts tun, und das muss sie ihm sagen und stets wieder sagen.

Die Unbeweglichkeit der Maria stellt uns jene geistliche Beharrlichkeit dar, welche den Herrn festhält, bis dass er uns gehört und erhört hat. Die Schrift sagt: Heiligt den Herrn euern Gott in euren Herzen; dies tut Maria sich selbst und Andern zum Segen. Du magst ihr später eine Beschäftigung geben, und an Allem, was sie tut, wirst du merken, dass sie gebetet hat; oder bringst du sie mit widerwärtigen Menschen zusammen, so wird sie herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Geduld und Sanftmut an den Tag legen, oder betritt sie ein christlich Haus, so wird sie bald auf innigem Fuße stehen. Das Gebetsleben ist gleich einem Magnetstein, welcher die Widerspenstigsten anzieht; sie müssen sich sagen: Ist Gott für ihn, wer mag wider ihn sein?

Maria ist auch eine Seele, die viel geliebt hat.

Das ist die zweite Bedingung zur christlichen Vertraulichkeit. Was heißt lieben? sich hingeben. Die Liebe ist die Darbringung seiner selbst; was die Liebe Jesu zur Musterliebe macht, erkennen wir, sobald wir uns erinnern, dass Jesus der große Hohepriester ist. Er hat sein Leben für uns gegeben; das ist es, und die überwunden haben im Blute des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses, sind diejenigen, welche ihr Leben nicht geliebt haben, sondern es in den Tod gegeben. Beim ersten Anblick sollte man meinen, die Liebe wäre das natürlichste; ist die Liebe nicht das Leben Gottes, der Liebe ist? Aber versuche es, zu lieben, und du wirst genug Schwierigkeiten vorfinden. Du wirst zurückbeben vor der Selbstverleugnung; und doch muss die Selbstsucht ersterben, sollst du lieben lernen. Es gibt eine grobe und eine feine Selbstsucht; hast du die erste gekreuzigt, so hast du noch die zweite zu kreuzigen. Diese versteckt sich hinter den natürlichen Neigungen. Du liebst, aber willst wieder geliebt werden; du besuchst einen Kranken, aber der Kranke soll auch etwas Anziehendes für dich haben; du stehst wohl um Mitternacht auf, um einem Freund zu öffnen, aber damit du wieder schlafen kannst und er dich nicht länger störe; du vergibst siebenmal, aber um sagen zu können: Ist's genug? Das haben auch die Pharisäer getan, aber zu den Füßen Jesu lernt man was Anderes. Maria studiert jene Liebe, die nimmer aufhört, die Alles verträgt, Alles glaubt, Alles hofft, Alles duldet. (1 Kor. 13.) Zur echten Freundschaft gehört das Alles. Welche Jämmerlichkeiten stellen sich oft ein in solchen nahen Beziehungen, die oft nur einen christlichen Anstrich haben! Man liebt eben noch nicht, man will noch zu viel geliebt werden. Maria strebt nach jener völligen Liebe, die feinen andern Lohn begehrt als den, immer mehr zu lieben.

Zuletzt ist Maria eine Seele, die viel gelitten hat.

Das Leiden ergänzte den Glauben. Paulus schreibt an die Philipper: Euch ist gegeben um Christi willen zu tun, dass ihr nicht allein an ihn glaubt, sondern auch um seinetwillen leidet. (Kap. 1.) Die Leiden erweichen das Herz und befreien es von dem Stolz. Wie schnell merkt man, ob ein Mensch gelitten hat und ob der Pflug Gottes über ein Erdreich gegangen ist. Die tiefen Bande der Neigung kommen aus dem innigen Erbarmen, das die von Gott gelehrte Seele belebt. Je mehr man unter der Hand Gottes gewesen, desto mehr ist man bereit, die Hand denjenigen zu reichen, die in demselben Glutofen sich befinden. Schon die Leiden des äußerlichen Lebens sind ein Segen. Ein darin heimgesuchter Mensch wird zugänglicher, für ernste Eindrücke empfänglicher, für einen vertraulichen Verkehr gereifter sein. Aber äußere Leiden sind nicht hinreichend; die heilsamsten sind die, die im Innern vor sich gehen. Die Erfahrungen der eignen Sündhaftigkeit bringen am meisten Gewinn für die Vertraulichkeit. Am meisten verbunden sind zwei zerschlagene Herzen, zwei Sünder, die sich erkannt und in ihrem innersten Wesen gelesen haben. Wo Gemeinschaft in geistlicher Armut statt findet, da wird auch Gemeinschaft in der Liebe, im Gebet sich zeigen; da ist einer Martha wohl bei einer Maria und eine Maria wird feinen Rückhalt mehr haben vor einer Martha. Man wird nichts mehr zu verdecken suchen aus verkehrtem Ehrgefühl; man achtet ein jedes höher als sich selbst. Solche Beziehungen sind nur deshalb selten, weil das Gefühl der Sündhaftigkeit so selten ist; man spricht zwar davon, aber man hat es nicht erfahren, oder man ist zu früh aus der Schule des heiligen Geistes gelaufen.

Wohlan! Wirf einen Blick auf deine christlichen Bekannten: Hast du einen vertrauten Freund? Bist du selbst dieses schönen Namens würdig? Es gibt Städte, wo man viele christliche Familien trifft; man besucht sich, man betet zusammen, man tut gemeinschaftliche Werke, aber die Seelen kennen sich nicht näher. Die zweite Zusammenkunft ist wie die erste: die dritte wie die zweite, und die Herzen bleiben unbewegt. Wollt ihr, liebe Seelen, nicht mehr für einander werden? Euer Leben ist so kurz und die Vertraulichkeit ist etwas so schönes! Ihr habt ein Bedürfnis danach, und doch entwickelt ihr es nicht. Ihr wisst, was euch fehlt dazu: ihr habt noch nicht genug gebetet, geliebt, gelitten. Nehmt zu in diesen Stücken, und es werden die Beziehungen sich ändern, und ihr werdet gewinnen an christlicher Freundschaft. Euer Umgang wird unmittelbarer, mannigfacher, inniger werden; in solchem Lebensaustausch wird ein Jeder sich reicher und stärker fühlen; ihr werdet erst dann sehen, wie weit ihr von einander entfernt wart, und wie die Sammlung der Heiligen auch zur Erbauung des Leibes Christi dient. Freilich wird diese christliche Vertraulichkeit immer noch mangelhaft sein; es soll so sein; es gibt Dinge, die nur für den Herrn sind, Herzensergießungen, die nicht für das Geschöpf sind. Kehrst du nach den gesegnetsten Stunden wieder in deine Einsamkeit zurück, so wirst du sagen: Ihm ist keiner gleich.

Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele nach ihm! Eins ist not; Maria hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden soll.

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autoren/l/lobstein-das_wirken_der_gnade/lobstein-wirken_der_gnade_-_viii.txt · Zuletzt geändert: von aj
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