Linck, Wenzeslaus - Unterrichtung der Kinder.

Linck, Wenzeslaus - Unterrichtung der Kinder.

Vnterrichtung der kinder/ so zu Gottes tische wöllen geen.

1528

Erstlich, liebe kind, must du glauben, so du das Sacrament des leibs vnd bluts Christi niessen wilt, Darnach must du dich selber probieren, ob du wirdigklich essen mügst rc.

Glaube.

NEmlich must du vor allen dingen wol fassen die wort vnsers lieben herren Jesu Christi, in wellichen er dir seinen leyb vnd blut zu einem Testament einsetzt, Darbey du versicheret vnd gewiß seyest seiner gnaden vnd des ewigen erbes der seligkeyt, mitsambt Christo vnd allen frummen Christen gemeinschafft habest in allen dingen vnd zur gemeinen Christi gehörest rc. Dann der Christenliche glaube helt in sich dise zwey stücke in sunderheyt, nemlich, Zum ersten, das wir auß gottes gnaden ledig werden aller sündt vnd elends. Zum andern, das wir teylhafftig vnd miterben werden aller güter gottes in Christo Jesu etc. Dise zwey stücke werden vns im Euangelio verheyssen, die erlangen auch alle, so dem Euangelio glauben. Auf das aber ein yeder mensch dester gewiser sey seines glaubens, vnd fürgewiset werde, das es jm zugehöre, was im Euangelio verheyssen ist, So hat Christus, vnser lieber herre, verordenet zwey Sacrament oder eusserliche zeychen, Also, das ein yeder, der dieselbige empfehet, in festem glauben dardurch versicheret werde, das obbemelte zwey stücke jm zugehören, welliche er an keyne zeyt, stat, person rc. gebunden hat, sunder wer, wenne oder wo man die entpfahe, so ists gewiß, das der glaubige sollichs entpfahe rc.

Hierumb glaube festigklich, das durch die tauffe Gott der Almechtige in die würcke vergebunge aller sündt, wie man dann im glauben betet, Ich glauben eine tauffe zu vergebung der sünden, das ist, Ich glaube, das auß gottes barmhertzigkeyt, durch Jesum Christum, im heiligen geyste, mir meine sündt alzumal vergeben seind, des ich in vnd durch die einige tauff versichert byn. Dann obwol die eusserliche tauff nur einmal geschehen vnd vergangen ist, so bleybt doch Gottes werck, so er darvnter würcket, für vnd für ewiglich, Desselbigen tröste ich mich alle zeyt.

Also glaube ich auch, das Got auß verdienst des leydens vnd sterbens Christi, durch den heiligen geyst mich vereiniget hat mit Christo vnd allen frummen Christen, ein geliedmaß gemachet der heyligen Christenlichen gemeinen oder kirchen, also das ich gemeinschafft habe in allen dingen mit allen heyligen gotteskindern, vnd was mich angeet, das gee sie alle an, was sie alle haben, das ist mein rc.

Auf das du aber hieran nit zweiffelest, so hat er dir das Sacrament seines leybes vnd bluts geben, Wenn du dasselbige entpfehest, so biß onn zweyffel vnd glaube fürwar, das Gott in krafft seines worts vnter sollichen warzeychen in dir würcke obbemelte gemeinschafft, nach inhalt seiner wort, da er spricht, Nembt hin, essest, das ist mein leyb, der für euch geben wird rc. Item, Nembt hin vnd trinckt alle, dann dises ist der kellich meines bluts, des newen Testaments, wellichs für euch vnd für viele vergossen wirdt zu uergebung der sünden rc. Dise wort fasse wol vnd tröste dich darauf, dann da verheysset dir Christus, das du durch sein leyden oder opfferunge seines leybes, so er am stammen des Creützes gethan hat, sollest verleybt sein mit jm vnd allen den seinen, Also das er in dir, du in jm, vnd mit allen heyligen in gemeinschaft sein solt. Darumb spricht er, Der leyb sey für dich geopffert oder gegeben. Auf das du aber nit zweyffelst, es sey dir gegeben, So spricht er, dises oder das ist mein leyb, wenn du das entpfehest, so habe gar keinen zweyffel, Gott würcket vnter sollichem sacrament gewißlich, das du bemelter gemeinschafft teylhafftig seyest vnd wirst sollichs erinnert vnd versicheret, als oft du das Sacrament entpfehest.

Dergleychen wenn der herre Jesus spricht, Das ist mein blut rc., So glaube festigklich on allen zweyffel, das Christi blut für dich vergossen sey, vnd deine sündt dir dardurch verziehen. Auf das du aber gantz sicher vng gewiß seyest, es sey dir geschehen, so hast du dises warzeichen oder Sacrament. Als oft du dasselbige entpfehest, so erinnere dich vnd gedencke des herren Jesu Christi, das eben Gott vnter disem Sacrament sollichs in dir würcke, Nemlich, das das blut Christi dich reynige von allen sünden. O wie grosser trost ist in disen Sacramenten, darumb mans gar gerne entpfahen sol.

Hierumb, liebes kind, wenn du dises Sacrament entpfahen wilt, so betrachte wol die obbemelten wort Christi, vnd glaube festigklich, das Gott in dir würcke, was die wort verheissen vnd sprich, Darumb kumme ich zum sacrament, das ich glaube, das sein leyb für mich geben, vnd sein blut für mich vergossen sey, dardurch ich aller sünden ledig vnd mit jme verleybet bin, in gantz volkummener gemeinschafft aller seiner güter, als ein bruder.

Dieweyl aber schwer ist, solch grosse ding zu glauben, sunderlich, das es mir armen sünder vnd nichtigen menschen solle widerfaren, Darumb entpfahe ich sambt dem worte Christi das eusserliche warzeychen zu versicherunge vnd sterckunge meyns glaubens, das ich gewiß sey, es geschehe mir.

Probierunge.

Wie man sich aber zu disem Sacrament solle bereyten, leret S. Paulus .j. Corinther .xj. da er spricht, Der mensch probiere sich selber, vnd alsdann esse er von disem brod vnd trincke von disem kellich rc. Das ist, du solt dich nicht heylig schetzen, nit andere leüte richten, verachten noch parteisch sein, sunder mit allem fleyß anschawen, wie ddörfftig vnd elendt du seyest, wie tieff du in der sünden steckest, wieuil dir noch mangelt am glauben vnd andern geystlichen gaben, wieuil du Gotte pflichtig und schuldig bist, der du keines vermagst zu bezalen rc.

In sollichen vnd dergleychen puncten bedencke, wie dir mag geraten vnd geholffen werden, Dieweyl aber dir Christus in disem Sacrament alles verheyssen hat, solt du es mit grosser begirde alda suchen. Hierumb ist die beste probierunge vnd bereytunge zu disem Sacrament, das ein mensch mit allem ernst anschawe seine nod, angst, sündt, anfechtunge, trübsal, dörfftigkeyt rc. dardurch er gedemütiget werde vnd der hülffe oder gnaden begierich, gleychsam einer begierich zu essen wirdt durch sawre lactuken rc. Dises ist der rechte hunger zu diser speyse. O, wenn wir erkenneten, in was ferligkeyten wir steen, was vns mangelet, wie tieff wir stecken rc. wie würden wir also begierig zu disem Sacrament werden vnd darzu lauffen als die dürstigen hirsche zum wasser.

Auß was vrsachen oder bewegnuß man zum Sacrament geen soll.

Nit auß gewonheyt, darumb das auf Ostern yederman hinzugehet. Nicht auß gebot des Babstes oder menschen. Nit auß eygner wirdigkeyt oder geschickligkeyt. Nicht darumb, das ich ein gut werck oder gottesdienst darauß mache rc. Sunder allein darumb, das ich allda in krafft des worts vnd warzeychens Christi müg das erbgut, so mir mein herre Jesus Christus durch sein sterben erlanget hat vnd im Testament verschaffet, entpfahen vnd holen.

Nemlich, das ich, entlediget von allen sünden, ein mitbruder vnd miterbe Christi sein müge, vnd mit Christo sambt allen Christen in einer kirchen oder gemeine sein, darinnen ich gemeinschaft aller heyligen habe, Also das alles, was Christus sambt allen Christen haben, mein sey, vnd herwiderumb. In summa, das Christus mein vnd ich sein sey vnd von jm nit gescheyden werde, sunder bleybe, wo er ist, in gelück oder vngelück jn bey mir habe, darzu in aller nod oder anfechtunge niemermer von jm verlassen werde, vnd was dergleichen früchte dises Sacraments sein.

Wenn oder wie oft man zum Sacrament geen sol.

Als oft du betrübt vnd angefochten wirst durch deine sündt im gewissen, beschweret durch forcht des todtes oder hellen, bekümmert mit schwacheyt des leybes oder seelen, in kleinmütigkeyt am glauben, oder sunst irgenterley gebrechligkeit wirst belestiget, Es sey, was es wölle, dardurch der Teuffel, die welt oder das fleysch dich verhindern will an deinem erbe oder seligkeyt. So suche alhie tost an dem wortte vnd zeychen Christi, wellichs er dir zur letze verlassen hat, dabor er gestorben ist, vnd habe gar keinen zweyfel, got würcket an dir in der anfechtunge alles, was das wort vnd zeychen zu sagen vnd bringen, da laß dich keine menschengedancken jrre machen.

Was glaubstu am Sacrament?

Ich glaube, das alda, nach inhalt der wort Christi, mir geben werde der leyb vnd das blut Christi vnbegreyflicher weyse, Das auch Gott der Almechtige in der entpfahunge alles das in vnd gegen mir würcke, was mir mein herre Jesus Christus allda versprochen hat, Als mnemlich, das sein leyb mich vereinige vnd verleybe der gemeinschafft Christi vnd aller Christen, Das sein blut mich reynige von allen sünden, Darumb ich gar nit zweyffel, ich entpfahe da den leyb vnd blut Christi, wiewol ich niemermeer begreyffen kan, welcher maß und weyse rc. ist mir auch on nod zu wissen. Es war den jüngern Christi genug, das sie erkanten wie Christus vom todte erstanden war, Ob sie gleich nit begreiffen kunten, wie er durch verschlossene thür zu jn kam.

Was ist das Abentmal Cristi oder diser tisch gottes?

Es ist nichts anderst, wann das Testament vnsers herren Jesu Christi, welchs er vor seinem leyden vnd sterben gemachet vnd verordnet hat allen den, die an jn glauben, vnd die in der tauffe, auß verdienst seins sterbens vnd aufersteens vom gewalt vnd reiche des teüffels erlöset vnd zu gottes kindern oder erben des hymelreichs erwelet rc. Denselbigen verheisset vnd gibt er in disem Sacrament warlich seinen leyb vnd sein blut zum troste, dardurch sie gantz sicher vnd gewiß werden im glauben jres gewissens, das er jnn alle güter gottes gebe, vnd sie als miterben mache sein vnd der gantzen Christenlichen gemeine in volkummener gemeynschafft aller heiligen, Dann dieweyl jnen Christus seynen leyb vnd sein blut zusagt vnd mitteylet, wie kündt er nit alle andere seyne gütter, so er in hymel vnd erden besitzt, jnen mitteylen? Hierumb wird alhie gewißlich sein leyb vnd blut entpfangen zur versicherunge, das vns vnser lieber herre Christus kein andere nicht wölle versagen, sunder vns mit jm herren vnd erben aller güter gottes machen, Amen.

Die Evangelischen Katechismusversuche vor Luthers Enchiridion Ferdinand Cohrs. Dritter Band. Die evangelischen Katechismusversuche aus den Jahren 1528 - 1529 Berlin A. Hofmann & Comp. 1901

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/l/linck/unterrichtung_der_kinder.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain