Krafft, Johann Christian Gottlob Ludwig - Die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an Maria in Nazareth.

Krafft, Johann Christian Gottlob Ludwig - Die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an Maria in Nazareth.

Predigt am zweiten Advent-Sonntag, den 10. Dez. 1843.

Text. Evang. Luk. 1, V. 26 - 38.
Und im sechsten Mond ward der Engel Gabriel gesandt von Gott in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth; zu einer Jungfrauen, die vertraut war einem Mann, mit Namen Joseph, vom Hause Davids; und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein, und sprach: Gegrüßt seist du Holdselige, der Herr ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern! Da sie aber ihn sah, erschrak sie über seiner Rede, und gedachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden im Leib, und einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen. Der wird groß, und ein Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Stuhl seines Vaters Davids geben; und er wird ein König sein über das Haus Jakobs ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein. Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen? Sintemal ich von keinem Mann weiß. Der Engel antwortete, und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, wird Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Gefreundte1), ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und geht jetzt im sechsten Mond, die im Geschrei ist, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.

Aus den vorhergehenden Worten haben wir heute vor acht Tagen die göttliche Botschaft vernommen, die der Engel Gabriel dem Priester Zacharias im Tempel brachte, dass ihm jetzt in seinem Alter von seinem Weib Elisabeth ein Sohn werde geboren werden, den er Johannes nennen sollte, der sei der von den Propheten geweissagte Vorbote, der vor dem Herrn, dem verheißenen Erlöser, hergehen und ihm den Weg bereiten, der das Volk zu seiner Aufnahme vorbereiten werde. In unseren heutigen Textesworten hören wir eine zweite göttliche Botschaft desselben Engels, viel größeren und herrlicheren Inhaltes noch, als die erste, die Botschaft von dem wundersamsten und gnadenreichsten aller Wunder, das nun geschehen sollte, in der Menschwerdung des ewigen Sohnes Gottes durch übernatürliche Wirkung des Heiligen Geistes im Leibe der Jungfrau Maria. Diesen Bericht lasst uns an dem heutigen, dem 2ten Advent-Sonntag hören und erwägen, der Herr gebe, zu unserer Erhebung und Stärkung im Glauben, und in der Freude in Ihm.

Elisabeth, wie wir zuletzt gehört, verbarg sich in den ersten 5 Monaten ihrer Schwangerschaft. „Im 6ten Monat“ (V. 26.), demselbigen also, wo sie sich wieder sehen ließ, „ward der Engel Gabriel gesandt von Gott in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth; zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann, mit Namen Joseph, vom Hause Davids; und die Jungfrau hieß Maria.“ (V. 26. 27.) Die Verkündigung der Geburt des Johannes war in Jerusalem, im Tempel, im Heiligen des Tempels geschehen; die Verkündigung der Geburt Christi geschah in Nazareth, einem unansehnlichen und sehr gering geachteten Städtlein in Galiläa, in einem armen Privathaus daselbst. Schon von der Ankündigung seiner Geburt an zeigen sich die Spuren der tiefen Niedrigkeit und der Knechtsgestalt, in welche der Sohn Gottes, der Herr der Herrlichkeit, sich herniederließ, da Er in unser sterbliches Fleisch kam. In diesem Nazareth wohnte die Jungfrau, welche die Mutter des Erlösers zu werden auserkoren2) war, die Verlobte eines Zimmermanns, in Verborgenheit und Niedrigkeit, denn das Haus Davids, aus welchem beide abstammten, hatte längst seinen alten königlichen Glanz verloren, und die Abkömmlinge dieses Hauses lebten in Armut, im jüdischen Land zerstreut. Die Geschlechtsregister aber waren noch vorhanden; und so wie diese Geschlechtsregister auswiesen, dass der Priester Zacharias zur Klasse Abia des Hauses Aaron, des Stammes Levi, gehörte, so wiesen sie auch aus, dass Joseph, der Bräutigam der Maria, wie sie, seine ihm verlobte Braut, zum Haus David des Stammes Juda gehörte. Wir sehen in diesen Angaben gleich die Beweise und Früchte der vom Evangelisten Lukas angewandten Sorgfalt im Erfunden und Erforschen aller Umstände von Anbeginn.

Lasst uns nun hören, wie der Engel Gabriel die hohe Botschaft an die Jungfrau Maria in Nazareth ausrichtete. V. 28.: „Und der Engel kam zu ihr hinein, und sprach: Gegrüßt seist du Holdselige,“ wörtlich: du Begnadigte, „der Herr ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern.“. Gleich in diesem Gruß des Engels liegt eine Hinweisung auf die Gnade, auf die in ihren Erweisungen durchaus freie Gnade des Herrn. Der Gruß des Engels ist Ausdruck seiner Hochachtung und Ehrerbietung vor der Maria, weil der Herr mit ihr ist. Er nennt sie die Begnadigte, die Hochbegnadigte, und die gesegnete unter den Weibern, weil der Herr sie angesehen und vorgezogen hat. Eine gewaltige Anrede: „Du Holdselige, du Gebenedeite unter den Weibern!“ Dafür, für etwas Besonderes hat sie sich nicht gehalten und angesehen. Darum hören wir weiter V. 29.: „Da sie aber ihn sah, erschrak sie über seiner Rede, und gedachte,“ dachte nach, überlegte, „welch ein Gruß ist das?“ Der Inhalt seiner Anrede erschreckte sie mehr als die Erscheinung seiner Person, so wundersam diese auch war, denn an dem Glanz seines Angesichtes und seines Gewandes hat sie ihn ohne Zweifel alsbald als einen Engel erkannt.

Gewöhnlich ist es anders. Gewöhnlicher ist es, dass man bei überraschenden Erscheinungen mehr mit der Person sich beschäftigt als mit dem, was dieselbige sagt. Maria war von dem wundersamen Gruß mehr betroffen als von der wundersamen Erscheinung, und es spricht stark für ein seltenes Maß der Reinheit und Kindlichkeit ihres Sinnes, dass sie vor dem Engel nicht erschrak, wenigstens so nicht, dass sie nicht ihre Aufmerksamkeit und ihr Nachdenken richten konnte auf das, was er sagte. Je reiner das Herz, desto weniger Furcht auch vor einem Engel Gottes, vor einem reinen und heiligen Wesen. „Maria erschrak über seiner Rede,“ heißt es, und auch das zeugt von der Reinheit und Einfalt ihres Sinnes, da sie wirklich noch nicht wusste, wie solche Begrüßung zu nehmen war. Ihre Ungewissheit hierüber wurde ihr nun bald durch die weitere Eröffnung des Engels benommen. Er hatte nicht nötig gehabt, bei seinem ersten Hereintreten zu ihr zu sagen: Fürchte dich nicht! Jetzt tat er es, um ihre Bedenklichkeit über den empfangenen Gruß zu zerstreuen, und nannte sie nun auch mit Namen. V. 30.: „Fürchte dich nicht, Maria,“ meinen Gruß anzunehmen, sorge nicht, es sei was unrechtes, unheimliches darin, und er sagte ihr nun auch den Grund, warum er sie also gegrüßt und selig gepriesen, nämlich allerdings nicht um ihretwillen, ihr damit Lob zu bringen, sondern um der Gnade willen, die sie bei Gott gefunden. „Denn du hast Gnade bei Gott gefunden.“ Und nach dieser Vorbereitung durfte er ihr die hohe Botschaft selber eröffnen. V. 31-33.: „Siehe, du wirst schwanger werden im Leib, und einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen. Der wird groß, und ein Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Stuhl seines Vaters Davids geben; und er wird ein König sein über das Haus Jakobs ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein.“ Gabriel knüpfte, wie dort bei Zacharias, so hier bei der Maria seine Verkündigung an die alttestamentliche Weissagung, an das prophetische Wort an. Wäre der Maria das prophetische Wort unbekannt und fremd gewesen, so würde sie den Sinn der Worte des Engels auch nicht haben verstehen können. Da sie aber wohlbekannt und vertraut damit war, so fasste sie auch gleich und leicht und ganz, was der Engel ihr in diesen Worten verkündigte, dass der Sohn, den sie gebären werde, werde der im Alten Testament verheißene Messias sein. Die Hauptweissagung, auf welche der Engel hier deutlich zurückweist, ist die große, inhaltreiche Eröffnung, welche der König David von Gott durch den Propheten Nathan empfing, bei dem Anlass, dass er hatte wollen dem Herrn einen Tempel, ein Haus bauen, wie wir im 7. Kap. des 2. Buchs Samuel näher beschrieben finden. Da wurde dem Könige David der künftige leibliche Nachkömmling zugesagt, unter dem Namen des Sohnes Gottes und in der Eigenschaft eines ewigen Königs, auf dem Thron Davids, über das Volk Gottes. „Ich will sein Vater sein,“ heißt es dort, (2 Sam, 7,14.) „und Er soll mein Sohn sein. Dem will ich sein Reich bestätigen, und will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewiglich (V. 13.), und dein Stuhl, dein Thron soll ewiglich bestehen:“ (V. 16.) Wie tief David in den Sinn dieser göttlichen Eröffnung eindrang, wie wohl er sie verstand, und wie sein Herz darüber frohlockte, davon zeugt sein Lob- und Dankgebet, das er Gott dem Herrn dafür darbrachte, und welches in demselben 7. Kap. des 2. Buchs Samuel verzeichnet steht. Auf alle Hauptpunkte jener Verheißung weist der Engel Gabriel hier in seiner Verkündigung an die Maria zurück, und konnte so in wenig Worten ihr sagen, was ihr zu wissen nötig war. V. 31.: „Siehe,“ sagt er, „du wirst schwanger werden im Leib und einen Sohn gebären.“ Hiermit, mit dem, was der Engel von der Empfängnis und Geburt ihres Sohnes hier sagt, war derselbige sehr deutlich, seiner menschlichen Natur nach, bezeichnet, und zugleich auch auf seine leibliche Abkunft von David hingewiesen, die in der Weissagung vorhergesagt war. „Des Name sollst du Jesus heißen,“ setzte der Engel, nach dem göttlichen Befehl, den er empfangen, hinzu.

Jesus heißt Erretter, Seligmacher, der sein Volk selig macht von ihren Sünden, wie dem Joseph nachher im göttlichen Traumgesicht der Sinn und die Kraft dieses Namens ausdrücklich gedeutet worden. Der ganze Zweck der Menschwerdung und Erscheinung des Sohnes Gottes im Fleisch ist ausgesprochen in diesem heiligen Namen. Denn was uns um die Seligkeit gebracht hat, und nun die Scheidewand aufgerichtet hat zwischen uns und der Seligkeit, das ist die Sünde, und nur die Sünde, weil diese allein es ist, die von Gott uns scheidet. Von der uns zu erlösen, und uns die ursprüngliche Gerechtigkeit und verlorene Seligkeit, die göttliche Kindschaft und Erbschaft wiederzubringen und wiederzugeben, dazu ist der Sohn Gottes Mensch geworden und in die Welt gekommen, darum heißt Er: Jesus. - V. 32. „Der wird,“ so fuhr der Engel fort, und sagte ihr nun mit den Worten jener Verheißung, wer der Sohn sei, den sie gebären werde, „der wird groß und Sohn des Höchsten genannt werden,“ - wie es in der Weissagung, dort heißt, dass der künftige Sohn Davids werde Gottes Sohn und Gott sein Vater sein. In jener Weissagung war der Erlöser zum erstenmal als Sohn Davids und als Sohn Gottes, beides, verkündigt, und das darin ausgedrückte Geheimnis der Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in seiner Person hatte David schon im Glauben erfasst, wie sein Dankgebet dort und seine Psalmen beweisen. V. 32.: „Der wird groß und ein Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Stuhl seines Vaters Davids geben.“ Er wird Davids Thronfolger, nämlich der in der Weissagung dort dem David verheißene göttliche, ewige Thronfolger sein, von welchem Davids Thron und Herrschaft über das alttestamentliche Bundesvolk nur ein Vorbild war. V. 33.: „Und Er wird König sein über das Haus Jakob“ - so heißt hier die Kirche Christi, weil sie durch das von Jakob abstammende alttestamentliche Bundesvolk vorgebildet war „Er wird König sein über das Haus Jakob ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein.“ So bezeichnete ihr der Engel die Person dessen, dessen Mutter sie werden sollte. Die Weissagung, auf welche der Engel zurückwies, war ihr in keiner Weise fremd, darum fasste sie auch gleich und ganz den Hauptsinn der göttlichen Botschaft, dass der vom Anfang der Welt an verheißene Erlöser nun kommen, und dass sie ihn gebären solle, und je besser sie wusste, was in allen Propheten Großes und unaussprechlich Herrliches und Erfreuliches von Ihm geschrieben steht, und je mehr auch sie sich im Glauben auf seine verheißene Zukunft gefreut, wie von den Gläubigen der damaligen Zeit gesagt ist, dass sie auf den Trost Israels warteten und darauf harrten, um so mehr, da die in den Weissagungen bestimmte Zeit zu Ende lief, desto tiefer fühlte sie auch die Größe und das Gewicht der Gnade, die ihr zugedacht war, und verstand nun wohl, warum der Engel sie als die Hochbegnadigte und die Gesegnete unter den Weibern begrüßt hat. Sie richtete auch keine Frage an den Engel über den Sinn seiner Botschaft, denn sie verstand sie. Sie enthielt sich auch aller Einwendungen und Einreden, dass sie es nicht wert sei, dass sie das gar nicht verdiene, denn das verstand sich in ihres Herzens Demut von selbst, dass der Herr solches an ihr nicht um ihretwillen, sondern um Sein selbst willen, um seines Namens willen tun wollte. Sie erkannte, dass Eine Israelitin zur Erfüllung der großen Verheißung die Mutter werden musste, und dass es freie Gnade von Gott war, dass Er sie dazu ausersehen und auserkoren. Auch hatte ja der Engel selbst ihr das schon gesagt mit den Worten: „Du hast Gnade bei Gott gefunden.“ Von dem allem also redete sie auch nicht. Eins aber fasste sie nicht, über Eins hatten ihr die Worte des Engels noch keinen Aufschluss gegeben, nämlich wie sie sollte Mutter werden, da sie eine reine Jungfrau und eine reine Braut ihres Verlobten war. Darüber bedurfte sie nun einen Aufschluss, und dass sie sich nicht durch eine falsche Schamhaftigkeit abhalten ließ, danach zu fragen, ist nur ein neuer Beweis ihrer großen Sinneseinfalt und Reinheit. V. 34.: „Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen? Sintemal ich von keinem Mann weiß?“ Der Engel Gabriel eröffnete ihr nun auch das Geheimnis der wunderbaren Empfängnis des Sohnes Gottes, der von ihr Mensch geboren werden sollte. V. 35.: „Der Engel antwortete, und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, wird Gottes Sohn genannt werden.“ - Der Engel legte es ihr hier aus, und es ist der Kirche Gottes hiermit ausgelegt für alle Zeiten, das große Geheimnis, das wir im 2ten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses aussprechen mit den Worten: Empfangen vom heiligen Geist, geboren von Maria der Jungfrau, das Geheimnis seiner Menschwerdung ohne Zeugung aus sündlichem Samen durch Wirkung des Heiligen Geistes im Leibe der jungfräulichen Mutter, das hohe Geheimnis, dass der ewige Sohn Gottes aus dem Leib der Maria wahre menschliche Natur durch Wirkung des Heiligen Geistes angenommen hat und so die göttliche und die menschliche Natur in der Einheit seiner Person vereinigt. In dieser wunderbaren Empfängnis findet auch die Unsündlichkeit und Heiligkeit der menschlichen Natur des Erlösers den göttlichen Aufschluss, den uns auch allein Gott der Herr selbst durch Offenbarung erteilen konnte. Hier trat der zweite Adam in die Welt ein durch eine neue Schöpfung, und doch so, dass er in das erstgeschaffene Menschengeschlecht sich hineinbegab, und ein wahrhaftiges Mitglied desselbigen wurde, durch die Geburt von einer Mutter aus des ersten Adams Geschlecht, als der wahrhaftige verheißene Weibessame, um unser Blutsfreund werden und an unsere Stelle treten zu können, sterblich auch, weil er seine menschliche Natur angezogen aus dem Leib einer sterblichen Mutter, um für uns sterben zu können, aber empfangen vom heiligen Geist und darum ohne Erbsünde, ein ganz unsündlicher, reiner Mensch. Darum nennt ihn auch der Engel: „Das Heilige,“ das von dir geboren werden wird.

Maria empfing, ohne darum zu bitten, nun auch noch ein Zeichen zu ihrer Stärkung und Befestigung im Glauben bei solcher wundersamer Eröffnung. Der Engel fügte noch hinzu: V. 36. „Und siehe, Elisabeth, deine Gefreundte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und geht jetzt im sechsten Mond, die im Geschrei ist, dass sie unfruchtbar sei.“ „Denn,“ sagt er, V. 37. an die Worte des Herrn bei der Verkündigung der Geburt des Isaaks - im hohen Alter Abrahams und Saras erinnernd, „Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ Hiermit erhielt Maria zugleich einen Wink, wohin sie sich jetzt einstweilen zu begeben hatte, wo sie die Personen fand, denen sie sich öffnen, denen sie sagen durfte, was ihr durch den Engel hier offenbart war. Was nun Maria hiernach, nachdem sie über alles, was sie für jetzt bedurfte, belehrt war, was sie hiernach dem Engel erwiderte, das hören wir im letzten Vers unseres Textes, V. 38.: „Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“

In dieser Antwort ist der ganze Adel der Demut wie des Glaubens der Maria ausgedrückt. Es war echte Demut, diese überschwängliche Ehre und Gnade, die ihr wurde, so anzunehmen mit Beiseitesetzung aller überflüssigen Bemerkungen, dass sie nicht einsehe, warum solches ihr widerfahre, siehe, sagt sie, ich bin des Herrn Magd; als des Herrn Magd wusste sie, dass es ihre Pflicht war, wo Er der Herr über sie verfügte, einfach zu gehorchen, dass die Wahl der Person, welche Er begnadigen und ehren wollte, dass das Seine Sache sei, wo Niemand, und auch sie nicht, darein zu reden hatte. Es gehört nicht wenig Demut dazu, große Gnaden von Gott hinzunehmen, ohne Selbsterhebung des Herzens, als schwere Leidensheimsuchungen von Gott sich gefallen zu lassen, ohne Verzagtheit des Herzens. Wir sehen an Maria hier den engen Zusammenhang der Demut mit dem Glauben, der sich in Gottes Willen fügt, derselbe mag mit Segen und Ehre überschütten, oder den Kelch der Leiden und Schmach reichen. Marias Benehmen ist hier ganz das Gegenteil des Benehmens des Petrus, da der Herr ihm die Füße wusch, und er das durchaus nicht zugeben wollte, Sie übertraf mit dieser Antwort Moses und die Propheten, wenn diese, da der Herr sie berief, zu Ihm sprachen: Herr, sende einen Andern. In Marias Verhalten hier haben wir ein Beispiel von dem, was der Herr sagt, wenn er uns heißt, umkehren, und wie die Kinder werden, um in das Reich Gottes kommen zu können. Gott ganz überlassen, was Gottes ist, und sich mit kindlicher Furcht und kindlichem Glauben an sein Wort, seine Befehle, halten, und sich weiter nicht umschauen, das ist der Kindersinn der Erben des Reiches Gottes. Sie hat die Botschaft des Engels, obwohl dieselbe kürzer ist, als bei Zacharias, völlig. verstanden, sie legt nichts in den Weg, fragt auch nicht nach einem Zeichen - die Frage, die sie tat, betraf nur, was sie ihrer jungfräulichen Reinheit schuldig war. Als sie auch darüber belehrt war, hatte sie genug, und weder das Wunderbare der Sache noch die Größe der Gnade. und Ehre störte sie in der Einfalt. des Glaubens und des Gehorsams. „Siehe, ich bin des Herrn Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.“

Unsere heutigen Textesworte, geliebte Zuhörer, führen uns mitten in die Geheimnisse des ewigen Gnadenrates Gottes über uns ein. Die Menschwerdung des Sohnes Gottes in der Zeit, das Wunder seiner Empfängnis, die Vereinigung der wahren Gottheit und Menschheit in seiner Person, wie sein Mittleramt zwischen Gott und den sündigen Menschenkindern es erforderte, das sind diese Geheimnisse, und der Zweck ist unsere Erlösung von der Sünde, unsere Seligkeit, unsere Versöhnung, unsere Wiedervereinigung mit Gott durch ihn, den Mittler, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, und Niemand kommt zum Vater, denn durch Ihn. Durch Ihn, der den Frieden gemacht, wie der Apostel sagt, durch sein Blut, am Kreuze vergossen, also dass alle, die durch Ihn zu Gott kommen, gerecht und selig werden im Glauben an seinen Namen, durch Ihn ist und wird auch das durch den Fall des Menschengeschlechtes zerrissene Band der Liebe zwischen den Engeln und Menschen wiederhergestellt. Es ist das Amt und die Freude der Engel, ausgesendet zu werden zum Dienst derer, die die Seligkeit ererben sollen. Dieses ihr Amt hat auch keineswegs aufgehört, obwohl wir sie jetzt nicht sehen, wenn sie uns zu Gute gesandt werden und für uns wirksam sind. Die Engel und die Erlösten aus dem Menschengeschlecht sind und werden Eine große ewige Gottesgemeinde, sie haben ihr gemeinsames Haupt in Ihm, dem Mensch geworbenen Sohn. Aber, Geliebte, ihr seht, wie wir hier auch erinnert werden an das, was uns Not ist, Kinder Gottes und Erben seines Reiches wirklich zu sein, und wie uns möglich es ist, selig werden, so lange wir nicht selig in Ihm sind, und nicht seine begnadigten Knechte und Mägde sind, die da wissen, wem sie dienen und wem sie angehören im Leben und Sterben. Ach, dass wir alle von dieser argen Welt uns erretten, und in Einfalt der Gottesfurcht zum Reiche Gottes uns geschickt machen, und uns alle schmücken lassen wollten mit dem Kindersinn der Demut und des Glaubens, der vor dein Herrn Gnade hat. Berufen worden sind wir dazu alle, und werden es bis heute zu, so lange es für uns noch heute heißt. Wir kennen alle den, der die Fülle hat, zu geben, die Ihn bitten, und gesagt hat: Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen. Aber geschehen kann es doch auch unter uns nur an denen, die zu Ihm kommen, und seines Segens begehren. Der Herr schaut auch unter uns umher, wo solche sind, die nicht ihr Teil suchen in dem, was hienieden ist, und nicht Wohlgefallen an sich selber haben, sondern dürsten nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit, und suchen sein Angesicht und fragen nach seinem Wort. Von denen lässt Er sich finden, und lässt sie wissen sein Geheimnis, dass sie bekannt werden mit seinen Wegen und vertraut werden mit seinem Wort, und lernen zu seinen Befehlen bereit stehen, wie Maria stand. Das war und ist auch jetzt der Weg, um von dem Herrn heimgesucht zu werden mit den Erfahrungen seiner Gnade. Denn wer sucht, der findet. Wie kann finden, wer nicht sucht, und die Wege Gottes in seiner eigenen Führung verstehen lernen, wer sie überhaupt nicht versteht, wie kann sie verstehen lernen, wer sie nicht aus seinem Worte und dessen eigener Übung verstehen lernt? Wer mit zerstreutem, vom Tande und der Eitelkeit dieser Welt eingenommenem Gemüte von dem Verderben der Welt errettet und ein Erbe des ewigen Lebens zu werden hofft, der irrt. Niemand kann sein Teil in dem, was droben, und in dem, was hienieden ist, zugleich suchen. - Wo des Menschen Schatz ist, da ist auch sein Herz. Auf wunderbare Heimsuchungen der Gnade Gottes, wie sie in den Tagen der göttlichen Offenbarung und ihrer Einführung in die Welt nötig waren, sind wir nicht angewiesen. Aber die ordentlichen Gaben des Heiligen Geistes, in unserer Erleuchtung durch sein Wort, in unserer persönlichen Begnadigung mit der Vergebung unserer Sünden, im Frieden Gottes in unserem Herzen, in der Heiligung unseres Herzens und Wandels, auf Hoffnung des ewigen Lebens, diese ordentlichen Gaben des Heiligen Geistes, die bedürfen wir alle zum Seligwerden, und an deren Erlangung müssen wir auch Alles setzen, und ringen danach, bis wir Gewissheit haben, dass wir begnadigte Knechte und Mägde des Herrn sind, und ihn darin nicht lassen, Er segne uns denn! Dann lässt Er uns auch hienieden schon wissen, dass Er mit uns ist auf unserem Weg, in den Erfahrungen seiner Nähe, seiner Vorsorge, seiner Hilfe, seiner Freundlichkeit und seiner Weisheit. Und wie wir vor Ihm wandeln, wandelt Er mit uns, und ist unsere Sonne und Schild, und unseres Lebens Kraft und im Tod unsere feste Burg, unser Hort, auf den wir hoffen, bis Er uns einführt in sein himmlisches Königreich, wo wir Ihn schauen werden von Angesicht, und die Genossen seiner Herrlichkeit sein sollen ewiglich. Amen.

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