Krafft, Johann Christian Gottlob Ludwig - Die Verkündigung der Geburt Johannes des Täufers.

Krafft, Johann Christian Gottlob Ludwig - Die Verkündigung der Geburt Johannes des Täufers.

Predigt am ersten Adventssonntag, den 3. Dez. 1843,

über Evang. Luk. 1, V. 1-25.

Gelobt seist Du, Sohn Gottes von Ewigkeit, dass Du hast wollen Mensch geboren werden uns zu Gute! Wir wissen wohl, dass Du nicht gekommen bist in unsere Armut, das Deinige an uns zu suchen, und Dir dienen zu lassen, sondern zu dienen und zu geben Dein Leben zur Erlösung für Viele! Du bist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Dafür bringen wir am Anfang des neuen Kirchenjahres Dir neuen Ruhm und Dank, und wollen ewiglich dafür Dir danken und Deinen Namen erhöhen. Gelobet seist Du, dass Du gekommen, dass Du auch über unserem Land und Volk bist aufgegangen, die Sonne der Gerechtigkeit, und unter uns bis hierzu verkündigen lässt Gnade und Friede! Wir sehen, dass Du kommst, und hören, wie Du von den Heiden in der Ferne gefunden wirst, die sich freuen Deiner Stimme: Hier bin ich! und Dir antworten durch den Glauben ihres Herzens, und wandeln in Deinem lichte. Ach, dass Du nicht zu uns und unserem Volk, die Du längst gerufen, sagen musst: ich rede meine Hände den ganzen Tag aus zu einem ungehorsamen Volk, das seinen eigenen Gedanken nachwandelt auf einem Weg, der nicht gut ist! Wir bitten Dich, bleibe bei uns, unser Heiland und König, und zeuch weiter unter uns einher der Wahrheit zu Gute, und unterwirf Dir die Herzen! Mehre Deine Herrschaft unter uns, dass auch die Könige auf Erden sich weisen und die Richter auf Erden sich züchtigen lassen, Dir dem Sohn zu huldigen, dass Du nicht zürnst. Lehre uns allesamt wachen und warten Deiner Zukunft, dass wir Dir dienen mit Furcht und uns freuen mit Zittern, dieweil die Zeit der Gnade noch währt. Segne dazu auch jetzt die Verkündigung Deines Wortes unter uns nach Deiner Gnade über uns! Amen.

Ein neues Kirchenjahr hebt heute an mit dem ersten der vier Adventsonntage, an welchen der Kirche Gottes auf Erden die Botschaft von dem Kommen Christi, von seiner Ankunft und Zukunft verkündigt wird, dass die Gemeinde sich bereite zur würdigen Feier seiner heiligen Menschwerdung und Geburt am Feste der Weihnacht: Lasst uns heute und an den nächsten Sonntagen, so der Herr will, diese Botschaft aus dem ersten Kapitel des Evangeliums Lukas hören, wo wir die ersten Nachrichten, die über die erste Ankunft des Erlösers vom Himmel auf Erden herabgebracht wurden, ausführlich verzeichnet finden.

Text: Evang, Luk. 1, V. 1-25.
Sintemal sichs Viele unterwunden haben, zu stellen die Rede von den Geschichten, so unter uns ergangen sind, wie uns das des geben haben, die es vom Anfang selbst gesehen, und Diener des Worts gewesen sind: habe ich es auch für gut angesehen, nachdem ich es alles von Anbeginn erkundet habe, dass ichs zu dir, mein lieber Theophile, mit Fleiß ordentlich schriebe; auf dass du gewissen Grund erfährst der Lehre, in welcher du unterrichtet bist. Zu der Zeit Herodis, des Königs in Judäa, war ein Priester von der Ordnung Abiä, mit Namen Zacharias, und sein Weib von den Töchtern Aarons, welche hieß Elisabeth. Sie waren aber alle beide fromm vor Gott, und gingen in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig. Und sie hatten kein Kind, denn Elisabeth war unfruchtbar, und wären beide wohl betagt. Und es begab sich, da er des Priesteramts pflegte vor Gott, zu der Zeit seiner Ordnung, nach Gewohnheit des Priestertums, und an ihm war, dass er räuchern sollte, ging er in den Tempel des Herrn. Und die ganze Menge des Volks war draußen, und betete unter der Stunde des Räucherns. Es erschien ihn aber der Engel des Herrn, und stand zur rechten Hand am Räuchaltar. Und als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es kam ihn eine Furcht an. Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharia, denn dein Gebet ist erhört, und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, des Namen sollst du Johannes heißen. Und du wirst des Freude und Wonne haben, und Viele werden sich seiner Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und stark Getränke wird er nicht trinken. Und er wird noch in Mutterleib erfüllt werden mit dem heiligen Geist. Und er wird der Kinder von Israel viele zu Gott, ihrem Herrn, bekehren. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und Kraft Eliä, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern, und die Ungläubigen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein bereitet Volk. Und Zacharias sprach zu dem Engel: Wobei soll ich das erkennen? Denn ich bin alt und mein Weib ist betagt. Der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden, dass ich dir solches verkündigte. Und siehe, du wirst verstummen, und nicht reden können, bis auf den Tag, da dies geschehen wird; darum, dass du meinen Worten nicht geglaubt hast, welche sollen erfüllt werden zu ihrer Zeit. Und das Volk wartete auf Zacharias, und verwunderte sich, dass er so lange im Tempel verzog. Und da er herausging, konnte er nicht mit ihnen reden. Und sie merkten, dass er ein Gesicht gesehen hatte im Tempel. Und er winkte ihnen, und blieb stumm. und es begab sich, da die Zeit seines Amts aus war, ging er heim in sein Haus. Und nach den Tagen ward sein Weib Elisabeth schwanger, und verbarg sich fünf Monden, und sprach: Also hat mir der Herr getan in den Tagen, da er mich angesehen hat, dass er meine Schmach unter den Menschen von mir nähme.

Der Evangelist Johannes beginnt sein Evangelium mit dem Zeugnis von der ewigen Abkunft Christi, als des eingebornen Sohnes vom Vater. Lukas hebt sein Evangelium hier mit den ersten Anfängen der Geschichte seiner Menschwerdung in der Zeit an. In den ersten vier Versen dieses Kapitels schickt er seinem Evangelium ein Vorwort voraus, in welchem er angibt, was ihn zur Abfassung seines Evangeliums bewog; aus welchen Quellen er seine Nachrichten geschöpft, und nach welcher Ordnung er sie zusammengefasst habe, und zu welchem Endzweck er das getan. Zuerst nennt er den Beweggrund, den er dazu gehabt. V. 1. 2. „Sintemal sichs Viele unterwunden haben, zu stellen die Rede von den Geschichten, so unter uns ergangen sind, wie uns das gegeben haben, die es vom Anfang selbst gesehen, und Diener des Worts gewesen sind.“ Nichts ist natürlicher, als dass die ersten christlichen Gemeinden in und außerhalb des jüdischen Landes es früh wünschten und auch bedurften, neben der mündlichen Predigt des Evangeliums von der Erscheinung Christi und von seiner Lehre und seinen Taten und seinem Leiden und Tod und Auferstehung und Himmelfahrt auch schriftlichen Bericht darüber in Händen zu haben, und den geschichtlichen Hergang der großen Taten Gottes, die hier geschehen waren, nach ihrem ganzen Zusammenhang näher kennen zu lernen, und sehr natürlich also, dass man sich, eher man im Besitz unserer vier Evangelien war, dieserhalb half, so gut man konnte, und dass viele unter denen, die eine genauere Kenntnis dieser Geschichte als andere hatten, dem Verlangen der übrigen mit solchen schriftlichen Aufsätzen dessen, was ihnen bekannt war, auch dienten. Das tadelt Lukas auch hier nicht durchaus. Vielmehr erkennt er die gute Absicht der vielen Verfasser dieser Aufsätze an, indem er ihnen gern den guten Willen zugesteht, die Tatsachen wahr und treu zu erzählen, wie es die Augenzeugen und die Diener des Wortes vom Anfang, die Apostel selbst und ihre Gehilfen mündlich gelehrt und verkündigt; - nur konnte es nicht fehlen, dass mit den vielen so zu Stande gekommenen Aufsätzen dem Bedürfnis vollkommen richtiger, ganz zuverlässiger, nur auf dem Bericht glaubhafter Augenzeugen beruhender Nachrichten nicht Genüge getan war, dass auch manches ungeprüfte; unzuverlässige und demnach auch einzelnes unrichtige darin sich vorfand, und dass aus dem Vielerlei dieser Aufsätze auch die Einsicht in den ganzen Zusammenhang dieser Geschichte nicht zu gewinnen war. Insofern liegt in den Worten des Evangelisten auch ein Tadel jener vielen Aufsätze, „die Verfasser haben sich unterwunden“, sagt er, worin liegt, dass sie einen göttlichen Beruf zu solchem Unternehmen nicht gehabt. Lukas war sich seines Berufes dazu bewusst. Er war zu solcher Arbeit ein auserwähltes Rüstzeug. Als Gehilfe und Begleiter des Apostels Paulus auf seinen Reisen war er oft und auf längere Zeit in Jerusalem und im jüdischen Land gewesen und hatte die Gelegenheiten zur genauesten Erforschung benutzt, und war durch sorgfältiges, mündliches Nachfragen und Erkundigen bei den Aposteln selbst, wie bei den übrigen vielen damals noch lebenden Augenzeugen des Geschehenen in den Stand gesetzt, einen durch und durch sicheren und verlässigen Bericht von dein Ganzen dieser Geschichte, wie von den Einzelheiten derselben zu geben. Es kam für ihn auch noch eine spezielle Anregung von außen hinzu. Theophilus, ein gläubig gewordener Jünger, ein Mann von hohem Stand, außerhalb des jüdischen Landes, nach alter kirchengeschichtlicher Angabe in Alexandrien in Ägypten wohnhaft, welcher mit Lukas in Verbindung stand, wünschte und bedurfte einen solchen ganz verlässigen Bericht, und hatte ohne Zweifel auch den Lukas darum gebeten. Darum sagt er hier V. 3.: Sintemal Viele es sich unterwunden haben, diese Geschichte schriftlich zu stellen, „habe auch ich es für gut angesehen, nachdem ich alles von Anbeginn erkundet habe, dass ich es Dir, mein guter Theophile, (oder wie es eigentlich heißen muss: geehrtester Theophile,) mit Fleiß ordentlich schriebe.“

Von Anbeginn an, sagt er, habe er alles erkundet. Darum beginnt er auch sein Evangelium mit der Geschichte der Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers, des Vorboten Jesu. Mit Fleiß, sagt er, habe er seine Berichte niedergeschrieben. Er habe nichts niedergeschrieben ohne genaue Prüfung der Quelle, nichts als auf Grund der Aussagen von glaubhaften, wahrhaftigen Zeugen. Denn die Leitung des heiligen Geistes, unter welcher die berufenen, biblischen Schriftsteller alle, auch die Geschichtsschreiber standen, schließt den Fleiß und die Genauigkeit im Sammeln und im Forschen, im Prüfen und Scheiden des Echten und Unechten, des Gewissen und Ungewissen nicht aus. „Ordentlich“, sagt er endlich, nämlich mit sorgfältiger Beobachtung der Zeitfolge, wie die Begebenheiten auf einander gefolgt, habe er seine Geschichte geschrieben, „auf dass Du, sagt er, (V. 4.) gewissen Grund erfährst der Lehre, in welcher Du unterrichtet bist.“ Ob Lukas bei der Abfassung dieser seiner Geschichte daran gedacht oder die Absicht gehabt, dass sie von der Kirche Gottes zu allen Zeiten sollte gebraucht und in die Sammlung der heiligen Schriften des Neuen Bundes aufgenommen werden, ist ungewiss, und kaum wahrscheinlich. Gewiss aber ist, dass dies die göttliche Absicht gewesen, dass der Heilige Geist in ihm eines seiner auserlesenen Werkzeuge zur Aufzeichnung dieser Geschichte sich zugerichtet. Denn das hat der Erfolg bewiesen, davon hat der Geist Gottes in der Gemeinde, der Er einwohnt, durch die Gemeinde, durch die Kirche gezeugt. Während von den vielen unzuverlässigen Schriften und Aufsätzen der damaligen Zeit, deren hier Lukas gedenkt, auch nicht eine einzige auf unsere Zeiten gekommen, sie sind allesamt im Laufe der Zeiten und früh schon verloren gegangen, sind die vier Evangelien, die wir vollständig und unverfälscht bis heute besitzen, von der Gesamtheit der Gemeinde der Gläubigen von Anfang an als die göttliche, lautere schriftliche Quelle, als der vollkommen treue und reine Ausdruck der „mündlichen Erzählung und Überlieferung der Apostel von dieser Geschichte, als das schriftliche Zeugnis des heiligen Geistes selbst anerkannt und geehrt worden, und sie werden es in der Gemeinde der Gläubigen bis heute. Die Schrift trägt das Zeugnis ihres göttlichen Ursprungs und ihrer Wahrheit in sich, denn sie rechtfertigt und bewährt sich selbst an unsern Herzen und in unserem Gewissen. Solcher göttlich lauteren und göttlich gewissen Schrift bedürfen wir auch. Die von Lukas hier erwähnten vielen andern Schriften, wenn auch das Allermeiste in denselben richtig und nur Eins und Anderes darin irrig und durch menschliche Zutat getrübt gewesen, hätten nicht zur Erbauung der Kirche gedient. Zur Gewissheit im Glauben, zur Zuversicht im Leben und Sterben bedürfen wir vollkommen wahrhaftiger und zuverlässiger, und also göttlicher Zeugnisse.

Ganz seinem Endzweck und seiner Aufgabe treu knüpft unser Evangelist, indem er, mit der Geschichte der Verkündigung der Geburt des Vorboten Jesu den Anfang macht, die selbe gleich an bekannte Namen und Umstände der Zeit und Örtlichkeit an. V. 5. „Zu der Zeit Herodes“, mit dem Beinamen des Großen, des Königs von Judäa, „war ein Priester von der Ordnung Abiä, mit Namen Zacharias.“. Zum Priesterstand gehörten bekanntlich nur die Nachkommen Aarons. Zu Davids Zeit, wie wir im 25. Kap. des 1. Buchs der Chronik erzählt finden, wurden die Priester nach ihren Geschlechtern und Familien in 24 Klassen geteilt, wovon die 8te, die hier genannte, die Klasse der Ordnung Abia war. (1 Chron, 25,10.). Jede dieser Klassen versah den priesterlichen Dienst im Tempel abwechselnd, - jede Woche von Sabbat zu Sabbat eine andere Klasse, so dass in jedem Jahr die Reihe an jede Klasse wenigstens zweimal kam. Nur während der Dauer dieser Dienstwoche wohnten diese Priester in Jerusalem, in den Nebengebäuden am Tempel und seinen Vorhöfen, und kehrten nach Ablauf der Woche wieder in ihre Heimat, in die Priesterstadt, in der sie wohnhaft waren, zurück.

V. 5. „Sein Weib war von den Töchtern Aaron“ also priesterlichen Geschlechtes „und hieß Elisabeth.“

V. 6. „Sie waren aber alle beide fromm vor Gott, und gingen, wandelten, in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig.“ Der Ausdruck „fromm“ heißt hier im Grundtext: gerecht, und bezeichnet die Eltern des Johannes nach ihrer gottgefälligen, inneren Herzensstellung vor Ihm, dass sie in der Furcht seines Angesichts und seines Wortes lebten, und durch ihren Glauben an die göttlichen Verheißungen von der Zukunft des Heilandes und seines Heiles bei Gott Gnade gefunden hatten, und als Gerechtgewordene durch den Glauben vor Ihm zu Recht bestehen konnten, und wohlgefällig von Ihm angesehen wurden. Sie bewiesen denn auch ihres Glaubens Kraft mit ihrem heiligen Leben, sie richteten ihr Tun und Lassen nach der Richtschnur der göttlichen Gebote ein, und zwar nicht bloß eines und anderen, sondern aller dieser Gebote, und wandelten darin untadelig. So finden wir bei diesem Ehepaar die beiden Hauptstücke der wahrhaftigen Frömmigkeit, die zur Zeit des alten und neuen Bundes dieselben waren und sind und bleiben, der Gott wohlgefällige Glaube an sein Wort und das Gründen aller Zuversicht zu Ihm auf das in seinem Wort verkündigte Heil seiner freien Gnade und Barmherzigkeit, die im alten Bund verheißen war und in Christo nun erschienen ist, dies das Eine, und das Andere: das Wandeln nach allen Geboten des Herrn untadelig. Wer sich unter uns prüfen will, wie er vor Gott und mit Gott steht, der prüfe sich nach diesen beiden Merkmalen.

Eins entbehrte dieses fromme Ehepaar. V. 7. „Und sie hatten kein Kind, denn Elisabeth war unfruchtbar, und waren beide wohl betagt“, hatten also auch keine Aussicht mehr dazu. Sie hatten es aber, wie aus dem Folgenden erhellt, sehr gewünscht, und oft darum den Herrn gebeten. Als nun (V. 8. 9.) die Ordnung Abia einmal wieder an die Reihe kam, die priesterlichen Dienste im Tempel zu Jerusalem zu versehen, und also auch Zacharias, dort anwesend war, - hatte er nach dem Los, das auf ihn gefallen war, den Dienst im Tempel selbst. Es gab der priesterlichen Dienste mancherlei, besonders beim Darbringen der Opfer auf dem Brandopferaltar im Vorhofe vor dem Tempel. Die Priester verteilten diese Dienste unter sich jedesmal durchs Los. Auf den Zacharias war diesmal das Los des Dienstes im Tempel gefallen, nämlich im Heiligen des Tempels, vor dem Allerheiligsten, in welches bekanntlich nur der Hohepriester und auch dieser nur einmal im Jahre hineinging, und welches durch einen Vorhang von dem übrigen Tempelraum, von dem Heiligen, geschieden war. In dieses Heilige hatten alle Priester, wenn das Los des Dienstes sie dorthin bestimmte, Zutritt, zum goldenen Leuchter an der Einen Seite, zum Schaubrottisch an der andern, und zum Räuchaltar in der Mitte, - Auf diesen Altar wurde täglich zweimal, Morgens und Abends, durch einen Priester wohlriechendes Räuchwerk gebracht; auf einer Rauchpfanne. Angezündet wurde dies Räuchwerk mit feurigen Kohlen vom Brandopferaltar im Vorhof. - Dies und das täglich neue Zurichten der 7 Lampen auf dem goldenen Leuchter ebenfalls zweimal, Morgens und Abends, gehörte zum täglichen Priesterdienst im Tempel, den hier Zacharias übernommen hatte. Es geschah dies Räuchern Morgens und Abends zur Stunde des Gebets, wo das Volk in dem ihm zugewiesenen Teil des Vorhofs vor dem Brandopferaltar und dem Priestervorhof, sich täglich zum Gebet versammelte, wie denn das Räuchern selbst auf dem Räuchaltar im Heiligen, seinem inneren Sinn nach, nichts anderes als ein Sinnbild des Gebetes und insbesondere der priesterlichen Fürbitte war. Wenn die Priester dann nach verrichtetem Dienst aus dem Tempel wieder herauskamen, empfing das Volk von ihnen den priesterlichen Segen. So hören wir auch hier, dass, während Zacharias in den Tempel gegangen, (V. 10.) „die ganze Menge des Volks außen war, und betete, unter der Stunde des Räucherns“.

Dies war der Augenblick, wo der vom Himmel herabgesendete Engel zum Zacharias hintrat. Nach Darbringung des Räuchwerks stand ein Engel des Herrn neben ihm, zur rechten Hand am Räuchaltar (V. 11.) - Zacharias erschrak, da, er ihn sah und fürchtete sich (V. 12.). Er erkannte ihn ohne Zweifel sogleich als einen Engel Gottes an seiner Gestalt, und dem Licht, das er ausstrahlte. Es ist die sündige Natur des Menschen, die ihm bei der Erscheinung eines Himmlischen Furcht einjagt, dass er über der Gegenwart eines reinen, heiligen Wesens erschrickt. Der Engel aber sprach zu ihm: (V. 13.): „Fürchte dich nicht, Zacharia“, (ich bringe dir gute Botschaft) „denn dein Gebet ist erhört, und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, des Namen sollst du Johannes heißen“. Der Name Johannes bedeutet: der Herr ist gnädig, des Herrn Gnade. Das war genug gesagt für den Zacharias, um ihn wissen zu lassen, dass ihm nicht nur ein Sohn, sondern auch ein frommer und gesegneter Sohn vom Herrn bestimmt sei. Dies wurde ihm aber noch bestimmter gesagt durch das, was folgt: V. 14. „Und du wirst des Freude und Wonne haben, und viele werden sich seiner Geburt freuen“. Nicht nur du sollst, sondern Viele mit dir werden sich freuen seiner Geburt und Erscheinung. Wie das in Erfüllung gehen werde, deutet der Engel weiter an, wenn er sagt: V, 15. „Denn er wird groß sein vor dem Herrn.“. Nicht: „groß vor den Menschen“, sagt der Engel, aber; vor dem Herrn groß. Wir wissen, wie er dies geworden. Er war das auserwählte Rüstzeug, der von den Propheten Jesaias und Maleachi geweissagte Vorbote Christi, der vor dem Herrn, dem Erlöser, hergehen, und Ihm den Weg bereiten sollte, der Jesum von Nazareth als den Sohn Gottes, den verheißenen Heiland, bei dem Volk Israel einführen, ihm denselben darstellen, und ihm zeigen und sagen sollte: Der ists! Der von Ihm, von Jesu, welcher der menschlichen Geburt nach jünger als er war, Zeugnis geben und sagen sollte: „Er war eher denn ich“. und sagen sollte: Siebe da das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt! So wies Johannes alle, die auf den Trost Israels, auf die Erfüllung der göttlichen Verheißungen warteten, auf Jesum als den Verheißenen hin. Er bereitete das Volk zu seiner Aufnahme vor, durch die Predigt der Buße. Die erste große Haupterweckung im jüdischen Land geschah durch ihn. Da hatten Viele Ursache, sich seiner zu freuen, und seinethalben den Namen Gottes zu loben, So ward Johannes groß, vor dem Herrn (Matth. 11,11.). Weiter sprach der Engel: V. 15. „Wein und starke Getränke wird er nicht trinken,“ und bestimmte ihn damit zum lebenslänglichen Nasiräergelübde. Nasiräer nämlich heißen, wie wir im 6. Kap. des 4. Buchs Moses näher hören, diejenigen, die auf eine bestimmte Zeit oder auf Lebenszeit sich streng jeglicher Art starken Getränkes enthielten, und für dieselbe Zeit auch kein Schermesser auf ihr Haupt kommen ließen. Diese Art Enthaltung und eine strenge Lebensweise passte schon äußerlich ganz zum Beruf Johannes, dem Beruf des Bußpredigers an sein Volk. Nicht weniger aber ward Johannes ein Nasiräer im inneren geistlichen Sinn jenes Gelübdes. Er wurde seinem Herrn auch darin ähnlich, dass er freiwillig um der Wahrheit und um der Gerechtigkeit willen der Feindschaft, dem Hass, der Verfolgung der Menschen sich bloßstellte, und das Gefängnis und den Märtyrertod litt. - Darum bedurfte er wohl auch solchen mächtigen Trostes, der ihm in seinem Namen gegeben worden war. Wie mag es ihn in seinem Gefängnis getröstet haben, wenn er daran gedachte, dass sein Name Johannes, d. i, der Herr ist gnädig, auf Befehl des Herrn selbst schon vor seiner Geburt ihm gegeben war, wenn er nur seines Namens gedenken durfte, um der göttlichen Gnade und Huld über ihm sich versichert zu wissen! „Und er wird“, setzt der der Engel hinzu, V. 15., „er wird noch in Mutterleib erfüllt werden mit dem heiligen Geist.“ Das wurde buchstäblich an ihm in Mutterleib noch erfüllt, nämlich durch außerordentliche Wirkung des heiligen Geistes, da Elisabeth in der Zeit ihrer Schwangerschaft den Besuch der Maria empfing, und des Heiligen Geistes voll ihren Mund zur Weissagung öffnete, - da hüpfte, durch Wirkung desselben heiligen Geistes, das Kind in ihrem Leib. Und so hatte der heilige Geist auch in seiner ordentlichen Wirksamkeit an Johannes von Kindesbeinen an sein Werk und seine Wohnung. Überall, wo in der evangelischen Geschichte nachher seiner gedacht wird, finden wir in ihm einen Mann von ausgezeichneter Reinheit und Heiligkeit der Gesinnung, Ein Kind frommer Eltern, ein Kind der Verheißung, ähnlich, wie Isaak, in Kraft besonderer göttlicher Verheißung im hohen Alter seiner Eltern geboren, von Jugend auf ausgesondert zu einem eigentümlichen Werkzeug des heiligen Geistes, ward er auch ein vorzüglich heiliger Mann. Der heilige Ernst seines Wesens und Wandels verstärkte auch nicht wenig den Eindruck seiner Predigt der Buße. - Davon redete der Engel auch weiter, und sprach sich immer deutlicher über die eigentliche Bestimmung dieses Kindes aus. V. 16. „Und er wird der Kinder von Israel viele zu Gott, ihrem Herrn, bekehren.“ V. 17. Und er wird vor Ihm,“ dem Herrn, hier nennt der Engel Christum selbst den Herrn, Jehovah, - „er wird vor Ihm hergehen, im Geist und Kraft Elias, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern, und die Ungläubigen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein bereitet Volk.“ Die Rede dieses Engels ist von sonst ungewöhnlicher Länge. In der Regel richten die Engel ihre Aufträge kürzer aus. Hier aber war eine ausführlichere Erklärung ganz an ihrem Ort, um den Zacharias zu belehren, dass es mit der Geburt und Bestimmung des Kindes auf viel mehr und Besseres noch abgesehen sei, als ihn in seinem Alter noch mit einem Sohn zu erfreuen, und um den Zacharias aufzuklären, was die Bestimmung dieses Kindes sein werde. Zu dem Ende knüpfte der Engel seine Botschaft hier an das prophetische Wort an, durch Anführung einer Stelle aus dem Propheten Maleachi, in der die Sendung und hohe Bestimmung des Sohnes, der ihm nun geboren werden sollte, schon ausgesprochen war. Diese von dem Engel hier angeführte Stelle ist merkwürdig genug die Schlussstelle des ganzen prophetischen Wortes, die letzte Stelle des letzten Kapitels des letzten der alttestamentlichen Propheten, Zuerst wird das Volk dort ermahnt, festzuhalten an dem auf dem Berg Horeb durch Moses empfangenen göttlichen Gesetz, bis der Herr selbst werde ein Neues schaffen. Dann heißt es dort: ehe der verheißene Tag des Herrn erscheine, werde ein Mann im Geist und in der Kraft des Elias vor Ihm, dem Herrn, hergehen, der das Herz der Väter zu den Kindern, und das Herz der Kinder zu ihren Vätern bekehren, der beide einander wieder zuführen, und sie mit einander versöhnen und einigen werde. Gerade dieser letzte inhaltvolle Spruch des Alten Testaments wird von dem Engel, der die Geburt des Mittlers des Neuen Bundes dem Zacharias ankündigt, hier angeführt und gedeutet, und wir haben in diesen Worten des Engels aus Maleachi den Ring, wo das Alte und Neue Testament an einander hängt. Dein Sohn, der Dir geboren werden wird, sagt der Engel, ist jener dort unter dem Namen des Elias verheißene kräftige Zeuge und Vorbote des Messias, der die Herzen der Väter, der frommen Erzväter, den Kindern, nämlich ihren Nachkommen, wieder zukehren, zuwenden solle, nämlich in Wohlgefallen an ihnen und Liebe zu ihnen. Und wie sollte Johannes dies zuwege bringen. Er wird, sagt der Engel, er wird die Ungläubigen, nämlich die ausgearteten Kinder, das nun lebende ungläubige Geschlecht, zu der Klugheit der Gerechten, d. i. zur Gesinnung ihrer durch den Glauben Gott wohlgefällig gewordenen Väter, Abrahams, Isaaks und Jakobs, zum demütigen kindlichen Glaubenssinn jener ihrer Altväter zurückführen, bekehren, die sich nicht einbildeten, ihre Gerechtigkeit vor Gott aus den Werken zu haben, sondern, wie von Abraham geschrieben steht, als Gott ihm freie Gnadenverheißungen gab: „Abraham glaubte, und das rechnete ihm der Herr zur Gerechtigkeit.“ (1 Mos. 15,6.). So werde Johannes ein Mittelglied nicht nur, sondern auch Bindeglied des Alten und des Neuen Bundes sein, einzig in seiner Art, und das Werkzeug sein, dem Herrn zuzuführen „ein bereitet Volk“, ein Volk von bußfertigen und gläubigen Israeliten, das mit Recht den Namen: „Kinder Abrahams“ führen werbe. Das war das Ende der Rede des Engels. Sie konnte dem Zacharias, wenn er nachdachte, und auch dem Johannes selbst nachher alles nötige licht geben über seine Bestimmung.

„Zacharias sprach zu dem Engel V. 18.: „Wobei soll ich das erkennen? Denn ich bin alt, und mein Weib ist betagt.“ Er begehrte, obwohl er einen Boten Gottes vor sich sah, den er selbst für einen Engel erkannte, ein anderes Zeichen noch, um zu glauben, indem ihm das unglaublich dünkte, dass ihm und seinem Weib in ihrem Alter nun noch ein Sohn geboren werden sollte. Dies war Kleinglaube. Der Engel antwortete und sprach zu ihm V. 19.: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt mit dir zu reden, dass ich dir solches verkündigte.“ - Der Engel nennt sich ihm hier mit Namen; ein auf die Allmacht Gottes hinweisender Name, der den Gabriel als einen der starken Helden bezeichnet, von denen es im 103. Psalm heißt, dass sie des Herrn Befehle ausrichten. Derselbe Gabriel war dem Daniel erschienen, und hatte ihm auf sein Gebet die Botschaft gebracht, dass nach 70 Jahrwochen von Daniels Zeit an Christus, der Verheißene, kommen, und die Missetat versöhnen, und die ewige Gerechtigkeit bringen werde. Diese vorher bestimmte Zeit lief nun zu Ende, und ohne Säumen war nun auch Gabriel mit der Botschaft der nahen Ankunft des Erlösers, und der Geburt seines Vorboten da. Gabriel bewies ihm aber diese seine Autorität als Bote und Vertreter des allmächtigen Gottes bei dieser seiner Sendung auch noch mit der Tat. V. 20.: Er sprach: „Und siehe, du wirst verstummen, und nicht reden können, bis auf den Tag, da dies geschehen wird.“ da Dein Sohn geboren werden wird; „darum dass du meinen Worten nicht geglaubt hast, welche sollen erfüllt werden zu ihrer Zeit:“ Hiermit empfing nun Zacharias ein Zeichen dazu, wie er begehrt hatte, aber ein Zeichen, das ihn seines Kleinglaubens halber demütigte, und es walteten wohl auch noch andere Gründe der göttlichen Weisheit hier vor, dass Zacharias für jetzt noch schweigen sollte.

V. 21. „Aber das Volk wartete auf Zacharias, und verwunderte sich, dass er so lange im Tempel verzog.“. V. 22. „Und da er heraus ging, konnte er nicht mit ihnen reden. Und sie merkten, dass er ein Gesicht gesehen hatte im Tempel,“ und er bestätigte ihnen das mit seinem Winken und seinen Gebärden „und blieb stumm.“ V. 23. „Und da die Zeit seines Amts aus war, ging er heim in sein Haus.“ V. 24. „Und nach den Tagen ward sein Weib Elisabeth schwanger, und verbarg sich fünf Monden.“ Aus dem Schweigen, das ihrem Mann durch Bindung seiner Zunge auferlegt war, erkannte sie, dass einstweiliges Schweigen auch ihr zieme, dass jetzt noch nicht Zeit zum Reden sei. Sie erhob sich der großen Auszeichnung nicht, sondern verbarg sich, bis ihre Schwangerschaft so weit vorgerückt war, dass sie es andern mitteilen durfte und musste. Da öffnete sie ihren Mund zum Lob des Herrn und sprach: V. 25. „Also hat mir der Herr getan in den Tagen, da er mich angesehen hat, dass er meine Schmach unter den Menschen von mir nähme.“ So ehrte sie den Herrn in Demut und glaubte der großen göttlichen Botschaft: Sie machte durch ihren Glauben und ihre Demut wieder gut, was ihr Mann gefehlt; wie sie auch um ihres Glaubens willen nachher von der Maria selig gepriesen wurde: Selig bist du, die du geglaubt hast!“

Das, Geliebte, war die erste, dem Volk Israel vom Himmel herab gebrachte Advents-Botschaft, dass die Zeit der Menschwerdung Christi gekommen sei. Seit vier Jahrhunderten, seit den Tagen des Propheten Maleachi, war kein Prophet wieder in Israel aufgestanden. So lange hatte des Herrn Offenbarung jetzt geschwiegen, dass es scheinen konnte. Er habe der Verheißung seines Wortes vergessen. Aber siehe, da die Zeit erfüllt war, säumte Er nicht, und sandte einen seiner starken Helden, die Geburt des Vorboten des Erlösers zu verkündigen, auf dass Zacharias und Johannes und durch ihn das Volk Israel in Ansehung der Person dessen, der nun erscheinen sollte, volle Gewissheit empfingen.

Wie das alttestamentliche Volk Gottes in der Erwartung der Geburt des Verheißenen stand, und darauf warten lernen musste, so wir auf des Herrn verheißene Wiederkunft. Der Herr verzeucht nicht die Verheißung. Nur müssen wir nach seiner, des Herrn, Zeitrechnung rechnen lernen, nach welcher tausend Jahre vor Ihm sind Ein Tag. Und wie Er sein Volk im Ganzen führt und regiert, so führt und erzieht Er auch die einzelnen Gläubigen, und übt uns treulich im Warten. Nicht umsonst heißt es in der Schrift (Klagl. Jerem. 3,26.): „Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen,“ - und der rechten Zeit derselben harren. Durch Stillsein und Hoffen werden wir stark. Unser Gebet und Warten auf das, was wir bedürfen, was wir nach des Herrn Willen von Ihm bitten und suchen, ist, wenn es auch zuweilen so scheine, nicht umsonst. Halten wir uns nur stille, in treuer Ausrichtung seiner Gebote, im Bitten zu Ihm und Harren auf Ihn, so erfahren wir auch zuletzt, dass wir nicht vergebens geharrt. Er erscheint uns zu seiner Zeit mit gnädiger Erhörung und herrlicher Hilfe über Bitten und Verstehen, und hilft uns am Ende aus zu seinem himmlischen Reich, wo wir sollen schauen und satt werden, wenn wir erwachen werden zu seinem Bild. Leuchtet uns die Gnade und Wahrheit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi, so ist der Morgenstern aufgegangen in unsern Herzen, und es leuchtet uns jetzt schon das Morgenrot des Tages des ewigen Lebens, wo wir allen Reichtum seiner Treue erst ganz erkennen, und ewig Ihn dafür loben werden. Lobt den Herrn, ihr seine starken Helden, lobt den Herrn seine Diener, die ihr seinen Willen tut. Lobt den Herrn, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft. lobe den Herrn, meine Seele! Amen.

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