Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Die zehn Gebote, ein feuriges Gesetz

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Die zehn Gebote, ein feuriges Gesetz

Predigt über 5. Buch Mosis, Cap. 33, Vers 2

von

H. F. Kohlbrügge,
Doctor der Theologie und Pastor der niederländisch - reformirten Gemeine zu Elberfeld.

Gehalten am 29. Juni 1851.

Heidelberger Katechismus, Frage 92:

Wie lautet das Gesetz des Herrn?

Gott redet alle diese Worte:

Das erste Gebot.
Ich bin der Herr dein Gott, der ich dich aus Egyptenland, aus dem Diensthaus geführet habe: Du sollst keine andern Götter vor mir haben.

Das andere.
Du sollst dir kein Bildniß, noch irgend ein Gleichniß machen, weder deß das oben im Himmel, noch deß, das unten auf Erden, oder deß, das im Wasser, unter der Erde ist: Du sollst sie nicht anbeten, noch ihnen dienen. Denn ich der Herr dein Gott bin ein starker eifriger Gott, der die Missethat der Väter heimsuchet an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied derer, die mich hassen: Und thue Barmherzigkeit an viel Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.

Das dritte.
Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht mißbrauchen: Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.

Das vierte.
Gedenke des Sabbathtage, daß du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke thun, aber am siebenten Tage ist der Sabbath des Herrn deines Gottes, da sollst du keine Arbeit thun, noch dein Sohn, noch deine Todter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der in deinen Thoren ist. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht, und das Meer und Alles, was darinnen ist, und ruhete am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbathtag und heiligte ihn.

Das fünfte.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest im Lande, das dir der Herr dein Gott gibt.

Das sechste.
Du sollst nicht tödten.

Das siebente.
Du sollst nicht ehebrechen.

Das achte.
Du sollst nicht stehlen.

Das neunte.
Du sollst kein falsch Zeugniß reden wider deinen Nächsten.

Das zehnte.
Laß dich nicht gelüsten beine Nächsten Hauses, laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes, noch seiner Magd, noch seines Ochsen, noch seines Esels, noch Alles, was dein Nächster hat.

Text: 5. Buch Mosis 33, Vers 2.

Zu seiner rechten Hand ist ein feuriges Gesetz an sie.

Ich muß in dieser Morgenstunde abermal auftreten gegen einen Irrthum, der allerwärts der ganzen Christenvölker wie der einzelnen Menschen Wohlstand, wahres Lebensglück, äußere wie innere Ruh und Frieden fortwährend zerrüttet: ich meine den Irrthum ist Betreff des Gesetzes Gottes. Schlagen wir die Bücher auf, welche in die Welt hinein gedruckt werden, schlagen wir die Bücher der Herzen auf, so lesen wir in denselben fast ohne Ausnahme Aeußerungen, welche dem Teufel, der nicht leidet, daß ein Menschenkind es gut habe, Freude machen, die aber den heiligen Geist, der des Menschen Glück will, um so mehr betrüben müssen; Aeußerungen, durch welche das Gesetz Gottes geschwächt, ja, zum Pflaster gemacht wird, worüber der Mensch, belastet mit einer unheilvollen Bürde, die er für seinen Schatz hält, ruhig und unruhig hinwegtritt; der Arme, er weiß nicht, daß er sich das zu einer Brücke macht die ihn in den Abgrund. führt, was ihm nach Gottes Rath sein soll ein freier Zugang zu einer sichern Wohnung, voll von Reichthümern, beständiger Ruhe, Ehre, dauerhaftem Wohlsein und ewigem Glück. Was wir fast allerwärts lesen, fast allerwärts vernehmen, ist es nicht dieses: „Das Gesetz Gottes, nun ja, was soll das? Das war ja eigentlich doch nur für die Juden. Mag sein, daß die zehn Gebote auch mir zugehören, aber was thut das zu meiner Seligkeit, zu meinem Lebensglück? Ich sollte sie freilich wohl halten aber wo ist denn der Mensch, der vollkommen sein sollte? Ich weiß es wohl, daß ich die Gebote übertrete, aber was bin ich auch anders als ein Sünder, und sind das Andere nicht auch sind nicht alle Menschen Sünder? So bin ich denn nicht besser als alle Menschen, aber auch nicht schlechter. Ich kann aber auch die Gebote Gottes gar nicht halten, daraus erkennt man doch nur sein Elend und müssen wir nicht Alle aus Gnaden selig werden? Man kann sich ja den Himmel doch nicht mit Werken verdienen! Wir sind nicht römisch, wir sind Protestanten, Evangelische, Lutherische, Reformirte. Ich verachte aber darum die Gebote Gottes nicht. Das sei ferne! Wenn ich auch weiß, daß ich jetzt nicht darnach thue und handle, ich werde aber zu gelegener Zeit doch das Meine aufbieten um es zu thun, wenn ich nur Hülfe bekomme, wenn Dieses und Jenes, was mir im Wege ist, wird aufgeräumt sein und überrascht mich inzwischen der Tod, wohlan, so ist doch Gott gut. Ich habe wohl einmal von Schächers-Gnade gehört, die wird denn auch wohl für mich bereit stehen; wenigstens hoffe ich es. Ich hoffe auf Gottes Barmherzigkeit. Darum beunruhige mich nicht weiter ich will von dem Gesetze nichts wissen. Halte mir das Evangelium vor, so werde ich froh; und thue du mir etwas zu Gefallen, daß du mit mir gehst auf meinem Wege, so will ich dir auch was zu Gefallen thun; thue du deine Pflicht, so will ich sie auch thun. Auch geht's mit der Heiligung so nicht mit einem Male - wenn ich erst heilig werde geworden sein, so will ich auch die Gebote besser halten. Aber das hat noch Zeit, und diesmal habe ich andere Dinge zu thun. Und wer kann denn auch so leben! wir sind hier nicht in einem Paradiese, sondern in einer Wüstenei, in der Welt leben wir und da müssen wir erjagen was uns Noth thut, daß wir ohne Schaden davon kommen, die Rechnung mit Gott machen wir später ab!“

Das ist die Sprache des Gespöttes womit das Gesetz und zugleich das dauerhafte Glück für dieses wie für jenes Leben abgewiesen wird - und die Menschen schlagen sich lieber für den Genuß augenblicklicher Lust mit dem Elend herum, und leiden lieber die Bein des sie anklagenden Gewissens, als daß sie sich auch nur einen Augenblick besinnen und sich fragen sollten: Was ist unser Beginnen? Was erstreben wir? worauf läuft es hinaus?

Und Mancher der da meint bedachtsam einherzugehen, wird sich zu helfen suchen mit einem Glauben den er sich selbst aufgedrungen, wird dabei Christum rühmen als die einzige vor Gott gültige Gerechtigkeit, wird von seiner Genugthuung und Stellvertretung hohe Dinge aussagen mit seinem glänzenden blechernen Schwert durch die Lüfte und Nebel hauen, als zerhiebe er jeden Feind: - und errichtet doch nur alle seine Schläge gegen sein eigenes Lebensglück. Wo das Gesetz soll gehandhabt werden, da hat er wohl bald etwas erfunden, zu beschönigen die Pfade des Todes, die er wissentlich geht. Ach! so viele Geister der Menschen es gibt, so viele Mißdeutungen des Gesetzes gibt es; es wird fast überall unter die Bank geworfen. Die zehn Gebote, sie scheinen Keinen anzugehen, Alles ist schnell mit einer Lüge bei der Hand. Niemand will sie im Besondern übertreten haben - und hier ruft man: Christus ist hier! und dort ruft man: Christus ist hier! oder: Nun wohlan denn, ich bin auch noch unbekehrt! oder man versteckt sich hinter seine Ohnmacht, hinter die Unvollkommenheit der Heiligung. Morgen, morgen, so heißt es allerwärts, nur nicht heute.

Darum höret mich, ihr seiet jung oder alt, gläubig ober ungläubig, bekehrt oder unbekehrt höret, was das Gesetz ist; wie es gehalten wird; weß ein Jeder von euch gewärtig sein muß, wenn er es in den Wind schlägt; und wieder: welchen Lohn der empfangen wird, der bei demselben bleibt.

Das Gesetz ist der reinste Ausdruck des Willen unseres souverainen Gottes, des Gottes der uns geschaffen, der uns Menschenkindern die Erde gegeben hat, damit wir es auf ihr gut haben, und der uns auch einen Himmel gemacht hat, daß wir da hineinkommen und ewig bei ihm glücklich seien, wenn wir diese Erde verlassen müssen durch den Tod.

Damit wir es hier auf Erden gut haben und dereinst in den Himmel kommen, gab er uns sein Gesetz. Das innigste Wesen Gottes ist darin ausgesprochen. Fragst du, wer ist Gott? und was wissen wir von Gott? Schlage die zehn Gebote auf, so siehst du Gott in aller seiner Herrlichkeit, in allen seinen Tugenden und Vollkommenheiten, so siehst du, daß er unaussprechlich gut ist. Er gibt uns in wenigen Schriftzügen, die ein Kind im Gedächtniß behalten kann, mit seinem eigenen Finger das ganze Thun an, das er von uns fordert; in zwei Worten sagt er uns, was wir zu beobachten haben: seinen Sabbath zu heiligen, und zu gehorchen unsern rechtmäßigen Vorgesetzten, in acht Worten, was wir zu vermeiden haben; und in so wenigen Worten schafft er uns Thaten, daß wir in ihnen einhergehend, an jedem Unglück vorbei, in Glückseligkeit leben hier und dort - und jedes Wort spricht es laut aus: Schauet Gottes Güte! auf diesen zehn Pfeilern ruhet euer ganzes Lebensglück und das Glück eurer Kinder und ihrer Kinder nach ihnen, bis in's tausendste Glied!

Und feurige Pfeiler sind's, sie sind ebenso viele Lichtsäulen, daß wir in uns die verderbenden und unser und unserer Kinder Glück zerstörenden Werke der Finsterniß auf der Stelle erblicken können; es ist ein feuriges Gesetz feurige Thaten sind's, sie werden gethan in Bezeugung der Kraft von oben herab. Ist man einmal darin, in diesen Thaten: man kommt in ihnen voran, bewegt und getrieben von allmächtiger Kraft - und geht grade vor sich her, zerbricht und zermalmt Alles was denselben widersteht.

Das ist das Gesetz, das sind die zehn Worte. Nochmals, feurige Thaten sind's, wer darin ist, der muß glücklich sein hienieden; und himmelwärts ist seine Fahrt und er kommt hinein; das sagt Gott, das schafft er in diesen Worten.

Aber wie hält man dieses Gesetz? Wie kommt man in diese zehn Worte, in diese Thaten hinein? Schaue erst, wie Gott es hält! „Ich bin der Herr, dein Gott,“ sagt er zu dir, „ich führe sich aus der Hölle und aller harten Knechtschaft.“ Er hat's gesagt, gibt es nun da einen andern Helfer, einen andern Gott? oder läßt er sich ungetröstet gehen, und meißelt er dir Bilder? Gibt er dir Puppen, daß du niederknieest vor einem Dinge, das du in den Ofen werfen oder zum Straßenpflaster brauchen kannst? Gibt er dir zum Gebrauche als einen nie sich mindernden Schatz einen andern Namen, als den einzigen unter dem Himmel gegebenen, wodurch wir selig werden können? Will er auch, daß du dich den Sonntag plagest mit der Arbeit, nachdem du dich sechs Tage damit geplagt? Oder verursacht er dir etwa Zank und Zwietracht auch nur mit einem Worte?

Verheißt er dir nicht, so oft du deinen Geburtstag feierst, ein glückseliges Jahr vor und nach noch obendrein? Gibt er dir nicht gute Obrigkeit, die das Schwert führt, dich und dein Leben und das Leben der Deinen zu schützen? Bestellet er nicht den seligen, glücklichen und fruchtbaren Hausstand? Schlingt er nicht vor und nach um zwei Herzen das feste Band, härter als Diamant? Hält er nicht aufrecht die größeste Treue, welche auf Erden besteht, die Treue zwischen Mann und Weib? Frönt er dich nicht mit dem Vater- und Mutter-Namen? Hält er nicht mit einem Worte dir die Gesundheit, mehr werth als alles Gold, aufrecht, auf das nicht der Pfeil der Hurerei dir dein Leben zerspalte und das Gift der Weichlingssünde dir nicht alles Gebein durchfresse, Gewissen, Gedächtniß und Verstand zerrütte? Und wiederum: bestellet er nicht aller Welt gute Polizei, auf daß dein Eigenthum dir gesichert bleibe? Macht er sich nicht mit Einem Worte sparsam, fleißig, arbeitsam; segnet und mehret er nicht so das Deine? Oder läßt er auf dir etwas sitzen von Flecken und Schuld, wenn dich der Teufel verklagt vor seinem Richterstuhl, Falsches und Wahres von dir aussagt - du aber hinaufseufzest mit dem Zöllner: „Gott sei mit mir Sünder versöhnt“? Und daß ich es kurz fasse: Hat es ihn je gelüstet, daß du dein Haus, dein Weib, deinen Knecht, deine Magd auf seinen Altar brächtest? Hat er je Böcke begehrt von deinem Stalle, Kinder von deiner Heerde? Hat er nicht vielmehr deine ganze Seligkeit, dein Lebensglück dargestellt ohne dich, ohne daß er dabei von dir einen Pfennig begehrt? Verhilft er dir nicht selbst zu einer Nadel und zu einem Nagel? Gibt er nicht Alles, Alles mit seinem Eingebornen: die Hülle und Fülle?

„Gewiß, das thut Gott; aber wir, wie sollen wir das Gesetz halten?“ Ich antworte: ein jeglicher fange nur an, und zwar heute. „Wie?“ Allererst mit dem sich selbst verklagen vor Gott, mit dem wahrhaftigen Bekenntnisse: „Ich, ich bin ein Uebertreter aller dieser guten Gebote. Nein, ich suche mein Glück nicht, sondern bin nur auf meine Lust aus. Du, o Gott, behältst Recht in deinen Worten, wenn du mir sagst, daß ich ein Uebertreter bin und mein Heil mit Füßen trete, das doch nur bei dir steht.“ Seht, meine Lieben, das ist der erste Schritt zum Halten der Gebote Gottes. Aber da steckt's schon, daß der Mensch sich selbst rechtfertigt, und sich in seinen eignen Augen heilig und schuldlos dünkt, und da kann man z. B. die Auslegung der Worte: „Nicht wirst du stehlen“ vernehmen und nicht einmal daran denken, daß man gestohlene Sachen in der Tasche und in dem Schrank hat; - denn ach, wie blind, wie blind ist der Mensch ohne Licht des Geistes, ohne Sünden aufdeckende Gnade! Und eben da, wo man gegen die Mahnung des Geistes, aus Eigenliebe die Augen verschließt vor seinem eignen Verderben, weist man das Gesetz ab, andere sollen es bewahren, selbst greift man nach dem Evangelio, bleibt stecken in der Sünde.

Aber einen Schritt näher, wenn du es halten möchtest: Gott redet alle diese Worte. Thuet doch alle die Ohren davor auf! Nicht ein irdischer Kaiser, König, Bapst; noch viel weniger Weib, Kinder, Nachbarn, gute Freunde; noch viel weniger, ob man Schaden drüber leiden kann, und dabei viel Unglück, Leiden, Kreuz und Trübsal finden wird; nicht Hunger, Schwert, Blöße, Kälte und Verfolgung darf hier gehört werden. Gott redet alle diese Worte - und du bist Mensch; dein Souverain gebietet, der höchste König und du bist sein Geschöpf, sein Unterthan und wie der ungehorsame Soldat, der feige, der dem Feinde gehorchende die Kugel verdient, und jedes Majestätsverbrechen nach Fug und Recht mit dem Tode gestraft wird - so verdienet Alles das ewige Feuer, was die Kugel des Schadenleidens, des Lebensverlustes mehr fürchtet als seinen Gott, und mehr auf die Worte eines sterblichen Menschen horcht, als auf die Stimme des Herrn Herrn, vor der die Erde zittert, die Berge beben, die Felsen zerspringen, die reißendsten Ströme still stehen!

O, die zehn Gebote, ihr Kinder, ihr Erwachsenen! Sie stehen nicht nur in eurem Catechismus, nicht nur auf einem Bibelblatte, sie sind ein feuriges Gesetz zur Rechten des Herrn! Gott redet alle diese Worte und wer da meint, er wisse den Willen Gottes nicht in diesem oder in jenem Stück: er gebärdet sich nur so, weil er das lieber hat, was Fleisch und Blut ihm eingegeben, weil er seine liebe Lust sucht.

Gott redet alle diese Worte, und wie ist er uns so nahe! „ Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Spräche ich: Finsterniß möge mich decken, so muß die Nacht auch Licht um mich sein“. (Psalm 139.)

Und doch spielt so manches Kind, so mancher Jüngling, so manche Jungfrau, so mancher Erwachsene über dem Abgrunde, sammelt sich die Blumen der Lust, hört mich indeß, hört das Evangelium, wiegt sich damit ein, weiset das Gesetz ab, beachtet es gar nicht - und plötzlich tritt der Tod durch die Fenster. Was dann? Was, wenn die Stimme in's Ohr donnert: Ewige Verdammniß! Wer fühlt sich erschüttert? wer sich verloren? Er horche! Du kannst das Gesetz nicht bewahren, du die Gebote nicht halten, und willst es auch nicht, und dennoch müssen Gottes Rechte durch dich mit ganzem Ernst gehalten sein. Ohnmacht, tiefes verderben, Abfall von Gott in Adam entschuldigen hier nicht. Gott redet alle diese Worte.

Was bleibt mir denn für Rath, daß ich das Gesetz bewahre, wenn ich doch nicht kann? Was für Rath, etwas wieder gut zu machen, da ich alles verdorben habe? Hier ist der nächste Schritt zur Bewahrung des Gesetzes, zum Halten der Gebote Gottes: das Bekenntniß: „Ich kann Nichts wieder gut machen, mit allen meinen Werken nicht; ich stecke bereits in Adam in dem Tod“; das Bekenntniß: „Ich kann nicht und doch ich muß; ich soll, ich will. Gott redet alle diese Worte. Er soll seinen Willen haben, gehe ich auch darüber zu Grunde“. Ist einmal diese Wahl gethan, da gebe es denn einen Kampf auf Leben und Tod, das Wie zu finden, wie man in dieses feurige Gesetz, in diese Thaten Gottes hineinkomme um darin gewandelt zu haben; das Wie, es wird endlich gefunden. Als Sünder, was sage ich? gleichsam als eine abgetriebene Frucht kommt man da hinein, findet man sich mit einem Male inmitten aller guten Werke. Als Sünder, als Uebertreter von Jugend an, als Einer, der nichts mehr einzubringen, nichts zu fordern hat, wird man in allen guten Werken gehalten, daß man thut, wie von selbst und ungezwungen, den Willen Gottes, den guten, den wohlgefälligen, den vollkommenen, und hat einen vernünftigen Gottesdienst, indem man seinen Leib begibt zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Als Sünder stirbt man, stirbt wie der Schächer, und stirbt doch mit einem guten Gewissen vor Gott und Menschen, und eine Unzahl von guten Werken folgen Einem nach. Das Wie, es wird gefunden, wenn man rein dem Gesetze abstirbt, für so viel wir als aus uns Gotte Früchte bringen sollten abstirbt in dem Tode Christi - und mit ihm vermählet, mit ihm auferwecket wird aus Todten am Glauben, welchen Gott wirket mit Macht. Da ist Christus der Mann, und fruchtbar ist die kinderlose, erstorbene Mutter. Das Wie, nochmals, es liegt für uns klar und deutlich aufgeschlagen und leuchtet im Lichte des Geistes im 7ten Capitel des Briefes Pauli an die Römer: „Nun aber sind wir von dem Gesetze los, indem es gestorben ist das uns gefangen hielt, also, daß wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens“ und wie die Sterne, welche die Hand Gottes gesäet, über dem gläsernen Meer der Himmelsfeste leuchten, so leuchtet, glänzt und strahlt das feurige Gesetz in den Worten des Apostels an die Epheser: „Sein Werk sind wir, in Christo Jesu geschaffen in guten Werken, welche Gott zuvor bereitet, daß wir darin sollten gewandelt haben.“ (Cap. 2, 10.).

Und kraft dieser Schöpfung rufe ich mit dem Apostel in die Gemeine hinein: „In Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern eine neue Creatur“ (Gal. 6, 15.) - und wiederum: „Durch Jesum Christum ist mir die Welt gekreuziget und ich der Welt“ (v. 14.) und wiederum: Die Beschneidung ist nichts und die Vorhaut ist nichts, sondern Gottes Gebot halten.„ (1. Cor. 7, 19.)

Wo Christus auferstanden ist von den Todten und sitzet zur Rechten Gottes, wo also das feurige Gesetz in ihm, in Christo, ist; wo Gott, der Vater wirket, hineinwirket mit der Macht dieser Auferstehung in alle Gläubigen hinein; wo es einen ewigen Geist gibt, den heiligen, den durch des Lammes Blut erworbenen, einen Geist der sich in das Rad des Rathes Gottes hineinwirft, daß es von selber geht: da entschuldige sich Niemand mit seiner Ohnmacht. Es wird hinausgeworfen, was nicht mit will! Was aber mit will, da ist Kampf, da ist Streit, da ist ein ewiger Bruch mit der Welt, mit der Sünde, mit dem Götzendienst, mit dem falschen Evangelio; und wird man auch wiederholt und wiederholt, und noch mal wieder von der Sünde überrascht, umstrickt, gefangengeführt da ist nicht Rast noch Ruhe, bis man's hat. - „Was?“ Das, was die Gemeine so ausspricht: „Im Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke.“ (Jes. 45, 24.) bis man sich befindet, „wo?“ in dem feurigen Gesetze, zwischen den zehn Pfeilern des Heiles, mitten in den Thaten des allmächtigen Gottes, der eben den Schwachen Kraft gibt und den Elenden herrlich hilft, daß nicht die Sünde König über Einen sei, sondern die allmächtige Gnade.

Und wo dieses nicht Wahrheit ist im Innern, wo nicht ein rechtschaffenes Wesen in Jesu ist, da höre nun auch ein Jeder von euch, weß er gewärtig sein muß. Soll ich es in einem Worte sagen? Der ewigen Verdammniß! „Weil ich denn rufe und ihr weigert euch, ich recke meine Hand aus und Niemand achtet darauf, und lasset fahren allen meinen Rath und wollet meiner Strafe nicht, so will ich auch lachen in eurem Unfall, und eurer spotten, wenn da kommt, das ihr fürchtet. Wenn über euch kommt wie ein Sturm, das ihr fürchtet, und euer Unfall als ein Wetter, wenn über euch Angst und Noth kommt“. (Sprüchw. 1, 24.) Höret das, ihr thörichten Jungfrauen, die ihr auf die Hochzeit aus seid und nicht an das feurige Gesetz denket, dann werdet ihr kommen und klopfen: „Herr Jesu, thue uns auf!“ - antworten aber wird er, er, der Bräutigam: „Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht“. Höret das ihr, die ihr beim Mahle sitzet ohne Hochzeitskleid: „Freund, wie bist du hereingekommen, und hast doch das hochzeitliche Kleid nicht an? - Bindet ihm Hände und Füße und werfet ihn hinaus in die äußerste Finsterniß.“ Höret, ihr Alle, die Worte des Evangelisten an uns: „Lasset euch nicht verführen (weder durch Menschen noch durch eure Lust), weder die Hurer, noch die Abgöttischen, noch die Ehebrecher, noch die Weichlinge, noch die Knabenschänder, noch die Diebe, noch die Geizigen, noch die Trunkenbolde, noch die Lästerer, noch die Räuber werden das Reich Gottes ererben. Lasset uns nicht Hurerei treiben, wie Etliche unter ihnen Hurerei trieben, (nicht allein geistliche, sondern auch leibliche) und fielen auf einen Tag drei und zwanzig tausend. Lasset uns aber auch Christum nicht versuchen, wie Etliche von Jenen ihn versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht.“ (1 Cor. 10.) Wie, du möchtest gehören zu denen, die die Welt überwunden haben durch des Lammes Blut und durch sein Zeugniß, und mittlerweile im Unglauben mitmachen im Götzendienst der Welt? Werden dich die Götzen retten, wenn Gott dir antwortet: „Laß dir deine Götzen Helfen“. Gott, der hat sein wollen dein Gott ganz, treu und auf ewig. Wie? du willst ein Bekenner der Wahrheit sein, des einzigen Namens in welchem Errettung ist, und du schämst dich mittlerweile dieses hehren Namens vor einem Menschen der Heu ist, und übersiehst die Worte: „Ich will mich deiner auch schämen, wenn ich in meiner Herrlichkeit komme.“ Wie? du willst ein guter Christ sein, und doch am Sabbath deine Lust suchen, und überhörst das Wort: „Ihr wartet wohl auf viel, und siehe, es wird wenig, und ob ihr es schon heim bringet, so zerstäube ich es doch. Warum das, spricht der Herr Zebaoth? Darum, daß mein Haus so wüste stehet, und ein jeglicher eilet auf sein Haus. Darum habe ich die Dürre gerufen über alle Arbeit der Hände.“ (Hagg. 1, 9-11.) O, ihr Aeltern! ziehet eure Kinder auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn, bleibet daheim und pfleget sie mit sinnigem Vorbilde, daß euch die Pflanzen nicht zu Geißelruthen werden! O, ihr Kinder! gehorchet ihr euern Eltern nicht, so schleppen euch eure Kinder an den Haaren und machen euch das ganze Leben zu Galle und Wermuth! O, ihr Ungehorsamen euern Lehrern, eurer Obrigkeit: ihr verwüstet auf immer euer und eurer Nachkommen Glück und Segen! O, ihr, die ihr den ganzen Tag nur mordet mit der Zunge, in Zank und Zwietracht, es stehet euch eine Ewigkeit bevor des Zankes unter den Teufeln in der Hölle und daselbst ein ewiges Zähneknirschen! O, ihr Weichlinge und Wollüstige, ihr Verächter des Heiligen Ehestandes und der ehelichen Treue! wer den Tempel Gottes zerstöret, den wird Gott zerstören! O, ihr Unehrliche! welch einen Fluch häufet ihr euch auf in dem Schrank für eure Nachkommen. O, ihr Verläumder, wie werdet ihr entrinnen, wenn Gott am Tage Christi alle eure verborgene Tücke und That wird an den Tag bringen! O, ihr, die ihr nicht leiden könnt daß euer Nächster es gut habe, und wollet das was eures Nächsten ist: seid eingedenk Nabod's Weinberges, und wie Ahab und sein ganzes Haus ausgerottet wurde!

O, wie viele heiße Thränen sind schon vergossen der Folgen wegen, daß man die Gebote Gottes nicht geachtet und der bösen Lust gehorcht und O, wenn man nur, wo man denn nun mitten im Verderben liegt, sich aufmacht zu Gott, und schüttet vor ihm Alles aus, und hält an um Gnade um Christi willen, um Herzensänderung, um wahrhaftige Bekehrung, sonst - ewiges Heulen, ewige Thränen, und die löschen doch die Flammen der Hölle nicht. Aus den schlechten Dingen hinweg, ein jeglicher von euch, der sich in denselben befindet! Heute noch ist es der Tag der Seligkeit! aufgeschaut auf die Belohnung, welche da ist für einen Jeglichen, der sich in Christo in dem feurigen Gesetze befindet, der in Christo bleibet in den Thaten Gottes, ausgesprochen in den zehn Worten, in den Thaten für uns geschaffen, in den Werken welche Gott zuvor bereitet.

Es wirft ein Uebertreter aller Gebote des Herrn, ein Götzendiener, der da steht vor dem Richterstuhl Gottes, verdammt, verloren, verklagt, vom Teufel gebunden, die Götzen aus der Hand; in die Hölle, wo er hinein soll, wirft er sie - und er selbst, er wirft sich auf das Lamm, das vor dem Stuhle Gottes steht und ihn in seiner Verlorenheit freundlich ansieht; er wirft sich auf dasselbe, so wie er ist und dieses Lamm es trägt ihn durch die Fluthen des Zornes und des Todes hindurch in die Gefilde seliger Unsterblichkeit, in das selige Licht des Antlitzes des Vaters; dort hat er ewigen Frieden und ewige Ruhe. Er hat das Gebot gehalten und alle Teufel, alle Geister des Abgrunds in der Luft werden seiner nicht habhaft, die Engel Gottes tragen ihn hinüber, hindurch.

Hat Einer geheiliget den Namen Gottes, herbeigerufen in seiner Noth den Namen deß, der allein helfen kann - er hat gehalten das Gebot - er soll die Belohnung haben. Er hat sein Alles auf mich geworfen, so will ich ihm aushelfen.

Hat Einer die Ruhe Gottes der mühsamen Werkheiligkeit vorgezogen, und demnach den Tag des Herrn gewählt, zu lernen anzufangen den ewigen Sabbath - hat er treulich gearbeitet im Schweiße seines Angesichtes sechs Tage und am Tag des Herrn seines Gottes läßt er sich mit Manna speisen: hat gehalten das Gebot - er soll am Samstage für den Samstag, für den Sonntag und für den Montag haben, denn er hat geglaubt: die Speise und der Bauch verderben, aber Gottes Gebot währet.

Annoch leben Sem und Japhet fort in allen Gläubigen - und Cham, der sich über seinen Vater erhob, und Kanaan mit ihrer Macht und Pracht, mit ihrem Stolze und päpstlicher Gesinnung, sie sind spurlos verschwunden, ausgerottet von der Erde.

Und Gott, mein Kind, Gott hat Geduld mit deinen Gebrechen, wenn du mit Ehrfurcht behandelst die Gebrechen der Aeltern und aller derer, durch deren Hand uns Gott regieren will.

Selig sind die Friedfertigen, sie werden Gottes Kinder heißen, Kinder des Gottes, der den Segen und das Leben gebietet; auch Stephanus mordete nicht, er brachte die Friedensbotschaft und ließ sich morden und betete für seine Mörder - erlangte die Belohnung, eine reiche: Saulus ward Paulus, der Wolf ein Lamm, ein Reh auf den Bergen.

„Darüber bin ich nicht Herr, das ist nicht mein, das gehört der heiligen Ehetreue und ehelicher Pflicht zu“ “ wie sollte ich denn nun ein solch großes Uebel thun und wider Gott sündigen?„ so Joseph, der Sohn Jacobs des Patriarchen - und sein Leib mußte zwar dafür in Eisen liegen, aber nur so lange bis die Belohnung kam, und die Rede des Herrn ihn durchläutert hatte, da sandte der König hin und setzte ihn zum Herrn über alle seine Güter und gab ihm die vornehmste Erbtochter Egyptens zur Gemahlin.

Nicht nahm Abraham von der Beute Sodoms, er plagte sich lieber, begnügte sich lieber mit dem der uns gelehret zu beten: Unser tägliches Brod gib uns heute - und ehrlich währt am längsten, Gott hat ihn reich gemacht und was selbst von seinem fleischlichen Geschlecht bis auf diesen Tag nur etwa ehrlich sein will, bekommt bald den Namen eines reichen Juden.

Moses warf sich in den Riß für ein Volk, das Gott seiner Schlechtigkeit wegen umbringen wollte, und für die, die bei Gott einen übeln Namen hatten, hielt er an um Erbarmung; - und er fand Barmherzigkeit: selbst für seinen verstorbenen Leib trat der Erzengel Michael ein, da der höllische Verläumder denselben mit sich fortzureißen gedachte. (Jud. v. 9).

Und „wenn ich nur Dich habe!“ so sprach Assaph, (Ps. 73, 25) und das soll nur allein von der Weisheit wahr bleiben: „Langes Leben ist zu ihrer rechten Hand, zu ihrer Linken ist Reichthum und Ehre“ (Sprüch. 3,16). Die Liebe denkt nichts Arges, hat kein böses, neidisches Auge. „Der Gerechte streuet aus und gibt den Armen, seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich, sein Horn wird erhöhet mit Ehren.“ (Ps. 112). Wer Gottes Gebote hält, der findet großen Lohn - und die Furcht des Herrn ist aller Weisheit Anfang. Das ist aber eine böse Zucht, den Weg verlassen, und wer die Strafe hasset, der muß sterben. In des Gerechten Hause ist Gutes genug, aber in dem Einkommen des Gottlosen ist Verderben. Auf dem rechten Wege ist Leben und auf dem gebahnten Pfade ist kein Tod.

So heißt es aus dem Jerusalem, das oben liegt, aus dem Munde des wahrhaftigen Zeugen Gottes: „Selig sind die, die seine Gebote halten, auf daß ihre Macht sei an dem Holze des Lebens, und sie zu den Thoren eingehen in die Stadt.“ - (Offenb. Joh. 22, 14).

Wohl sahe es so aus, als ob Mardachai an den Galgen kommen, und es ein Ende haben würde mit dem ganzen Volke Gottes; wohl schien es Starrsinn, daß er den Haman nicht ehren wollte, wie es die Uebrigen Alle thaten - aber der Gottlose kommt in die Grube, die er dem Gerechten grub; und was sich mit dem Gebote hindurch schlägt, es kommt wohl aus großen Trübsalen, ärntet aber ewige Freude.

Ihr, die ihr ein Evangelium für das Fleisch wollt, bekehret euch, sonst geht ihr aus der Kirche zur Hölle! Ihr, die ihr nur Gottes Gebote wollt, weil Gott sie geredet, strecket euch aus zu Christo, heute, morgen, alle Tage eures Lebens, wie elend, wie verdorben ihr euch befindet und haltet Glauben! Nur auf den Wagen des Glaubens, nur durch das Treiben des Geistes gehen alle Dinge und wir in denselben grade aus zu dem Ziel, das Gott mit seinem Gesetze will zu unserm ewigen Wohl.

Das Gesetz, das feurige, es ist den zehn Tausend mal Tausenden der himmlischen Heerschaaren übergeben, diese sind die Wärter der Bahn welche nach dem Jerusalem führt, das droben liegt. In den Thaten Gottes befinden wir uns in Christo Jesu es hat keine Gefahr für das Stündliche, für das Tagtägliche, für das Ewige nicht - man wird über Alles hinweggetragen, hinweggerissen - jede Gefahr abgeschlagen, zum Guten gewandt was zum Schaden gemacht schien. - Die Heerschaaren Gottes lassen nicht ab mit ihrem Dienst, und in dem Lichte des Gesetzes des Geistes des Lebens in Christo Jesu kommen wir viel gewisser in das Licht des seligen Schauens Gottes, sei es auch durch eitel Trübsal, als die Sonne, treu dem ihr gegebenen Gesetze, stets hervorbricht aus dunkler Nacht. Amen.

Schlußgesang:

Lied 145, Vers 9.

Hilf, daß ich ja nicht weiche
Von dir, Herr Jesu Christ!
Dem Glauben Stärke reiche
In mir zu aller Frist;
Hilf ritterlich mir ringen
Daß durch dein' Trost ergötzt
Ich fröhlich möge singen,
Es ist vollbracht! zuletzt.

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