Hofacker, Ludwig - Predigt am heiligen Pfingstfeste.

Hofacker, Ludwig - Predigt am heiligen Pfingstfeste.

Text: Joh. 14,23 – 31. und Apostelgesch. 2,1-18.

JEsus antwortete, und sprach zu ihm: Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu Ihm kommen, und Wohnung bey Ihm machen. Wer aber mich nicht liebet, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Solches habe ich zu euch geredet, weil ich bey euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, welcher mein Vater senden wird in meinem Namen, derselbige wird es euch Alles lehren, und euch erinnern Alles des, das ich euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht, und fürchte sich nicht. Ihr habt gehöret, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich gesagt habe: Ich gehe zum Vater; denn der Vater ist größer denn ich. Und nun habe ich es euch gesagt, ehe denn es geschiehet, auf daß, wenn es nun geschehen wird, daß ihr glaubet. Ich werde hinfort nicht mehr viel mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt, und hat nichts an mir. Aber auf daß die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe, und ich also thue, wie mir der Vater geboten hat; stehet auf, und lasset uns von hinnen gehen.

Und als der Tag der Pfingsten erfüllet war, waren sie Alle einmüthig bey einander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, als eines gewaltigen Windes, und erfüllete das ganze Haus, da sie saßen. Und man sahe an ihnen die Zungen zertheilet, als wären sie feurig. Und er setzte sich auf einen Jeglichen unter ihnen; und wurden Alle voll des Heiligen Geistes, und fiengen an zu predigen mit andern Zungen, nachdem der Geist ihnen gab auszusprechen. Es waren aber Juden zu Jerusalem wohnend, die waren gottesfürchtige Männer aus allerley Volk, das unter dem Himmel ist. Da nun diese Stimme geschah, kam die Menge zusammen, und wurden bestürzt; denn es hörete ein Jeglicher, daß sie mit seiner Sprache redeten. Sie entsatzten sich aber Alle, verwunderten sich, und sprachen unter einander: Siehe, sind nicht diese Alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn ein Jeglicher seine Sprache, darinnen wir geboren sind? Parther, und Meder, und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien, und in Judäa, und Kappadocien, Pontus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Aegypten, und an den Enden der Lybien bey Kyrene, und Ausländer von Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie mit unsern Zungen die großen Thaten Gottes reden. Sie entsatzten sich aber Alle; und wurden irre, und sprachen Einer zu dem Andern: Was will das werden? Die Andern aber hatten es ihren Spott, und sprachen: Sie sind voll süßen Weins. Da trat Petrus auf mit den Eilfen, hub auf seine Stimme, und redete zu ihnen: Ihr Juden, lieben Männer, und Alle, die ihr zu Jerusalem wohnet, das sey euch kund gethan, und lasset meine Worte zu euren Ohren eingehen. Denn diese sind nicht trunken, wie ihr wähnet; sintemal es ist die dritte Stunde am Tage. Sondern das ist es, das durch den Propheten Joel zuvor gesagt ist: Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Aeltesten sollen Träume haben; und auf meine Knechte, und auf meine Mägde will ich in denselbigen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.

Ungefähr vier oder fünf Jahre vor dem Pfingstfeste war ein Mann an den Ufern des Jordans, der hieß Johannes. Dieser predigte Buße und Vergebung der Sünden, er verkündigte den Anbruch des Reiches Gottes, und taufte mit Wasser. „Ich taufe euch“ – sprach er – „mit Wasser, es kommt aber ein Stärkerer nach mir, dem ich nicht werth bin, seine Schuhriemen aufzulösen, der wird euch mit dem Heiligen Geiste und mit Feuer taufen.“ – Was Johannes damals geweissagt hatte, das ist nun wirklich an dem großen Pfingstfeste eingetroffen; der Herr der Herrlichkeit war aufgefahren in den Himmel; Er hat Sich gesetzet zur Rechten Gottes, und hat Gaben empfangen. Die erste Gabe aber war der Geist der Wahrheit, die Feuertaufe, die über Seine Jünger ausgegossen wurde. Das Andenken daran feyern wir an dem heutigen Pfingstfeste. Ach, daß es doch dem HErrn gefiele, auch unsere Herzen, mein Herz und eure Herzen zu taufen mit dem Heiligen Geiste, und mit Feuer und mit Kraft aus der Höhe. Wir wollen nun zu unserer gemeinschaftlichen Erbauung

  • I. die Geschichte des heutigen Festtages betrachten;
  • II. einige Anwendungen auf uns selber machen.

HErr Gott, heiliger Geist! kehre bey uns ein; HErr JEsu, der Du Macht hast über alles Fleisch, alles Fleisch verdorret, wenn Du nicht Deinen Heiligen Geist über dasselbe ausgießest. lebendiger und lebendig machender Geist, mache uns lebendig, damit wir nicht sterben, nicht ewiglich sterben! Amen.

I.

Es ist merkwürdig, daß die Ausgießung des Heiligen Geistes an einem der drey hohen Feste geschehen ist, an welchem Israel zusammen kam, und auch die in der Ferne wohnenden Juden nach Jerusalem hinauszogen, um die herrlichen Gottesdienste anzuschauen, und in dem Tempel dem Jehovah Lob und Anbetung darzubringen. Wie die tiefste Erniedrigung des Sohnes Gottes, Seine Ueberlieferung in die Hände Seiner Feinde, wie Seine Verspottung, Seine Geißelung, Seine Kreuzigung fast vor dem ganzen Israel geschah am Feste der Ostern: so sollte auch Seine Erhöhung vor den Augen der Welt, Seine Verklärung durch den Heiligen Geist an einem hohen Feste erfolgen, damit alle Welt erkennen möchte, Er sey der HErr der Herrlichkeit, und habe ein neues Reich, ein Reich der Gnade und Erbarmung aufgerichtet, und mit Seinem Blute auf Golgatha versiegelt, also, daß es auch die Pforten der Hölle nicht überwältigen sollen. Das Pfingstfest wurde fünfzig Tage nach Ostern gefeyert. An Ostern feyern ja die Juden, wie wir Alle wissen, das Andenken an den Auszug auf der Dienstbarkeit Aegyptens; fünfzig Tage darauf aber ward ihnen auf dem rauchenden Berge Sinai das Gesetz gegeben, geschrieben auf steinerne Tafeln, das Gesetz, das die Herzen nicht ändern konnte, sondern nur ein Zaun ward für die äußern groben Missethaten. Ebenso nun fünfzig Tage nach dem Tode Christi, durch welchen Er die Seinigen erlöset und ausgeführet hat aus der Knechtschaft der Sünde, des Teufels, des Todes und der Hölle – ist erfüllt worden, was der Prophet weissagte (Jerem. 31,31. ff.): „Siehe, es kommt die Zeit – spricht der HErr – da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund machen, nicht wie der Bund gewesen ist, den Ich mit ihren Vätern machte, da ich sie bey der Hand nahm, daß ich sie aus Aegyptenland führete; welchen Bund sie nicht gehalten haben, und Ich sie zwingen mußte, spricht der HErr; sondern das soll der Bund seyn, den ich mit dem Hause Israel machen will nach dieser Zeit, spricht der HErr; Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk seyn, so will ich ihr Gott seyn.“ Das neue Gesetz, das Evangelium, ist nicht in steinerne Tafeln, sondern in die Herzen eingeschrieben worden durch die Griffel des lebendigen Geistes am heiligen Pfingstfeste des Neuen Bundes. Den Juden wurde an jenem Tage die Haushaltung des Gesetzes aufgerichtet, am Pfingstfeste der Christen aber die Haushaltung des Evangeliums: da wurde die Kirche des Neuen Bundes gegründet. O wie fein thut Gott Alles zu seiner Zeit! Er hat Alles in Zeit und Ordnung gefaßt. „Wer hat des HErrn Sinn erkannt? oder wer ist Sein Rathgeber gewesen? oder wer hat Ihm etwas zuvor gegeben, das Ihm werde wieder vergolten? Von Ihm und durch Ihn und zu Ihm sind alle Dinge; Ihm sey Ehre in Ewigkeit!“ Den Aposteln hätte die Zeit von der Himmelfahrt bis zu Pfingsten lang werden können; sie hätten denken können: der HErr hat es doch verheißen, nicht lange nach diesen Tagen werden wir mit dem Heiligen Geiste getauft werden, und nun sind schon zehen Tage vorbey; - aber so dachten sie nicht; sie überließen sich kindlich der Führung ihres zur Rechten Gottes erhöheten HErrn, sie trauten Seiner Weisheit, Macht, Wahrhaftigkeit, Liebe und Erbarmung, und ließen sich das Warten nicht gereuen, und so kam denn endlich zu rechter Zeit die Verheißung des Vaters. Vielleicht ist auch eine solche Seele unter uns, die auf ihren Pfingsttag, auf die Gnadenheimsuchung des HErrn wartet, die vielleicht schon lange darum geschrieen, geseufzt und gebeten hat. Aber nur getrost, nur unverzagt, lieber Mensch! Siehe, ein Pfingstfest sollst du nicht eher feyern als an dem Tage, da der HErr es für gut findet. Laß nur nicht nach, zu betteln und auszuharren, und die Zeit abzuwarten. Du wirst zuletzt sehen, wie sich der HErr an Seinem großen Erntefest an dir verherrlicht. Am ersten Pfingstfeste hat Er auch einen Theil Seiner blutigen Aussaat eingeheimst; da hat Er ein Erntefest gefeyert von dem, was Er mit blutigem Schweiß und schmachvollem Kreuzestode ausgesäet hatte. Das war ein großer Erntetag, ach, daß Er auch unter uns eine rechte Ernte finden möchte!

Am Tage der Pfingsten nun, als sie einmüthig versammelt waren, geschah schnell ein Brausen vom Himmel, als eines gewaltigen Windes, und erfüllete das ganze Haus. Wir dürfen, liebe Zuhörer, nicht glauben, daß der Wind ein Geist gewesen wäre, sondern dieser Sturm war nur ein Vorbote und Anzeige des Geistes, der auf die Apostel fiel. So offenbarte sich auch der HErr dem Elias; denn eine Stimme sprach zu ihm: „gehe heraus und tritt auf den Berg vor den HErrn, und da er heraustrat, siehe, da war ein Sturm; aber der HErr war nicht im Sturme. nach dem Sturme aber kam ein Erdbeben, aber der HErr war nicht im Erdbeben; und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, aber der HErr war nicht im Feuer; und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen, also, daß Elias sein Antlitz verhüllete und anbetete.“ Nicht gewaltsam dringt der Geist des HErrn in die Seelen der Menschen ein, sondern er ist im stillen, sanften Sausen. Wenn du solches in deinem Inwendigen vermerkest: dann ist es Zeit, daß du dein Angesicht verhüllest und hörest, was dir dein Gott zu sagen hat.

Da sah man nun die Zungen zertheilet, als wären sie feurig, und Er setzte sich auf einen Jeglichen unter ihnen, und sie wurden Alle voll des Heiligen Geistes, und fiengen an zu predigen mit andern Zungen, nachdem der Geist ihnen gab auszusprechen. Da hieß es wohl: „thue deinen Mund auf, ich will ihn füllen.“ Mit andern Sprachen fiengen sie an zu predigen; in Sprachen, die sie niemals erlernt hatten, verkündigten sie die großen Thaten Gottes. Sie durften sich nicht besinnen, es floß Alles frey und ungezwungen heraus aus der Fülle des Geistes. Das war eine unerhörte, erstaunliche Wirkung des Heiligen Geistes. Wir dürfen jedoch nicht glauben, daß es ein verworrenes Geschrey gewesen sey, das wäre nicht übereinstimmend gewesen mit dem Geiste Gottes, der ein Geist des Verstandes, des Raths, der Weisheit und der Zucht ist; das wäre ja nach dem Geiste dieser Welt gewesen; denn wie geht es in der Welt zu, wenn die Gemüther von der Hölle, von Zorn, Rachgier oder andern Leidenschaften entzündet sind? Denket euch hundert und zwanzig Menschen, die von Leidenschaft erfüllt sind, was würde für ein verworrenes Geschrey entstehen! wie würde der Eine den Andern übertäuben; wie würde der Eine seine Meinung zuerst sagen wollen vor dem Andern; wie würde immer der Eine es besser wissen wollen als der Andere. Dieß ist aber nicht Sache des Geistes Gottes. Wahrscheinlich wird Einer nach dem Andern gesprochen, und die großen Thaten Gottes in einer neuen Sprache verkündiget haben. Die Andern freilich, die auch voll vom Heiligen Geiste waren, werden nicht ruhig in starrer Stumpfheit und lebloser Steifheit da gesessen seyn, sondern durch Mienen, durch Geberden, durch stille Anbetung und Lob Gottes die Freude ihres Herzens ausgedrückt haben, so daß ein geistlich blinder und todter Mensch sie wohl für betrunken halten konnte.

In fremden Sprachen redeten sie zum Zeichen, daß das Evangelium für alle Nationen sey, für alle Sprachen und Zungen, für alle Menschen, die im Osten und Westen, im Süden und Norden wohnen, für die große Schaar, die Johannes sahe im Gesichte, aus allerley Geschlechtern, Nationen und Zungen. O süßes Evangelium, vielleicht bist du auch schon am großen Pfingstfeste in unserer deutschen Sprache gehört worden; vielleicht ist schon damals, wie jetzt, die Kraft des Todes und die Auferstehung Christi verkündiget worden. Gewiß hat, wenn eine deutsche Seele an jenem Pfingstfeste sich unter den Zuhörern befand, der Geist der Wahrheit und der Liebe, der sich Aller erbarmet, auch in ihr Inneres ein Wort der Gnade und Erbarmung ausgegossen. Wie gewaltig mögen aber die Apostel gezeuget und geredet haben an diesem Tage! Da wird wohl der Strom des Geistes durch die Kraft der Salbung von Herzen zu Herzen gegangen seyn. Ein Moses konnte nicht sprechen, sondern nur zu stammeln; die Apostel aber redeten mit fließender Rede, wie die Inbrunst ihres Geistes sie lehrte. Freilich das Gesetz schnüret die Herzen zusammen; das Evangelium aber, die großen Thaten Gottes zum Heile der Menschheit, die machen das Herz weit; da darf man seinen Mund weit aufthun; denn das Evangelium ist voll Gnade und Erbarmung, voll von den Friedensgedanken Gottes über die Sünder, voll von der Liebe des HErrn JEsu, der sie Seinen bis in den Tod geliebet hat.

Natürlich machte das Brausen vom Himmel großes Aufsehen in Jerusalem; denn es war wie ein Donner, den man überall hörte. Es gieng hier wie überall, wo sich etwas zuträgt, das die Aufmerksamkeit erregt; man fragt; man läuft; man merkt auf; man eilt zu dem Orte, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, und so kam, zumal an dem hohen Feste, eine große Menge Menschen zusammen aus allerley Volk, das unter dem Himmel ist. Sie mögen wohl eine Zeit lang zugehört und zugesehen habe, da wurden sie bestürzt, denn es hörte ein Jeglicher, daß sie mit seiner Sprache redeten. Sie entsetzten sich. Es war natürlich etwas zum Entsetzen und zum Fragen: was will das werden? etwas ganz Ungewöhnliches, Unerhörtes, Wundervolles! Denket euch das donnerähnliche Brausen vom Himmel, das man in ganz Jerusalem hörte; die Menge kommt zusammen; was hört und sieht sie? Da sieht und hört man hundert und zwanzig ungebildete Galiläer, die keine fremden Sprachen gelernt habe, und die nun in fremden Sprachen mit unerhörter Inbrunst und Kraft des Geistes die großen Thaten Gottes verkündigen und Gott loben, in der höchsten Begeisterung Dinge herausssagen, die man vorhin nie gehört hat, die den Herzenszustand der Menschen enthüllen, von dem Gekreuzigten predigen, daß Er sey Gott und HErr. Da hätten wir wohl auch Alle gefragt; wo will das hinaus? Andere freilich beschuldigten sie, sie seyn voll süßen Weins, und da gieng es, wie es heute noch geht, wenn das Wort Gottes mit Kraft und Beweisung des Geistes gepredigt wird; Einige stehen hin, fassen es auf, ahnen das Göttliche, da darunter verborgen liegt; Andere aber haben es ihren Spott, und weil ein Jeder den Andern aus sich selber heraus beurtheilt, so schieben sie allerhand betrügerische, unredliche Absichten unter. So sagten nun auch Einige: „sie sind voll süßen Weins“, denn sie hatten eine Erfahrung davon, wie man es macht, wenn man voll süßen Weins ist! und darum beurtheilten sie die Apostel nach sich und nach ihrem Leben. Da erfüllte sie das Wort: Niemand kommt zu mir, es ziehe ihn denn der Vater, und wer nicht wiedergeboren ist, der kann das Reich Gottes nicht sehen, der hat gar kein geistliches Auge dafür. Dieß ist aber das Schicksal Christi und Seiner Sache schon unzählige Male gewesen. Von Ihm selber sagten sie: „Er hat den Teufel“; Seine Apostel hielten sie für betrunken, und so geht es seit 1800 Jahren fort, daß man das, was Wahrheit und eine Wirkung des Geistes war, Schwärmerey, Thorheit, Krankheit des Leibes, Trunkenheit der Sinne, Schwelgen in übersinnlichen Gefühlen, und weiß nicht was geheißen hat. Es hat freilich viele Schwärmerey gegeben in dieser langen Zeit; aber der Weltgeist hat gerade das Beste mit diesem Namen befleckt. O die Weisheit, die ewige Weisheit muß sich meistern lassen von den Thoren, wie zu der Zeit der Apostel, so noch heute. Was diese Thoren nicht sogleich nach seinen Gründen erkennen, das werfen sie weg, es ist Schwärmerey, es ist Aberglaube. Weil die Juden nicht sogleich die ganze Geschichte des Tages begriffen, und nicht sogleich wußten, wo es hinaus wollte, fangen sie an zu spotten, statt daß sie hätten weinen sollen über ihre Sünden. Spotte nur, armer Mensch, spotte nur, gehe hin, sprich geschwind ab über das Göttliche, das du nicht verstehst, gehe in deiner Aufgeblasenheit hin; ein Mensch, wie du, sieht sogleich Alles aus dem rechten Lichte an; ein Mensch, wie du, muß sogleich allen Dingen ihren rechten Namen geben, spotte nur mit hochmüthigem Geiste; aber wisse, daß du deinem Richter Rechenschaft geben mußt von jeglichem Worte, das über deine Lippen geht. Wisse es, mit welcherley Gericht du richtest, wirst du gerichtet werden; mit welcherley Maaß du missest, wird dir gemessen werden. O es ist oft hinter diesem Spotten wahre Verzweiflung des Geistes verborgen; bey einem solchen Menschen ist die lauterste Ueberzeugung von der Wahrheit oftmals in’s Inwendige geschrieben; er ist schon überwiesen von der Göttlichkeit des Evangeliums; das Schwert des Geistes ist ihm schon manchmal durch das Herz gedrungen: aber er will es nicht aufkommen lassen; er will nicht an das Licht kommen; denn er liebet die Werke der Finsterniß. Darum sucht er seine bessere Ueberzeugung hinweg zu lachen und hinweg zu spotten, wirft geschwind mit hoher Miene ein vornehmes Wort hin: „sie sind voll süßen Weins“, es ist Schwärmerey, Mysticismus, und damit ist dann Alles abgethan. Was meinst du, armer Mensch, wenn an jenem Tage über dich, wie über Belsazar, der Spruch ergeht: „du bist gewogen und zu leicht erfunden mit deinem voreiligen Geschwätz.“

Nun aber trat Petrus auf, und fieng an zu predigen. Ach, welche Predigt! Er, der schüchterne Verläugner des Heilandes, er tritt nun hin vor das ganze Israel, und ruft und schonet nicht; er erhebt seine Stimme wie eine gewaltige Posaune, und verkündigt Christum, den HErrn der Herrlichkeit, welchen ihr, wie er sagte, gekreuziget habt, und scheut sich gar nicht zu sagen: so wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen JEsum, den ihr gekreuzigt habt, zu einem HErrn und Christ gemacht hat. Dieß war wieder eine Wirkung des Geistes Gottes; mit solcher einschneidenden göttlichen Salbung hatte noch Niemand von Christo gezeugt; so war der Heiland noch nie bekannt worden: und zwar nicht mehr in den Häusern, nicht mehr bey verschlossenen Thüren, wie nach der Auferstehung aus Furcht vor den Juden, sondern vor dem ganzen Israel, vor dem Volke, das gerufen hatte: „kreuzige, kreuzige Ihn!“ das den Fluch auf sich geladen hat mit dem Worte: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“; ja selbst vor den Pharisäern und Schriftgelehrten, vor denen Petrus frey und öffentlich bekannte: „Der, den ihr angeheftet und erwürget habt, der Fürst des Lebens, Der ist auferstanden, deß sind wir Alle Zeugen.“

Da sie das höreten, gieng’s ihnen durch’s Herz und sie fragten Petrum und die andern Apostel: „ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir thun?“ Das ist die Wirkung des Wortes Gottes; es ist ein Hammer, der die Felsen zerschmeißt; es schneidet hinein in das Innerste; es macht Unruhe; es weckt auf aus dem Todesschlafe; es läßt den Menschen nicht mehr in der Sicherheit fortleben; es treibt ihn zur Frage hin: was soll ich thun, ach, was soll ich Sünder machen? Ach, daß es doch dem HErrn gelänge, recht viele Seelen unruhig zu machen durch Seinen Heiligen Geist; denn soll Einer aufstehen aus dem Schlafe, so muß er doch unruhig werden; er muß erkennen, daß er nicht schlafen dürfe, sondern wachen müsse. Aber gerade dieser Unruhe weichen so Viele aus, und schlafen ihrem Verderben entgegen. Als nun das Volk also unruhig geworden war, und wie mit Einer Stimme rief: „was sollen wir thun?“ da trat Petrus auf mit dem Evangelium, und verkündigte: „thut Buße, und lasse sich ein Jeglicher taufen auf den Namen JEsu Christi zur Vergebung der Sünde, so werdet ihr empfahen die Gaben des Heiligen Geistes. Die nun das Wort gerne annehmen, ließen sich taufen, und wurden hinzugethan bey dreytausend Seelen.“ Diese sind Petrus, dem ersten Schnitter in der Ernte Gottes in die Arme gefallen; diese hat er zusammengebunden in eine Garbe, und hat sie dargebracht seinem HErrn und Gott, dreytausend Seelen. O wenn unter uns nur dreyhundert Seelen, ja, was sage ich, wenn es nur dreyßig oder nur drey Seelen wären, die dem Heilande heute als ein Lohn Seiner Arbeit völlig und ganz zufallen würden! Ich weiß es wohl, es haben Manche unter uns gute Rührungen; sie werden unruhig; sie wissen nicht, was sie anfangen sollen: aber sie wollen sich denn doch nicht zum völligen, ungetheilten Eigenthum Dem ergeben, der sich für uns dahin gab. Wollt ihr nicht auch dem Heiland eine Pfingstfreude machen, und Ihm zufallen mit Sinn, Herz und Muth? Wollet ihr nicht auch euch einheimsen lassen in die Scheunen Gottes? wollt ihr denn Spreu bleiben, und als Spreu verbrannt werden mit ewigem Feuer?

Ach, daß doch bald Dein Feuer brennte,
Du unaussprechlich Liebender!
Es bald die ganze Welt erkennte,
Daß Du bist König, Gott und HErr!

II.

Liebe Zuhörer! Es sind nun fast 1800 Jahre, seitdem dieser erste Pfingsttag gefeyert wurde, als das Feuer Gottes zuerst zu brennen anfieng auf dieser kalten Erde. Aber ist denn jetzt das Feuer erloschen, brennt es nimmer fort? Ja, ja, es brennt noch fort, denn „ich bin gekommen“ – spricht der HErr – „daß ich ein Feuer anzünde auf Erden“, und Petrus sagt: „Euer und euren Kindern ist diese Verheißung und Allen, die ferne sind, die Gott, unser HErr, herzuführen wird.“ O liebe Brüder, unter denen, die ferne sind, sind wir ja auch verstanden. Ach dieses göttlich große Wort: „Alle, die ferne sind“, - reicht ja auch auf uns herab, reicht hinaus auf unsere Kinder und Nachkommen, reicht hinein in die fersten Zeiten, die noch etwa kommen möchten, auf die letzten Tage, wo der HErr ausgießen wird Seinen Geist über alles Fleisch, und Alle von Gott gelehret seyn werden.

Zwawr würden wir allerdings uns irren, wenn wir die nämlichen Wirkungen des Geistes erwarteten wie am ersten Pfingstfeste; denn dieß waren außerordentliche Wirkungen, und nothwendig zum Beruf der Apostel und für die erste Zeit. Solches also wird wohl der Geist schwerlich bey uns wirken, wiewohl – wer kann ihm wehren, wer kann ihm Maaß und Ziel setzen? Er thut, was er will; er rüstet aus, mit was er will, und was er schenkt, ist lauter Güte Gottes, lauter Lohn der sauern Arbeit JEsu Christi. Aber bis jetzt hat er seit der apostolischen und der gleich darauf folgenden Zeit nicht mehr durch solche außerordentliche Gaben gewirkt. Ach, wenn es ihm nur gefiele, - das wäre etwas viel Größeres und Köstlicheres, - wenn es ihm nur gefiele, uns, die wir heute das Pfingstfest feyern, den Geist der Gnade und des Gebets mitzutheilen; wenn es ihm nur gefiele, uns aus unsern eigenliebigen Verschanzungen heraus und in das Licht der Wahrheit hinein zu versetzen; wenn es ihm nur gefiele, die Liebe Gottes auszugießen in unser armes, in unser leeres Herz, wenn es ihm nur gefiele, uns aus unserer Blindheit und Verstocktheit, aus unserm Unglauben heraus und in die Fülle Christi hineinzuführen, wenn es ihm nur gefiele, das steinerne Herz aus unserer Brust hinwegzunehmen, und ein fleischernes Herz uns zu schenken, das Christum liebt und Christo dient. Wisset ihr, was ich euch wünsche als Frucht des heutigen Pfingsttages:

Ein von Seinem Tod und Schmerz
Gänzlich hingenomm’nes Herz.

Das wünsche ich euch; ein von Christi Tod und Leiden durchdrungenes Herz, das nichts anders weiß als JEsum Christum, den Gekreuzigten, das Ihn über Alles liebt, das sagen kann: Ich habe nur Eine Passion, nur Eine Leidenschaft, nur Ihn, nur Ihn, Ein solches Herz aber kann nur der Geist der Wahrheit geben.

Die Apostel wurden mit Feuer getauft, und wir können es in unserer Art auch werden. Die Funken dieses Feuers sprühen auf der ganzen Erde herum, und begehren jedes Menschenherz sich einzusenken und zu zünden. Die Fülle der Gnade ist aufgethan, und dabey steht: „wer da bittet, der nimmt, und wer anklopft, dem wird aufgethan.“ Ach, daß ich es mit Spießen und Nägeln in mein und euer Herz hineingraben könnte: wir können Alle des Heiligen Geistes theilhaftig, wir können durch den Geist von Oben Alle wiedergeboren werden. Dazu sind wir bestimmt; kein Einziger ist ausgeschlossen, wäre er auch vor dem Heilande noch so fern. Auch die hochmüthigen, die selbstgerechten Sünder sind dazu berufen, und wär’ er wie ein Bär, er wird zum Lamme, und wär’ er so kalt wie Eis, er wird zur Flamme. Wenn aber dem also ist, warum sind wir denn so faul, so träge, warum bekümmern wir uns so wenig um diese größte aller Gaben, um ein neues, durch den Geist Gottes gereinigtes Herz? „Ringet danach“, -sagt der Heiland- „daß ihr durch die enge Pforte eingehet, denn Viele werden darnach trachten, wie sie hineinkommen, und werden nicht hineinkommen.“ Wähnen wir denn etwa, es werde uns gelingen, während wir die Hände in den Schooß legen, und unsern faulen Weltgedanken nachhängen, und unserm alten Menschen recht viele Nahrung geben? Die Apostel waren nicht träge und lässig, täglich waren sie bey einander mit Beten und Wachen; es war ihnen ein rechter Ernst um diese größte aller Gaben, die ihnen verheißen war; sie haben sich nach dem Worte des Heilandes gehalten: wir aber sind träge und leichtsinnig in Absicht auf die neue Geistesgeburt. Darum bleiben Viele so lange zwischen Thür und Angel stehen, und können nicht hineinkommen durch die enge Pforte, und werden wohl erfahren müssen, daß, wenn der Bräutigam kommt, ihnen die Thore zum Hochzeitshause verschlossen werden, und die Stimme des HErrn heraustönt: „weichet, ich kenne euch nicht“; sie schieben aus lauter fleischlicher Trägheit ihre Bekehrung von einem Sonntage zum andern, von einem Pfingsttage zum andern auf, und bleiben, was sie waren, zwar unruhig, aber doch nicht bekehrt, zwar nicht ganz wie die Welt, aber doch keine Jünger Christi; mit halbem Willen möchten sie dieß werden, mit halbem Willen aber wollen sie in der Sünde beharren.

Ach, wir sollten ja tief in den Staub sinken über der großen Liebe und Herablassung Gottes zu uns Unwürdigen! Siehe, du bist ein Mensch, ein Sünder, das kannst du nicht läugnen: denn du trägst den Fluch des Gesetzes in dir, und einen leib des Elends und der Verwesung mit dir herum; und nun siehe, der große und allmächtige Gott, welcher deiner nicht bedarf, gegen welchen du nichts bist, ja, vor welchem die ganze Erde mit Allem, was darinnen ist, dem Tropfen am Eimer gleichet, und dem Scherflein, das in der Wage bleibt, dieser große, majestätische Gott kommt, und will in dir, der elenden, erbärmlichen Kreatur, Wohnung machen, will sich selbst dir schenken, und läßt Seinen Heiligen Geist dir anbieten. Sollte denn der Heilige nicht in gerechtem Abscheu die gefallene Kreatur auf ewig von Seinem Angesicht entfernen, und in den Abgrund verstoßen nach Seiner ewigen Gerechtigkeit und Heiligkeit? Der Heilige und der Sünder gehören ja nicht zusammen. Aber dennoch, wenn du die Thüre aufthust, so will Christus Seinen Einzug in dir halten, und du armer Sündenwurm wirst ein Tempel des heiligen Geistes, ein Wohnhaus Gottes! du sollst geheiligt werden an Leib, Seele und Geist bis auf den Tag JEsu Christi. Trotz deiner Abscheulichkeit, trotz deiner Eckelhaftigkeit, trotz deiner Sünde, trotz der Unreinigkeit deines Herzens verheißt Er dir doch in unserem heutigen Evangelium: „Ich und mein Vater werden kommen, und Wohnung bey dir machen.“ Wer dieß recht faßt, wer den Gott, der allein Unsterblichkeit hat, den unvergleichlichen König und den kleinen, schwachen Menschen zusammenstellt, und nun im Lichte des Geistes betrachtet, in welch’ innige Gemeinschaft der heilige Gott mit der unheiligen Kreatur treten will, der kann nicht anders, er muß über dieses Wunder der Erbarmung und Herablassung noch mehr erstaunen, als über das Reden in fremden Sprachen; denn dieß ist ein unendlicher, ein unerhörter Liebestrieb, das ist etwas zum Loben und Anbeten in die ewigen Ewigkeiten.

Aber wir hören von diesen Wundern, und wollen doch keinen Fuß rühren, um diese Gnade zu erlangen; ja, wenn es etwas Zeitliches zu erjagen gäbe, wenn es sich um Geld und um Schätze dieser Welt handelte, welche die Motten und der Rost fressen, und da die Diebe nachgraben und stehlen, da würden wir nicht so träge seyn, da würde ein rechter Eifer und Ernst die Herzen beseelen; weil es aber ewige Güter, weil es ein neues Herz ist durch den Geist Gottes, ach, da schleppt man sich so träge herbey, wie wenn es lauter Elend wäre, das man aus der Hand Gottes annehmen müßte. O große Blindheit, mit welcher wir geschlagen sind; da tappen wir herum in der Finsterniß, wissen weder Weg noch Steg, haben keinen Frieden, keine ruhe, keine wahre Freude, denn nur im Reiche Gottes ist Friede und Freude in dem Heiligen Geist, und dabey sind wir die elendesten unter allen Kreaturen, denn das Gewissen sagt einem Jeden, auch dem tugendhaftesten und selbstgerechtesten Sünder, daß dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht. O, glaubt es zuverlässig, es gibt kein tieferes Elend als das Elend, in dem die Menschheit, in dem gerade die, so sich weise dünken in der Menschheit, gefangen liegen. Ach, der Himmel möchte darüber bluten; das Herz Gottes ist voll Mitleid darüber, dieses große Elend, die tiefe Noth hat den Sohn Gottes vom Himmel herabgezogen, und was das Traurigste ist, der Mensch sieht es nicht ein, sondern dünkt sich groß und tugendhaft zu seyn; er, der Sündenwurm, liegt in einer Art von Verzückung, in einer Art geistigen Wahnsinns gefangen. Da liegen wir in unsern Sünden; o bezeuget es, daß es so ist, ihr Geister, die ihr durch Gottes Gnade schon euer Herz kennen gelernt habt! Es ist wahr, man kann viel lernen; man kann viel wissen; man kann viele gute Gedanken und Rührungen haben: aber doch ist man todt. O arme Menschheit, o arme, miterlöste Brüder und Schwestern, ach, könnte ich es euch nur recht deutlich sagen, wie groß eure Noth ist. Ach, wenn ihr es ja erkennetet, wenn ja das Innere eures Geistes, sein Seufzen und der Fluch, der auf ihm lastet, euch offenbar würde, ihr würdet ja Alle eilen und eure Seelen erretten, und anfangen zu flehen um die Verheißung des Vaters, um den neuen Geist und um das fleischerne herz, ihr würdet nicht nachlassen, bis ihr empfangen hättet die Gabe des Heiligen Geistes.

Sehet die Apostel an, welche Leute aus ihnen geworden sind durch den Geist Gottes; wie blind waren sie vorher, wie hellen Auges jetzt; vorher wie schwach, und jetzt wie stark; vorher wie furchtsam, und jetzt wie unerschrocken; vorher wie ungläubig, jetzt wie voll Glaubens; vorher wie unzufrieden mit dem Kreuz, und jetzt wie zufrieden, wie fröhlich, wie getrost, auch unter Schlägen, auch in Gefängnissen, auch in Ketten und Banden, wie freudig auch im Tode, wie bereit, über dem Beruf zu sterben, Seelen für das Lamm zu werben. Ja, wie waren sie so voll Liebe gegen ihren HErrn; wie war der Gedanke an ihren Heimgang für sie eine Quelle lauterer Freude; wie war ihr Todestag für sie ein Tag des Triumphes. Wie aber die Apostel, so waren die ersten Christen in ihrem Theile Alle, und wie diese waren, können auch wir werden. Ach, was kann dein armes Herz bey Christo finden, wenn du es Seinem Geiste öffnest, und Ihn einziehen lässest, den König der Ehren.

O wüßten es doch alle Leute,
Die Er mit Seinem Blut erkauft,
Wie Schad’ es ist, daß nicht noch heute
Ihm Alles in die Arme lauft,
Und wie so gut es Jedermann
Noch heute bey Ihm haben kann.

Von den Dingen dieser Welt macht man sich gewöhnlich vorher immer größere Vorstellungen, als man nachher findet, wenn man sie genießt: aber nicht so bey Ihm, da findet man Alles viel herrlicher, göttlicher, größer durch die Erfahrung, als man erwartet hätte, und so fort bis in die tiefen Ewigkeiten.

Was soll ich weiter sagen? ihr dürftet nicht vor Ihm erschrecken und erzittern, denn Der, welcher den Geist sendet, welcher zum großen Pfleger und Verwalter dieser himmlischen Gaben eingesetzt ist, heißt JEsus, und wir kennen ja Sein Herz; wir kennen es ja aus Seinem ganzen Wandel, aus Seiner großen Sünderliebe, aus Seinem Leiden und Sterben, wir kennen es ja, weil wir durch Seine durchbohrte Seite unmittelbar in Sein Herz hineinsehen; ich darf keck fragen: wo ist ein Herz wie das Seine? wenn du wandeltest vom Aufgang bis zum Niedergang, vom Mittag bis zur Mitternacht, ein solches wirst du nirgends finden.

Darum kommt, Sünder, und blicket dem ewigen Sohne
In’s Herz, in die Nägelmaal’, unter die Krone,
Und sucht euch noch Mehrere zuzugesellen,
Die sich mit euch vor den Gekreuzigten stellen.

Was soll ich weiter sagen? ich will’s dem Herrn sagen: HErr JEsu, Du gekreuzigter HErr, Du aufgestandener und gen Himmel gefahrener HErr und Gott, Du weißt es, wie viele Seelen unter uns noch nicht zum Leben aus und in Dir hindurchgebrochen sind; o Du Durchbrecher aller Bande, durchbrich alle Eigenliebe und Weltliebe, schenke uns Allen an dem heutigen Tage den Sinn, daß wir ihn nicht verträumen, verlachen, verspotten, sondern mit ganzem Ernste Dir leben. Laß Dir heute viele Kinder geboren werden, wie den Thau aus der Morgenröthe, damit diese Seelen nicht verloren gehen, sondern für Deine ewige große Ernte gerettet werden. Ach, gib uns Allen doch den Sinn, daß wir unser ganzes Leben nur auf Dich gerichtet seyn lassen, daß wir von nichts hören und wissen wollen als von Dir, denn Du bist’s werth, daß wir Dir ganz leben, und Dich über Alles lieben. Amen!

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/hofacker/hofacker-predigt_am_heiligen_pfingstfest.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain