Heßhusius, Tileman - Heßhus' Bekenntniß von der deutschen Biblia Martini Lutheri.
Die teutsche Biblia Martini Lutheri, halte ich, Tilemannus Heshusius, für einen edlen und theuren Schatz, der mit aller Welt Reichthum, wenn sie gleich noch so viel Geld hätte, als sie in allen Königreichen besitzet, nicht zu vergleichen, noch zu bezahlen. Wenn alle Commentaria, so in Griechischer und Lateinischer Sprache über die ganze Bibel gemacht seynd, derer ein sehr grosser Hauffe ist, und viel Centner wägen, mit grossen Fleiß durchgelesen werden, so geben sie doch allesamt nicht so viel Lichts und Verstandes dem Christlichen Leser, als die klare gar herrliche Dolmetschung Lutheri. Hilff Gott, wie haben offt die allergelehrtesten Patres in Erklärung etlicher Sprüche so beygeschlagen, da doch Lutherus gantz und eigentlich den Verstand der Propheten gegeben hat. Keine Nation ist auf Erden, so viel man aus den Büchern sehen kan, die die Schrifften der Propheten und Aposteln so artig, so rund und klar, so verständlich, so eigentlich, so gewiß in ihrer Sprache hätten, als wir Teutschen durch die Gnade des allmächtigen Gottes und durch die Dolmetschung Lutheri haben. Es hat zwar Lutherus grosse Hülffe gehabt an vielen Gelehrten, so der heiligen Sprache kundig, wie er selbst darinnen erfahren gewesen, so hat er auch offt um eines Wortes willen bey ausländischen Theologen sich Raths erholet. Aber GOTT vom Himmel hat der letzten Welt, und sonderlich uns Teutschen die grosse Wohlthat durch sein Werckzeug Lutherum erzeigen und beweisen wollen, daß wir nach dem Jüdischen Volcke, so den Vorzug hat vor allen andern Völckern rühmen und Gott preisen können, daß keine Nation Gott so eigentlich höret reden in der Bibel in ihrer Sprache als wir Teutschen. Allen Dolmetschern der Bibel, so je gewesen seyn, wie denn in der Griechischen Sprache sehr viel gewesen, in der Lateinischen aber noch viel mehr, hats der Mann Gottes Lutherus weit zuvor gethan. Daß die Franzosen, Spanier, Engelländer, Polen auch nahe dem Text kommen seyn, wie etzliche Gelehrte zeugen, da haben sie dem Luthero, als ihrem Meister, der vor ihnen das Eiß gebrochen, zu dancken. Auch den siebenzig Dolmetschern, wie man sie nennet, derer Uebersetzung die Aposteln so werth gehalten, daß sie offtmahls in Anführung ihrer Version gebrauchen, wie unverneinlich hats dennoch Martinus Lutherus durch sonderliche Eingebung Gottes weit zuvor gethan, und viel herrliche Woerter der Schrifft, an denen mercklich gelegen, illustriret und erklähret. Mit einem einigen Worte giebt offt Lutherus reichern Verstand, als zehn Uebersetzer mit ihren großen Büchern. Daß man siehet, wie der Heil. Geist sonderliche Lust gehabt mit uns Teutschen in unserer Mutter-Sprache zu reden. Solches siehet man in den reichen Propheten, in den tröstlichen Psalmen, im gantzen Neuen Testament. Darum soll kein frommes Hertz daran zweiffeln, wer in der teutschen Bibel Lutheri lieset, der höret den ewigen und allmächtigen GOTT selbst reden. Wer den Zeugnissen und Sprüchen in der teutschen Bibel Lutheri glaubet, der glaubet dem allmächtigen Gott selbsten, und wird durch das Wort Gottes lebendigen Trost und ewige Seligkeit erlangen; Unter den Allerhöchsten Wohlthaten, so der allmächtige, gütige und getreue Gott dieser letztern Welt erzeiget hat, ist nicht die geringste noch letztere die herrliche teutsche Biblia.