Herberger, Valerius - Am zweiten Advent-Sonntage.

Herberger, Valerius - Am zweiten Advent-Sonntage.

JEsus weissaget von den Zeichen des jüngsten Tages.

JESUS, Der. treuherzige Warner ermuntert uns durch viel Zeichen am Himmel, Sonne, Mond und Sternen, an allen Creaturen, als Herzwecker des jüngsten Tages.

Joel 2. V. 30-32.

Ich will Wunderzeichen geben im Himmel und auf Erden, nämlich: Blut, Feuer, und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsterniß, und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des Herrn kommt, und soll geschehen, wer (aus gläubiger Zuversicht) des Herrn (Christi) Namen anrufen wird, der soll errettet werden.

Ach Gott, hilf, daß ich deine Zeichen nicht verachte, welche du mir in den Himmel setzest. Ach lieber Gott, gib, daß ich mich vor deinen Drohworten herzlich fürchte, deine Warnung nicht in Wind schlage; denn wer sie in Wind schläget, dem kommt der Glaube in die Hand. Hilf auch, daß ich mich deiner gnädigen Zusage von Herzen tröste, und nimmermehr deine Worte in Zweifel setze, denn es ist unmöglich, daß du sollst trügen; Himmel und Erde müssen vergehen, aber deine Worte müssen ewig bleiben. Gelobet sei Christus in Ewigkeit, der da kommen ist, uns zu erlösen, und wieder kommen wird, uns zu sich zu holen. Ach, mein Herr JEsu, hilf, daß ich alle Stunden und Augenblicke zu deiner Zukunft bereit sei. Du bist ja sanftmüthig und von Herzen demüthig, das haben alle bußfertige Herzen erfahren. Aber du bist auch zornig und eifrig über alle verstockte Herzen, das hat Sodom und Gomorra erfahren, das werden auch alle Gottlosen am jüngsten Tage gewahr werden. Denn wenn du wirst durch Feuer Himmel und Erde verschmelzen, da wirst du über sie Blitz, Feuer und Schwefel regnen lassen. Davor bewahre mich und alle, die dich lieb haben. Herr JEsu, du bist der verordnete Richter über Lebendige und Todte. Darum erschrecken wir nicht vor dem jüngsten Tage. Wie solltest du uns den Himmel absprechen, hast du ihn doch mit deinem Blute erworben. Herr JEsu, richte alles in meinem Herzen und Leben nach deinem Willen. Hilf, daß ich so lebe und sterbe, damit ich vor deinem Richterstuhl wohl bestehe. Sei mein Helfer in Leibes-, Seelen- und Todesnoth, und laß mich deines allerheiligsten Blutes genießen zur Seligkeit. Durch dein rothes heiliges Blut lösche meine blutrothe Sünde, daß ich schneeweiß werde. Durch die rothe Tinte deines Bluts schreibe meinen Namen in das Buch des Lebens im Himmel an, damit meiner nimmermehr vergessen werde, und verleihe Gnade, daß sich alle meine Blutstropfen über deinen Gnadenschätzen fröhlich machen, und Dank gegen dich beweisen. Ewiger Gott, es muß gewiß nicht vergebens sein, was von der Zierlichkeit des himmlischen Jerusalems wird geredet; du hast sonst nicht die Weise, daß du von außen schöner prangest, als von innen, sondern dasselbe ist der geschwülstigen Weltkinder Art. Weil du nun den Himmel von außen so schön hast gezieret, ach wie schön wirst du ihn von innen haben zugerichtet, da wir des himmlischen Jerusalems gewarten! Herr JEsu, der du die Himmel gebauet, baue auch den Himmel deiner Christenheit, mache dir aus meinem Herzen einen kleinen Himmel, und erhalte mich zum ewigen Himmel, und laß mich deinen lieben Stern ewig bleiben. Amen! Herr JEsu Christ, mein Himmel du bist; ach laß mich sein dein Sternlein klein! Amen!

JESUS, Der Menschen Seelenwächter vermahnet uns, daß wir sollen wacker sein und beten, weil sich unsre Erlösung nahet.

Marc. 13. V. 33. 37.

Sehet zu, wachet und betet, denn ihr wisset nicht, wenn es Zeit ist. Was ich aber euch (meinen Jungem) sage, das sage ich allen: Wachet!

Ach Herr JEsu, es wird schon Abend mit der Welt. Gegen Abend menget sich Licht und Finsterniß zusammen: also geht jetzt alles in der Welt durch einander, alles verändert sich, alles verkehret sich; die Welt ist auf die todte Neige kommen, der Abend der Welt ist vorhanden. Darum hebe ich mein Haupt empor, denn meine Erlösung nahet sich. Du Herr JEsu wirst bald kommen, und deiner Braut in den Wolken entgegenkommen, sie zur Seligkeit einführen. Mein Herr JEsu, wir werden dir auch entgegen gezucket werden, und dich mit großen Freuden anschauen. Herr JEsu, ach die Welt ist schon in allen Sünden ersäufet, darum muß deine Wiederkunft nicht ferne sein; gib, daß wir wachen und beten, und deine Wiederkunft mit Freuden erwarten, denn unsere Erlösung nahet sich. Habe auch Dank, Herr JEsu, für deine Gnade, daß du uns nicht unverwarnt mit dem jüngsten Tage willst überfallen; hilf, daß wir das Haus unseres Gewissens wohl beschicken und bestellen, daß wir nicht alle Winkel voll Sünde und Schande stehen und liegen lassen, sondern gute Wirthe sein in unseren Herzen und Leben, durch wahre Buße alles, was greulich ist, aufräumen, und mit den klugen Jungfrauen alle Stunden und Augenblicke zur Seligkeit fertig und bereit erfunden werden. Ach mein Herr JEsu, wie sticht und sicht jetzund der böse Geist um sich durch Ketzer und Tyrannen. Ist doch keine geplagtere Creatur in der Welt, als ein frommer Christ, der dir gedenkt treulich und aufrichtig zu dienen. Ach verleihe Geduld und Beständigkeit, dir durch Blut, Noth und Tod, durch Jammer, Hunger, Kummer und Elend, bis an das Ende treu zu bleiben, und dich nicht allein mit Worten, sondern auch, wenn es die Noth erfordert, mit Leib und Leben, mit Gut und allen Blutstropfen zu bekennen, damit du uns Wieder bekennen mögest vor deinem himmlischen Vater, auf daß wir also, als deine Engel und Gesellschaft den alten Drachen überwinden durch dein Blut und das Wort unseres Zeugnisses, und das Leben nicht lieben bis an den Tod. Endlich verleihe, daß wir mit Freuden unsere Häupter empor heben mögen, wenn du am jüngsten Tage kommen wirst, des Teufels Reich ganz und gar zu stürzen, und der Paradies-Schlange durch das letzte Zertreten den Kopf zermalmen, daß wir sämmtlich mit dir zur ewigen Freude einziehen mögen. Amen!

Herr JEsu Christe, du bestellter, aber auch gerechter Richter der Lebendigen und der Todten, hilf, daß wir die Herzwecker, damit du uns alle Tage deine letzte Wiederkunft zu merken gibst, nicht in Wind schlagen, sondern verleihe Gnade, daß wir deinen majestätischen letzten Advent uns aus deinem Bericht tief in's Gedächtniß bilden, und uns herzlich darauf freuen, wie ein gefangener Mann auf seine Erlösung, wie ein Gärtner über seine wachsenden und quellenden Blüthknospen, wie ein Knecht, dem die Botschaft kommt, daß er kann sein eigener freier Herr werden. Bewahre uns vor der unsinnigen Spötterei aller unnützen Weltvögel, und wirke in unsern Herzen einen rechten christlichen Vorsatz recht zu thun, daß wir uns vor Fressen und Saufen, Geiz und allen Sünden mit Fleiß hüten, dagegen aber wackere Buße thun, und mit täglichem Gebet um deine gewünschte Wiederkunft anhalten, damit wir also nicht schnell berückt Schaden leiden, wie die unverständigen Vögel über ihren Waldbeeren, sondern allem schädlichem Unglück entfliehen, und durch deine Gnade am jüngsten Tage wohl bestehen, und nach unsers Herzens Wunsch und Lust aus dem traurigen Weltwinter unsers zeitlichen Elendes ausschreiten, und in das gelobte Sommerland der ewigen Seligkeit eingehen. Amen!

JESUS, Das heilsame Thau- und Regentröpflein, welches durch die Kraft seines Verdienstes so große Wunder thut in aller Gläubigen Herzen.

Apostelgeschichte 3. V. 20. 21.

Es wird kommen die Zeit der Erquickung (zu eurer Freud und Seligkeit, und nicht zum Schrecken oder Schande) von dem Angesicht des Herrn, wenn er senden wird, (zu richten den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit) den, der euch jetzt zuvor geprediget wird, JEsum Christ, welcher muß den Himmel einnehmen (regieren und herrschen im himmlischen Wesen auf dem Thron der Majestät und Kraft Gottes sitzend) bis auf die Zeit (des jüngsten Tages), da herwieder gebracht werde alles, was Gott geredet hat durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von der Welt an.

Herr JEsu, habe Dank für die tröstlichen Gnadenzeichen meiner Erlösung. Sei gelobet für deine Menschwerdung, für deine Geburt, für dein Leiden, für deine Auferstehung und für deine gnädige Fürsorge, die du für uns trägest zur Rechten deines Vaters. Ach bethaue mein Herz mit deiner Gnade, daß es Trost die Fülle habe, und gewächsig werde zu allem Guten, wie ein gutes Land zu edlen Früchten, damit ich nicht mit den gottlosen Höllenbränden ausgedorret, sondern mit deinen auserwählten Himmelskindern in Ewigkeit lieblich bethauet, und mit himmlischer Freude besprenget werde. Ach Herr JEsu, in der Welt wohnen wir auf der bösen und dürren Ecke, wir werden durch viel Jammer und Unglück geschmeichet, wie die Blümlein auf hitziger Branderde. Ach bethaue durch deine gnädige Wiederkunft, erfrische mit den lieben Regentröpflein des jüngsten Tages deine liebe bedrängte Christenheit, alsdann werden sich alle Gräber auf Erden aufthun, da werden alle deine Liebhaber gewächsig werden in ihrer Seligkeit, daß sie bis hinauf in Himmel werden reichen, da wird Gerechtigkeit und Heiligkeit mit zuwachsen, da wird die liebe Ewigkeit angehen, alsdann werden unsere Herzen mit ausbündigen schönen Tugendrosen bewachsen, da wird sein ein ewiger Frühling, da werden wir dir in unverhinderter Schönheit in Ewigkeit wohlgefallen. Ach, daß die Hülfe aus Zion über mein Herz käme, und der Herr mich von meinem elenden Herz-Bedrängniß erlöset?, so würde mein Geist fröhlich, und meine Seele sich freuen. Ach, daß die Hülfe aus dem himmlischen Zion über die liebe Christenheit käme, und der Tag unserer Erlösung sich nahete. Denn in der Welt sitzen wir gleich wie im Gefängniß, dort wird alles besser werden. Ach, daß die Hülfe über unsern Leib und Seele käme, so wollen wir Alle froh sein und singen Hallelujah. Amen!

JESUS, Der große Wolken-Herr lasset in diesem Leben seine Christenheit durch die drei Tagreisen wahrer Buße dein gelobten Lande der ewigen Seligkeit immer näher rücken, bis sie am jüngsten Tage mit Freuden wird aufbrechen, und aus der Wüstenei dieser Welt ziehen in die Städte, davon Er gesagt: Ich will sie euch geben. 4. Buch Mose 10. V. 33-36. Also zogen sie von dem Berge des Herrn drei Tagereisen, und die Lade des Bunds des Herrn zog vor ihnen her die drei Tagereisen, ihnen zu weisen, wo sie ruhen sollten. Und die Wolke des Herrn war des Tages über ihnen, wenn sie aus dem Lager zogen. Und wenn die Lade zog, so sprach Mose: Herr, stehe auf, laß deine Feinde zerstreuet, und die dich hassen, flüchtig werden vor dir. Und wenn sie rührte, so sprach er: Komm wieder Herr zu der Menge der Tausend Israel.

Liebes Herz, in dieser Reise der Israeliten wird uns sehr köstlich gebildet die Reise unseres Christenthums auf Erden, sammt derselben Beschluß, da wir einziehen werden in's ewige Leben. Herr JEsu Christi, wie sich nach der Wolke die Israeliten richten, also richtet sich nach dir mein Herz in der Reise meines christlichen Glaubens, Lebens und Sterbens. Du bist der große Wolkenherr, der auf einer Wolken gen Himmel gefahren, und auf einer Wolken wird wiederkommen. Allein zu dir Herr JEsu Christ, mein Hoffnung steht auf Erden. Die Israeliten wandern durch eine Wüstenei nach der andern; ach Herr Christe, wie viel wüster Wege, wie viel saure Tritte müssen wir auf der Reise unseres Christenthums erdulden; wir sind in stetem Elend, haben keine bleibende Statt. Sie rückten aber dem gelobten Lande immer näher, Herr Jesu, mein Herz, meine Hoffnung, aller Christen Verlangen rücket alle Tage dem gelobten Lande der Ewigkeit näher, und spricht: Ich habe Lust abzuscheiden, und bei Christo zu sein. Sie ziehen nicht mancherlei Wege, sondern alle Einen Weg; also denken alle Christen durch Einen Weg selig zu werden. Wir sind alle nach Einer Regel gesinnet. Drei Tagereisen halten die Israeliten; drei Tagereisen halten auch alle Christen, so lange sie leben; das ist der Weg der Reue, und des Leides, und des neuen Gehorsams. Sie reisen erstlich zum Spiegel der zehn Gebote, und weinen mit Petro. Sie reisen auf den Berg Golgatha, und glauben an Christum mit allen Aposteln. Sie reisen zur Haustafel, und schreiten täglich von einer Tugend zur andern. Dies Geheimniß sehen wir auch in der großen Stadt Ninive, die Buße that, die war auch drei Tagereisen groß. Gleich wie dort der Gnadenthron säuberlich voranzieht, also bist du unser Gnadenthron und Führer im Leben und Tode. Du gängelst uns recht als ein Vater seine Kinder. Du Lämmlein Gottes gehest voran, wir folgen dir. Wie du der Israeliten Decke und Beistand bist, also bist du allezeit bei uns bis an der Welt Ende. Unter dem Schatten deiner Flügel haben wir Zuflucht. Du führest dein Volk wie eine Heerde Schafe. Gleich wie die Israeliten auf ihrer Reise sind fröhlich gewesen, also mangelt uns bei dir nicht grundvester Trost, darin bestehet unsere Freude in der Reise unseres Christenthums. Am jüngsten Tage ist uns die allerfröhlichste Reise bestimmt. Ach denselben Freudengang laß mich zur Seligkeit halten! Hier sehe ich ein schönes Bildniß, aber dort wird's viel lieblicher sein zu erfahren, was hier im dunkeln Spiegel wird gezeigt. Du wirst dich auf deiner Wolke sehen lassen, wir werden aufbrechen aus unsern Gräbern, wir werden ausziehen aus der Wüstenei alles Elendes. Deine Bekenner, in Juda Stamm gebildet, werden die nächsten sein, es wird ihnen reichlich vergolten werden. Wir werden die zeitliche Wohnung zulegen, und auf ewige Wohnung denken. Wir werden ziehen in die Städte, davon du Herr JEsu gesagt hast: Ich gebe ihnen das ewige Leben. Da wird lauter Lieb und Freundschaft sein, einer wird bei dem andern das beste thun. Denn du Herr hast uns da Gutes zugesagt, da wird's gut wohnen sein. Einem wird bei dem andern herzlich wohl, nicht übel sein. Unser Gnadenthron und König wird überall vorne an sein. Da werden wir unter Gottes Schutz und Schirm wohnen. Wir werden das Land erreichen, darin das himmlische Jerusalem liegt, und den schönen Ostergesang in Ewigkeit schallen: Laßt uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche That gethan; singet dem Herrn ein neues Lied, denn er thut Wunder. Halleluja! Herr JEsu hilf, daß meine Stimme mit Freuden mag dazu klingen. Amen!

JESUS, Der himmlische Wegweiser, spricht zu Noch: Gehe aus dem Kasten. Noah wird so fröhlich, als wenn er von den Todten ausstünde, und aus dem Grabe gehen sollte, und weiset, was unser Herz für österliche Freude haben werde am jüngsten Tage, wenn uns Christus aus dem Grabe rufen wird.

Offenbar. Joh. ?. V. 9-12. Siehe, eine große Schaar, welche Niemand zählen konnte, aus allen Heiden und Völkern und Sprachen, vor dem Stuhl stehend und vor dem Lamm, angethan mit weissen Kleidern (dieweil sie das schöne weisse Kleid der Gerechtigkeit Christi in diesem Leben mit wahrem Glauben angezogen, und mit himmlischer Klarheit, Reinigkeit und Herrlichkeit im ewigen Leben bekleidet worden) und Palmen in ihren Händen (dieweil sie durch den Glauben wider alle ihre Feinde in diesem Leben obgesieget, und im ewigen Leben über dieselben triumphiren, denn Palmen sind Zeichen des Sieges), schrieen mit großer Stimme (aus Freudigkeit) und sprachen: Heil sei dem, der auf dem Stuhl sitzet, unserem Gott (welcher seinen Sohn unsern Heiland verordnet) und dem Lamm (Christo Jesu unserem Heiland und Erlöser, welcher nach seiner menschlichen Natur zur Rechten Gottes erhöhet, sitzet auf dem Stuhl der Majestät im Himmel. Demselben gebühret allein das Lob und der Preis des Heils, daß er allein Heil gebe, weil in keinem andern Heil und Seligkeit zu finden, als allein in ihm). Und alle Engel stunden um den Stuhl und um die Aeltesten, und um die vier Thiere, und fielen vor dem Stuhl auf ihre Angesichte (aus schuldiger Ehrerbietung und zur Bezeugung ihrer Unterthänigkeit) und beteten Gott an, und sprachen: Amen, (Ja, Ja) Lob und Ehre, und Weisheit, und Dank, und' Preis, und Kraft, und Stärke sei unserem Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen! (Diesem unserm Gott, und einigem Erlöser des menschlichen Geschlechts, gebühret allein das Lob, die Ehre, der Dank und der Preis der Weisheit und der Allmacht, welches ihm billig von uns Engeln und allen auserwählten Menschen in alle Ewigkeit wird gegeben),

Herr JEsu Christe, komm und halte den lieben gewünschten jüngsten Tag deiner Christenheit, laß hören deine holdselige Stimme: Gehet aus ihr frommen Herzen aus dem Kasten eures Grabes; und führe uns in die unaussprechliche Freude, Wonne und Seligkeit des ewigen Lebens. Hilf, daß wir mit Freuden sagen: Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn, gelobet sei die gewünschte Stunde. Ach wie sehnlich hat uns nach diesem verlanget. Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat, das ist der Tag unserer Erlösung, laß uns fröhlich und lustig darinnen sein. Unserer Vernunft kam es seltsam vor, daß wir so lange Zeit in unsern Sargkästlein sollten erhalten werden, daß unsere Beinlein sollten verwahret werden in der Arche der Erden; nun sehen wir die Allmacht unseres Gottes. Gelobet seist du, Herr Christe, daß du unsere Staublein verwahret, unsere Beinlein gemerket, und alle guten Freunde, die uns der Tod genommen, uns wieder gegeben hast. Die Angst unseres Herzens war groß in jenem Leben; die Angst ist weg, die Freude ist kommen, welche Niemand von uns nehmen soll. Die Freude unseres Herzens ist größer, als unser Kummer jemals ist gewesen. Wenn alle Sterne Schreiber wären, wenn alle Wasser Dinten wären, wenn alle Bäumlein Federn wären, wenn Himmel und Erde Papier wären, so könnten sie unsere Freude und Seligkeit nicht beschreiben. Wenn alle Gräslein Zungen wären, so könnten sie unsere Herrlichkeit nicht aussprechen. Gelobet sei Gott der Vater, der uns diese Seligkeit geschenket hat. Gelobet sei JEsus Christus, der uns diesen Schatz mit seinem Blut erworben hat. Gelobet sei der heilige Geist, der uns solche Freude im Evangelio verkündiget, und unsere Herzen in solchem Glauben gestärket hat. Helfet uns Gott loben, ihr lieben Engel Gottes, daß unser Halleluja stark gesungen werde. Ihr auserwählten seligen Kinder Gottes, lasset eure verklärten Stimmen Gott, unserem Heiland, zu Ehren klingen. Wir wollen uns selbst mit allen Adern, Gedanken, Reden und Werken Gott ewiglich aufopfern. Lasset uns singen und Gott loben, der uns einen seligen Abschied von jener Welt vergönnet, im Tode gestärket, und zum ewigen Leben bewahret hat. Nun schreiten wir in die neue Welt, nicht wie Noah nach der Sündfluth, sondern in eine viel schönere Welt, in die gewünschte Ewigkeit. Unser Elend ist weg, unser Kummer hat aufgehöret, der Zorn Gottes ist gesunken. Nun sehen wir Gott von Angesicht zu Angesicht, nun hören wir Gott selbst reden, er nennet und kennet uns mit Namen; wie sollen wir das immermehr verdanken? Ach, wie kommen wir armen Erdklose zu solcher Ehre? Gelobet sei die Barmherzigkeit Gottes; wir haben's um Gott nicht verdient; es ist ein freies gnädiges Geschenk seiner unaussprechlichen Liebe. Seine Liebe walte über uns in Ewigkeit. Seine Liebe ergieße sich über unsern Leib und Seele. Seine Liebe sei mit ewiger Gegenliebe- gepreiset ohne Aufhören. Amen!

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