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Heliand - 65 - Nach Emaus.

Heliand - 65 - Nach Emaus.

Da stand voll Schwermuth
Der Frauen Eine zum andernmale
Am Grab sich grämend mit jammerndem Herzen,
Maria Magdalena. Ihr war das Gemüth
Voll schmerzlicher Sorgen, wo sie suchen sollte
Den hülfreichen Herrn. Sie wuste dem Harm,
Dem Weinen nicht zu wehren, noch wohin sich wenden:
Da verstört' ihr Gemüth. Da sah sie den mächtigen
Christ da stehen, obwohl sie ihn
Nicht erkennen konnte bis er sich kund gab und sagte,
Er wäre es selber: „Warum weinst du so,
Härmst dich mit heißen Thränen?“ Sie sprach: „Um meinen Herrn:
Ich weiß nicht wo er blieb: magst du mir ihn weisen,
Herr, wenn ich dich fragen darf, ob du ihn aus dem Felsen nahmst?
So weis ihn mir wieder: das wäre mir der Wünsche gröster,
Wenn ich ihn sehen sollte.“ Nicht ahnt' ihr, daß der Sohn des Herrn
Sie so gütlich grüßte: der Gärtner schien er ihr,
Der Hofwart seines Herrn, bis der Herr sie mit Namen
Nannte, der Nothhelfer bester. Da gieng sie näher hin,
Das werthe Weib, und erkannte den Waltenden.
Da vermochte sie vor Minne nicht mehr ihn zu meiden,
Wollte mit den Händen nach dem Herren greifen,
Dem Fürsten der Völker; aber das Friedenskind Gottes
Wehrt' ihr mit den Worten: „Wage mich nicht
Mit Händen zu berühren. Ich stieg noch nicht zum himmlischen Vater.
Eil nun ungesäumt, den Eilfen zu melden,
Meinen Brüdern, daß ich unser beider Vater,
Euern und meinen, den allwaltenden,
Suchen wolle, den wahrfesten Gott.“
Die Frau war erfreut, da sie von ihm melden durfte,
Daß sie ihn gesund gesehen. Sie schickte sich an
Alsbald zu der Botschaft, brachte den Männern
Das willkommene Wort, daß sie den waltenden Christ
Gesund gesehen, und sagte, was ihr Auftrag war
Mit zuverläßgen Zeichen. Doch zweifelten sie noch
An des Weibes Worten, daß die Wonnebotschaft
Gottes Sohn ihnen sende, und saßen trauernd,
Die Helden, und harmvoll.

Der heilige Christ
Offenbarte sich nun zum andern Male
Seit er vom Tod erstand, der theure Herr,
Frauen zu ihrer Freude: er fand sie auf dem Wege
Und grüßte sie erkennbar. Sie bogen die Kniee,
Und fielen ihm zu Füßen. Er sprach: „Ihr sollt Furcht
In der Brust nicht bergen, sondern meinen Brüdern
Meldet mein Erscheinen, damit sie mich
In Galiläa suchen; da will ich ihnen begegnen.“

Da giengen von Jerusalem auch der Jünger zween
Desselben Tages schon in der Morgenfrühe
In ihren Geschäften nach Emaus hin,
Der Veste, zu fahren. Da fiengen sie mancherlei
Worte zu wechseln an, als des Weges giengen
Die Helden, von ihrem Herrn. Da kam der Heilige
Gegangen, der Gottessohn. Die Jünger mochten ihn nicht
Erkennen, den Kräftigen, und er gab sich nicht kund.
Doch fuhr er mit ihnen und fragte, wovon sie sprächen:
„Wie thut ihr so traurig? Ist euch das Herz betrübt,
Die Seele voll Sorgen?“ Da versetzten sogleich
Die Männer verwundert: „Wie magst du so fragen?“
Bist du nicht von Jerusalem, aus dem Judenvolke….

Lücke in der Handschrift__

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