Heermann, Johannes - Heptalogus Christi - Das vierte Wort.

Heermann, Johannes - Heptalogus Christi - Das vierte Wort.

Matth. 27, 46.
Um die neunte Stunde schrie JEsus laut und sprach: Eli Eli lama asabthani, das ist: Mein GOtt, mein GOtt, warum hast Du mich verlassen!

Andächtige, christliche Herzen! Wenn der Hohepriester Aaron im alten Testament in das Allerheiligste vor den HErrn gehen und das Volk mit Böckleinsblut versöhnen wollte, hatte er nach GOttes Befehl unten am Saum seines Seidenrocks um und um goldne Schellen, auf daß man seinen Klang hörte. CHristus Jesus ist der oberste Hohepriester nach der Weise Melchisedek. Ja Er ist kommen, daß Er sei ein Hoherpriester der zukünftigen Güter, durch eine größre und vollkommnere Hütte, die nicht mit der Hand gemacht ist, wie jene im alten Testament. Er ist nicht durch der Böcke oder Kälber Blut, sondern durch Sein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erfunden. Er hat sich selbst Seinem himmlischen Vater als ein unschuldiges und unbeflecktes Lämmlein geopfert zu einem süßen Geruch. Wie aber? Nicht stillschweigend, sondern Er läßt Seine Stimme als ein hellklingendes Glöcklein am Kreuz erschallen, daß ihn Jedermann höret. Zum Ersten redet Er an Seinen himmlischen Vater und bittet herzlich: Er wolle denen aus Gnaden ihre Missethat erlassen, die Ihn gekreuzigt haben. Darnach wendet Er Sich zu Seiner hoch- und herzbetrübten Mutter unter dem Kreuz und versorget sie. Zum Dritten thut Er Seinen Mund auf gegen den Schächer, der ihm zur Rechten hing, spricht ihm tröstlich zu und sagt, er solle mit ihm denselben Tag im Paradiese sein. Zum Vierten beklagt Er Sein eigen Elend und spricht ganz jämmerlich: Mein GOtt, mein GOtt, warum hast Du mich verlassen!

Nun hiervon haben wir auf diesmal zu reden; wollen demnach in herzlicher Andacht miteinander betrachten:

Wie dies Wort zu erwägen sei, daß unsre Seligkeit dadurch erbauet werde.

Ermuntert eure Herzen zu fleißigem Aufmerken! Du aber, HErr JEsu, hilf und laß es wohl gelingen. Amen.

Zuerst haben wir zu bedenken, welch ein jammervolles Klagewort dies sei. Man findet zwar sonst auch sehr traurige und schmerzliche Reden. Als Jacob den blutigen Rock seines Sohnes sah, sprach er mit tiefem Seufzen: ach das ist meines Sohnes Rock; ein böses Thier hat ihn gefressen, ein reißend Thier hat Joseph zerrissen. Nun werde ich mit Leide in die Grube fahren. Der israelitische Hauptmann Jephtha, als er in den Krieg zog, that er nicht dem HErrn ein Gelübde und sprach: Gibst Du die Kinder Ammon in meine Hand - was zu meiner Hausthür mir heraus entgegen gehet, wenn ich mit Frieden wiederkomme, das soll des HErrn sein und wills zum Brandopfer opfern. Da er nun mit Glück und Sieg wieder kam, siehe, da ging seine Tochter heraus ihm entgegen, die sein einziges Kind war; und da er sie sah, zerriß er seine Kleider und sprach: Ach meine Tochter, wie beugest und betrübst du mich, denn ich habe meinen Mund aufgethan gegen den HErrn und kanns nicht widerrufen. Wie kläglich schrie Mardochai über das Unglück und Blutbad, so ihm und allen Juden von Haman zubereitet war. Aber das schmerzliche Angstgeschrei Christi am Kreuz ist viel erbärmlicher, da Er mit lauter Stimme aus dem Psalm sagt: Mein GOtt, mein GOtt, warum hast Du mich verlassen! Dies redet nicht ein schlechter Mensch, sondern die Person, welche GOtt und Mensch ist, der Fürst des Lebens und Herr der Herrlichkeit. Es sind sehr wichtige Worte. Keinem Menschen ists möglich, dieselben mit Gedanken zu erreichen, viel weniger mit der Zunge auszureden. Daher sind sie auch auf viel und mancherlei Weise erklärt worden.

Etliche meinen, CHristus habe hiermit die umstehenden Juden erinnern wollen, sie sollten Davids Weissagung bedenken und wohl erwägen, ob dieselbe nicht jetzt an Ihm erfüllt werde, da man Ihm Seine Hände und Füße durchgraben, um Seine Kleider das Los geworfen und Ihm noch mit allerlei höhnischen Worten das Herz gekränkt. Daraus könnten sie ja leicht schließen, daß Er der verheißne Messias sei. Euthymius hält dafür, CHristus wolle damit anzeigen, daß Er wahrhaftig leide und es sei mit Seinen Schmerzen kein Spiegelfechten, wie die Valentinianer und Marcioniten geschwärmt haben. Origenes erklärts so: CHristus habe über den großen Undank der Welt klagen und soviel sagen wollen: Mein Vater, warum hast Du mich verlassen und in diesen schmählichen Tod gegeben, weil so wenig Menschen meines theuren Verdienstes genießen werden, wenn man sie hält gegen die so mein Leiden verachten und ihrer Sünde halber sich in Verdammniß stürzen werden. - Theophylact schreibt, CHristus habe hiermit anzeigen wollen, daß des Menschen Natur vor dem Tode einen Abscheu trage und begierig sei länger zu leben. – Beda steht in den Gedanken, als klage CHristus nicht über Seine Angst und Schmerzen, sondern darüber, daß er nicht länger leben und für das menschliche Geschlecht nicht mehr leiden sollte. Etliche lassen sich bedünken, es zeige CHristus hiermit Seine Unschuld an. Keiner von den Schächern konnte fragen und sagen: warum ist mir solche Schmach widerfahren? denn sie hattens mit ihren Uebelthaten wohl verdient. Aber weil CHristus von keiner Sünde wußte, auch Niemand Unrecht gethan, so frage er billig, warum Er doch in solch Elend und Angst gesteckt und noch darin von Jedermann so elendiglich verlassen sei? und wer kann jede Auslegung aufzählen? Ja Etliche von den lieben Alten sind gar in Irrgedanken gerathen, wie Hilarius und Ambrosius schreiben: es habe hier geschrieen der Mensch, welcher durch Abtrennung und Ermangelung der Gottheit sterben sollte; da doch die persönliche Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in CHristo auch durch den Tod nicht getrennt werden kann. Denn was der Sohn GOttes in die Vereinigung der Person einmal angenommen, das wird und will Er keinmal ablegen. Daher sagt gar wohl Damascenus: Obgleich CHristus gestorben ist als ein Mensch und Seine Seele vom Körper abgeschieden, so ist doch die Gottheit von Seel und Leib ungetrennt geblieben.

Viel weniger kannst und sollst du derer Meinung beipflichten, welche sagen: CHristus wäre in Seiner Angst verzagt. Denn dies ist nicht ein Verzweiflungswort, sondern ein recht schmerzliches Angstwort, das deinem HErrn JEsu nicht auf der Zunge gewachsen, sondern tief aus Seinem hochbetrübten Herzen hervorgequollen ist, zum Zeugniß Seiner unsäglichen Schmerzen, die Er an Leib und Seele, äußerlich und innerlich empfand an unsrer Statt. O gedenke nur, liebe Seele, sollte dein Heiland nicht klagen? Sollte Er nicht ein jammervolles Angstgeschrei führen? Er hat auf sich geladen unsre Schmerzen und Krankheit. Er trug auf Seinem Rücken die überhäufte Sündenlast der ganzen Welt und sollte sie am Kreuz austilgen. Sein himmlischer Vater schüttete all Seinen Zorn und Grimm aus über ihn, als der für uns zur Sünde gemacht war, und that solches so häufig und heftig, als Er immer über die Sünde des ganzen menschlichen Geschlechts zürnen kann, davon CHristo Sein Herz im Leibe war wie zerschmolzen Wachs. Das Gesetz donnerte mit seinem Fluch, der Satan warf seine Giftpfeile der Anfechtung mit Gewalt auf Ihn. Des Todes Bande umfingen Ihn und die Bäche Belials erschreckten Ihn. Seine Seele war nahe bei der Hölle, die ihren glühenden und feuerschnaubenden Rachen wider Ihn aufsperrte und wollte Ihn stracks verschlingen. Sah Er sich selbst an, so war Sein ganzer Leib nicht allein greulich und abscheulich zugerichtet, sondern hing auch da am verfluchten Kreuzgalgen zwischen zween Uebelthätern. Wer vorüber ging ober beim Kreuze stand, höhnte und tränkte Sein Herz mit allerlei Spottreden. Die Sonne, das große Weltauge, verbarg ihren Schein drei ganze Stunden lang und ward eine schreckliche Finsterniß über das ganze Land. Damit gab Ihm der himmlische Vater einen schwarzen, zornigen Anblick. Er sah sich in solcher Noth um, aber da war kein Erretter. Sollte Er denn nicht wehklagen?

Die Märtyrer haben unter den leiblichen Schmerzen doch noch Trost und Erquickung gehabt, daher sie auch in ihrer größten Marter fröhlich waren. Aber dein Heiland empfindet hier keinen Trost für Seine hochgeängstete Seele. Darum kann er nicht vorüber, Er muß mit dieser Trauerstimme herausbrechen: Mein Gott, mein GOtt, warum hast Du mich verlassen! Ach mein Gott, des Tages schreie ich und Du hörest nicht, und des Nachts schweige ich auch nicht. O wie oft hast Du Deine lieben Gnadenkinder aus ihrer Noth wunderlich gerissen, wenn sie in wahrem Glauben zu Dir geschrien und auf Dich gehofft haben; ich aber Dein herzliebster, eingeborner Sohn stecke im tiefen Schlamm und die Fluth will mich ersäufen, und muß vergebens schreien. Daß meiner Feinde und Schmerzen so viele sind, könnte ich durch Deine und meine Kraft noch ertragen; aber daß Du, lieber Vater, von mir abstehst, mich mit äußerlicher Hülfe und innerlichem Trost verlässest und Dich so gar hart gegen mich erzeigst, das kränkt mir mein Herz und macht mir mein Elend noch größer. - Ach das mag ein erbärmliches Klagewort sein!

Hieraus erkenne nun, o Christenherz, die große Wunderliebe deines HErrn JEsu. Ach wie tief hat Er sich dir zu gut gedemüthigt! Ob Er gleich in göttlicher Gestalt war, hielt Er es nicht für einen Raub GOtt gleich sein, sondern äußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Geberden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Er war der Allerverachtetste und Unwertheste, voller Schmerzen und Krankheit; Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor Ihm verbarg. Seine Angst nimmt dermaßen überhand, daß Er auch meint, Er sei von Engeln und Menschen, von allen Creaturen, ja von GOtt selbst verlassen. Dies Elend, diese schwere Noth hatten unsre ersten Eltern und wir mit ihnen verdient. Du, meine Seele, ja du solltest von GOtt ewig verlassen sein, du solltest um Hülfe schreien und Niemand sollte dir antworten, du solltest zagen und klagen und Niemand sollte dich trösten. Gott ist die höchste Freude, Er ist das größte und beste Gut, ja die Seligkeit selbst. Wärest du nun von Gott verlassen, ei so stündest du in höchster Traurigkeit, Angst und Noth, ja in ewiger Verdammniß. Aber sei zufrieden, meine Seele, CHristus ist an deine Statt getreten und hat für dich bezahlt. Jetzt sollst du nimmer mehr von Gott verlassen werden. Steckst du im Kreuz und Unglück, sei getrost; GOtt ist bei dir in der Noth und hilft dir die Last tragen. Schreist du gen Himmel um Hülfe, traure nicht! der HErr antwortet dir: Siehe hier bin ich! Dir geschehe, wie du willst. Verlassen dich Eltern oder sonst deine getreusten Freunde durch den Tod, weine nicht! Der HErr dein GOtt will dich nicht Waise lassen. Sollst du sterben, fürchte dich nicht! CHristus JEsus will wieder zu dir kommen und dich zu sich nehmen, auf daß du seist, wo Er ist. Die Teufel und alle Verdammten sollen heulen und wehklagen, zittern und beben; du aber und alle treuen Knechte GOttes sollt vor gutem Muth jauchzen.

Laß mich Dein sein und bleiben,
Du treuer GOtt und HErr.
Von Dir laß mich Nichts treiben,
Halt' mich bei reiner Lehr'.
Ach laß mich nur nicht wanken,
Gib mir Beständigkeit.
Dafür will ich Dir danken
In alle Ewigkeit.

Zum Andern laß dir dies vierte Wort CHristi sein ein nothwendiges Lehrwort. Hier kannst du lernen, welches die größte Angst in der Welt sei; nämlich wenn ein Mensch in diese gefährlichen Trauergedanken fällt und meint, er sei von GOtt verlassen. Und diese schwere Anfechtung ist unter Andern auch durch das Angstgeschrei Christi abgebildet. Daher sagt der heilige Bernhard: Wie? Konnte denn der Vater Seinen einigen Sohn verlassen? Das sei ferne. Aber es klagt sich Der verlassen, der nicht verlassen sein konnte, weil viele Seiner Glieder in solche Noth kommen sollten, daß sie von GOtt verlassen schienen. Deren Person mußte Er vorstellen.

Die Welt ist voller Angst und Pein
Und jeder findet d'rin das Sein'.

Sonderlich muß der Gerechte viel leiden. Wir schwimmen gleichsam im Wasser der Trübsal, wie Noah in der Arche zur Zeit der Sündfluth. Wir sitzen unter den Löwen wie Daniel. Die ungestümen Kreuzwellen schlagen über uns vielmal zusammen wie über das Schifflein Christi, darin die Apostel in höchster Lebensgefahr standen. Wir sind wie das gebärende Weib, die große Qual hatte in ihren Kindesnöthen und vor welcher der große Drache stand, ihr Kind zu fressen.

Mancher muß sein Vaterland mit dem Rücken ansehen und das Elend bauen wie Abraham. Ein andrer wird von den grundbösen Weltkindern Tag für Tag gequält wie Lot. Da muß ein Ehegatte den andern mit heißen Zähren zu Grabe geleiten, wie Jacob seine Rahel. Zu Zeiten schlagen die Kinder aus dem Geschirr und gerathen übel wie Absalom. Mancher wird verfolgt wie Elias von der Isebel. Bisweilen hängt uns GOtt den Brotkorb hoch und sucht uns heim mit großer Theurung wie die zu Samaria. Mancher Mensch steckt voller Krankheit wie Hiob voll Blattern, muß auch wohl lange Zeit siechen wie jener Mensch achtunddreißig Jahr. Aber alles Kreuz in der Welt auf einen Haufen gebracht, ist nicht zu vergleichen der Anfechtung, wenn der Mensch sich von den Augen GOttes verstoßen hält; diese Angst ist die Hölle selbst, sagt Luther. Alles andere Kreuz kannst du mit Geduld ertragen, bist du nur in deinem Herzen versichert, daß du GOtt zum Freunde hast. Aber wenn sichs ansehen läßt, als hätte Er Sein Vaterherz ganz von dir gewandt, und habe keine Gnade für dich ach das kränkt und schmerzt, ach das durchdringt Mark und Bein, daß sich auch deine zaghafte Seele nicht mehr will trösten lassen.

Das lehrt dich hier dein Heiland. Thu' deinen Mund auf und schrei' zu deinem lieben GOtt wie CHristus und klag' Ihm dein Anliegen. Schreiet zum HErrn, spricht der Prophet Joel. Und leidet Jemand unter euch, der bete! vermahnt St. Jacobus. Das Gebet, sagt Basilius, ist der große Wind, dadurch allerlei Leibes- und Seelenangst von unsrer Thür weggeweht wird.

Und Bernhard spricht: Wie oft hat das Gebet mich Schwachen aufgerichtet! Wie vielmal hab' ich fröhlich aufgehört, wenn ich ganz traurig zu beten angefangen! Was that David in seiner Noth? Wie herzlich rief er zu Gott und sprach: Verlaß mich nicht, HErr mein GOtt, sei nicht ferne von mir, eile mir beizustehen, HErr meine Hülfe. Was machte der König Hiskia in seiner Angst und Traurigkeit? Er kehrte sein Antlitz zur Wand, flehte zum HErrn und sprach: Ach HErr gedenke doch, daß ich vor Dir treulich gewandelt habe und mit rechtschaffnem Herzen, und habe gethan, was Dir wohlgefällt. Und Hiskia weinte sehr.

Gedenke an das Cananäische Weiblein. Wie hart stellt sich CHristus gegen sie und will ihr den Mund nicht gönnen! Da Er aber anfängt zu reden, braucht Er solche Worte, daß ihr darüber das Herz im Leibe zerbrechen möchte. Er sagt ihr klar ins Gesicht, sie sei Seiner Hülfe nicht werth; sie sei eine Hündin, die man nicht mit den Kindern zu Tisch setzt. Was thut sie in solcher Augst? Sie schreit je mehr und mehr und hört nicht auf zu rufen, bis sie Hülfe erlangt. Also thu' ihm auch, du geängstete Seele. Wenn du den HErrn deinen GOtt von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst, so wirst du Ihn finden; denn der HErr dein Gott ist ein barmherziger Ott. Er wird dich nicht lassen, noch verderben, wird auch nicht vergessen des Bundes, den Er deinen Vätern geschworen hat. König David sagt: Ich sprach in meinem Zagen: ich bin von Deinen Augen verstoßen. Dennoch hörtest Du meines Flehens Stimme, da ich zu Dir schrie. So es ja bisweilen scheint, als hörte GOtt nicht das Gebet, so ist Seine Thür darum verschlossen, daß du wieder anklopfest, spricht Gregor. Und Chrysostomus vermahnt: Höre deshalb nicht auf, bis du nehmest; weiche nicht zurück, bis du findest; laß nicht ab, bis dir die Gnadenthür aufgethan wird.

Ja, sagt eine hochbetrübte Seele, die Angst ist zu groß. Meine Gebeine sind erschrocken. Mein Herz bebet. Meine Kraft hat mich verlassen. Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Gesundes an mir. Wie kann ich denn lange schreien und viel reden? Wie kann ich zu GOtt rufen? O du bekümmertes Herz, traure deswegen nicht. Kannst du vor großer Mattigkeit und Angst deinen Mund nicht aufthun, ei so seufze in deinem Herzen. Isidor sagt: das Gebet ist des Herzens und nicht der Lippen. Denn GOtt sieht nicht so sehr auf die Worte als auf das Herz des Beters. Es ist besser stillschweigend im Herzen beten ohne den Klang des Mundes, als mit bloßen Worten ohne Aufschauen des Gemüths. - Da Moses in seiner großen Angst nur seufzte, hörte es der HErr und sprach: Was schreiest du? Daher nennt auch St. Paulus das heimliche Seufzen der Heiligen ein Geschrei vor GOtt und spricht: der Geist schreit in unserm Herzen: Abba, lieber Vater. Ja David sagt, daß Gott auch der Elenden Verlangen nicht verachte. Und kannst du auch nicht mehr seufzen, so weine dem HErrn deine Noth zu, wie Maria Magdalena. Der wird auch deine Thränen zählen und sie werden durch die Wolken bringen wie der Witwen Thränen. Wie gings der frommen Hanna, Elkanas Hausfrau? Vor großer Betrübniß regte sie nur ihre Lippen; ihre Stimme aber hörte Niemand. Dennoch erhörte sie GOtt und gab ihr, was sie begehrte.

Ferner sollst du nach dem Exempel Christi in deiner Herzensangst und Traurigkeit Gottes Wort lieben und suchen. Das laß alsdann dein bestes Labsal und Herzstärkung sein. Siehe, dein Heiland nahm in Seiner Angst den 22. Psalm vor sich und redete daraus Seinen himmlischen Vater an. Einige haltens Dafür, CHristus habe diesen ganzen Psalm, sowie die neun folgenden bis zu den Worten: „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist“ in der Stille gesprochen und sich damit getröstet, daß er bald würde aus aller Noth gerissen werden. So liebe und übe du auch Gottes Wort. Das ist der Stecken und Stab, daran du dich in solcher Mattigkeit stehnen und lehnen kannst. Es ist ein Wort der Gnaden, ein Wort der Wahrheit, ein Wort der Versöhnung, ein Wort des Lebens, des Heils und der Seligkeit. Darum habe ich lieb die Stätte Seines Hauses und den Ort, da Seine Ehre wohnet. Wohl dem, spricht David, den Du, HErr, erwählest und zu Dir lässest, daß er wohne in Deinen Höfen. Der hat reichen Trost von Deinem Hause, Deinem heiligen Tempel. Elisa benahm den Coloquinten Gift und Bitterkeit, als er Mehl darein rührte. So wird auch dir die herbe Kreuzwurzel süß und schmackhaft, wenn du sie wohl mischest mit dem Kraftmehl göttlichen Wortes. Das hat in der That kräftiglich erfahren der wohl geübte Kreuzträger David, laut seines eignen Bekenntnisses, da er spricht: Ich hatte viel Bekümmerniß in meinem Herzen, aber Deine Tröstungen, HErr GOtt, erquickten meine Seele. Darum betete Jeremias so herzlich und sprach: HErr erhalte uns Dein Wort, denn dasselbe ist unseres Herzens Freude und Trost.

Sonderlich aber, liebes Herz, laß dir befohlen sein den goldnen Psalter Davide, den hier CHristus in Seiner Angst hochgehalten hat. Wie sollte man auch, ruft Einer aus, im Psalmbuch nicht finden, damit sich die ganze Welt trösten muß! Der Bischof Cosmas in Constantinopel, als er seines Amts entsetzt und ins Elend gejagt ward, befahl seinem Diener: Nimm den Psalter und folge mir! - Er meinte, er hätte von all seinem Einkommen und Vermögen an diesem Zehrgeld genug; das wäre sein Trost und Reichthum in aller Widerwärtigkeit. Die löblichen Kaiser Constantin und Theodosius haben sich in ihrer Herzenstraurigkeit mit nichts Besserm laben können, als mit den Psalmen Davids. Dr. Selneccer, der wohlverdiente Theologe, sagt: Ich habe in meinem Zustand keine bessre Zuflucht, Trost und Erquickung denn mein liebes Psälterlein, das mein treuer Gefährte über dreißig Jahre gewesen ist und mir je länger je lieber wird. - Und weiter spricht er: Ach wie voll Trosts ist der liebe Psalter! Dafür ich Gott in Ewigkeit danken will. Wenn ich ihn aufschlage, so leb' ich wieder auf, wenn ich gleich öfters halbtodt bin und mir Himmel und Erde zu enge scheint. - Der fromme GOtt lasse mir nur mein Psälterlein und nehme sonst, was Er will, bis Er mich auch abfordert. - Als Bernhard in den letzten Zügen lag, ergriff er den schönen Psalmspruch: Die Opfer, die GOtt gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstetes und zerschlagenes Herz wirst Du, GOtt, nicht verachten. Desgleichen that Gorgia, die Schwester des Basilius, im letzten Todestreffen. Sie regte heimlich ihre Lippen und sprach: Ich liege und schlafe und erwache, denn der HErr hält mich. - Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn Du HErr hilfst mir, daß ich sicher wohne. Ist darauf sanft und selig verschieden. Darum sprich mit David: HErr, Dein Wort ist mir lieber als viel Stücke Goldes.

Dein Wort mein Speis laß allweg sein,
Damit mein Seel zu nähren,
Mich zu wehren,
Wenn Unglück geht daher,
Das mich bald möcht abkehren.

Zum Dritten laß dir dies Wort des HErrn sein ein herrliches Trostwort. Sobald Er es am Kreuze ausgesprochen, finden sich gleich höhnische Spottvögel, die Ihm Seine Rede verkehren und sprechen: Er ruft dem Elia, Er fällt von GOtt ab und sucht Hülfe bei dem großen Propheten Elia. Das sagen auch noch heute ihre Nachkommen, die jetzigen GOtt- und glaubenslosen Juden, CHristus sei in Seiner Angst verzweifelt. Aber daß dies eine falsche und erdichtete Auflage sei, sehen wir klar aus dem Text. Denn wie kann CHristus an Dem verzagen, zu welchem Er Seine Zuflucht hat, ja den er nicht schlecht und insgemein einen GOtt, sondern auch besonders Seinen GOtt nennt und zweimal ausruft: Mein GOtt, mein GOtt! Hält Er also. Gott für Seinen GOtt und Vater, wie kann Er denn von ihm abfallen? Sagt Er doch in den Worten desselben Psalms klar: Du warst meine Zuversicht, da ich noch an meiner Mutter Brüsten war. Auf Dich bin ich geworfen aus Mutterleibe. Du bist mein GOtt von meiner Mutterleibe an; als wollte Er sagen: Du bist dennoch mein GOtt und Vater, ob Du mich gleich wie Jonam in der Höllen Bauch versenkest, und allen Grimm Deines gerechten Zorns auf mich leitest und lässest mich jetzt Deiner Hülfe und Trostes mangeln. Dennoch stehe ich in Deinem Befehl und Gehorsam, versehe mich alles Guten zu Dir und lebe der gänzlichen Hoffnung, Du werdest mich armes, blutiges Scharlachwürmlein in meiner Noth nicht verderben lassen. Ja Du wirst mich bald dem Tode aus den Zähnen, der Hölle aus dem Rachen, dem Teufel aus seinem Schlunde und der Welt aus ihrem Gespött reißen.

Ach das ist ja tröstlich.

Labe und erquicke auch hieraus dein abgemattete Herz in deiner Traurigkeit. Womit denn? Damit, daß GOtt auch in deiner großen Herzensangst dich dennoch lieb habe. Zwar Fleisch und Blut ist schwach, wenn die Anfechtung herbeikommt und lange anhält. Da geht's an ein Wehklagen: Der HErr hat mich verlassen, der HErr hat mein vergessen! Aber nicht also, du traurige Seele. Wäre die Angst noch so groß, so tröstet sich dennoch CHristus der Liebe Seines Vaters und erkennt Ihn für Seinen GOtt. Also laß dich nichts Anderes bereden; auch mitten in solcher Schwermuth bist du bei GOtt in Gnaden. Wie gar tröstlich redet der HErr selber: Meine Seele soll euch nicht verwerfen. Ich will unter euch wohnen und will euer GOtt sein, so sollt ihr mein Volk sein. Und abermals spricht der HErr dein Erbarmer: Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen. Weil du demnach bei GOtt in Gnaden bist, magst du fröhlich sagen: Der HErr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollt' ich mich fürchten? Der HErr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Tröste dich ferner, daß solcher Seelenschmerz auch den Heiligsten begegnet ist. Die arge Welt pflegt wohl der Betrübten noch zu spotten, ja zu urtheilen, als wären sie von der Zahl der Auserwählten ganz ausgeschlossen. Aber wenn wir die Bibel aufschlagen, so finden wir, daß solch große Herzkümmerniß auch die liebsten GOtteskinder befallen hat. Wer ist's, der hier so winselt und sich verlassen klagt? Ist's nicht der eingeborne, herzgeliebte GOttessohn? Wer war König David? Traun ein Mann nach dem Herzen GOttes. Dennoch hat er diesen Seelenschmerz erfahren müssen. Welche jämmerlichen Worte führt er! Meine Seele ist voll Jammers und mein Leben ist nahe bei der Hölle. Ich bin gleich geachtet denen, die in die Grube fahren. Ich bin wie ein Mann, der keine Hülfe hat. Ich leide Schrecken, daß ich schier verzage. - Wer war Hiob? Seines Gleichen war nicht im Lande an Frömmigkeit, wie ihm GOtt selbst das Zeugniß gibt. Dennoch muß er diese Anfechtung ausstehen. Wie schmerzlich klagt er: Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren bin. Warum bin ich nicht gestorben von Mutterleibe an? So läge ich nun stille, schliefe und hätte Ruhe. Meine Seele wünscht erhangen zu sein und meine Gebeine den Tod. Ich begehre nicht mehr zu leben. - Dein Zorn ist über mich ergrimmet und Du achtest mich für Deinen Feind. Was soll ich sagen von dem herzfrommen König Hiskia? von dem theuren Propheten Jeremia? und von andern Heiligen, welche diese Seelenmartern haben fühlen müssen? Darum, meine Seele, sitzest du gleich in diesem Angstbade, meine nicht, es widerführe dir etwas Seltsames, sondern freue dich, daß du mit CHristo leidest, auf daß du auch zur Zeit der Offenbarung Seiner Herrlichkeit Freud' und Wonne haben mögest.

Tröste dich auch, daß CHristus solche Angst selbst versucht hat, Beides im Oelgarten und am Kreuz. Es schrie der Sohn zum Vater, sagt Chrysostomus, damit Er den Menschen zeigte, daß Er aus Gebrechlichkeit des Körpers leide. - Darum wird Er deinem angefochtenen Herzen desto eher und lieber zu Hülfe kommen. Mußte Er nicht aller Dinge Seinen Brüdern gleich werden, auf daß Er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor GOtt, zu versöhnen die Sünde des Volks? Denn darinnen er gelitten hat und versucht ist, kann Er helfen denen, die versucht werden. - Wir haben nicht einen Hohenpriester, der da nicht könnte Mitleid haben mit unsrer Schwachheit, sondern der versucht ist allenthalben gleich wie wir, doch ohne Sünde. Darum tritt herzu mit aller Freudigkeit zum Gnadenstuhl, auf daß du Barmherzigkeit empfangest und Gnade findest auf die Zeit, wenn dir Hülfe noth sein wird.

Wenn Er Seine Augen auf deine Betrübniß wendet, so jammerts Ihn, daß Er sich dein erbarmen muß, denn Seine Barmherzigkeit ist zu brünstig. Wenn du heulest und klagst: Die Angst meines Herzens ist groß, führe mich, GOtt, aus meinen Nöthen; so bekommst du diese schöne Antwort: Die Gerechten werden ein wenig gestäupt, aber viel Gutes wird ihnen widerfahren; denn GOtt versucht sie und findet sie, daß sie Sein werth sind. Er prüft sie wie Gold und Silber im Ofen und nimmt sie an wie ein völliges Opfer. Und zur Zeit, wenn der HErr drein sehen wird, werden sie helle scheinen. Denn die ihm vertrauen, die erfahren, daß Er treulich hält; und die treu sind in der Liebe, läßt Er sich nicht nehmen. Seine Heiligen sind in Gnaden und Barmherzigkeit und Er hat ein Aufsehen auf seine Auserwählten.

Tröste dich endlich, du blödes Herz, daß du einen mächtigen GOtt hast. Es hat GOtt in der heiligen Schrift viele Namen; aber aus all' denen hat ihm CHristus hier insonderheit diesen erkoren, daß Er schreiet: Eli, Eli, mein GOtt, mein GOtt. Der Name el kommt her von der Stärke, anzuzeigen, daß GOtt so stark und mächtig sei, daß Er aus allen Nöthen, sie seien so groß sie immer wollen, wunderbar helfen könne.

Da der HErr dem Abraham erschien, sprach Er zu ihm: Ich bin der allmächtige GOtt. Und abermal: Sollte dem HErrn Etwas unmöglich sein? Daher schreibt David mit Verwunderung: HErr GOtt Zebaoth, wer ist wie Du, ein mächtiger GOtt? Du hast meine Seele aus der tiefen Hölle er rettet.

Und das Buch der Weisheit spricht: Du HErr beweisest, wie Du an allen Enden helfen kannst. Summa, Gott kann überschwänglich thun über Alles, was wir bitten oder verstehen. Ei was trauerst du denn, meine Seele, was willst du klagen und zagen?

Trau GOtt, der wird dir helfen. Ist dein Elend groß, so ist Er viel größer. Die Rechte des Herrn kann Alles ändern. Der HErr wird dein ewiges Licht sein und die Tage deines Leides sollen ein Ende haben.

Zum Vierten und letzten laß dir dies Wort Christi sein ein treuherziges Warnungswort, daß du ja die Sünde nicht gering schätzest, so lieb dir deine Seligkeit ist. - Was hat Dir, mein HErr JEsu, das erbärmliche Angstgeschrei angethan, daß Du klagest, Du seist von GOtt verlassen? Ach die Sünde des menschlichen Geschlechts lag Dir auf dem Rücken. Dieselbe verursachte den heißen brennenden Zorn Deines himmlischen Vaters, darüber Dir so angst und bange wird, daß Du anfängst zu wehklagen: Mein GOtt, mein GOtt, warum hast Du mich verlassen!

Hat nun der himmlische Vater Seinen herzallerliebsten Sohn fremder Sünden halber in solche Angst und Noth, Furcht und Schrecken gerathen lassen; so gedenke, du verstocktes und unbußfertiges Weltkind, wie wird dirs ergehn, wenn du dich nicht bekehrst? Ist das geschehen am grünen Holz, was will am Dürren werden? So der Gerechte kaum erhalten wird; wo will der Gottlose und Sünder bleiben? es ist ein schweres Ding, einen zornigen GOtt haben! Als Cain Gott nicht mehr zum Freund, sondern zum ernsten Richter hatte und Seine Zornhand fühlte, sprach er mit Zittern und Beben: Siehe, Du treibst mich heute aus dem Lande und muß mich vor Deinem Angesicht verbergen; muß unstät und flüchtig sein auf Erden. So wird mirs gehen, daß mich todtschlage, wer mich findet.

Was ist dein Zustand, lieber Mensch? Deine Bosheit hat Gott erzürnt, Seine Gnade hast du verscherzt und weißt nicht, welchen Augenblick dich der höllische Mordrächer ergreife und tödte. War es nicht dem Haman ein Schweres, da er sah, daß der König Ahasverus auf ihn zornig war, dessen Liebster er zuvor gewesen, von dem er so viel Ehr und Wohlthat bekommen? Er sah wohl, daß ihm schon ein Unglück bereitet war. Konnte Haman eines zornigen Weltkönigs Angesicht nicht ertragen, so ist dein Elend und Gefahr viel größer, du unbußfertiger Sünder. Du hast den König aller Könige erzürnt, der dir so viel Gutes an Leib und Seele erwiesen. Du fährst noch ohne Reu und Scheu in deiner lange getriebenen Bosheit fort. Willst du denn dich nicht fürchten? Willst du nicht erschrecken? Dem Haman ward bereitet der Baum, den er Mardochai hatte aufrichten lassen. Daran mußte er sein Leben enden. Mensch, wo du nicht Buße thust und den Zorn GOttes stillst, was ist dir bereitet? Das ewige Feuer. Und du fürchtest dich noch nicht? O der großen Verstockung! Wo willst du hinfliehen? Wer soll dich verbergen?

Als Esau sich auf seinen Bruder Jacob erzürnte und ihn umbringen wollte, machte sich Jacob aus dem Staube, zog in Mesopotamien und entging dem Grimm seines feindseligen Bruders. Aber wenn du GOttes Zorn mit deinen Sünden erregest, wo willst du hinfliehen? Führest du gen Himmel, so ist Er da. Bettetest du dir in die Hölle, siehe so ist Er auch da. Nähmest du Flügel der Morgenröthe und bliebest am äußersten Meer, so würde dich doch Seine Hand daselbst finden. Da der König zu Jericho die zween Kundschafter, welche Josua ausgesandt hatte, suchen ließ, verbarg sie ihre Wirthin Rahab heimlich unter die Flachsstengel und erhielt ihnen das Leben. Aber wer kann dich, du sündiger Mensch vor GOtt verbergen, der selber sagt: Wenn sie sich gleich in die Hölle vergrüben, soll sie doch meine Hand von dannen holen, und wenn sie gen Himmel führen, will ich sie doch herunter stoßen.

Hier kannst du sehen, wie es endlich den Gottlosen ergehen wird. Sie werden ewig von Gott verstoßen und verlassen sein und ihre Herberge unter den Teufeln haben. Am jüngsten Tage wird sie CHristus Jesus andonnern und sagen: Sehet, das sind die Wunden, die ich mir euretwegen habe schlagen lassen. Das ist die Seite, die mir euretwegen eröffnet ist. Um euretwillen hab' ich Spott, Noth und Tod ausgestanden; aber ihr habt dies Alles in den Wind geschlagen, mein Blut mit Füßen getreten, meine Wunden und Marter mit eurem Lästermunde wieder erneuert. Gehet hin ihr Verfluchten ins ewige Feuer! Da wird angehen das rechte Zetergeschrei. Weil sie hier um ihre Sünden nicht weinen wollten, so sollen sie da heulen ewiglich: o ihr Berge, fallet über uns und ihr Hügel, bedecket uns! - Der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Sie werden den Tod suchen und nicht finden; sie werden begehren zu sterben, und der Tod wird vor ihnen fliehen.

Dies erwäge und bewege doch, du muthwilliger Sünder. Laß ab von deiner Bosheit und bekehre dich in der Zeit der Gnaden, auf daß du nicht ewig von GOtt verlassen und verstoßen werdest. Als St. Paulus der Gemeinde zu Ephesus sagte: Ich weiß, daß ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, welch Weinen und Heulen erhub sich da! Aber von GOtt dem HErrn verstoßen und verlassen werden in Ewigkeit, das wird Marter bringen über alle Marter. Bernhard sagt: Gott nicht zu sehen, das wird noch über alle Höllenqualen gehen.

O Du süßer JEsu Christ,
Der Du für uns gestorben bist,
Behüt uns vor der Hölle!

Ach liebster HErr JEsu, der du dich unsertwegen verlassen klagst, o verlaß uns in keiner Noth, sonderlich aber steh' bei uns in der letzten Noth und nimm uns zu Dir, auf daß wir Dich loben und preisen für und für. Amen.

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