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Hebich, Samuel - Erste Predigt.

Hebich, Samuel - Erste Predigt.

Den 11. Januar 1867. Text: 1. Thessalonicher 1,1-10.

Lied Nro. 349. O JEsu Christ, mein schönstes Licht.

Unser Anfang sei im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Vers 1. Die Gemeine in Thessalonich war wo? In Gott dem Vater; und wo noch mehr? In dem HErrn JEsu Christo. Also ein Mensch kann sein in Gott dem Vater und in JEsu Christo.

Was du jetzt hörst, mußt du gleich realisieren und prüfen, ob's bei dir auch so ist; ob du auch in Gott wandelst bei Tag und bei Nacht „immer los.“ Wenn's nicht so ist, dann bist du verkehrt, bist beim Teufel.

„Gnade sei mit euch.“ Wenn man noch so gut steht, braucht man doch immer Gnade. Gnade ist so ein Ding - ja erzählen kann man's nicht; aber wer eben Gnade hat, kann Alles machen, Alles thun, kriegt Alles, ist das, was die Welt so nennt - ein glücklicher Mensch. Gnade ist das, was Gott thut an einem Menschen; Gott will sich durch Seine Gnade groß machen und verherrlichen an dir und du, liebe Seele! verherrlichst Gott, wenn du dieser Gnade dein Herz öffnest. Und da hindert dich gar nichts dran; deine Sünde hält dich nicht ab, Schwachheiten halten dich nicht ab; deine Liederlichkeiten halten dich nicht ab; alle deine Abscheulichkeiten, deine grenzenlose Schlechtigkeit hindert nicht, sondern nur dein Unglaube hält dich ab von der Gnade. Gott hat dich geliebet und Seinen Sohn dir gegeben aus Liebe, und das sollst du glauben und diese Liebe annehmen.

Wer nicht in der Gnade lebt, hat noch nicht das erste Theilchen vom Glauben; kannst ja schon allerhand gefühlt und erfahren haben so annähernd an den Glauben; aber Glauben hast noch keinen. Das erste Theilchen von Glauben gibt dir das ewige Leben.

Lasset doch das Wort der Wahrheit hineinleuchten in's Herz, seid recht lieb! Kommt doch, fasset Zutrauen!

Glauben soll ich, in wen? In Gott, der Seinen Sohn mir gegeben, dann ist mir geholfen. - Bei Gott ist alles Gnade; Er ist allein Schöpfer, JEsus, d. h. Erretter; Er gibt Seine Ehre keinem Andern.

Wir sind so, daß wir immer das Böse lieber wählen als das Gute, - das ist dein Herz, mein Herz. Wenn ich das Gute wähle, das kommt von Oben herab, das ist Gnade. Alle, die droben in Seiner Herrlichkeit glücklich ankommen: das thut Gott, die hat Er allein hineingebracht.

Komm nur mit allen deinen Sünden, so schlecht du gerade bist; glaub deinem Gott, der dich aus Mutterleibe gezogen.

„Friede von Gott.“ - Es gibt allerlei Frieden; es gibt auch einen faulen Frieden, der nicht von Gott, sondern von der Sünde kommt und das ist die Pestilenz, in der wir jetzt leben: die Herzen sind schmeerig geworden; die Sünde ist man gewohnt, es beißt einen nicht; das ist nicht der rechte Frieden, man vertheidigt dann die Sünde; dabei kann man Alles thun. Auch die Pietisten haben jetzt so einen faulen Frieden und schlafen. Wenn alle Frommen schlafen, das ist so lustig - dann darf ich es ja wohl auch thun? Nicht wahr? Der Schlaf ist so süß, drum können sie's auch nicht leiden, wenn man sie stupst und aufweckt - natürlicherweise! Niemand läßt sich gern wecken, es ist eben gar so süß, zu schlafen. Man geht in die Kirche und Kirchgehen ist ja gut und muß sein, sonst seid ihr ja keine Kirchleute; aber du mußt darauf sehen, daß du in die Kirche gehst, wo du aufgeweckt wirst, denn wenn das Kirchgehen nicht Leben schafft und das Leben nicht erhält, was hast du dann davon? - Das ist ein fauler Frieden. Wir müssen den Frieden haben, der vom Vater kommt und den Frieden, der von JEsu Christo kommt und wenn ich diesen Frieden haben soll, muß ich gut mit dem Vater und muß gut mit JEsu Christo stehen. Wenn ich mit Jemand nicht gut stehe, bin ich in Händel und nicht im Frieden mit ihm. So lange du den Vater nicht hast und den HErrn JEsus, hast du keinen Frieden und bekommst auch keinen. Die den faulen Frieden haben wollen, die können JEsu Jünger nicht sein, denn Er selbst spricht: „Wer nicht Alles verläßt, auch sein eigen Leben haßt, kann mein Jünger nicht sein.“

Vers 2. Wir haben hier Gelegenheit, eine Gemeinde zu sehen, die in Gott dem Vater und in JEsu Christo ist und wie mit dieser verhandelt wird. Sie sind in einem sehr guten Zustand.

Die Thessalonicher mußten durch's Feuer der Trübsal gehen und für die Annahme des Evangeliums ihr Leben dran wagen, sie sind gewonnen worden unter Verfolgungen.

Ihr besinnet euch groß, ob ihr hieherkommen wollt, wenn der Vater ein Wörtlein dagegen sagt oder die Mutter oder die übrige Verwandtschaft, oder wenn gar irgend ein großer angesehener Mann dawiderhandelt.

Wenn du willst ein Jünger und eine Jüngerin JEsu sein, so mußt du das Leben dran wagen. Die Feindschaft gegen Gott und Seinen Gesalbten ist immer dieselbe, wie im Anfang, und mitten in der Christenheit dürfen wir auch etwas davon schmecken. Es wird übel geredet, man muß ein Narr sein, verliert das Ansehen, wird verachtet; aber wenn es weiter kommt, geht's in Arrest und wenn's noch höher kommt, geht's ans Todtschlagen und Verbrennen.

Die Thessalonicher mußten durch Alles hindurchdringen. Aber jetzt ist's unter den Frommen so: man will sich von den Freuden dieser Welt nicht trennen, die Welt ist mehr werth, als der HErr Gott.

Ohne Unterlaß betet der Apostel und seine Gesellen für die Gemeine. Das muß ja ein gewaltiges Gebet sein, ohne Unterlaß zu beten und das für Andere. Da könnt ihr die Liebe sehen von Gott dem Vater und dem Sohne gezeuget.

Es ist etwas Wunderliches, ohne Unterlaß beten. Es ist ja damit nicht gemeint, den ganzen Tag auf den Knieen zu liegen, sondern daß die Seele immer mit Gott beschäftigt ist, die Gedanken beständig bei Gott sind. Wie ein verliebtes Mädchen immer den Bräutigam im Kopf hat und der Bräutigam eben immer an's Mädle denkt; (wir müssen uns eben helfen mit einem Bild, so gut es geht, müssen eine Leiter haben, an der wir aufsteigen) so, wenn das Fleisch abgelöst ist, wenn Gott der Vater, der HErr JEsus und der heilige Geist in's Herz eingezogen ist, da ist ein anderer Gedanke, der es dann füllt, - das ist dann Gebet „immer los,“ wo man geht.

Das war nicht blos beim Apostel so; ein Apostel ist ein armer Sünder, wie ich und du. Er sagt: „wir gedenken“. Silvanus und Timotheus haben's gleicherweise gethan. Und Gott hat auch dich erwählet ein Kind Gottes zu sein, wie die Apostel. Wenn du das Herz aufthust, kriegst Alles, wie sie. Es ist der innere Umgang mit Gott.

Wenn ich mit einem Menschen reden will, muß ich zu ihm in sein Haus gehen, muß mich erst ankleiden rc. rc. und dann ist vielleicht ein Anderer bei ihm, den ich gar nicht haben will, da muß ich ihn herausrufen lassen; - aber bei Gott ist immer Alles bereit, da paßt's immer, ist auch Keiner da, der mich stört. Bei Gott kann ich immer sein, in welcher Positur und an welchem Ort ich gerade bin, da ist's immer geschickt; daher kann ich immer im Gebet sein, auch für Andere und das ist der rechte Zustand

Vers 3. Die Thessalonicher sind Arbeitsleute gewesen. Der Glaube ist die Hauptsache; aber der Glaube läßt nicht faul sein; wo Glauben ist, da wird gearbeitet. Wer nicht glaubt, ist ein fauler Kerl, ein faules Mensch, wer's ist. Wo Glaube ist, da sind Werke.

Der Glaube - das ist ja gerade das Geheimniß, was kostet das für Arbeit, bis die Hand in die Tasche geht. Gute Gedanken kommen dir wohl oft; aber! - die Hand lauft nicht mit; warum? Es ist kein Glaube da. Sowie du Glauben hast, ist dir geholfen und du hilfst wieder. Wenn du nicht Glauben hast, kannst du nichts für Andere thun, mußt immer an dich denken. Wo Glaube ist, da ist auch Liebe und wo Liebe ist, da kommt dann auch Arbeit.

Die Thessalonicher arbeiteten Alle, aber nicht für Bezahlung. Um den Lohn - ja da arbeiten wohl Viele wie ein Ochs oder Esel; - aber sucht einmal die Leute auf, die durch die Triebfeder der Liebe arbeiten.

Arbeiten aus Liebe, das kommt aus der göttlichen Natur. Diese Liebe ist uns geschenkt vom Vater und vom Sohne durch den heiligen Geist. Lasset euch doch rechts reich an Liebe machen aus der Fülle Gottes, die nicht ausgeschöpft werden kann! - Aber das geht Alles durch Tod.

„Geduld in der Hoffnung.“ - Bei der Hoffnung braucht man Geduld, und diese Hoffnung lasset nicht zu Schanden werden. Hoffnung ist nicht etwas so Ungewisses, das in der Luft herumschwebt; unsere Hoffnung ist der HErr JEsus Christus selbst. Das Reich unseres Gottes ist jetzt noch das Reich der Geduld und der Trübsal und darin haben wir uns zu üben und drin fortzufahren.

Was heißt also geduldig sein? - Immer beim Alten bleiben, nicht mit dem Geist des Fortschritts, nicht mit dem Zeitgeist es halten. - Diese Hoffnung ist von Gott, das ist unaussprechlich heilig.

Wir müssen uns prüfen, ob wir einen solchen Glauben haben, der Werke hat; ob wir Liebe haben zu arbeiten und die Hoffnung der Herrlichkeit, daß wir Ihn schauen werden.

Vers 4. Von Gott geliebt und auserwählt sein, das ist der Ursprung aller Liebe.

Ich weiß ganz bestimmt, daß ich von Gott geliebt bin, da ist gar kein Zweifel.

So bestimmt spricht der Apostel von den Thessalonichern: „Ich weiß, ihr seid auserwählt und ich weiß, wie ihr auserwählt seid.“ Merket recht auf das „wie“, das ist wichtig, wir finden's im Vers: „unter vielen Trübsalen.“ Das ist der Weg Gottes. Gott hat Sein auserwähltes Volk. Wir sind eine Art Erstgeburt unserem Gott; wir gehören von Anfang an Gott an, wir sind originaliter dem Vater eigen, so Viele von uns auserwählt sind. Um unsertwillen ist der Sohn Gottes in die Welt gekommen.

Der Vater hat uns dem Sohne geschenkt, gegeben, Joh. 17, 2. Der ist das Leben und Er gibt uns das ewige Leben.

Du hast angefangen zu glauben; - bist abgekommen? Das Feuer der Liebe hatte dein Herz entzündet; - bist wieder kalt geworden? Du hast die Sünde gehaßt; - hast sie wieder liebgewonnen? -

Nun widersteht dir Gott in deinen bösen Wegen. Wenn ich von Gott abweiche, widersteht Er mir immer, bis ich wieder zu Ihm komme, und das ist der Beweis der Auswahl. Wenn du auserwählt und ein Schaf JEsu Christi bist, gehst du nicht verloren.

Paulus sagt's ihnen in's Gesicht, sie seien erwählt. Die Leute sagen: „das darf man nicht thun, das macht hochmüthig.“ Aber so ist's nicht; nein die Gewißheit macht demüthig und stark. Das sagt der hl. Geist; Paulus ist von Gott gelehrt; aber die Menschen wollen immer weiser sein als Gott.

Die fleischliche Weisheit, d. h. die Philosophie ist verflucht und wir sollen sie in uns verfluchen. Die Weisheit von Gott ist der HErr JEsus selbst, Er ist unsere Weisheit.

Verflucht ist, wer sich auf Fleisch verläßt! Da ist man so vorsichtig, - Alles, nur kein Kreuz! Alles, nur nicht den HErrn JEsum!

Du darfst nicht rathen nach dem Fleisch; du bist verflucht, wenn du solchen Rath gibst und ebenso, wer ihn annimmt, - Alles verflucht!

Vers 5. Da kommen wir dem Geheimniß schon näher. wie sie auserwählt sind.

„Das Evangelium ist bei euch gewesen nicht allein im Wort.“

Das Evangelium kann verkündigt werden dem Wort nach ganz richtig; aber es hilft dich nichts, warum? Du bist nicht richtig, denn du glaubst nicht. Es kann verkündigt werden richtig im Wort, aber nicht in der Kraft Gottes und wenn auch in Kraft, doch nicht im heiligen Geist, oder doch nicht in Gewißheit, in großer Gewißheit. Jetzt prüfe dich: wie ist das Evangelium zu dir gekommen? Und was für einen Effekt hat's auf dich gehabt? Das Evangelium ist die Verkündigung der Liebe Gottes: „Also hat Gott die Welt geliebet,“ - Er hat den Sohn mir geschenket. Das ist die Kraft aus dem Wort im hl. Geiste. Welche Kraft? Daß ich mich hasse, und dann weiß ich: „ich bin ein anderer Mensch geworden.“ Das ist das theilhaftig werden der göttlichen Natur. -

Die große Gewißheit ist das: „ich weiß, daß mich Gott geliebt hat.“ Da kommen dann Leute und die rütteln und stupsen dich, um zu sehen, ob's so ist und je mehr dies geschieht, desto mehr kommt eben heraus, daß du ein Kind Gottes bist und du wirst immer fester in der großen Gewißheit.

Vers 6. Der Apostel will sagen: „Wenn ich das Wort der Wahrheit verkündige, komme ich in Gefahr um euretwillen.“ Wenn man etwas für einander leiden darf, da springt die wunderbare Liebe heraus, daher fehlt's jetzt so an der Liebe.

„Ihr seid unsere Nachfolger geworden und des HErrn JEsu“.

Ihr habt euch auch aus Liebe in Gefahr begeben, ja bis in den Tod hineingegeben, wie wir, um Seelen zu retten.

So sind sie Nachfolger des Apostels und seiner Mitarbeiter geworden. -

So dürfen wir reden, handeln, ^wandeln, wenn auch die Leute sagen, wir sollen keine Menschenanbeter sein. Das hat seine Richtigkeit an seinem Ort. Dennoch steht geschrieben: „wandelt, wie ihr uns habt zum Vorbilde.“ Wenn der Geist JEsu Christi in dir ist, so muß das auch über dich gehen, was über den HErrn JEsum gegangen ist. Die Gläubigen, die Prediger und der HErr JEsus ist hier Alles beieinander; - Alles wie eine Sauce und ein Kuchen.

Die Braut hat denselben Weg und soll gerade wandeln, wie Er, das Lamm, und da ist große Herrlichkeit. „Das Evangelium hat euch in große Trübsal hineingebracht,“ - sie hatten's lieber als ihr Leben. Daher die Gewißheit, das ist das Kennzeichen, daß sie erwählet sind. So ist's heute noch und Seine Hand ist nicht verkürzet. ,

Wie oft wird eine Seele angefaßt vom Evangelium; aber dann kommen die leidigen Tröster in Form der Frömmigkeit und nehmen die Seelen wieder weg. Wehe ihnen! Vers 7. Es darf nicht bei mir zurückgehen, sondern so soll ich im Glauben wachsen, daß ich ein Vorbild für Andere bin. Ich soll nicht wieder mit der Welt Freundschaft machen, nicht mit der Welt huren, wir ihr's zum Theil macht. Laßt uns prüfen, ob wir auch ein Vorbild für Andere sind?

Man könnte fragen: ist das auch recht vom Apostel, ist's weise, ihnen das in's Gesicht zu sagen, daß sie so ein schönes Vorbild seien? - Ja, es diente zu ihrer Aufmunterung. Ein Kind Gottes hat viel zu leiden und muß daher aufgemuntert werden. Die Wahrheit darf ich wissen, die Wahrheit macht frei.

Vers 8. Wie köstlich, wenn der Glaube durch uns spricht! Sowie du glaubst, so sagen die Leute: „Du sollst's Maul halten; glauben kannst ja, was du willst, aber halt nur 's Maul. Wenn du deinen Glauben bekennst, das kommt so hochtrabend heraus.“ Wer sagt das? Der Teufel sagt's; denn das Bekenntnis; schafft Glauben. Darum laßt euch von ihm nur keinen Maulkorb anbinden. Die Thessalonicher sind einfache Leute gewesen, keine Apostel. Es hatte so Jeder sein Geschäftle, wie ihr; aber ihr Glaube ist aus er schollen. Wenn du zeugst, wächst du im Glauben.

Vers 10. Wenn wir von der Zukunft des Zornes Gottes reden, so weiß ich: JEsus hat mich davon errettet. Und zeugen müssen wir von diesem Zorn Gottes, damit noch mehr Seelen erlöset werden, die jetzt noch unbekehrt sind. Laßt uns ein Muster nehmen an dieser Gemeine; sie ist wie ein großer Spiegel und zeigt uns das richtige Bild, wie es bei uns sein soll. Siehe zu, ob's bei dir so ist!

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