Hebich, Samuel - Zwölfte Predigt.
Den 29. März.
Text: 1. Thess. 2,14-20.
Lied Nr. 129: Siehe, mein geliebter Knecht
Das vierte Kapitel im Römerbrief ist die Quintessenz von der ganzen Bibel. Wer selig werden will, der muss erleuchtet werden. Meine Seligkeit muss in Gott gegründet sein. Seligkeit ist nicht ein Gefühl, sondern sie ist in diesem Buch, meine Seligkeit steckt in dem Buch. In diesem trockenen Buch ist Seligkeit, da musst sie herausfinden; da ist mein Gott drin, und durch dieses Buch muss ich erleuchtet werden. „Suchet in der Schrift denn sie ist's, die von Mir zeuget, und ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darinnen, und ihr wollt nicht zu Mir kommen, dass ihr das Leben haben möchtet,“ - und das ist umsonst. Für's ewige Leben kannst du gar nichts tun, es ist Alles ganz umsonst. Der HErr tut Alles, Er allein hat eine ewige Seligkeit ausgearbeitet.
V. 14. Das große Wort ist Nachfolger. Im sechsten Vers des 1. Kapitels hat er schon gesagt: „Ihr seid unsere Nachfolger geworden und des HErrn.“ Die Nachfolge ist hier was? Leiden. Das ist jetzt das Große, dass wir um JEsu willen leiden. Der Apostel sagt: „Gott hat uns als den Auskehricht geachtet;“ so hat Gott die Apostel in die Leiden hineingegeben. Sehet, das ist das Leiden um des HErrn willen. Sowie wir in JEsu Leben erhalten haben, so brummt uns da Einer an und dort Einer, da kommst du in schreckliche Not.
Seele, wenn du heulst über deine Sünden und möchtest so gern Ruhe haben: Wann kriegst du sie?
Ja, du kriegst erst Ruhe, wenn du glaubst. Sowie du glaubst, hast Ruhe. Ja, was hast denn zu glauben? Der Vater hat Seinen Sohn geschickt in die Welt, dass Er Knecht werden sollte und Der ist ans Kreuz genagelt worden für mich; Seine Feinde haben dafür gesorgt, dass Er an's Kreuz kam, Da ist Er das Opferlamm für meine Sünden geworden, und der Vater hats angenommen. Sowie du glaubst, dass der HErr JEsus als das Lamm Gottes für dich da hängt, dann bist du gereinigt. Mit dem, dass Er's getan hat, ist Gott zufrieden. Er hat Alles getan und das ist die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Sowie du es glauben kannst, so betest du an und fängst an zu lieben. Wer an JEsus glaubt, hat den heiligen Geist. Du zweifelst noch so viel, weil die Sache so groß ist und die wird immer größer und im Himmel wird sie erst recht groß. Die Liebe zu JEsus bringt dich in allerlei Geschichten hinein. Was in deinem Herzen ist, das kommt eben aus dem Munde dann heraus. Sowie du die Liebe JEsu im Herzen hast, dann heißt's: „Du bist ein Narr geworden; dieses Weib, dieser Mann ist närrisch geworden.“ Das ist Verfolgung; deine Nächsten machen's so, gib ja nicht nach, denn wenn du das nicht leiden willst, kannst du nicht nachfolgen; sowie du nachgibst, bist du verloren. - - - - -
Da ist kein Stand ausgenommen: wer JEsus im Herzen hat, muss Verfolgung leiden, und wenn du ein Pfarrer, oder Konsistorialrat, oder Bischof, oder wer du bist. Da hilft der Kittel nichts. - Was hat König David leiden müssen und der war ein großer Herrscher!
Der HErr JEsus hat's gesagt: „Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.“
Wer JEsus im Herzen hat, muss Verfolgung leiden und wer keine Verfolgung hat, ist noch beim Teufel. Dann hast du nur die allgemeine Weltreligion. Die Nachfolge JEsu ist: um Seines Namens willen Verfolgung leiden. Ihr habt von euren Blutsverwandten Verfolgung zu leiden.
„Ihr seid unsere Nachfolger geworden und des HErrn.“ Im 14. V. geht er weiter und sagt: „Ihr seid Nachfolger geworden der Gemeinen Gottes in Judäa.“
Der Jude verfolgt den Juden, der Stuttgarter verfolgt den Stuttgarter und der Esslinger den Esslinger. Wenn in Esslingen eine Seele gewonnen wird für den HErrn, so wird sie von Esslingern verfolgt, und ebenso in Stuttgart und an andern Orten.
Nimm dich in Acht, Seele! ehe du dich's versiehst, ist auch in deinem eigenen Herzen Feindschaft. Selig bist du, wenn du JEsu nachfolgst! Selig bist du, wenn du einem Knecht Gottes nachfolgst, und um Seinetwillen verfolgt wirst! Je mehr Gläubige an einem Orte sind, desto mehr Heuchler gibt's auch, die die Sache Gottes verschimpfieren1); aber du hast weder zur Rechten noch zur Linken zu sehen, sondern aufwärts hast du zu sehen zu JEsus. Wo viele Gläubige sind, da ist die Verfolgung nicht zu auffallend; aber die Sache bleibt dieselbe: die Feindschaft ist doch da.
V. 15. 16. JEsus hat die Juden so bös gemacht, weil die Leute Ihm nachliefen. Ihre Feindschaft kam aus Neid. Ebenso wollten die Juden aus Neid nicht leiden, dass die Apostel den Namen JEsu zu den Heiden tragen, daher verlästerten sie die Apostel.
V. 17. Hier kommt eine wunderbare Innigkeit heraus. Wir kommen zu der großen Innigkeit des Evangeliums und da gibt es so allerlei Witzköpfe, die dann einen Spott daraus machen.
Wir müssen wissen, dass der Teufel uns allerlei Klaps anhängen will. Wie eine Henne Eier ausbrütet, so brüten die gottlosen Leute allerlei böse Sachen über uns aus.
Hier springt eine wunderbare Liebe heraus, die die Welt nicht kennt.
Die fleischliche Liebe kann viel poetisieren und romantisieren; aber sie ist außerordentlich unreell und führt in völlige Narrheit. - Da kann man oft sehen, dass ein paar Leute sich lieben bis in den Tod hinein und nachher werfen sie einander ihre ganze Korrespondenz ins Gesicht und geben sich ihren Goldschmuck zurück.
Wo fleischliche Liebe ist, da hat Vater und Mutter nichts mehr zu sagen, da ist aller Verstand fort. Und weil die fleischliche Liebe so Narren macht, deshalb macht die geistliche Liebe außerordentlich vorsichtig, denn der Mensch fängt an im Geist und hört oft im Fleisch auf. Das Alter schützt da nicht. Überall ist Gefahr und diese Gefahren heißen Klippen, an denen der Glaube Schiffbruch leiden kann. Im Reich Gottes gibt es auch Klippen und tausenderlei Gefahr; daher müssen wir nüchtern sein und nicht besoffen. Daher sollen wir im Buch lesen; in diesem Buch ist Alles nüchtern. Was im Buch steht, das musst festhalten.
Apostelg. 15,25.26. Hier ist zunächst Paulus und Silas, im 16. Kapitel kommt noch Timotheus dazu. Das ist das höchste Lob, wenn Männer ihr Leben dargegeben haben für den Dienst des HErrn JEsu und um des Namens JEsu willen gelitten haben. Das wird aber jetzt gar nicht mehr gekannt; sie möchten Einen lieber über Bord werfen.
V. 27-29. Den Heiden wird aufgegeben die vier Stücke, von denen wir uns enthalten sollen: Götzenopfer, Blut, Ersticktes und Hurerei.
V. 32.40. Silas war ein Lehrer und zugleich hatte er das Prophetenamt. Lukas und Timotheus kamen so durch ungeschlagen; aber die Vornehmen, Paulus und Silas, die kriegten Prügel. Apostelg. 16,22.23. Wenn zwei mit einander um einer Sache willen Prügel kriegen, das gibt eine wunderbare Liebe zusammen.
1. Thess. 2,17. Die Leute sind nur 14 Tage zusammen gewesen und doch war so große Liebe da.
„Wir wären jetzt noch bei euch,“ sagt der Apostel, „aber wir sind verfolgt worden und mussten gehen; doch im Herzen sind wir noch bei euch.“ Das ist die Gemeinschaft des Geistes, sie sind immer beieinander.
V. 18. Manchmal verhindert einen der Teufel, irgendwohin zu gehen, und manchmal wehrt der heilige Geist. Da muss man ja Acht haben, die Personen nicht zu verwechseln.
V. 19. Hier kommen wir zu der rechten Sprache. Wir haben jetzt eine Sprache mit unreinen Lippen, und dann macht man entweder zu viel aus einem Menschen, oder man macht aus ihm zu wenig.
Die Thessalonicher sind des Apostels geistige Kinder, und das gibt jetzt diese heilige, wunderbare geistige Verbindung zwischen dem Apostel und denen, die das Wort der Wahrheit angenommen haben, und so ist es überall zwischen Lehrern und Hörern des Worts, wo Kinder Gottes geboren sind.
V. 19. Der Apostel heißt seine geistigen Kinder seine „Freude“ und „Krone des Ruhms“ und seine „Hoffnung“; Wie kann ein Mensch meine Hoffnung sein, ist das nicht verkehrt? - - - - - - - - - -
Wenn wir uns nicht haben schrecken lassen, sondern sind durchgedrungen und haben gesiegt, so sind droben Kronen bereit, die uns zu Teil werden. Das sind Seelen, die wir dem HErrn gewonnen haben. Was wird das sein, wenn wir in die himmlische Stadt kommen! Wenn wir dem HErrn Seelen zuführen dürfen, das gibt eine selige Verbindung, und das will der Teufel stören. Aber solche Leute sind wir, wir nehmen den Augenblick etwas an, wenn der Teufel uns was vorbläst und lassen uns stören; da nimmt man dann an irgend etwas Anstoß. In dem Augenblick als du dem Teufel eine Seele aus dem Rachen nehmen willst, finden die Leute Fehler mit dir, da geht es über dich her. Aber Jeder von uns ist dazu berufen, Seelen zu werben; das soll ja die Frucht unseres Lebens sein: nach deiner Gabe sollst du wuchern. Der HErr fordert nicht mehr von einem Knecht, denn dass er treu ist, aber von jedem Knecht erwartet er eine Frucht, und daher musst du wuchern.
Lasset uns doch unser Leben nicht mit so elenden Sachen zubringen, die die Welt wieder nimmt! Lasset uns doch für eine selige Ewigkeit leben! Jede Seele muss sich bewegen lassen durch den heiligen Geist, zu arbeiten für den HErrn und Seine Sache, und für die Mission zu geben. Ehe du dich versiehst, ist der Bauch wieder dein Gott. -
Wir sollen immer zunehmen im Werk des HErrn. Da muss man immer schaffen und zwar so, dass man über dem Schaffen nicht sich selbst vergisst. Wie schrecklich ist es, wenn der Teufel dich wieder von der Stimme, die dich zu JEsus gebracht hat, abbringen kann!
V. 19.20. Was wird's sein, wenn wir dort wieder zusammenkommen! Wenn du fest bleibst in der Gnade Gottes: kein Feind, kein Teufel kann dir deine Krone nehmen.
Kap. 3,1.2. Timotheus ist ein ganz junger Mann, er ist jetzt erst ein halbes Jahr im Dienste des HErrn; aber der Apostel sagt: „Ich habe Keinen, der so ganz meines Sinnes sei, wie er.“
Der erste Titel, den Paulus dem Timotheus gibt ist: „unser Bruder.“ Bruder und Schwester das ist der höchste Titel, einen größeren gibt's nicht im Reiche Gottes. Ein Bruder ist Einer bloß dann, wenn er die Erlösung, die in Christo JEsu ist, glaubt und angenommen hat. Der HErr JEsus selbst ist der erste Bruder in dieser Brüderschaft. Ein Diener und Gehilfe am Evangelium Christi ist ein solcher, der für JEsus arbeitet. Ein Bruder und Schwester ist nur der, der würdig wandelt vor Gott.
Ein Glied im Reiche Gottes, im Reich der Herrlichkeit zu sein: kein höherer Adel als der!
V. 3. „Dass Niemand weich würde.“ Die Sorge ist: Ach, dass doch Niemand weich wird in diesen Trübsalen! Die Trübsale sind eben so, dass man gar leicht weich wird und Trübsal ist da, damit ein Jeder erprobt würde. Zurückgehen heißt man „weich“ werden; das ist der wunderbare Ausdruck des Apostels.
Der erste Grund von den vier, die der HErr JEsus uns zeigt, ist so: da wird Alles vom Teufel gleich wieder weggenommen.
Bei dem zweiten Grund geht Alles recht gut, der Same geht auf; aber sowie Trübsal und Widerstand kommt, geht Alles zurück; wenn Verfolgung sich erhebt, dann langt's nicht mehr und das heißt man „weich“ werden. Luk. 8,5.6.
Wir sind zu Trübsalen berufen, aber nicht zu körperlichen. Wenn du körperlich krank wirst, das sind Prügel, die von Gott kommen, da sollst du Buße tun. Aber wenn du ganz freiwillig erträgst, was du um JEsu willen zu leiden hast, das sind Trübsale.